Wieder mal unentschieden gegen Erfurt

Spielbericht - Rot-Weiß Erfurt - SC Preußen Münster - 1:1
Spielbericht - Rot-Weiß Erfurt - SC Preußen Münster - 1:1

Auswärtsspiele in Erfurt waren in der Vergangenheit nicht schön. Sportlich ging es nie gut aus und auch drumherum gab es oftmals Stress (z.B. der Böllerwurf in den Preußen-Block vor einem halben Jahr). Auch dieses mal sollte es sportlich einfach nicht wie gewünscht laufen. Die Gründe dafür versuche ich im Laufe des Textes darzulegen.

Doch zunächst zum Spiel an sich. Vier Busse rollten aus Münster nach Erfurt, dazu mehrere Autos, ca. 350 Anhänger des SCP dürften angereist sein. Doch bevor das Spiel losging, wurde noch eine Schweigeminute eingelegt, und zwar für Gerhard Mayer-Vorfelder. Warum man für so einen Menschen eine Schweigeminute einlegen muss, weiß der DFB wohl selbst nicht. Klar, er war von 2001 bis 2006 DFB-Präsident. Doch schaut man genauer hin, so kann man die Schweigeminute stark infrage stellen: MV war lange der Zuarbeiter als Ministerialbeamter von Hans Filbinger, der ein SA-Mann sowie Mitglied in der NSDAP war und für mehrere Todesurteile verantwortlich war. Dieser Hans Filbinger war für MV natürlich kein Nazi. In den siebziger Jahren ging MV in die Politik und war als stark konservativ eingestellter der Verbindungsmann der CDU zum rechten Rand. Seine Gesinnung verbarg MV auch nicht immer, so sagte er ein mal: „Wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen stehen, kann irgendetwas nicht stimmen.“ Im FIFA-Exekutivkomitee war MV ein treuer Gefolgsmann Sepp Blatters.

Und so kamen aus dem Gästeblock auch während der Schweigeminute vereinzelte „Scheiss DFB“-Rufe, die dann teilweise von der Erfurter Kurve links neben dem Gästeblock aufgegriffen wurden. Sowas mögen einige als respektlos ansehen, aber eine Schweigeminute für so einen Mann einzulegen ist eine viel größere Frechheit. Unmittelbar nach der Schweigeminute ertönte ein lautes „Scheiss DFB“ in Richtung Spielfeld, bei dem sich so gut wie alle SCP-Fans beteiligten.

Ein erstes Kopfschütteln löste bei mir Looses Wechsel in der Startformation aus: Schwarz begann für den bisher so starken Amachaibou. Insgesamt war der SCP in der ersten Halbzeit auch das bessere Team. Man merkte Erfurt die Verunsicherung an, die Preußen ließen den Ball laufen. Das Problem war aber, dass es anscheinend nicht wirklich möglich war, sich Chancen herauszuspielen. Mal einen anderen Laufweg, mal eine zündende Idee, mal eine überraschende Aktion: Fehlanzeige. Unser Spiel ist so einfach auszurechnen. Chancen gab es nur nach Standards. Von Erfurt kam eigentlich gar nichts, doch ein guter Angriff kam dann doch, der auch zum Tor führte. Hier ist immerhin positiv zu erwähnen, dass sich unsere Mannschaft von dem Gegentor nicht beirren ließ. Denn auch der SCP startete kurz vor der Pause einen guten Angriff, und der führte dann zum Ausgleich. Durchatmen und hoffen, dass es in der zweiten Halbzeit zielstrebiger zum Tor gehen würde.

Doch auch in Hälfte zwei war es einfach offensiv zu wenig. Ein Freistoß von Bischoff ist mir in Erinnerung geblieben. Ansonsten? Viel Ballgeschiebe. Und dann eben zu durchschaubare Aktionen nach vorne. Erfurt ist wirklich kein guter Gegner gewesen. Aber wir haben es der Erfurter Defensive so einfach gemacht. Umgekehrt übrigens genauso, unsere Defensive musste auch kaum mal richtig eingreifen. Es war ein Spiel zweier unfassbar harmlosen Offensiv-Reihen. Daher war auch das Spiel nicht wirklich schön anzusehen. Und da hatte es dann auch keiner verdient, den Siegtreffer zu erzielen. Der Platzverweis an Schwarz, an dem Heitmeier mindestens eine Teilschuld hat, passte ins Bild. Aber auch zu zehnt wurde nichts besser. Schade, das war in dieser Saison ja auch schon mal anders.

Loose wechselte das erste Mal in der 78. Spielminute. Gute, offensive Spieler wie Özkara und Amachaibou mussten das ganze Spiel auf der Bank sitzen. Warum? Ich könnte mir das nur mit einem Fehlverhalten der Spieler erklären. Aber bei dem Spielverlauf und der schwachen Leistung offensiv muss man doch mindestens einen der beiden bringen, um frischen Wind ins Spiel zu bekommen. Mal einen zweiten Stürmer zu bringen ist für Loose auch keine Option, genauso wenig wie die Möglichkeit, schon in der Pause einen Wechsel vorzunehmen. Man muss es sagen wie es ist: Nach vier Spieltagen hat man im Vergleich zur letzten Saison keinen Fortschritt, keine Veränderung feststellen können. Es ist immer noch der gleiche Mist, der gespielt wird. Wenig Bewegung, keine guten Ideen, keine eingeprobten Laufwege. Es scheint, als würde im Training nur an der Defensive gearbeitet werden.

Unser Kader verfügt über eine zweifellos hohe individuelle Klasse. Einzelaktionen und Standards sind Dinge, die unsere Mannschaft noch ganz gut kann. Aber das hilft einen auch nicht weiter, wenn als Team nichts läuft.
Wann spielen wir denn mal gekonnt über die Außen, wenn nicht gerade Kara zu einem Dribbling ansetzt? Und wann gibt es mal eine überraschende Aktion? Ich kann mich an so etwas nicht erinnern. Langweilig, ausrechenbar, statisch, so lässt sich unser Spiel momentan beschreiben. Und es liegt am Trainer und auch an der Mannschaft, dies möglichst schnell zu ändern.

Schon am Mittwoch bietet sich die Chance dazu. Mit den Amateuren aus Mainz kommt kein schlechter Gegner. Ich bin gespannt, ob wir offensiv mal was neues sehen.

Daten zum Spiel

Aufstellung Erfurt: Klewin – Odak, Erb, Laurito, Hergesell – Bichler (Aydin, 59.), Judt (Menz, 67.), Tyrala, Eichmeier – Kammlott, Szimayer (Uzan, 81.)
Aufstellung Preußen: Lomb – Kopplin, Heitmeier, Pischorn, Müller (Wiebe, 79.) – Laprevotte, Bischoff, Schwarz – Piossek (Tritz, 87.), Krohne Reichwein, 79.), Kara

Tore: 1:0 Kammlott (37.) 1:1 Laprevotte (42.)

Gelbe Karten: Hergesell, Kammlott, Tyrala / Müller, Schwarz
Gelb-Rote Karten: Schwarz (83.)

Zuschauer: 4.780

Schiedsrichter: Florian Kornblum

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