So nicht! Preußen geht in Halle unter
Pünktlich um 07:15 Uhr verließ der Fanszene Sonderzug den Münsteraner Hauptbahnhof in Richtung Halle an der Saale. An Bord: Circa 700 gut gelaunte Preußenfans, die ihre Mannschaft bei dem vermeintlich leichten Auswärtsspiel in Halle unterstützen wollten. Vermeintlich leicht deshalb, weil der Hallesche FC vor dem Spiel auf dem 19. Platz der Heimtabelle rangierte. Doch dazu später mehr.
Als der Zug gegen 07:05 Uhr in Münster einfuhr, war die Vorfreude bei allen natürlich riesig. Nach gut 10 Minuten, also gegen 07:15 Uhr, ging die Fahrt dann wirklich los. Während die einen noch in Ruhe wach werden wollten, gab es für andere schon das ein oder andere Frühstücksbier. Für ausreichend Verpflegung sorgte der Bäcker Krimphove, der den Preußenfans 700 Käse-Laugenstangen zur Verfügung stellte.
Für diejenigen, die schon zur frühen Stunde das ein oder andere Bierchen trinken wollten, gab es die zwei, zuerst noch recht leeren, Party Wagen. Die Party-(oder Samba-)Wagen bestanden aus einer DJ-Empore, auf der unser bekannter Stadionsprecher Dj Kerni das Sagen hatte und aus einer langgezogenen Theke.
Gegen 09:30 Uhr verteilte die FGK dann Flyer, die unter dem Motto „Alle in Grün zum Derby“ standen. Passend dazu werden beim nächsten Heimspiel gegen den Chemnitzer FC, am Bahnhof vor der Abfahrt und vorm Gästeblock in Bielefeld, Mottoshirts zum Preis von je 5€ verkauft. Um ein möglichst geschlossenes Bild abzugeben wäre es sicherlich eine gute Investition, sich die T-Shirts zuzulegen, besonders da man so auch eine Erinnerung an den vierten Derbysieger diese Saison hätte.
Weiter passierte auf der Hinfahrt nicht viel, so dass der Zug pünktlich um 11:45 Uhr in Halle einfahren konnte. Schon vor dem Aussteigen könnte man sehen, wie die Hallenser Polizei über uns Preußenfans denkt. In Empfang genommen wurden wir von mehreren Hundert Beamten in voller Schutzmontur, die sich zusammensetzten aus normalen Hundertschaften, der Bundespolizei und einigen Beamten der BFE. Dieses massive Aufgebot begleitete uns dann freundlicherweise auf dem doch recht langen Fußweg in Richtung Stadion. Auf dem Weg dorthin konnten es sich einige Leute nicht nehmen lassen, den einen oder anderen Rauchtopf zu entzünden. Für die Fans, die nicht gut zu Fuß waren, standen Shuttlebusse zur Verfügung die auch nur mit den vom Fanprojekt verteilten Fahrkarten genutzt werden konnten.
Am Stadion angekommen begann nun das lange Warten. Immer nur eine Person wurde durchgelassen und sehr kleinkariert durchsucht. Hatte man die normalen Kontrollen passiert, musste man an einem Sprengstoffspürhund vorbei, der auffällig oft anschlug. So auch bei mir. In dem Fall würde man von zwei Beamten mitgenommen, zum Taschen leeren aufgefordert und durfte danach die Hände aufs Auto legen um sich noch einmal bis auf die Schuhe durchsuchen zu lassen. Dabei wurde man von einem zweiten Beamten fixiert. Auch Portemonnaie und Eintrittskarte wurden auf Sprengstoff oder Ähnliches durchsucht. Hatte die Kontrolle keinen Erfolg, was so gut wie immer der Fall war, wurde man wieder ins Stadion begleitet.
Da zum Anpfiff noch nicht alle Fans im Block waren, wurde eine geplante Choreo sowie der Supportbeginn um gute 10 Minuten nach hinten verlegt. Bei der Choreo handelte es sich um ein schlichtes Schwarz-weiß-grünes Fahnenmeer, was sich über den gesamten Gästeblock erstreckte. Insgesamt startete der Gästeblock gut in die Partie und konnte über weite Strecken klar überzeugen, wie beispielsweise mit einer schönen Schalparade zu unserer Vereinshymne.
Anders lief es jedoch auf dem Platz. Unsere Mannschaft spielte ähnlich schwach und lustlos auf, wie zuletzt gegen die Zweitvertretung des 1. FSV Mainz 05. Die erste Chance der Partie konnten zwar die Preußen durch Benny Siegert verbuchen, der in der 15. Minute schön von Rocky Krohne angespielt wurde, doch HFC-Keeper Lomb stand gut und konnte den Ball direkt abfangen. Nach 24 Minuten konnten dann auch die Hallenser eine gute Chance verbuchen, doch Bertram verfehlte den von Max Schulze-Niehues gehüteten Kasten knapp. Viel länger dauerte es danach aber doch nicht mehr. In der 27. Minute war es dann mit Furuholm der beste Torschütze des HFC, der nach einer Flanke völlig ungedeckt stand und so locker zum 0:1 einköpfen konnte. Acht Minuten vor der Pause hatte eben dieser Furuholm erneut eine gute Möglichkeit, doch dieses Mal stand Schulze-Niehues gut und konnte einen höheren Rückstand vorerst verhindern.
Nach dem Seitenwechsel machten die Preußen dann für circa 5 Minuten mehr Druck konnten sich allerdings nur eine kleine Chance erarbeiten, die HFC-Schlussmann Lomb sicher abfing. Danach lief dann noch weniger bei den Adlerträgern als in Halbzeit eins, so dass der HFC locker aufspielen konnte und dabei auch noch durch viele Fehlpässe und unkonzentrierte Aktionen der SCP-Akteure unterstützt wurde.
Nach 50 Minuten war es dann Banovic, der einen Abpraller viel zu leicht verwandeln konnte. Nach diesem zweiten Gegentreffer war allen klar, da geht nicht mehr viel. Als dann in der 76. Minute noch SCP-Keeper Schulze-Niehues nach einer Notbremse den Platz verlassen musste und Gogia den nachfolgenden Strafstoß gegen Marco Aulbach verwandelte, war das Spiel entschieden.
Daraufhin wurde der Support im Gästeblock eingestellt und die Zaunfahnen abgehangen.
Bis Spielende passierte dann nicht mehr viel, außer dass auch der HFC in der 88. Minute nur noch zu zehnt war, da Banovic die Ampelkarte sah. Doch auch das konnte das Spiel der Preußen nicht mehr beleben und so blieb es bei einem peinlichen 0:3.
Nach Spielschluss kamen die Spieler immerhin noch vor den Block um sich zu entschuldigen und zu erklären. Letztlich blieb es allerdings bei Bemühungen ohne große Wirkung. Auffallen musste dabei erneut Dominik Schmidt, der einen, in seine Richtung geworfenen Becher mit zwei Daumen quittierte und dadurch, wie zuletzt gegen Mainz, den Unmut der Fans auf sich zog. Wenn man ein Pfeifkonzert nach so einer Leistung nicht aushalten kann, sollte man sich nicht so Scheinheilig in der Kurve blicken lassen. Zudem ist es nicht nachvollziehbar, dass keiner aus der Mannschaft Schmidt bei seinen Aktionen gebremst hat.
Nach Verlassen des Blocks hatten die Herren in Uniform plötzlich die grandiose Idee, den Weg durch die Mauer, welche den Erdgas Sportpark umgibt, für einige Minuten zu sperren. Auf dem Rückweg gab es dann bis zum Bahnhof wenig Spannendes, außer ein paar pöbelnden Hallensern, die sich allerdings entweder hinter einer Polizeikette oder im 4. Stock eines Gebäudes befanden.
Am Hauptbahnhof angekommen, hatte unser Zug ein wenig Verspätung, weshalb uns die Polizisten anwiesen, für circa 20 Minuten vor dem Bahnhof zu warten.
Die Rückfahrt wurde dann für so manch einen zu einem feucht fröhlichem Erlebnis, welches man auch als Frustsaufen bezeichnen kann.
Alles in allem kann man von einer rundum gelungenen Tour sprechen. Das einzig negative sind natürlich die Mannschaftsleistung und der Polizeieinsatz, da die Einsatzkräfte teilweise stark überfordert wirkten.
Ein besonderer Dank geht dabei natürlich auch an das Fanprojekt, ohne dass diese Tour so nicht möglich gewesen wäre.
Daten zum Spiel
Hallescher FC: Lomb – Baude (83., Aydemir), Franke, Engelhardt, Brügmann – Jansen, Kruse, Banovic, Bertram – Gogia (85., Osawe), Furuholm (88., Schmidt)
Preußen: Schulze Niehues – Schulz, Schmidt, Heitmeier, Hergesell – Bischoff, Scherder (71., Truckenbrod) – Siegert (76., Aulbach), Piossek, Kara – Krohne (71., Reichwein)
Tore: 1:0 Furuholm (28.) / 2:0 Banovic (50.) / 3:0 Gogia (78.)
Gelbe Karten: Baude, Banovic / Kara, Truckenbrod
Gelbrote Karten: Banovic
Rote Karte: Schulze Niehues
Zuschauer: 7498
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych