Der Kampf um Platz 4

Vorschau - Stuttgarter Kickers
Vorschau - Stuttgarter Kickers

Seit letztem Sonntag ist nun auch rechnerisch klar, dass der SC Preußen Münster in der nächsten Saison weiterhin in der 3. Liga an den Start gehen wird. Ob uns die Stuttgarter Kickers eine weitere Serie begleiten werden, wird sich am Samstag im Duell gegen die Schwaben zeigen. Nur mit einem Auswärtssieg bewahren sich die Landeshauptstädter eine Chance auf Platz drei und die Relegation gegen einen Zweitligisten. Für beide Teams geht es aber auch noch um Platz vier in der Tabelle. Wie die Preußen, sind auch die Kickers nicht mehr im Verbandspokal dabei. Für Spannung ist somit trotz des verpassten Aufstiegs allemal gesorgt. Bei einem Sieg der Preußen, wäre man auf einem Punkt an den Kickers dran. Hinzu kommt mit der SpVgg Unterhaching (A) und der Zweitvertretung von Borussia Dortmund ein durchaus „leichteres“ Restprogramm. Die Kickers spielen auf der Waldau noch gegen den FC Rot-Weiß Erfurt und am letzten Spieltag beim KSV Holstein an der Ostsee.

Das Hinspiel endete mit einer Punkteteilung im Stadion an der Kreuzeiche in Reutlingen 1:1. Der SC Preußen ging in der 25. Minute durch einen Kopfball von Erik Zenga verdient in Führung und hatte in der ersten Halbzeit durchaus die Möglichkeiten mit einem höheren Polster in die Pause zu gehen. Hinzu kam noch eine Rote Karte für Fabian Baumgärtl kurz vor der Halbzeit. In der zweiten Halbzeit konnten die Preußen die numerische Überzahl nicht ausnutzen. In der 56. Spielminute traf Lhadji Badiane ebenfalls per Kopfball zum Ausgleich. Zudem hatte der SCP nach dem Spiel den Ausfall von Daniel Masuch zu beklagen.

Für das Rückspiel am Samstag müssen die Preußen weiterhin auf Erik Zenga verzichten. Außerdem fehlen werden Benny Siegert, Kevin Schöneberg und Julian Riedel. Die Wunde am Knöchel von Marcus Piossek scheint wohl nichts Ernstes zu sein, sodass man von einem Einsatz in der Startelf ausgehen kann. Die Stuttgarter Kickers werden fast ihre beste Elf im Preußenstadion aufbieten können. Lediglich Fabian Baumgärtl (Rotsperre) und Elia Soriano (Kreuzbandriss) werden Trainer Horst Steffen fehlen.

Fast auf den Tag genau ist es zwei Jahre her: Vor 12.245 Zuschauern stachen die Kickers in Person von Fabian Baumgärtl in der 79. Minute mit einem Konter in das Adlerherz. Preußen spielte fast die gesamte Partie über auf das Tor der Kickers und hatte gefühlte 80% Ballbesitz. Für die Stuttgarter war es damals ein Big Point und verhalf im Abstiegskampf für ein klein wenig Luft. Wie die Geschichte bei den Preußen ausging ist wohl jedem bekannt. Jedenfalls haben die „Blauen“ seit jenem Maitag noch einen Deckel im Preußenstadion, der nun beglichen werden soll. Insgesamt ist die Bilanz gegen die Kickers recht ausgeglichen, drei Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen zeigt die Statistik an.

Um sich ausschließlich auf Verbandsfußball und Leichtathletik zu konzentrieren wurde am 21. September 1899 der Fußballclub Stuttgarter Cickers von 21 Männern gegründet. Die Rivalität zum heutigen VfB Stuttgart stammt der Legende nach auch schon aus den Jahren der Gründerzeit. Nach erneuter Ablehnung der „Cickers“ gegen den Rugby Football, verließen die Anhänger der Sparte den Verein und schlossen sich dem FV 1893 Stuttgart an. Noch in den Anfangsjahren entpuppten sich die Stuttgarter zu einer echten Spitzenmannschaft in Schwaben und Württemberg. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs sammelten die „Blauen“ insgesamt 24 Meisterschaften in Württemberg. Der VfB Stuttgart hingegen sammelte seine Meisterschaften zu der Zeit im Rugby, sodass es wenig Spiele gegeneinander gab.

Das erste und einzige Endspiel um die Deutsche Meisterschaft fand am 21. Juni 1908 vor 4.000 Zuschauern in Berlin-Tempelhof statt. Gegen den Berliner FC Viktoria 1889 verloren die ersatzgeschwächten Schwaben deutlich mit 1-3, konnten sich aber über die süddeutsche Meisterschaft freuen. Zahlreiche Einberufungen von Spielern und Mitgliedern bedeuteten mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 – fast das Aus des Vereins. Eine vorübergehende Fusion zum FV – „Die Blaue Elf“ – sicherte den Spielbetrieb während der Kriegsjahre. In den goldenen zwanziger Jahren entwickelten sich die Kickers wiederum zu einer Spitzenmannschaft in Baden und Württemberg. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 begann eine dunkle Epoche in der Clubgeschichte. Wie viele andere Vereine, unterzeichneten auch die Stuttgarter eine Erklärung, die zum Ausschluss von Juden und Marxisten verpflichtete. Sportlich gesehen haben die Ausschlüsse keine Auswirkungen gehabt. Regelmäßig spielte man um die Meisterschaft in Württemberg mit und gewann diese sogar viermal in Folge. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Stuttgart schnell wieder Fußball gespielt. Unter Aufsicht in der Amerikaner wurde eine Liga nach englischem Vorbild geschaffen.

Das letzte Mal schnupperten die Kickers 1948 an der deutschen Meisterschaft. Politische Spannungen zwischen der Sowjetunion und den Westmächten brachten den Ostzonenmeister SG Planitz (Stadtteil von Zwickau) dazu, seine Teilnahme „freiwillig“ zurückzuziehen. Der damit freigewordene Platz sollte zwischen den Stuttgartern und Borussia Dortmund ausgespielt werden. Aus Fairness den Ostdeutschen gegenüber und um ihnen bis zum Schluss die Möglichkeit zu geben, doch an der Meisterschaft teilzunehmen, wurde das Ausscheidungsspiel abgesagt. Das Viertelfinale wurde mit sieben anstatt acht Mannschaften ausgetragen.

Bis zum Bundesliga-Aufstieg 1988 blieb man im Laufe der Jahre meist zweitklassig. Im ersten Jahr im Oberhaus fehlten den Kickers ganze vier Tore um zumindest die Relegation zu erreichen. Auch beim zweiten Auftritt in der Bundesliga war es am Ende denkbar knapp. Dieses Mal fehlten lediglich ein Punkt und ein Tor gegenüber der SG Wattenscheid 09. Mit dem Abstieg 2001 aus der 2. Bundesliga begann für die Stuttgarter auch ein schleichender Abstieg in die Niederungen des Deutschen Fußballs. Mittlerweile hat man sich vom freien Fall erholt und ist zu einem wesentlichen Bestandteil in der 3. Liga geworden.

Ein Hauch von Weltmeistern schwebt über der Stuttgarter Waldau. Die beiden Weltmeister Jürgen Klinsmann und Guido Buchwald wurden bei den Kickers in den letzten Jugendjahren ausgebildet und spielten zum Anfang ihrer Karriere in der ersten Mannschaft der Kickers. Guido Buchwald kehrte nach seiner aktiven Laufbahn zu den Kickers zurück. Als Mitglied des Präsidiums war er für die erste Mannschaft und kurze Zeit als Interimstrainer verantwortlich. Seinen Rückzug aus dem Vorstand gab er einen Tag nach der Verpflichtung vom heutigen Trainer Horst Steffen bekannt. Ebenfalls beim SVK groß geworden ist der Europameister von 1996 Fredi Bobic. Kurioserweise wechselten alle drei Spieler von den Kickers zum VfB Stuttgart, ein Schelm der jetzt böses denkt.

Spielstätte der Kickers ist mittlerweile wieder das Stadion auf der Waldau oder kurz gesagt Degerloch unterhalb des Fernsehturms. Noch Anfang der Saison musste man ins 40 Kilometer entfernte Reutlingen ausweichen. Grund dafür waren umfangreiche Umbauarbeiten und der Neubau einer Haupttribüne für 2.211 Zuschauer. Ebenfalls neu installiert wurde eine Rasenheizung, um die vielen Spielabsagen in den Wintermonaten zu verringern. Der Rasen im Stadion ist wegen der hohen Lage (etwa 500 Meter über n.n.) sehr anfällig. Hinzu kommt das neben den Kickers noch die U23 des VfB und die Footballer der Stuttgart Scorpions das Stadion nutzen. Die Kosten für den Umbau des städtischen Stadion sollen sich bis jetzt auf 14,6 Millionen Euro belaufen.

Vielleicht liegt es den Preußen besser, nicht das Spiel machen zu müssen und zu reagieren anstatt immer zu agieren. Denn es ist wohl nicht von der Hand zu weisen das für die Stuttgarter mehr auf dem Spiel steht. Für den einen oder anderen Spieler in Reihen des SCP steht auch immer noch eine mögliche Vertragsverlängerung auf dem Plan. Wenn nicht jetzt, wann dann wäre die Zeit, um sich zu empfehlen. Für 90 Minuten Spannung ist allemal gesorgt und auch wenn es wie eine Durchhalteparole klingt, geht es auch immer noch um Platz vier und circa 200.000 Euro im Haushaltsplan für die neue Saison.

In diesem Sinne – Nur der SCP

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