Zu Gast beim Spitzenreiter der Superlative

Vorschau Dynamo Dresden
Vorschau Dynamo Dresden

Wenn man mit der „Neuen“ auf die „Ex“ trifft ist, ist das immer ein mulmiges bis unangenehmes Gefühl. SCP-Coach Ralf Loose kennt dieses Gefühl bereits aus dem Vorjahr, als er mit dem SC Preußen Münster auf seinen Ex-Verein Dynamo Dresden traf. Damals, am 09.08.2014, waren die Sachsen den Westfalen haushoch überlegen und siegten verdientermaßen mit 3:1. Sylvain Comvalius, Marco Hartmann und Michael Hefele stellten die Weichen frühzeitig auf 3:0, der Anschlusstreffer von Marcus Piossek kam zu spät, um den Bock noch umzustoßen. Im Rückspiel siegten die Preußen jedoch mit 2:1, die erneute Führung durch Comvalius egalisierten zunächst Marcel Reichwein und anschließend Rocky Krohne, beides mal nach Vorlagen von Simon Scherder. Doch der Rest der Rückrunde war für beide Mannschaften eine Katastrophe und man musste einer Mannschaft aus Ostwestfalen und dem MSV Duisburg die Aufstiegsränge überlassen.

Gerade bei Dresden sollte die Saison nur ein Ausrutscher sein. Mit Uwe Neuhaus kam ein neuer Trainer, der es schaffte, um hochtalentierte Einzelspieler wie Justin Eilers oder Marvin Stefaniak, eine Mannschaft zu formen. Mit Aias Aosman, Andreas „Lumpi“ Lambertz oder Pascal Testroet hat die Mannschaft den ohnehin hochkarätigen Kader verstärkt und zu neuer Stärke gefunden. Satte 40 Punkte auf 17 Spielen stehen für die Mannschaft aus dem „Elbflorenz“ zu Buche. Zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten Großaspach, derer elf auf den Dritten Preußen Münster, sprechen eine eindeutige Sprache, wer in dieser Liga den Ton vorgibt.

Stefaniak legt vor, Eilers knipst

Doch nicht nur in der Mannschaftswertung belegt Dynamo Dresden Platz eins. Auch bei den individuellen Auszeichnungen stehen jeweils die Dresdener ganz oben. Angefangen beim torgefährlichsten Abwehrspieler der 3. Liga, Michael Hefele. Der ehemaliger Hachinger konnte bereits sechs Treffer verzeichnen, nur Rafael Czichos von Holstein Kiel traf als Verteidiger genauso oft. Zumeist geschehen seine Treffer mit dem Kopf nach Standardsituationen, die von Marvin Stefaniak hereingebracht werden. Dieser Stefaniak führt übrigens die Kategorie „Meiste Vorlagen“ der Liga an. In 18 Einsätzen legte er 15 Treffer auf. Mit gerade mal 20 Jahren ist er ein echtes Ausnahmetalent in den Reihen der Dynamos und zeigte die Verbundenheit zu seiner Heimatstadt trotz höherklassiger Angebote, in dem er seine Vertragslaufzeit kürzlich bis 2020 ausweitete. Überstrahlt werden diese beiden Klassespieler nur noch von Justin Eilers. Der flinke und abschlussstarke Rechtsaußen führt die Torjägerliste unangefochten mit 14 Treffern an. Nachdem er in der letzten Saison noch suspendiert wurde und trotz seines offensichtlichen Talents mehr neben, als auf dem Platz glänzte, hat Uwe Neuhaus scheinbar die richtigen Worte bei Eilers gefunden. Insbesondere seine Beidfüßigkeit macht den gebürtigen Braunschweiger kaum auszurechnen, auf die Außenverteidiger Felix Müller und Björn Kopplin wartet insofern Schwerstarbeit.

4-3-3 trifft auf 4-3-3

Ähnlich wie die Preußen tritt auch Dynamo Dresden in einer Art 4-3-3 System an, das bei gegnerischem Ballbesitz zu einem 4-5-1 umgewandelt wird, um die Räume im Mittelfeld enger zu machen. Vor der Viererkette um Kapitän Hefele, Modica, Texeira und Fabian Müller postieren sich zumeist mit Moll, Aosman und Lambertz drei zentrale Aufbauspieler. In der Hinterhand hat Dynamo dann noch Spieler wie Marco Hartmann oder Jim-Patrick Müller, die zumindest gehobenes Drittliganiveau verkörpern. Im Angriff wirbeln Stefaniak auf links, Testroet in der Mitte und Eilers auf der Rechtsaußenposition die gegnerische Defensive zumeist stark durcheinander. Um dies zu verhindern, bedarf ist in der Defensive der Preußen höchste Konzentration notwendig. Einzig im Tor hat Dynamo ein Problem. Die beiden Stammkeeper Janis Blaswich (aus Gladbach ausgeliehen) und Patrick Wiegers sind verletzt, der ehemalige Erfurter Jeff Kornetzky wusste bei den Auftritten in Wehen und gegen Aue nicht zu überzeugen. Bleibt noch der gerade einmal 17-jährige (!) Markus Schubert. Der gebürtige Freiberger, auf den bereits der große FC Bayern München ein Auge geworfen hat, gilt als größtes deutsches Torwarttalent und trainiert seit dieser Saison bereits mit der ersten Mannschaft. Noch ist offen, wem Dynamo-Coach Neuhaus am Samstag das Vertrauen schenkt.

Magedeburg war die Generalprobe, am Samstag zählt’s!

Denn ob ein 17-jähriger dem Druck vor einer knapp 30.000 Zuschauer Kulisse Stand hält, mag zumindest bezweifelt werden. Der Heimbereich ist bereits komplett ausverkauft, es bleibt abzuwarten, wieviele Leute sich aus Münster auf den Weg in den Osten der Republik machen. Bereits in Magdeburg mussten sich die Adlerträger vor einer herausragenden Atmosphäre beweisen. Dass die 0:3-Niederlage dort lediglich ein Ausrutscher war und die Abneigung der gegnerischen Fans unsere Jungs nur noch weiter pusht, können sie am Samstag beweisen. Das frenetische Publikum wird alles dafür geben, den Vorsprung auf einen Nichtsaufstiegsplatz mit einem Sieg gegen den SC Preußen auszubauen. Die Preußen werden dagegen halten, im vergangenen Jahr wirkte auch der Auswärtsblock eindrucksvoll. Und auch dieses Spiel muss zunächst einmal gespielt werden.

Der Preußenblock beim vergangenen Auswärtsspiel in Dresden.

Wer ersetzt Bischoff?

Neben den Ausfällen der Torleute Blaswich und Wiegers fehlen bei Dynamo lediglich Nachwuchsspieler Tom Hagemann und Innenverteidiger Jannik Müller. Bei den Preußen fehlen weiterhin Simon Scherder und Jesse Weißenfels bis zum Ende des Jahres. Darüber hinaus kommt die Sperre von Amaury Bischoff (so wie eigentlich jede Sperre) denkbar ungelegen. Ein taktisches Foul beim Unentschieden gegen Wiesbaden und schon zückte Bibiana Steinhaus den gelben Karton. Es war der Fünfte, die Konsequenz ist die Sperre in der Partie gegen Dresden. Doch wie ersetzt Ralf Loose den Dirigenten und Standardspezialisten? Positionsgetreu würden sich Chris Philipps und Danilo Wiebe anbieten. Marc Heitmeier kehrte nach überstandenem Magen-Darm-Virus am Mittwoch ins Mannschaftstraining zurück und dürfte den Platz in der Innenverteidigung einnehmen. Philipps, der gegen Wehen durchaus überzeugen konnte, könnte somit eine Position nach vorne rotieren. Im Spiel gegen Halle, als Amaury Bischoff testete Ralf Loose dagegen Philipp Hoffmann in der Zentrale, auf rechts könnte Cihan Özkara den Beweis bringen, dass die Partie gegen Hannover kein Ausrutscher nach oben war. In Halle beschleunigte Hoffmann das Umschaltspiel in gewohnter Art und Weise, dies könnte zumindest ein Überraschungsschachzug sein, über den Ralf Loose wohlmöglich nachdenkt. Danilo Wiebe hat augenscheinlich das Talent zu einer echten Alternative reifen zu können, dennoch wirkt er teilweise noch zu unsicher, aber diese Unsicherheit kann nur durch Spielpraxis abgelegt werden. Eine offensivere Ausrichtung würde durch die Aufstellung von Abdi Amachaibou gelingen. In diesem Szenario würden Laprevotte und Schwarz die Doppelsechs bilden und Amachaibou vielleicht das so oft geforderte Bindeglied zwischen Angriff und Mittelfeld bleiben. Doch dies scheint gegen einen Gegner wie Dresden zunächst eher unwahrscheinlich. Es bleibt zumindest spannend, mit welcher Elf Ralf Loose versucht, der „Ex“ ein Schnippchen zuschlagen.

Defensive steht, es fehlen die Tore

In fünf der letzten acht Partien (inklusive der Testspiele in der Länderspielpause) blieben die Adlerträger ohne Tor. In der Liga haben die Preußen sowohl den drittbesten Angriff, als auch die drittbeste Verteidigung, gemessen an der Anzahl der Tore. Dennoch werden die Anhänger das Gefühl nicht los, dass im Angriff mit ein wenig mehr Risikobereitschaft viel mehr möglich wäre. So war es gegen Wiesbaden oftmals das gleiche Bild: Die Preußen dominierten den Gegner mit viel Ballbesitz und vielen Querpässen. Gegen tiefstehende Hessen fehlte jedoch der entscheidende Pass. Es bleibt zu hoffen, dass Dynamo versucht, Regie in dieser Partie zu führen und der SC Preußen aus seiner Außenseiterrolle heraus die notwendigen Nadelstiche zu setzen. Denn seit langem sind die Adlerträger im Vorfeld einer Partie nicht in der Favoritenrolle. Es bleibt abzuwarten wie die Partie ausgeht, aber wenn die solide Defensive mit ein bisschen mehr Mumm und Angriffslust gepaart wird, könnte man zumindest auf einen Auswärtspunkt schielen. Zu mehr brauch es mit Sicherheit eine grandiose Tagesform und ein wenig Glück. Aber weil im Fußball nichts unmöglicht ist, fasziniert dieser Sport jede Woche tausende Personen im Stadion. Knapp 30.000 werden es am Wochenende in Dresden sein. Doch auch ein Preußen-Mob wird sich auf den Weg machen, um den SCP nach vorne zu peitschen. Auch in diesem Sinne wieder:

NUR DER SCP!

Und so könnten sie spielen:

Dynamo Dresden: Kornetzky (Schubert) – Fabian Müller, Modica, Hefele, Texeria – Lambertz, Aosman (Jim-P. Müller), Moll – Stefaniak, Testroet, Eilers

Preußen Münster: Lomb – Kopplin, Pischorn, Heitmeier, Felix Müller – Laprevotte, Schwarz, Philipps – Kara, Reichwein, Hoffmann


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