Rückblick 2015 – Nicht das Jahr der Preußen (Teil 2)
Zum Rückblick 2015 - Nicht das Jahr der Preußen... (Teil 1)
Juli – Neue Saison, neues Glück?
Mit den Neuzugängen Felix Müller (1. FSV Mainz 05 II), Stéphane Tritz (Stade Brest), Björn Kopplin (Union Berlin), Benjamin Schwarz (SpVgg Unterhaching), Danilo Wiebe (1. FC Köln II), Cihan Özkara (Medicana Sivasspor), Jesse Weißenfels (SF Lotte), Lennart Stoll und Lion Schweers (SCP U19), sowie den Leihspielern Niklas Lomb (Bayer Leverkusen), Charles Elie Laprevotte (SC Freiburg) und Chris Phlipps (FC Metz) sollte es in die Saison 2015/2016 gehen.
Nach einigen Testspielen zu Saisonbeginn lud der SC Preußen am 18. Juli zur Saisoneröffnung mit Mannschaftsvorstellung inklusive Autogrammstunde und zum anschließenden Testspiel gegen den Bundesligisten Hannover 96 ein. Nach der blamablen Saisoneröffnungen der Vorjahre holte der Verein diesmal das Fanprojekt mit ins Boot, welches dafür sorgte, dass sich verschiedene Fangruppen im Stadion vorstellen konnten und verschiedenste Beschäftigungsmöglichkeiten für die Fans anboten.
Auch wir vom PreußenForum waren damals mit einem Stand vor Ort, wo sich jeder Anwesende sein eigenes Saisonplakat erstellen lassen konnte, was für eine hohe Resonanz bei den Fans sorgte. Zudem konnte man sich an den Ständen des Fanprojekts eigene Button erstellen und Dosenwerfen, der FANport stellte seine Torwand zur Verfügung und die Linie 1906 versorgte die SCP-Fans mit Zuckerwatte und Popcorn. Außerdem standen eine Hüpfburg, Kinderschminken sowie ein Ballonkünstler für die Kleinen bereit. Für viel Spaß bei Groß und Klein sorgte auch der Stand der Deviants, wo man sich mit Hilfe von verschiedenen Schablonen seine eigene Leinwand sprayen konnte.
Nach dem Testspiel gegen Hannover, welches vor immerhin 3.200 Zuschauern mit 0:0 endete, folgte noch eine kleine Party am FANport, wo noch einige Fans den gelungenen Tag ausklingen ließen. Am Rande sorgte zu der Zeit auch die Personalie Mo Idrissou für viel Gesprächsstoff rund um die Preußen. In den Spielen gegen Rödinghausen und Hannover lief der ehemalige Bundesliga-Profi als Testspieler auf, doch zu einer Verpflichtung kam es aus finanziellen Gründen am Ende nicht.
Doch was am Ende natürlich in erster Linie zählt, ist die 3. Liga und die begann im Juli ebenfalls. Am ersten Spieltag traf der SCP im Preußenstadion auf Sonnenhof Großaspach, gegen die am Ende ein 1:1 heraussprang. Anschließend folgte ein 3:1-Auswärtssieg bei den Amateuren des VfB Stuttgart, was bereits für eine gewisse Euphorie bei vielen Fans sorgte, da sich die 3 Punkte trotz einer 75-minütigen Unterzahl hart erkämpft wurden.
Für Furore sorgte im Juli auch Marcus Piossek, der mehrfach um Freigabe beim SCP bat. Der 1. FC Kaiserslautern hatte interesse angedeutet. Hierfür hätte Piossek sogar den Mehrverdienst aus Lautern über die gesamte Vertragslaufzeit an den SCP abgetreten. Gockel und Loose schoben dem aber einen Riegel vor.
- VfL Bochum- SCP 2:2
- SC Wiedenbrück- SCP 0:1
- De Graafschap- SCP 0:2
- SV Rödinghausen- SCP 2:1
- SCP- Hannover 96 0:0
- SCP- Sonnenhof Großaspach 1:1
- VfB Stuttgart II- SCP 1:3
August – der Preußen-Motor gerät ins Stottern
Während der Länderspiele trat der SCP im Testspiel bei der SG Sendenhorst und im Westfalenpokal gegen den SV Eidinghausen-Werste an. Beide Spiele gewannen die Adlerträger mühelos mit 8:0 und somit zogen die Preußen souverän in die zweite Runde des Krombacher-Pokals ein. Daraufhin folgten nach durchschnittlichen Leistungen ein 0:0 gegen Würzburg und ein 1:1 beim FC Rot-Weiß Erfurt. Eine Woche später empfing der SCP den 1. FSV Mainz 05 II und verlor dieses Spiel nach einer desolaten Leistung mit 0:1, wodurch die Preußen nun auf einem unbefriedigenden 10. Platz standen, was den meisten Fans alles andere als gefiel.
Zum Monatsende folgte aber nach einer deutlichen Leistungssteigerung ein 3:1-Auswärtssieg beim Halleschen FC, der die Wogen wieder etwas glättete. Einige meinen, dass Ralf Loose nach einer Niederlage in Halle gefeuert worden wäre, doch die Preußen drehten den 1:0 Rückstand nach der Halbzeit. Eine Serie sollte ihren Ursprung gefunden haben…
Ende August erhielt dann auch Marcus Piossek grünes Licht vom SCP und durfte zum Betzenberg wechseln.
- SG Sendenhorst- SCP 0:8
- SCP- SV Eidinghausen-Werste 8:0
- SCP- Würzburger Kickers 0:0
- Rot-Weiß Erfurt- SCP 1:1
- SCP- 1. FSV Mainz 05 II 0:1
- Hallescher FC- SCP 1:3
September – Geht doch!
Der Monat September sollte dann für den SCP endlich mal wieder ein erfolgreicher Monat werden. Mit zum Teil ordentlichem Fußball schossen unsere Spieler in 5 Spielen 13 Tore und holten daraus 13 von 15 möglichen Punkten. Damit schoben sich die Adlerträger in der Tabelle wieder auf Platz 2.
Trotzdem behält dieser sportliche erfolgreiche Monat auch einen faden Beigeschmack, denn das Derby beim VfL Osnabrück wurde, um Ausschreitungen vorzubeugen, ohne Gästefans ausgetragen. Diese Sicherheitsmaßnahme hat es im deutschen Profifußball so zuvor noch nicht gegeben, weshalb das Fanprojekt und die Ultragruppen eine Demo mit anschließender Kundgebung in Osnabrück organisierten. In erster Instanz verboten die Behörden dieses Vorhaben, doch das Fanprojekt kämpfte (zunächst) erfolgreich um eine Genehmigung. Am Tag der Demo ruderten die Niedersächsischen Ordnungshüter aber doch noch zurück, wodurch nur eine Kundgebung am Osnabrücker Bahnhof stattfinden durfte. Diese Veranstaltung wurde aber von der Polizei so massiv bewacht (unter anderem mit Reiterstaffeln und Wasserwerfern), dass die ganze Sache bereits schnell beendet war, da kein Preußen-Fan unter diesen Bedingungen weiter machen wollte. Schon traurig, dass Nazis in Deutschland nahezu uneingeschränkt demonstrieren dürfen, aber Fußballfans wird dieses Grundrecht verwehrt.
- SCP- Werder Bremen II 3:1
- Chemnitzer FC- SCP 0:1
- SCP- Fortuna Köln 3:1
- VfL Osnabrück- SCP 2:2
- SCP- Stuttgarter Kickers 4:2
Oktober – Ein Monat zum Vergessen
Nach dem erfolgreichen September folgte nun aber wieder die Ernüchterung: Nach einem eher schwachen 0:0 in Aalen folgte die zweite Pokalniederlage gegen die Sportfreunde Lotte im Jahr 2015. Mit 3:1 unterlagen die Preußen am Autobahnkreuz, wobei ausgerechnet Ex-Preuße Benny Siegert das entscheidende dritte Tor für die Lotter erzielte. Anschließend folgte unter Flutlicht die Partie gegen Hansa Rostock, die mit 1:1 beendet wurde. Trotz dieses eher unspektakulären Ergebnisses blieb dieses Spiel aber in Erinnerung: Bereits im Vorfeld des Spiels setzte der Verein ein Alkoholverbot durch, mit der Begründung, dass die Hansa-Fans häufig negativ auffallen würden. Warum dann auch die SCP-Fans kein Alkohol trinken durften, weiß aber bis heute niemand. Für Unmut sorgte auch, dass der Verein dieses Verbot gar nicht erst veröffentlichte, sondern westline diese Nachricht an die Fans brachte.
Während des Spiels kam es dann in beiden Fanblöcken des SCP zu massivem Einsatz von Pyrotechnik und die FGK präsentierte das mittlerweile legendäre „FICKT EUCH ALLE“-Banner, womit die Ultras eine Trotzreaktion auf die immer stärker werdenden Repressionen gegen Fußballfans zeigen wollten.
Als Konsequenz entschloss sich der Verein dazu, im folgenden Heimspiel gegen Holstein Kiel aus Eigeninitiative die Blöcke M und N zu sperren. Später bestrafte der DFB diese Ereignisse auf Grund der zu der Zeit noch laufenden Bewährung noch mit einer Sperre der Blöcke K, N und M gegen Wiesbaden und einer Schließung der Kurve gegen Aue.
Sportlich folgten dem Spiel gegen Hansa dann noch ein 0:0 in Cottbus und ein 2:0-Sieg bei Spiel 1 ohne Fankurve gegen Kiel.
- VfR Aalen- SCP 0:0
- Sportfreunde Lotte- SCP 3:1
- SCP- Hansa Rostock 1:1
- Energie Cottbus- SCP 0:0
- SCP- Holstein Kiel 2:0
November – Ein ganzer Monat ohne (Pflichtspiel-) Tor
Das erste November-Spiel führte den SCP nach Magdeburg, wo man, nach einer eigentlich gar nicht so schlechten Leistung, mit 3:0 unter die Räder kam. Hängen blieb vielen Preußen-Fans von diesem Spiel aber wohl vor allem die Stimmung, die im Stadion herrschte herrschte. Dabei zogen phasenweise gefühlt 100% der Heimfans mit und sorgten damit für eine wirklich beeindruckende Kulisse.
Nach zwei Testspielen folgten in der Liga beim Spiel 2 ohne Kurve gegen Wehen Wiesbaden und bei Dynamo Dresden noch torlose Unentschieden. Besonders gegen Dresden war dieser Punkt allerdings sehr glücklich, da Niklas Lomb mit überragenden Paraden die Null hielt. So war es fast nur ihm zu verdanken, dass die Preußen in einem ganzen Monat ohne Pflichtspieltor zumindest auch nur 1x verloren.
Für Aufsehen sorgte bei dem Auftritt in Dresden auch ein Transpi der Deviants mit der Aufschrift „Peggy das Mau stopfen – Ossilanten abschieben“ als Reaktion auf Spruchbänder der vorherigen Saison von Dynamo in Münster („Hurra, Hurra heute ist Peggy da“).
- 1. FC Magdeburg- SCP 3:0
- SCP- SV Rödinghausen 1:2
- SCP- VfL Bochum 0:0
- SCP- Wehen Wiesbaden 0:0
- Dynamo Dresden- SCP 0:0
Dezember – Loose raus, Steffen rein
Das erste Spiel im Dezember war zeitgleich das letzte Spiel, bei dem die Fankurve des SCP geschlossen blieb. Gegen Erzgebirge Aue ging diese Partie mit 0:1 verloren und damit folgte das vierte Spiel in Folge ohne eigenes Tor.
Am folgenden Wochenende gastierte die Preußen bei der SG Sonnenhof Großaspach. Dort gelang den Adlerträgern zwar endlich mal wieder ein Tor, doch am Ende musste man sich trotzdem mit 3:1 geschlagen geben Zum letzten Spiel vor der Winterpause kam der VfB Stuttgart II nach Münster und selbst der Tabellenvorletzte konnte relativ problemlos mit 2:1 im Preußenstadion gewinnen.
Als Konsequenz daraus entließ der Vorstand den schon lange in der Kritik stehenden Trainer Ralf Loose noch am Abend der Niederlage. Wenig später wurde Horst Steffen als neuer Coach vorgestellt, der deutlich offensiveren und Ballbesitz-intensiveren Fußball verspricht, als ihn Loose spielen ließ. Die Hoffnung auf endlich ansehnliche Spiele und damit wieder steigende Zuschauerzahlen 2016 wurde dadurch neu entfacht und viele SCP-Fans trauen Steffen als Trainer viel zu.
Zudem stand im Dezember noch die Jahreshauptversammlung an, in dessen Vorfeld bereits bekannt wurde, dass der SCP im Laufe des Geschäftsjahres 2014/2015 etwa eine halbe Million Euro Schulden angehäuft hat. Präsident Krimphove nennt als Gründe dafür Spielereinkäufe, eine teure Verwaltung, strenge Sicherheitsregeln, die zusätzliches Geld kosten und die sinkenden Zuschauerzahlen. Wo genau diese 500.000€ aber nun geblieben sind, weiß wohl keiner so recht, denn in der Rückrunde der Saison 14/15 kamen trotzdem fast jedes Spiel mindestens 8.000 Zuschauer und auch teure Einkäufe wurden nicht getätigt.
Um die Schulden wieder abzubauen hat der Verein einen Kredit bei der Sparkasse aufgenommen, wodurch der Schuldenberg in 5 Jahren abgetragen sein soll.
- SCP- Erzgebirge Aue 0:1
- Sonnenhof Großaspach- SCP 3:1
- SCP- VfB Stuttgart II 1:2