Sprachlos! Wütend! Maßlos enttäuscht.

36. Spieltag - Spielbericht - SC Preußen Münster - Stuttgarter Kickers
36. Spieltag - Spielbericht
SC Preußen Münster - Stuttgarter Kickers

Mein letztes Spiel für diese Saison begann eigentlich wie gewohnt. Man schlenderte in aller Ruhe zum Stadion, trank sich ein paar Bier und unterhielt sich mit anderen Preußenfans. Allgemeine Meinung war: Bloß nichts erwarten. Und so hielt ich es auch. Ich erwartete rein gar nichts und wurde maßlos enttäuscht.

Starke 1. Halbzeit weckt ein Fünkchen Hoffnung

Es ging um vieles für den SCP. Nach der Niederlage gegen Lotte im Westfalenpokal war das Spiel gegen die Kickers die letzte Chance sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Die beiden Ultragruppen bereiteten ein kleines Intro vor, wo die FGK mit Transparenten nochmals auf die prekäre Situation in der sportlichen Leitung hinwies. Ob sie sich damit Gehör verschaffen werden? Wollen wir es hoffen.

Auf dem Platz lief es zunächst auch ganz gut. Es wurde quasi nur auf ein einziges Tor gespielt und viele Kombinationen und Dribblings funktionierten erstaunlicherweise. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Preußen durch den stark spielenden Kara zur völlig verdienten 1:0 Führung kamen. Irgendwie wurschtelte sich Kara durch mehrere Kickers Spieler samt Torwart und brachte die Kugel in die Maschen. Weiterhin waren die Preußen am Drücker, auch wenn die Kickers ein oder zweimal vor das Tor kamen. Dennoch blieb es beim 1:0 zur Halbzeit. Doch der Auftritt machte Mut. Könnte doch noch etwas gehen? Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit dem DFB-Pokal. Die erste Halbzeit jedenfalls motivierte für die zweite Halbzeit.

Wie kann man nur so grausam sein?

Die zweite Halbzeit verlief bis zur 58. Minute zunächst ereignislos. Bischoff trat einen Freistoß in den 16er der Kickers und Scherder wuchtete den Ball mit dem Kopf in das gegnerische Tor. 2:0, der Sieg war so gut wie sicher und jeder Fan freute sich und war sogar ausnahmsweise zufrieden mit der dargebotenen Leistung der Herren in Grün. Doch was dann kam war einfach unbeschreiblich. Anscheinend verunsichert durch die Führung begann das gesamte Konstrukt der Preußen zu wackeln. Reichwein vertändelte wirklich jeden Ball und hatte gar keine Chance mehr und auch sonst unterliefen viele Fehler in der Mannschaft. In der 64. Minute gelang den Kickers der Anschlusstreffer, den niemand so wirklich mitbekommen hat – dennoch war er da. Der Kickers Coach wechselte dann Fischer ein. Der in der 81. Minute ein Laufduell gegen Scherder für sich entscheiden konnte und den 2:2 Ausgleichstreffer verwandelte. Die Stimmung brodelte und die Wut im Bauch der Fans äußerte sich in ersten zaghaften „Loose raus!“ Rufen. Aber was tat Loose dann? Er motivierte daraufhin sogar seine Spieler und stand von seinem Sitz auf um dreimal in die Hände zu klatschen. Genau Herr Loose, so motiviert man seine Spieler. Kleiner Tipp, vor der Trainerbank gibt es einen Bereich, der sich „Coaching Zone“ nennt, dort darf der Trainer herumlaufen und taktische Anweisungen an die Spieler geben. Trotz Looses motivierendem Klatschen wurde es mit dem Spiel der Preußen dann doch nichts, denn den Kickers reichte der Ausgleich noch nicht. In der Nachspielzeit schoss Fischer dann auch noch den 2:3 Siegtreffer der Kickers. Das Fass war daraufhin bei den Fans auch übergelaufen. Selten habe ich so eine Einhelligkeit gesehen im Stadion, als wirklich fast alle Fans die Trainerentlassung forderten. Auch die Mannschaft bekam ihr Fett weg und so verschwanden sie ohne eine Runde zu drehen in die Katakomben, während die Kickers mit dem Häufchen an mitgereisten Fans feierten. Peinlich SCP, einfach nur peinlich!

Mein Highlight des Spiels war übrigens zum einen der Flitzer, der während einer Spielunterbrechung über das Feld rannte um augenscheinlich die Kickers Fans etwas zu provozieren. Und das Spruchband zur Bewährungsstrafe der Deviants. Lustig, unerwartet und kreativ. Das war super Deviants!

Nachspiel

Nach Abpfiff war übrigens noch einiges los. Einige Fans der FGK machten ihrem Frust ordentlich Luft und liefen in den Innenraum des Stadions, wo jedoch außer ein paar Wortgefechten mit Ordnern und der Demontage zweier Werbebanden nicht viel passierte. Einige andere Teile der FGK machten sich indes auf den Weg zur Haupttribüne, wo sie die Spieler und Verantwortlichen zur Rede stellten. Ein hoch emotionaler Appell an die Ehre der Spieler wurde gehalten und gefordert, man möge sich wenigstens in den letzten beiden Spielen für den Verein zerreißen.

Achja, eine Pressekonferenz gab es auch noch. Doch man kann es leider schon erahnen, Trainer Ralf Loose sagte nichts außer das Gewohnte Blabla. Ein Satz blieb mir jedoch im Gedächtnis. Und zwar wurde aus dem Publikum gefragt, warum Loose nach dem 2:2 nicht noch einen offensiven Spieler gebracht hat, denn Amachaibou und Atlason standen ja noch zur Verfügung. Loose antwortete darauf sinngemäß: „Ich denke ich wechsle in dem Moment in dem ich das Gefühl habe etwas verbessern zu können und ich weiß nicht wann das Tor jetzt genau fiel [vielleicht müssten Sie sich dazu ja mal dazu bequemen aufzustehen], wir hatten das Beste auf dem Platz was uns zur Verfügung stand.“ Ja Herr Loose, super Analyse. Demnach können Sie also immer in jedem Spiel egal bei welchem Stand in der 70. Minute etwas verbessern indem sie Reichwein für Krohne rausnehmen? Selbst der Stadionsprecher Kerni konnte es sich nicht verkneifen sarkastisch diesen Wechsel zu kommentieren, was nebenbei bemerkt zu großer Erheiterung auf den Rängen führte. Es ist ja schön, dass Krohne seine Einsatzzeiten kriegt, aber immer zu derselben Zeit? Ich habe mir schon die Finger wund geschrieben bei der Analyse dieser Wechsel, weshalb ich das jetzt auch einfach mal so stehen lasse. Aber taktisch oder auch nur annähernd sinnvoll ist dieser Wechsel nicht! Wieso Atlason abgesägt wird und wahrscheinlich nächste Saison nicht mehr für den SCP auflaufen wird, erklärt sich mir auch nicht. Der Junge hat Talent und man sollte ihm ne Chance geben. Vielleicht in einem anderen System als in diesem statischen und repetitiven System à la Loose?

Nunja, das war es jedenfalls mit der Saison. Kein Aufstieg, kein DFB-Pokal. Verärgerte Fans, verunsicherte Spieler. Es bleibt nur zu hoffen, dass der Verein es schafft einen kompletten Neuanfang in der Sommerpause zu schaffen und wenigstens einen Piossek hält, auch wenn ich mir das nur schwer vorstellen kann. Wehmütig und enttäuscht blicke ich nun dennoch hoffnungsvoll in die neue Saison und wünsche allen Lesern des PreußenForums von meiner Seite aus schonmal eine schöne und beruhigende Sommerpause.

Daten zum Spiel

Münster: Schulze Niehues – Riedel, Scherder, Heitmeier, Schulz – Bischoff, Truckenbrod – Hoffmann (77. Siegert), Piossek, Kara – Reichwein (69. Krohne)
Kickers: Redl – Leutenecker, Starostzik, Stein, Gerster – Halimi, Marchese, Braun – Edwini-Bonsu (77. Ivan), Engelbrecht (63. Fischer), Müller (89. Bahn)

Tore: 1:0 Kara (17.), 2:0 Scherder (58.), 2:1 Müller (64.), 2:2 Fischer (81.), 2:3 Fischer (90.+1).

Gelbe Karten: Truckenbrod, Hoffmann / Engelbrecht, Halimi, Edwini-Bonsu, Ivan

Zuschauer:  6.069

Schiedsrichter: Christian Dietz (Kronach)

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