Kamelle? Nee, wir wollen Punkte!

25. Spieltag - Vorschau - Rot Weiss Erfurt - SC Preußen Münster
25. Spieltag - Vorschau
Rot Weiss Erfurt - SC Preußen Münster

Am Karnevalswochenende geht es für die Preußen in die thüringische Landeshauptstadt nach Erfurt. Wie die Adler sind auch die rot-weißen mit sechs Punkten in die Rückrunde nach der Winterpause gestartet und für beide ging es in den Spielen um direkte Konkurrenten um den Aufstieg. Nun steht wieder ein so genanntes Sechs-Punkte-Spiel auf dem Programm. Ein Sieg des SC Preußen würde bedeuten, dass der Platz an der Sonne in Münster bleibt. Aber auch eine Punkteteilung wäre kein Weltuntergang zumal am selben Tag der zweite und dritte ebenfalls aufeinander trifft. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der SCP noch nie gegen RWE verloren hat. In neun Spielen gab es allerdings schon sieben unentschieden bei zwei Heimsiegen der Preußen (16-14 Tore). Das Hinspiel endete 2–2 unentschieden. Nach einer Notbremse an Erik Zenga und der Hinausstellung von Juri Judt, verwandelte Marcel Reichwein kurz vor Halbzeit den fälligen Freistoß aus 17 Metern direkt. Zwei Abwehrfehler der Preußen brachten die Erfurter in der 48. Minute durch Haris Bukva und in der 73. Minute durch Rafael Czichos zunächst in Führung. Ein Katastrophen-Rückpass von Carsten Kamlott in der 82. Minute, erreichte Marcel Reichwein und dieser ließ sich nicht lange bitten und machte den Ausgleich klar. Letzterer Marcel Reichwein sowie Innenverteidiger Marc Heitmeier werden in der Blumenstadt nicht auf dem Platz stehen dürfen, beide sitzen ihre 5. Gelbe Karte ab. Falls Trainer Ralf Loose nicht noch ein Ass im Ärmel hat, wird Simon Scherder für Marc Heitmeier in den Kader rücken. Im Sturm wird sehr wahrscheinlich Rocky Krohne den Platz von Marcel Reichwein einnehmen dürfen. Ansonsten gibt es auch nicht viel zu ändern an der Aufstellung der Preußen.

„Never change a winning Team“ dürfte es auch bei den Rot-Weißen heißen. Keine gesperrten oder verletzten Spieler hat Walter Kogler zu beklagen. Nach dem späten Siegtreffer in Dresden stehen die Erfurter auf Platz 5 in der Tabelle mit nur drei Punkten Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz. Nach einem durchwachsenen Herbst und dem Ausscheiden im Landespokal beim Oberligisten Einheit Rudolstadt, heißt das Minimalziel für Rot-Weiß Platz 4 in der Liga um nicht schon wieder die Teilnahme am DFB-Pokal zu verpassen. Diese Einnahme ist für den FC Rot-Weiß Erfurt schon fast überlebenswichtig. Das letzte Geschäftsjahr konnte nur durch großzügige Spenden noch mit einem leichten Plus abgeschlossen werden. Zur Zeit kann man bei den Erfurtern „RWE Genussscheine“ zeichnen. Die Einnahme mit einem maximalen Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro ähnelt einer Anleihe die 2021 wieder zurückgezahlt werden soll. Der Erlös soll in die Finanzstruktur sowie in die Jugendförderung des Vereins fließen und um die „Mission 2016 – Aufstieg“ zu erfüllen. Bisher sind ca. 500.000 Euro aus der Aktion in den Verein geflossen.

Baustelle Steigerwald

Einen neuen Blickwinkel für die mitreisenden Preußen-Fans bietet auch das Steigerwaldstadion. Seit letztem Herbst rollen die Bagger und der Gästeblock rechts neben dem Marathontor ist bereits abgerissen. Als Gast steht man vorübergehend in der „alten RWE“ Fankurve unterhalb der Anzeigetafel. Bis 2016 soll aus der altehrwürdigen Schüssel eine moderne Multifunktionsarena werden. Die Baukosten sind mit ca. 35 Millionen Euro veranschlagt. Für Ärger und Proteste sorgte die Entscheidung das historische Marathontor mit abzureißen. Historiker bezeichnen den Abriss mit dem Verlust eines prägenden Symbols der Stadt Erfurt. Das monumentale Eingangsgebäude wurde schon Ende der 1920er Jahre für die Mitteldeutsche Kampfbahn erbaut. Leider hat in diesem Zusammenhang das thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie es versäumt das Tor als Kulturdenkmal einzutragen. Was bestehen bleib ist in die später für 21.700 Zuschauer passende Arena ist die 1994 errichtete Haupttribüne und es wird auch weiterhin eine Laufbahn für Leichtathleten geben. Zum Abschiedsspiel vom „alten“ Steigerwald lud man mit dem FC Groningen sich einen Gegner ein, gegen den man auch sein letztes Spiel auf internationaler Ebene absolvierte.

Zwar wird der FC Rot-Weiß Erfurt im nächsten Jahr erst sein 50-jähriges Bestehen feiern, doch Fußball in Erfurt gibt es schon seit der 19. Jahrhundertwende. Der SC Erfurt 1895 zählt zu den Gründungsmitgliedern des DFB im Jahre 1900. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der SC Erfurt per Direktive Nr. 23 verboten und es entstand die Spielgemeinschaft Erfurt-West. Im Zuge der Neustrukturierung der Vereine in Betriebssportgemeinschaften wurde in Erfurt die BSG Turbine gegründet. Unter dem Namen SC Turbine entstand in Erfurt ein Leistungszentrum für Sportler verschiedener Sektionen. Eine weitere Neuordnung im DDR Fußball sah vor, dass Niveau deutlich zu heben und so wurden die Fußballer aus dem Sportclub ausgegliedert und der heutige FC Rot-Weiß Erfurt gegründet. Trotz der langen Fußballtradition in Erfurt steht man auch heute noch im Schatten des Wintersports. Nicht zuletzt sind es die Eisschnellläufer nebenan in der Gunda Niemann-Stirnemann Halle die immer wieder für internationale Erfolge sorgen. Aber auch die Nordischen, Bob oder Rodelsportler im nahe gelegenen Oberhof, stellen sich vor König-Fußball in Erfurt und Thüringen. Bis auf zwei Meisterschaften Mitte der 1950er Jahre gab es beim FC Rot-Weiß nicht viel zu feiern. Entweder fand man sich im Niemandsland der Liga wieder oder spielte gegen den Abstieg und stieg sogar viermal ab. 1991 qualifizierte man sich für die 2. Bundesliga-Süd, stieg aber auch ein Jahr später wieder in die Drittklassigkeit ab. Bis auf eine Saison (2004/05) abermals in der 2. Bundesliga blieb man immer in der dritthöchsten Spielklasse. Größter Rivale und auch Erzfeind ist der FC Carl-Zeiss Jena. Beim letzten Thüringenderby erlebte der FC Rot-Weiß Erfurt im Paradies ein richtiges Debakel. Im Landespokalfinale unterlagen die Domstädter dem Oberligisten mit 5–0 und verpassten den Einzug in den DFB-Pokal. Größtes Eigengewächs der Thüringer ist neben Clemens Fritz wohl Thomas Linke. Der heutige Sportdirektor des FC Ingolstadt trug von 1983 bis 1992 das RWE-Trikot. Das größte Idol dürfte aber Jürgen Heun sein, in 475 Spielen für Rot-Weiß traf er 155 ins Tor.

Über eine ordentliche Kulisse dürfen sich auch beide Mannschaften freuen. Wegen des Höhenflugs der Rot-Weißen rechnet der Verein mit 10.000 Zuschauern gegen den Tabellenführer aus Münster. Damit wäre das Stadion wegen des Umbaus ausverkauft. Vom Prinzip können die Preußen befreit aufspielen und das Spielen was sie können. Aus einer kompakten Verteidigung erst mal hinten nichts anbrennen lassen. Die tabellarische Ausgangslage könnte zu einem Geduldsspiel veranlassen. Immerhin trifft die viertbeste Heimmannschaft auf die viertbeste Auswärtsmannschaft. Der größere Druck liegt wahrscheinlich bei den Thüringern um oben dran zubleiben. Wer es nicht nach Erfurt schafft, der MDR überträgt wegen des Karnevals nur via Livestream. Aber auch Radio Mottekstrehle ist wie immer live vor Ort.

In diesem Sinne:

Nur der SCP!

Links zum Spiel:

 

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