Wilde 13 – Ein Fazit nach 13 Spieltagen

Wilde 13 - Ein Fazit nach 13 Spieltagen
Wilde 13 - Ein Fazit nach 13 Spieltagen

Rund ein Drittel der Spielzeit 2014/2015 in der 3. Liga ist gespielt. Grund genug ein erstes Fazit über den bisherigen Saisonverlauf zu ziehen:

Der Saisonverlauf

Es war Sonntag, der 27.07.2014 und ca 14:40. Hansa Rostock hatte soeben das 4:1 im heimischen Preußenstadion erzielt und die ersten Stimmen wurden laut. „Das wird dieses Jahr nur Abstiegskampf.“ Oder „Mit dem Trainer und der Führung können wir froh sein, wenn wir die Klasse halten.“

Gut, auch mein Optimismus war sichtlich angeknackst. Die zweite Halbzeit entschädigte zwar ein wenig, aber insgesamt konnte man die Entwicklung der nächsten Wochen und Monate nicht unbedingt absehen.

Nach einem 3:0-Sieg in Stuttgart war zumindest die Tordifferenz positiv, das Spiel des SCP ließ aber auch im nächsten Heimspiel zu wünschen übrig. Langholz und grausamer Fußball wurde in der Partie gegen Cottbus serviert. Die Niederlage gegen selbstbewusste und stark gestartete Dresdner am folgenden Spieltag kam also nicht vollkommen überraschend.

Dann kam das Derby und es hat sich mittlerweile etwas eingebrannt: Derbyzeit = Preußenzeit!

Ausgerechnet Erik Zenga, der sich in der Vorsaison noch in Lila kleidete, erzielte das goldene Tor. Der bittere Beigeschmack des Streits zwischen Mehmet Kara und Marcus Piossek war schnell verflogen, da beide auf dem Platz mittlerweile wieder miteinander harmonieren.

Gegen Erfurt und den Angstgegner der letzten Saison Holstein Kiel mussten sich Looses Mannen anschließend mit jeweils einem Unentschieden begnügen.

Der Knoten sollte erst im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden platzen. Kampf, Biss und schöne Kombinationen konnte der Preußenfan in diesem Spiel betrachten. Das Tor zum 3:2 ließ im Preußenstadion alle Dämme brechen. Drei Heimsiege in Folge stehen seit diesem Spieltag zu Buche, darunter ein Sieg gegen den Aufsteiger Großaspach und die auswärts bis dahin ungeschlagenen Hallenser.

Dem gegenüber standen aber zuletzt zwei empfindliche Auswärtsniederlagen. Auf die 4:0 Pleite gegen den Tabellenletzten Mainz II möchte ich aus Rücksicht auf das Herz des Preußenfans nicht weiter eingehen, das in der Summe wohl verdiente 0:1 gegen Chemnitz dürfte jedoch in einer so ausgeglichenen Liga in die Kategorie „Kann passieren“ passen.

Tabellensituation

13 Spiele, sechs Siege, drei Unentschieden und vier Niederlagen: Das ergibt unter dem Strich 21 Punkte. Elf Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sind ein mehr als solides Polster Abstiegskampf dürfte also in diesem Jahr nicht auf dem Programm stehen. Zum Vergleich: Im Vorjahr stand man mit 15 Punkten und 3 Punkten Vorsprung erheblich mehr unter Druck. Nach unten!

Doch wie sieht es aus, wenn man sich in die oberen Gefilde der Tabelle orientiert. Die im Preußenstadion unterlegenen Wiesbadener aus Wehen führen die Tabelle mit 26 Punkten an.

Diesen folgen fünf (!) Mannschaften punktgleich mit 24 Punkten, darunter auch der ungeliebte Nachbar aus Bielefeld, der zum nächsten Spiel am 19.10. zum zweiten Derby der Saison im Preußenstadion gastiert. Nach dem Sieg in Halle haben sich die Erfurter mit 22 Punkten zwar noch vor unsere Adlerträger geschoben, jedoch muss man sich aufgrund des 8. Platzes zur Zeit noch keine Sorgen machen, es ginge in dieser Saison nur um die „goldene Ananas“. Fünf Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter und drei Punkte auf die Plätze 2-6 lassen zumindest hoffen, eine spannende Saison mitzuerleben. Ob sich die Elf auf dem Rasen am Ende die Krone aufsetzen bleibt abzuwarten. In dieser verrückt ausgeglichenen Liga ist jedoch alles möglich und der SCP muss sich mit seinem Kader weiß Gott nicht verstecken.

Ausblick auf die kommenden Spiele

Nach der (meiner Meinung nach nervigen) Länderspielpause kommt es zum zweiten Derby der Saison. Der Zweitligaabsteiger aus Ostwestfalen reist an. Ein 4:0-Sieg wie vor zwei Jahren dürfte nicht noch einmal möglich sein, chancenlos ist der SCP jedoch auf keinen Fall. Zwar sind die Bielefelder drei Punkte voraus in der Tabelle und haben am vergangenen Spieltag Dynamo Dresden mit 4:1 besiegt, jedoch gab es auch dort schon empfindliche Niederlagen wie zum Beispiel das 1:5 zu Hause gegen den Halleschen FC.

Danach geht es beim SCP weiter mit den „NRW-Wochen“. Freitagabend, Flutlicht, zwei Traditionsvereine treffen aufeinander. Das mit einem Auswärtssieg gepaar dürfte den wohl besten Start in das Wochenende ergeben. Denn bereits fünf Tage nach dem Derby treten die Jungs bei Fortuna Köln als Favorit beim Aufsteiger an. Doch Achtung! Die Kölner sind nach mäßigem Saisonstart immer besser in Form und auch dort wird den Mannen von Ralf Loose alles abverlangt werden.

Nicht einfacher wird es im dritten Teil der NRW-Serie. Der MSV Duisburg, seit 12 Spielen ungeschlagen, wird Preußenstadion seine Visitenkarte abgeben. Die wohl schwierigste Aufgabe aber auch die Duisburger sind „nur“ drei Punkte vor dem SCP!

Es dürfte also spannend und vor allem richtungsweisend werden in den nächsten 3 ½ Wochen. Mit einer Maximalausbeute von neun Punkten rechnet wohl niemand. Fünf bis sieben Punkte müssten aber wohl auf die Habenseite gelangen, um den Anschluss nach oben zu halten. Bei weniger droht bereits im November die ungeliebte goldene Ananas über uns zu schweben wie ein Damoklesschwert.

Doch so sehr mein Optimismus nach den ersten 40 Minuten gegen Rostock angeknackst war, so sehr haben sich die Jungs durch Erfüllen der Grundtugenden wie Kampf und dem Gegner läuferisch die Stirn bieten, meinen Optimismus wieder geholt. Insofern denke ich, dass wir auch nach diesen drei Spielen in den oberen Sphären der Tabelle ein Wort mitreden.

Der Kader

Im Tor hat Daniel Masuch eine souveräne Saison. Beim Rauslaufen mit Schwächen, dafür im 1:1 immer noch überragend. Mit ihm hat der SCP immer noch einen sicheren Torwart und eine starke Persönlichkeit im Kader.

Als Dominik Schmidt im Sommer seinen Vertrag verlängerte, plante Ralf Loose mit ihm als Abwehrchef. Das bestätigte er auch und hat sich im Vergleich zur Vorsaison erheblich gesteigert. Als Partner hat sich entgegen aller Vermutungen weder Marco Pischorn oder Simon Scherder hervor tun können. Marc Heitmeier, eigentlich als Stabilisator im defensiven Mittelfeld vorgesehen, zeigte nach schwachen Saisonstart auf der „Sechs“ in der Innenverteidigung seine wahre Klasse. Rechts ist Kevin Schöneberg nach seiner Verletzungspause enorm wichtig für das gesamte Team, links hat sich Fabian Hergesell ebenfalls stabilisiert und dem jungen Julian Riedel den Rang abgelaufen. Patrick Kirsch „switchte“ zwischen den Außen- und Innenverteidigerposition und hat bewiesen, dass auf ihn stets Verlass ist. Bei der starken Konkurrenz bleibt ihm jedoch zur Zeit oftmals nur die Zuschauerrolle.

Im Mittelfeld hat Ralf Loose etwas geschafft, womit die wenigsten wohl vor dieser Saison gerechnet hätten. Mehmet Kara und Amaury Bischoff, beides begnadete Fußballer, jedoch mit einer mehr als durchwachsenen Vorsaison, spielen nahezu wieder wie in besten Zeiten. Während Bischoff an der Seite von Erik Zenga dem Spiel durch sein Auge und seine Zuspiele Struktur verleiht, tanzte Mehmet Kara auf links mit seinen Gegenspielern wieder das ein oder andere Mal den Preußenwalzer. Gegen Regensburg und Halle waren ganze Abwehrreihen gegen seine Haken und Dribblings machtlos. Das Resultat waren die entscheidenden Tore durch Marcel Reichwein und Rocky Krohne.

Philipp Hoffmann konnte die hohen Erwartungen nach einer starken Saison in Saarbrücken noch nicht bestätigen, deutete aber das eine oder andere mal an, dass er im weiteren Verlauf noch sehr wertvoll werden könnte.

Überraschend für viele dürfte sein, dass Erik Zenga dem Kapitän Jens Truckenbrod immer mehr den Rang abläuft. Zenga überzeugt als „Wadenbeißer“ auf der Sechserposition und erzeugt auch nach vorne reichlich Dynamik. Der aus Osnabrück gekommene Kapitän der deutschen U20 Nationalmannschaft kann man ohne Bedenken das Prädikat „Klare Verstärkung“ geben. Wenn er seine Sprunggelenksprobleme auskuriert hat, dürfte er wieder zu den festen Stützen im Team gehören.

Rechts zündet Benni Siegert wie gewohnt den Turbo, wenngleich mit den gewohnten Höhen und Tiefen.

Sein eigentlicher Konkurrent, Marcus Piossek, wurde von Loose zur hängenden Spitze umfunktioniert. Dort rackert er sich wie gewohnt und rennt sich die Seele aus dem Leib, oftmals fehlt im jedoch im Abschluss noch das Quäntchen Glück.

An vorderster Front lässt Marcel Reichwein, den in der letzten Rückrunde stark auftrumpfenden, Benyamina immer mehr vergessen. Sieben Tore und drei Vorlagen können sich nach 13 Spielen durchaus sehen lassen, wenngleich es durchaus noch mehr Tore hätten sein können, klare Chancen dazu waren da. (Vergleich: Benyamina, vier Tore, zwei Vorlagen). Rocky Krohne bleibt nur die Rolle als Edeljoker, die er aber hervorragend ausführt. Bestes Beispiel ist dafür die Partie gegen Halle. (Zwei Joker Tore in 7 Minuten Spielzeit)

Überraschend wenig Bindung zum Preußenspiel gelingt bisher Abdi Amachaibou. Mit großen Erwartungen und als einer der besten Spieler der letzten Saison verpflichtet, kommt er zur Zeit nicht über einen Platz auf der Bank hinaus. Es bleibt zu hoffen, dass er bald den Turbo zündet und das Spiel der Adlerträger noch weniger ausrechenbar macht.

Die Tops und Flops:

Wilde 13 - Die Tops nach 13 Spieltagen

Wilde 13 – Die Tops nach 13 Spieltagen

Top:

  1. Mehmet Kara und Amaury Bischoff zählen wieder zu den wichtigen Stützen im Team
  2. Die Abgänge von Dennis Grote und Soufian Benyamina wurde durch Mehmet Kara (intern) und Marcel Reichwein (extern) sehr gut kompensiert
  3. Die Einstellung des Teams: In der letzten Saison wurde noch zu wenig Kampf und Biss bemängelt. In dieser Saison kämpft das Team füreinander, zum Teil bis zum umfallen (Beispiel: Großaspach)
  4. Der Derbysieg in Osnabrück – Keine Erklärung notwendig!
Wilde 13 - Die Flops nach 13 Spieltagen

Wilde 13 – Die Flops nach 13 Spieltagen

Flop:

  1. Großen Spielen mit großen Kampf folgen unerklärliche Aussetzer, wie das Spiel in Mainz beim Tabellenletzten
  2. Der Streit zwischen Mehmet Kara und Marcus Piossek. Scheint jedoch Gott sei Dank abgehakt.
  3. Die Pöbeleien in Stuttgart gegen unseren Baba. Ein absolutes No-Go!
  4. Die Trikotdiskussionen am Anfang der Saison
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