Derbys ohne Gästefans – Ein Kommentar

VFL Osnabrück Fans zünden Pyro im Gästeblock
Hauptursache für den Ausschluss von Gästefans
Pyro im Block

Am Mittwochmittag, um 12:00 Uhr, kam die von vielen erwartete offizielle Mitteilung, dass die Derbys zwischen Preußen Münster und dem VfL Osnabrück in der Saison 2015/16 ohne Gästefans stattfinden müssen. Als Grund für diese drastische Maßnahme werden die Vorfälle in den Derbys der vergangenen Saison(-s) genannt. Allein in der Saison 2014/15 gab es im Umfeld der Duelle etwa 70 Verletzte. Ganz unverständlich ist es also nicht, dass die Verantwortlichen sich gezwungen sehen, bei den Derbys eine ruhigere Atmosphäre zu schaffen. Doch ist ein Gästeausschluss die richtige Option und reicht allein der Ausschluss von Gästefans, um die Derby-Tage ruhig ablaufen zu lassen?

Die Verantwortlichen bezeichnen den Ausschluss der Gästefans als einzig mögliche Option, da die Alternativen (verringertes Gästekontingent bzw. Ticket nur in Verbindung mit personalisierter, vom Verein organisierten Anreise) keine für den Verein in Frage kam (Roland Böckmann: „[…]weil von den zur Wahl stehenden Alternativen nur diese für uns in Frage kam.“).

Man kann davon ausgehen, dass trotz eines verringerten Gästekontingents, bei vielen Verantwortlichen noch immer die Angst aufkommen würde, dass es die Übeltäter dennoch ins Stadion schaffen würden.

Eine vom Verein organisierte Anreise wäre laut Böckmann zu teuer („Der Komplettpreis für dieses sogenannte Kombiticket hätte dann schnell bei 40 Euro gelegen.“).

Nach dieser Argumentation blieb in den Köpfen der Verantwortlichen wohl nur der komplette Gästeausschluss als Option übrig.

Wird es durch den Gästeausschluss um das Derby herum wirklich ruhiger? – Diese Frage stellen sich vermutlich viele Fans, beider Fanlager. Denn es werden sich einige Preußen mit Sicherheit nicht nehmen lassen, auch ohne Stadionbesuch nach Osnabrück zu fahren, um zumindest mal vorbei zu schauen. Und da es auch vor und nach dem Duellen gerne zu Auseinandersetzungen zwischen den Fanlagern beziehungsweise zwischen Fanlagern und Polizei kommt, würde sich im Prinzip nur der Schauplatz ändern, nicht aber die Handlung, da mit solchen „Aktivitäten“ nun nicht mehr auf Spielschluss gewartet werden müsste,

Um ein 100% sicheren Derby-Tag zu garantieren, müsste für den Tag des Spiels, die jeweilige Stadt komplett abgeriegelt werden, damit keine ungewünschten Gäste zugegen sind. Bedenkt man dies, wird die getroffene Maßnahme plötzlich immer weniger sinnig und es gilt, diese deutlich zu hinterfragen. Denn klar ist, wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

Immerhin kann man dem Verein zu Gute halten, dass die Fans und die relevanten Fangruppen, bereits frühzeitig über diese Maßnahme informiert wurden. Dass so etwas vor einiger Zeit undenkbar gewesen wäre, dürfte jedem Preußen-Fan bekannt sein.

Auch interessant ist der Fakt, dass es einen Gästeausschluss aus diesen Gründen bislang in Deutschland noch nie gegeben hat. Klar gab es schon Gästeausschlüsse als Strafen, von denen wir nach dem Böllerwurf 2011 sogar selber betroffen waren, aber im Vorfeld eines Derbys, um mögliche Gewalt zu verhindern, handelt es sich hierbei um den ersten Fall im deutschen Fußball. Aus Ländern wie Polen, Italien und so weiter, sind solche Maßnahmen schon bekannt, aber in Deutschland sind wir somit Vorreiter. Hoffen wir für alle anderen Vereine, so wie natürlich auch für uns, dass es bei diesem Einzelfall bleibt.

Denn eins ist klar:

Ein Derby ohne Gästefans, ist kein wirkliches Derby!

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