#Fanstammtisch06 – So lief der Abend
Am Mittwochabend, exakt um 19:06 Uhr, startete in der Haupttribüne beim SC Preußen Münster der erste Fanstammtisch im Jahr 2016. Unter dem Motto „90 Minuten plus Verlängerung stand das Präsidium den Anhängern des SC Preußen Rede und Antwort.Es war logischerweise auch der erste Fanstammtisch mit Horst Steffen, dem neuen Trainer der Adlerträger. Doch der Reihe nach.
Roland Böckmann spricht
Die Veranstaltung, moderiert von Carsten Schulte, Portalmanager bei westline.de, begann zunächst mit einem Statement von Roland Böckmann. Am Freitag war bekannt geworden, dass die Staatsanwalt gegen den langjährigen Sicherheitsbeauftragen wegen des Verdachts der Falschaussage ermittele. Bereits bei der Erwähnung des Namens erhielt der Moderator Applaus vom gesamten Publikum. Dieser gipfelte dann, als Böckmann selber das Mikrofon ergriff. Er habe sich nichts vorzuwerfen, zu gegebener Zeit wenn er es könne und dürfe, würde er sich noch genauer äußern, lautete die Kernaussage. Sichtlich bewegt, gab er zudem an, dass er die Entscheidung, sein Amt ruhen zu lassen, aus freien Stücken entschieden habe und von keiner Seite dazu gedrängt worden sei. Verabschiedet wurde Böckmann für seine Aussagen mit viel Applaus. An dieser Stelle zunächst einmal Respekt für das Auftreten und vor allem Danke für den unermüdlichen Einsatz von ihm!
Im Anschluss ergriff Georg Krimphove das Wort. Er dankte Böckmann zunächst für dessen Engagement und betonte, dass der Verein komplett hinter ihm stehe. Zudem hoffe er, dass die „ganze Sache wie ein Ballon“ platzen würde. Sein Präsidiumskollege Siggi Höing konnte sich den Worten seines Präsidenten nur anschließen. Zudem betonte er, dass es, entgegen anderer Informationen, einen neuen Sicherheitsbeauftragten geben würde, der nicht Wilfried Kramer heißen würde. Dies sei ein Fehler gewesen und jemand andere werde nun kommissarisch mit dem Thema Sicherheit betraut. Dafür erntete Höing wiederum Applaus.
Steffen punktet durch Lernfähigkeit und Charme
Nachdem dieses negativ behaftete Thema abgeschlossen wurde, nahm sich Moderator Carsten Schulte den neuen Chefcoach zur Brust. Während Horst Steffen bei seiner Vorstellung noch Wissenslücken im Bereich Hintergrundinformationen offenbarte, konnte er sich am gestrigen Abend als durchaus lernfähig präsentieren. Gründungsjahr und Vereinsfarben stellten kein Problem mehr für den 46-jährigen dar. In seiner wohltuend lockeren Art kommentierte Steffen zunächst, dass das Erreichen des DFB-Pokals durchaus das Ziel für die aktuelle Saison sei, der Gewinn des Westfalenpokals in der kommenden Spielzeit angegangen werden solle. Zudem betonte er die gute Vorbereitung, wollte in seiner Aussage auch auf Nachfrage keinen Spieler hervorheben, um den Rest der Mannschaft nicht neidisch werden zu lassen. Eine durchaus nachvollziehbare Aussage. Er wiederholte zudem, dass er attraktiven Fußball spielen lassen möchte, aber natürlich der Erfolg im Vordergrund stehen solle und somit noch viel Arbeit vor ihm und der Mannschaft steht. Ein einzelner Spieler wurde im Anschluss doch noch hervor gehoben. Zwar nicht freiwillig von Steffen, doch ein Fan merkte an, dass das Defensivverhalten von Mehmet Kara des Öfteren zu wünschen übrig ließ. Steffen merkte an, dass Kara sich im Bereich Pressing seiner bereits angenommen hätte und nennt als Beispiel eine Szene aus dem Testspiel gegen Skenderbeu, als Mehmet Kara auf Höhe der Innenverteidiger einen Ball erobert hatte. „Wunder geschehen“ kommentierte Steffen frech und erntete dafür eine Lacher. Allgemein scheint der Coach zu wissen, wie man die Fans auf die eigene Seite holt. Denn im weiteren Verlauf merkte er an, dass man noch so professionell agieren könne, ein Spieler merke trotzdem ob die Kurve geschlossen hinter einem stehe. Insofern sei es wichtig, dass die Fans die Mannschaft lautstark unterstütze, da dies auch das Selbstvertrauen der Akteure stärke.
Unterbrochen wurde das Thema der Trainervorstellung immer wieder von verschiedenen Anhängern, die den Wunsch äußerten, es gäbe wichtigeres als die Themen „Steffen & Stadion“. Dies erntet Zuspruch beim Publikum, Schulte verwies jedoch zunächst auf die Tagesordnung, man werde im Anschluss jedoch auch diese Bereiche sicher besprechen.
1000 x disktutiert. Doch was passiert?
Das Thema „Steffen“ fand an dieser Stelle als ein Ende. Der charismatische Coach wurde unter erneutem Applaus verabschiedet und es wurde sich dem zweiten Tagespunkt gewidmet. „1000 x diskutiert, 1000 x ist nichts passiert“. Noch immer hängt dieses Banner, in Anlehnung an das Schlagerlied „1000 x berührt“, in der Westkurve. Aber es wäre ja nicht das Thema Stadion, wenn nicht auch noch das 1001ste Mal drüber diskutiert würde. Uwe Landheer, seines Zeichens für Liegenschaften und Infrastruktur im Präsidium verantwortlich, übernahm das Kommando und stellte den Anhängern das neue Konzept vor. Kernaussage war vor allem, dass ihm das Verständnis fehle, wenn zunächst nur die Westkurve neu gebaut werden solle. Bei einer schon vorhandenen Baustelle wäre es aus seiner Sicht effektiver und ökonomischer, wenn zeitgleich auch an der Ostkurve gearbeitet würde. Dass die Ostkurve, wie in dem neuen Konzept veranschlagt, für die Gästefans vorgesehen sei, erntete einiges an Missstimmung beim Anhang. Dabei betonte er jedoch, dass dieser Vorschlag von seiner Seite aus kam und Die Fans meldeten sich zu Wort und betonten, dass ein Umzug in die Westkurve für sie nicht in Frage käme. Schulte merkte an, dass bereits in den Siebzigerjahren die Heimfans aus der Westkurve die Mannschaft anfeuerten. Dieses Argument ließen die Fans jedoch nicht gelten und brachten ihre Position somit deutlich zum Ausdruck. Die Hammer Straße sei Symbolbild für die Fans. Krimphove betonte an dieser Stelle jedoch, das vorgestellte Konzept sei lediglich ein Entwurf. Sollte im Dialog mit den Fans eine Alternative entstehen, werde diese selbstverständlich auch diskutiert. Nur müsse gerade in den Bereichen Sicherheit und Fantrennung das gesamte Konzept Sinn machen. Wer sich selber darüber informieren möchte, findet die notwendigen Informationen unter diesem Link:
„Wir stellen uns hinter die Fans“
Nun war der wohl hitzigste Teil an der Reihe. Das Thema Fanbelange. 56 Betretungsverbote seien für die ersten vier Heimspiele, immerhin die Hälfte der verbleibenden Heimspiele, seitens der Polizei ausgesprochen worden. Dies sei, so wies der vorgetretene Fan hin, so nicht akzeptabel. Als Erläuterung: Betretungsverbote werden zum Großteil präventiv ausgesprochen und bedeuten, dass man sich am Spieltag in einem gewissen Umkreis, beispielsweise auf einen Kilometer, nicht nähern darf. Sie sind jedoch nicht mit dem Stadionverbot gleichzusetzen, da sie von der Polizei und nicht vom Hausherrn, dem SC Preußen ausgesprochen werden. Die 56 Betretungsverbote seien deutschlandweit in diesem Umfang zudem einmalig und würden an der Existenz einer vergleichsweise kleinen Fanszene nagen, so der Anhänger weiter. Krimphove fand dazu deutliche Worte, jedoch seien dem Verein in dieser Sache auch die Hände gebunden:
In diesem Zusammenhang wurde auch deutlich, dass es zwischen der Polizei Münster und den Verantwortlichen in der Zusammenarbeit einen deutlichen Knacks gegeben habe. Auch dass man mittlerweile ein Prellbock zwischen Polizei und Fanszene sei, missfiel und missfällt dem Präsidenten. Man möchte aber nun konstruktiv mit den Fans arbeiten. Ein erster Schritt, das ließ Carsten Gockel verlauten, sei, dass man die Betretungsverbote rechtlich überprüfen lasse. Zudem sei man durchaus bereit, sich für die Fans einzusetzen und auch eigene Fehler einzugestehen. Darunter gehörte auch das Eingeständnis, dass man mit dem Alkoholverbot gegen Hansa Rostock einen Fehler gemacht habe. Dies wurde bereits bei der Jahreshauptversammlung so kommuniziert. Doch an diesem Abend war sich der Präsident auch nicht zu schade den Fehler erneut einzusehen. Allgemein wirkte die Veranstaltung so, dass die Bereitschaft aufeinander zu zu gehen durchaus vorhanden sei. Und auch, dass man durchaus bereit sei, sich auch vor der Polizei hinter die Fans zu stellen. Bemängelt wurde auf Fanseite jedoch die Kommunikation. Siggi Höing betonte jedoch, dass es finanziell nicht möglich sei, jemanden extra für Fanbelange hauptamtlich einzustellen.
Zum Abschluss kam dann, und das war bis dahin verwunderlich, doch noch das Thema auf, wie sich der alte und neue Aufsichtsratvorsitzende hat wieder „wählen“ lassen. Dieses Gebiet, man muss es leider so formulieren, wurde in der Antwort jedoch weiträumig umfahren. Dies dürfte auf der nächsten Mitgliederversammlung höhere Wellen schlagen. Vielleicht sogar höhere als der Trainingszaun, der gestern ebenfalls nicht angesprochen wurde. Man müsse, so Krimphove, nach vorne schauen. Gegenseitiges Köpfe Einschlagen bringt keine Seite nach vorne, man müsse sich durchaus mal die Meinung geigen, aber konstruktive Schlüsse draus ziehen. Hat er nicht Unrecht mit. Bleibt zu hoffen, dass es auch in Kürze dazu kommt.
Den kommenden Weg gemeinsam gehen
Resümierend lässt sich sagen, dass es auf Fanseite aus subjektiver Sicht so wirkte, dass die Verantwortlichen etwas mitgenommen haben. Zunächst einmal, dass es wichtig ist, öfter und direkter zu kommunizieren und sich auch mal gegen die Polizei zu positionieren und hinter den Anhang zu stellen. Ein weiterer Faktor, bei dem das Präsidium seine Lernfähigkeit unter Beweis stellen kann ist, dass in Zukunft nicht nur intern im kleinen Kreis kommuniziert wird, dass man mit den Maßnahmen der Gesetzeshüter nicht d’accord geht, sondern dies auch öffentlich so kommunizieren solle.Weiterhin wichtig auf Fanseite ist jedoch die Selbstreflexion. Überdacht werden sollte auf der einen Seite, ob wirklich jede Aktion so notwendig war, wie sie es zunächst schien. Auf der anderen Seite aber auch WIE man kommuniziert. War der Ton anfangs noch irgendwo zwischen unverschämt und dreist anzusiedeln, entstand im weiteren Verlauf, auch durch eine gemäßigtere Tonlage, eine in weiten Teile konstruktive Diskussion. Es bleibt zu hoffen, dass die Diskussion um Fanbelange anders voran schreitet, als die Debatte um das Stadion. So bleibt zu hoffen, dass in Zukunft gesagt werden kann „1000 x diskutiert, endlich ist was passiert“.
Denn im Grunde geht es ja allen „nur“ um eine Sache: Den Fußball und den SC Preußen Münster. Sollten zumindest diese Baustellen verringert werden, und da sind beide Seiten gefragt, kann in dieser Saison noch einiges an positiven Dingen geschehen. Wichtig ist nur das Abstellen von Nebenkriegsschauplätzen und den Großteil des Fokus auf den Sport zu legen.
Denn der wichtigste Gedankengang sollte, sei es nun beim Fan auf der Gegengerade, dem aktiven Fan in der Kurve, dem Tribünengast oder dem Vorstandsmitglied lauten: NUR DER SCP!