Euphorie wegen Designstudie
Für reichlich Aufruhr und Diskussionsbedarf sorgte ein, bei der Jahreshauptversammlung des SCP, vorgestelltes Strukturkonzept für das Preußenstadion. Dieses Konzept besagt, dass das Preußenstadion zu einem vollüberdachten Stadion ausgebaut werden kann. Außerdem könnten Parkhäuser, Parkplätze, Trainingsplätze und Grünflächen entstehen.
Geschmäcker sind unterschiedlich
Sofort wurden etliche Diskussionen losgetreten, ob denn so ein neues Stadion sinnvoll wäre und wie das denn aussehen würde. Die meisten sind sich einig: Das Modell sieht schön aus. Endlich würde es auch in Münster ein Stadion geben, für das man sich nicht mehr schämen müsse. Ein Stadion, das Komfort bietet und neue Zuschauer anlockt.
Ich sehe das Ganze etwas anders. Wenn mich jemand fragt, was den SCP besonders macht, es ist gerade das Preußenstadion, das ich als erstes nenne. Ein Stadion, das an frühere Zeiten erinnert, als mal fast alle Stadien so aussahen. Ein Stadion, das sich von den ganzen Arenen in Deutschland unterscheidet. Welche Unterschiede gibt es noch zwischen den Arenen in Duisburg, Rostock, Dresden, Augsburg etc.?
In der heutigen Zeit werden leider viele Arenen nach dem gleichen Muster gebaut. Ich schäme mich nicht für unser Stadion. Ich sehe den SCP lieber in unserer Antik-Arena, als in einer charakterlosen Betonbaute. Fußball muss ein bisschen „dreckig“ sein. Ich will keinen allzu großen Komfort im Stadion. Es reicht völlig aus, wenn man dort stehen kann, Bier trinken kann, singen und sich unterhalten kann. Mehr braucht ein Fußballfan nicht. Und es ist ja nicht so, dass Fans, die es gemütlicher wollen, bei uns ausgeschlossen werden: Die Tribüne entspricht den heutigen Standards des „modernen“ Fußballs.
Veränderungen dennoch nötig
Es soll nun aber auch nicht der Eindruck entstehen, dass ich mit dem Preußenstadion ausnahmslos zufrieden bin. Wie ich auf der einen Seite ganz klar den Charme des Stadions liebe, so gibt es auf der anderen Seite aber auch Dinge, die verbessert werden müssen. Da ist zum Beispiel die Toilettensituation zu nennen. Da wurde in den letzten Jahren schon was getan, aber immer noch nicht genug. Oder die Westkurve. Ein leidiges Thema. Eine Kurve, die seit vielen Jahren nicht brauchbar ist, ist ganz klar ein negativer Aspekt des Stadions.
Die Frage, die sich mir stellt, ist also: Wie kann man den Charakter des Stadions beibehalten, es aber dennoch so verändern, dass es den Zeichen der Zeit entspricht und auch für höhere Aufgaben brauchbar ist?
Ist ein neues Stadion überhaupt nötig?
Eine Veränderung könnte der Bau einer neuen Westtribüne sein. Das würde neue Sitzplätze und mehr Zuschauereinnahmen bringen. Mit einer neuen Westtribüne könnte die Kapazität des Preußenstadions auf fast 20.000 angehoben werden. Das würde auf jeden Fall für die zweite Liga reichen. In Zeiten, in denen nur 8000 Zuschauer ins Preußenstadion kommen, obwohl der SCP bisher eine überragende Saison spielt, ist es sowieso fraglich, wieso es Leute gibt, die Kapazitäten von 25.000 – 30.000 fordern.
Mit einer neuen Westtribüne würde das Stadion eigentlich alles haben: Genügend Sitzplätze, viele Stehplätze, zum Teil überdachte Stehplätze. Außerdem könnte man dann noch über eine Überdachung der Ostkurve nachdenken. So hätte man sich ein bisschen den Ansprüchen der Zeit genähert und trotzdem das besondere am Stadion erhalten.
Alle müssen mitspielen
Es tut weh, aber ich muss an dieser Stelle leider den Spielverderber spielen. Denn dieses Modell stellt nicht ein zukünftiges Stadion dar. Die planungsrechtliche Möglichkeit solcher Umbauten soll abgesichert und rechtssicher gemacht werden. Bis die Stadt also wirklich mitspielt und etwas ernsthaftes geplant wird, wird noch viel Zeit vergehen. Die Politik muss mitspielen. Es darf jetzt im Vorfeld keine Klagen geben. Die Finanzierung muss gesichert sein und der SCP muss eine Miete für das Stadion auch stemmen können. Dieses Konzept stellt den ersten Schritt dar und bereitet den Weg, später ohne Klagen das Ganze umsetzen zu können. Doch ob die Stadt tatsächlich etwas finanziert, steht völlig in den Sternen.
Warnendes Beispiel: Regensburg
Was ist, wenn eines Tages dieses Konzept umgesetzt wird, und der SCP erfolglos ist? Was ist, wenn der SCP in der dritten Liga eines Tages mal wieder gegen den Abstieg spielt?
In Regensburg wird es ein neues Stadion geben. Viele Millionen Euro werden investiert. Momentan steht das Regensburger Team abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der dritten Liga. Ein Abstieg in die vierte Liga wird finanziell sicherlich schwierig.
Weitere Beispiele gibt es zuhauf: Bielefeld, Duisburg, Aachen. Überall wurde ein neues Stadion gebaut, am Ende wurden Kosten völlig falsch berechnet, oder es setzte plötzlich ein sportlicher Niedergang ein.
Sicherlich ist es unwahrscheinlich, dass der SCP, der finanziell auf sehr gesunden Beinen steht, durch ein neues Stadion ähnliche negative Erfahrungen machen wird. Doch man sollte sich den Gefahren bewusst sein.
Deshalb würde ich es bevorzugen, wenn man Schritt für Schritt vorgehen würde. St. Pauli zum Beispiel hat nach und nach die Tribünen modernisiert. Immer wenn Geld da war, wurde sich um eine weitere Tribüne gekümmert. So verhindert man, in finanzielle Notlagen zu kommen. Bei uns könnte man sich also erst mal um eine neue Westtribüne kümmern. Alles andere ist aus meiner Sicht utopisch. Und auch von diesem Konzept sollte man sich nicht blenden lassen: Ihr kennt unsere Stadt, und ihr kennt all die Versprechungen die gemacht wurden. Am Ende waren es alles nur plumpe Phrasen.
Wie es mit dem Preußenstadion weitergeht, ist also weiterhin fraglich. Zu oft wurden den Fans schon Versprechungen gemacht. Doch eins haben wir uns nie nehmen lassen: Den Spaß am Fußball, die Leidenschaft zum SCP, und all diese Dinge haben wir in unserem altehrwürdigen Preußenstadion erlebt. Es wäre schade, wenn es auf einen Schlag in eine moderne Arena umgewandelt werden würde.
Eine sehr ausführliche und sehr lesenswerte Antwort unserer Kollegen von Preußenfieber.com zu unserem Kommentar: