„Seht ihr Münster so wird das gemacht“

Spielbericht - 1. FC Magdeburg - SC Preußen Münster 3:0
Spielbericht - 1. FC Magdeburg - SC Preußen Münster 3:0

Zugegeben, die Überschrift ist vielleicht etwas sehr überspitzt formuliert und klingt nach einer Demütigung für uns. Aber man kann dieses Zitat der Magdeburger Fans in Sachen Zweikampf, Effektivität und Support durchaus anwenden. Alles was der SC Preußen zeigte war nicht schlecht und es hätte durchaus anders laufen können.

Fußball verbindet und man geht nicht nur ins Stadion um seine Mannschaft siegen zu sehen. Neben seinem Bier und den Worten seiner Freunde, inhaliert man auch ein Stück weit die Atmosphäre des Stadions. Gestern ist dies in Magdeburg geschehen.

In dieser Saison war es meine erste Auswärtstour. Von daher war die  Vorfreude riesig. Nach den persönlich harten letzten Monaten endlich mal wieder raus kommen und sich etwas gönnen. In Magdeburg selbst war ich auch noch nicht und ich hatte im Vorfeld schon viel von dem Support und der Kulisse gehört und gelesen. Doch fangen wir vorne an.

Start in Münster

Mit dem Hiltruper Preußenbus ging es ab 8:25 Uhr los auf die Bahn. Besondere Vorkommnisse gab es keine und mit all den Pausen kamen wir pünktlich gegen 13:20 Uhr am Stadion an. Dank ausreichend Bier und belegten Brötchen verflog die Zeit auch wie im Fluge.

Am Stadion

Am Stadion selbst gab es zwei Schleusen. Die eine kontrollierte die Menge zwischen Kasse und Eingang. Die letzte Schleuse war für den Einlass und die Leibesvisitation zuständig. Für den Kick musste ich vor Ort 13,50 € für einen Sitzplatz bezahlen. Allerdings gab es auch keine gesonderten Stehplätze zu erwerben. Ein ganz schön happiger Kurs den man vielleicht mal überdenken sollte.

Dennoch war das Personal sehr freundlich und besonnen. Interessant allerdings, dass ich nach dem eigentlichen Abtasten nochmal alle Taschen leeren, mein Handy auf Funktion überprüfen lassen musste und man mir sogar in die Patte geschaut hatte.

Im Stadion angekommen standen den Fans eine Bude für Speisen und Getränke und ein großer Sanitär-Bereich zur Verfügung. Im WC-Bereich selbst hatte man den Eindruck, das Stadion mit einzuweihen. Anders als in anderen Stadion konnte man die verklebten Sticker an einer Hand abzählen. Am Eingang selbst mussten Preußen-Fans Ihre Kleber schon im Vorfeld abdrücken.

Auf den Rängen

Somit ging es mit einem Pils Wernesgrüner (0,5 l für 4 €) ab auf die Ränge. Schon mal vorweg. Die Plörre kann man nicht trinken und schmeckte schon vor dem ersten Schluck abgestanden. Serviert wurde es ohne Krone und wirkte auf den ersten Blick wie Apfelschorle.

Im Stadion selbst machten sich beide Mannschaften noch warm und gingen dann in die Kabine. Zeit für die FCM-Fans, sich warmzumachen. Vor dem Anstoß gingen alle Schals nach oben, die Hymne des Vereins wurde gesungen und der Stadionsprecher sorgte dafür, dass die Magdeburger Anhänger ab der ersten Spielminute  heiß auf das Spiel waren. Im Endeffekt war dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns noch zu erwarten hatte.

Im Gästeblock selbst waren unsere Ultragruppierungen noch nicht angekommen. Es gab wohl Verzögerungen bei der Anreise mit dem Zug, sodass unsere Supporter erst ab der 10. Spielminute vollends bereit waren.

Das Spiel – Halbzeit 1

Im Grunde hatte ich ein gutes Gefühl für dieses Spiel. Preußen war bis dahin auswärts noch ungeschlagen. Amaury Bischoff schwörte seine Truppe noch sehr lange im Mannschaftskreis vor dem Anstoß an, was sich auch in der Anfangsphase bemerkbar machte.

Preußen startete mit Tempo und in das Spiel. Die erste Kombination über die linke Seite mit Schwarz und  Müller landete am 5er bei Danilo Wiebe, der die Kugel mit der Hacke auf das Tor lenkte, allerdings viel zu schwach, sodass der FCM-Schlussmann keine Probleme hatte. Wenige Zeigerumdrehungen später war es erneut Wiebe, der den Abpraller von Glinker, nach einer Flanke von Hoffmann, zwar aufs Tor bekam, Glinker den Schuss dann aber parierte. Den zweiten Ball vertändelte Mehmet Kara dann im 16er leichtfertig.

Manchmal fehlt es den Preußen in diesen Situationen an Coolness und Kara zieht durch die Dribblings leider das Tempo heraus. Bitte schneller abspielen und die Pille laufen lassen! Memo, Du musst nicht alles alleine machen und hast gute Jungs im Team, die Du geschickt einsetzen kannst!

Danach kam Magdeburg zur ersten Chance. Nach einem langen Pass auf Beck, eilt Niklas Lomb aus seinem Kasten und trifft Beck 18 Meter vor dem Gehäuse. Gelbe Karte für Lomb und die erste Standardsituation der Gastgeber, welche allerdings erst in der Mauer verpufft und im Nachschuss über dem Tor endet.

Und dann kam auch schon die Strafe für die Vergeudung der Chancen in der Anfangsphase. In der 10 Spielminute war es erneut Christian Beck, der das Leder nach einem schönen Pass von Ex-Preuße Sowislo unhaltbar im langen Eck versenkte. 1:0 Magdeburg!

Danach wieder der SCP. Die Jungs ließen sich nicht hängen und versuchten alles um den Ausgleich zu erzielen. Hierzu hätte Marcel Reichwein in der 13. Minute per Kopf nach einer Müller-Flanke und in der 19. Minute nach einer Hoffmann-Hereingabe per Direktabnahme beitragen  können. Beide Bälle setze er leider knapp links am Tor vorbei.

Anschließend verflachte die Partie zunehmend. Preußen fiel nicht mehr viel ein und Magdeburg kam nur durch Standardsituationen vor das Tor der Adlerträger. Doch kurz vor dem Halbzeittee kam die Effektivität vom FCM zum Vorschein. Erneut war es Christian Beck, der den Ball in den Strafraum trieb. Dessen Schuss konnte noch von Heitmeier abgewehrt werden, landete dann aber bei Lars Fuchs, der dann im Kara Style Pischorn, Wiebe und Schwarz vernaschte und ins lange Eck einschob.

Das Spiel und die Stimmung – Halbzeit 2

In den kommenden  45 Spielminuten sollte nicht nur der zweite Teil des Spiels auf uns warten. Die Formulierung „der 12. Mann“ bekam hier eine ganz neue Bedeutung. Was wir bereits vor dem Spiel als Vorgeschmack zusehen und hören bekamen, wurde in der zweiten Hälfte in einem 15-Minütigen Dauersupport als Wechselgesang über drei Tribünen eindrucksvoll in die Tat umgesetzt.

In der gesamten Zeit hieß es immer wieder:

Vorwärts Magdeburger Jungs, Vorwärts Magdeburger Jungs, Vorwärts Magdeburger Jungs, Schießt ein Tor für uns!

Dabei gab der Fanblock hinter dem Tor vor, ob gehüpft, geklatscht oder  mit dem Schal geschwenkt werden sollte. Selbst die Polonäse am Ende durfte nicht fehlen. Alle zogen mit und es war egal ob alt oder jung, ob Stehplatz, Sitzplatz oder VIP. Jeder war dabei. Beeindruckend und ein riesen Respekt nach Magdeburg!

 

Zum Abschluss empfing uns dann auch noch ein „Seht Ihr Münster, so wird das gemacht“. Nun, dem kann und muss man leider zustimmen! War okay!

Die gut 500 mitgereisten Preußen-Fans gaben dennoch alles und haben sich auch nichts vorzuwerfen, obwohl es wirklich schwer war, gegen diese Kulisse anzuschreien.

Zurück zum Spiel: Magdeburg stellte in der zweiten Hälfte auf eine defensivere Taktik um, sodass die Preußen kaum noch Druck erzeugen und zu nennenswerten Torchancen kommen konnten. Diese lagen leider auf Seiten des FCM: Puttkammer per Kopf (61.) und Pulido mit einem Hammer an die Latte (65.). Am Ende war es dann FCM-Kapitän Marius Sowislo, der in der 81. Minute das 3:0 markierte. Sowislo verzichtete aus Respekt zu seinem Ex-Verein auf einen Torjubel!

Somit waren die Niederlage und die gerissene Serie perfekt. Am Ende fiel der Sieg vielleicht ein Tor zu hoch aus, dennoch war Magdeburg effizienter im Abschluss und stärker in den Zweikämpfen.

Nach dem Abpfiff ging es zum Bus und Richtung Münster. Gegen 22 Uhr waren wir wieder in der Heimat. Trotz der Niederlage war es eine jovele Tour mit vielen Eindrücken. Am kommenden Samstag ist Spielfreies Wochenende. Danach kommt am 21. November Wehen Wiesbaden an die Hammer Straße und es darf wieder gewonnen werden. ;-)

Niemals aufgeben, vorwärts SCP!


Daten zum Spiel

Preußen: Lomb – Kopplin (Tritz, 71.), Pischorn, Heitmeier, Müller – Wiebe (Özkara, 63.), Bischoff, Schwarz – Hoffmann, Reichwein (Krohne, 71.), Kara
Magdeburg: Glinker – Butzen, Handke, Puttkammer, Malone (Chahed, 24.) – Brandt, Sowislo – Altiparmak, Fuchs (Löhmannsröben, 67.), Farrona Pulido – Beck (Hebisch, 79.)

Tore: 1:0 Beck (10.), 2:0 Fuchs (45.), 3:0 Sowislo (81.)

Gelbe Karten: Lomb / Puttkammer

Zuschauer: 16.616

Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)


Links zum Spiel

https://www.youtube.com/watch?v=Y_crHRYuCa4&ab_channel=3.Liga

 

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10 Antworten

  1. madcynic sagt:

    Kleine Korrektur. Der Satz „so wird das gemacht“ bezog sich nicht auf euch Münsteraner, sondern auf unsere „Freunde“ aus Dresden. „Seht ihr, Dresdner, so wird das gemacht.

  2. Sven sagt:

    Hey Madcynic, danke. Aber Ihr seid euch selbst nicht einig. Was rüber kam war Münster auch wenn wohl stellenweise was anderes gesungen wurde ;)

    Ein Auszug aus eurem Forum FCMFANS.de

    terrier79 hat geschrieben:
    Ohne Zweifel – Dresden und nicht Münster war gemeint.

    mat hat geschrieben:
    Ich glaube terrier79 du bist schwerhörig

    …in Block 7 würde ganz klar Münster gemeint, vielleicht saß Terrier ja gerade auf der Toilette

  3. bumblebeebrain sagt:

    Respekt für die offenen und dennoch fairen Worte aus Gästesicht. Bereits die Kickers aus OF hatten im Reli-Hinspiel ordentlich gestaunt.
    In DD wird es sicherlich auch laut, aberselbst dort werdet ihr solch ein Zusammenspiel nicht vorfinden.
    Viel Erfolg weiterhin…

  4. 1974 EPS sagt:

    Hört man im Youtube-Video, Münster, so wird das gemacht. Von Dresden hat vllt mancher geträumt, aber da ist eh alles zu spät

  5. Tridurz sagt:

    Schöne Zusammenfassung; euer Support war definitiv einer der besseren in der bisherigen Saison. Viel Erfolg noch in der laufenden Saison

  6. Olli sagt:

    Hallo Sven,

    doch,es wurde damit die SGayD gemeint,die am letzten WE beim Spiel gegen uns meinten,die beste/größte Choreo Europas hin zu zaubern,was aber in vielen Augen nur eine überdimensionale Blockfahne war,schon gar keine Choreo. Wir haben es geschafft,das ganze Stadion in unseren Bann zu ziehen,was es bei uns aber zuvor auch noch nie gab ;-) , und gezeigt,was alles möglich sein kann,um mal eine „menschliche“ Choreo darzustellen. Die ganze Stadt freut sich auf den 16.4.2016,wenn DD unser Stadion betritt,und wir DENEN zeigen,was eine Choreo ist !

    Viele Grüße ins Münsterland und weiterhin Viel Erfolg.

  7. Block 5 sagt:

    Die Hintertortribüne hat Münster gesungen und so war es auch gemeint.

  8. Denise sagt:

    Super gut und fair geschrieben, Respekt.

  9. Baby sagt:

    So liebt man den Fußball. Fair und respektvoll. Gut geschrieben danke

  10. Kena sagt:

    Unser Capo Nico hat „Münster“ angestimmt. Und das haben wir auch so gesungen in Block 5 (gehört zu Block U). Er hat darauf angespielt, dass Münster so zerstrittenen Fans, Ultras hat, die sich lieber gegenseitig mies machen statt an einem Strang zu ziehen…. und dass es sowas in Magdeburg bei uns nie haben will. Das waren seine Worte.

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