Kommentar zum Derby
Das Derby gegen Osnabrück ist vorbei, und wie immer nach so einem Risikospiel, überschlagen sich die Meldungen zu den Vorkommnissen am Spieltag. Hassgesänge, Gewalt und das Zünden von Pyrotechnik waren unerwünscht, so wurde es zumindest vor dem Spiel kommuniziert, als man die Aktion „Westfälischer Frieden“ vorstellte. Unsere Eindrücke vom Derbytag sollen hier wiedergegeben werden. Denn es bestand nicht alles nur aus „Hass und Gewalt“, wie es die Neue Osnabrücker Zeitung nach dem Derby kommentierte.
Denn es gab tatsächlich Fußballfans, die sich auf das Derby gefreut haben. Einige davon trafen sich morgens an der Krone. Die Fiffi-Gerritzen-Kurve hatte mit Plakaten für diesen Treffpunkt mobilisiert. Von da sollte es einen Derbymarsch zum Stadion geben. Um 11:45 Uhr liefen ca. 700 Preußenfans gemeinsam in Richtung Preußenstadion. Neben Fangesängen gab es auch ab und zu Rauch und Böller. Bei einem Derbymarsch nichts verwerfliches, wäre da nicht ein Böller auf einen 25-jährigen Polizeibeamten geflogen, der ein Knalltrauma erlitt. Ansonsten blieb es vor dem Spiel friedlich. Unfassbar viel Polizei, die mit Hilfe zweier Helikopter praktisch die ganze Stadt überwachte, sorgte dafür, dass es zu keinem Kontakt zwischen den beiden Fanlagern aus Münster und Osnabrück kam. Somit war die Anreise der VfL-Fans zum Stadion problemlos verlaufen.
Eigentlich sollten die Stadiontore im Heimbereich um 12 Uhr öffnen. Tatsächlich geöffnet wurden sie aber erst um 12:20 Uhr. Der Vorplatz des Stadion war da schon recht gut gefüllt, man ließ die Fans aber warten. Wie ein älterer Herr neben mir analysierte: „Da braucht sich die Polizei nicht wundern, wenn die Leute aggressiv werden!“ Das Spiel musste, wie es bereits gegen Dresden der Fall war, 15 Minuten später angepfiffen werden. Der Grund hierfür waren noch vor dem Stadion wartende Menschenmassen.
Kurz vor dem Anstoß war in der Ostkurve einiges geboten. Die Fiffi-Gerritzen-Kurve präsentierte in Block N eine Choreo. Zu lesen war „Viola Merda“, vorne gab es ein großes Spruchband mit der Aufschrift „Alle gemeinsam gegen lila und weiss“. Der zweite Teil der Choreo zeigte dann mit Fahnen die Vereinsfarben des SCP sowie die Stadtfarben von Münster. Das Spruchband dazu war: „Besiegen wir den Feind unserer Farben“. Insgesamt sah das sehr gut aus. Auch die Deviants in Block M fertigten eine Choreo an. Der Block wurde zunächst mit Fahnen in die Vereinsfarben getaucht, dann wurde ein Adlerlogo an den Lautsprechermasten hochgezogen. Zusätzlich gab es das Spruchband: „Entschlossener als je zuvor, steigt der Adler nun empor!“ Untermalt wurde das Bild von schwarzem, weißem und grünem Rauch, so dass auch dort ein tolles Bild entstand. Hier gilt es den Ultras aus den Blöcken M und N einen Dank auszusprechen, für die Mühen (Zeit, Arbeit, Finanzierung), die in diese Choreos gesteckt wurden. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurden auch in der Fiffi-Gerritzen-Kurve „Pyrotechnische Gegenstände“ gezündet. Mit dem Fahnenmeer ergab auch das ein schönes Bild.
Zu dem Thema Pyrotechnik kann man sicherlich geteilter Meinung sein und es ist auch absolut in Ordnung, wenn sich Preußenfans darüber aufregen. Wer jedoch nur kritisiert und sich auf die Ultras einschießt, ohne dabei anzumerken, dass es die Ultras waren, die vor dem Spiel für eine imposante Ostkurve gesorgt haben, und es vor allem die Ultras waren, die während des Spiels für die größtenteils großartige Atmosphäre im Preußenstadion gesorgt haben, der ist in meinen Augen das, was er selbst den Ultras immer vorwirft: Unbelehrbar. Wie gesagt, man muss nicht alles toll finden, was von den Ultras gemacht wird. Nur das Negative zu sehen zeugt aber auch nicht gerade von einer richtigen Auseinandersetzung mit der Ultrabewegung.
Vor dem Spiel gab es auch im Gästeblock einige Bengalen zu sehen. Doch viel interessanter ist, was sich nach dem Spiel dort abspielte: Aus einem mir nicht bekannten Grund kam es wohl zu Gerangel zwischen Fans des VfL und Ordnern, das sich dann kurze Zeit später zu einem Konflikt zwischen Fans und Polizei entwickelte. Einsatzleiter Volker Wittenbreder wird im Polizeibericht folgendermaßen zitiert: „Gewalttäter aus dem Gästeblock gingen Ordner an. Einschreitende Polizisten wurden mit einer Mülltonne, brennenden Bengalos und weiteren Gegenständen beworfen. Die Beamten mussten Pfefferspray und den Schlagstock einsetzen.“
Das Fanprojekt Osnabrück sprach von 30 Verletzen Fans des VfL, die mehrheitlich an den Augen verletzt wurden. Michael Aschmann vom Osnabrücker Fanprojekt sagte zu dem Pfefferspray-Einsatz: „Aus unserer Sicht ist das nie das richtige Mittel, weil es immer auch viele trifft, die nicht an den Ausschreitungen beteiligt sind.“ Über diese 30 Fans, die bei dem Polizeieinsatz im Gästeblock verletzt worden sind, wird im Polizeibericht nicht berichtet.
Komisch wird es, wenn der Auslöser für die Randale die provozierenden Spruchbänder der Preußenfans gewesen sein sollen, wo doch gerade die Osnabrücker Fans in den vergangenen Derbys immer wieder Spruchbänder gegen Preußenfans gezeigt haben. Tatsächlich gab es einige Spruchbänder zu verschiedenen Themen.
Zum Beispiel äußerten sich die Deviants kritisch zu den Gedanken von Ornatelli, wieder nach Münster zu wechseln:
„Ornatelli du Bastard, nie mehr für Preussen!“
Amaury Bischoff bekam von beiden Münsteraner Gruppen Unterstützung:
„Amaury, do it again“ (Deviants), „Selbst unser Bischof(f) kennt bei euch keine Nächstenliebe. Osna kaputttreten – immer und überall!“ (FGK)“
Zu der Aktion „Westfälischer Frieden“ zeigten die Deviants noch:
„Kein Frieden mit Osnaschweinen!“.
Die FGK richtete sich zudem noch mit einigen Spruchbändern an die Osnabrücker Fans:
„Stellt euch endlich auf´n Acker!“, „Fick die Cops? Wohl eher euer Freund und Helfer.“, „Ich würde alles für dich tun? Dann stellt euch endlich!“.
All diese Spruchbänder kann man als unnötig, niveaulos und provokant bezeichnen. Ich finde, solche Dinge gehören zu einem Derby dazu. Fanszenen, die sich gegenseitig nicht mögen, und die mit Gesängen und Spruchbändern den Anderen ihre Ablehnung zeigen. So macht es Osnabrück, so macht es Münster. Die Vorstellung von einem friedlichen Derby ohne Hassgesänge war eine völlig unrealistische. Gewalt ist nicht in Ordnung, Provokationen schon. Es ist schließlich ein Derby, und keine Friedensveranstaltung.
Nach dem Spiel waren die Zugänge zum Fanport versperrt. Bis die Osnabrücker Fans auf dem Weg zum Bahnhof waren. Hier zeigten sich Defizite in der Kommunikation der Ordner: Während der Zugang zum Fanport im Stadion bereits geöffnet war, mussten die Fans am Zugang an den Kassenhäuschen noch warten. Die dort stehenden Ordner hatten keine Möglichkeit ihren Vorgesetzten zu kontaktieren, sie würden „einfach nur den Befehl ausführen“. Was bringen Ordner an Zugängen, wenn diese keine aktuellen Anweisungen erhalten können und somit die Fans ungewollt provozieren? Schließlich sprang ein Fan ein, von dessen Handy der Vorgesetzte angerufen werden konnte. Dann öffnete ca. 1 Stunde nach Spielende auch der zweite Zugang zum Fanport. Ordner sollten in Zukunft besser vernetzt sein. Außerdem wäre es hilfreich, wenn diese auch selbst den Kopf einschalten würden, und nicht blind den Befehlen folgen.
Nach dem Spiel kam es wieder zu keinen Aufeinandertreffen beider Fanszenen, es blieb alles ruhig.
Fazit: 40 Verletzte, davon 30 verletzte Fußballfans durch Pfefferspray. Verletzte Ordner und ein verletzter Polizist, keine Aufeinandertreffen der beiden Fanlager, zwei tolle Choreografien, Pyrotechnik im Münsteraner und Osnabrücker Fanblock ohne Verletzte, gute Stimmung der Preußenfans, schlecht organisierte Ordner, Spruchbänder der Preußenfans. Diese Bilanz ist nicht durchweg positiv, sie ist aber auch kein Grund, ein riesen Fass aufzumachen. Das PreußenForum wünscht an dieser Stelle allen Verletzten gute Besserung.
Man sollte nie vergessen, dass sich der Großteil der Fans im Stadion und außerhalb sicher gefühlt hat und in Ruhe Fußball gucken konnte. Und das sich der Großteil der Fans friedlich verhalten hat.