Nächster Auswärtsrückschlag in Köln

Auch ein Preußen-Wimpel fand im Vereinsheim der Fortuna seinen Platz.

Für den SC Preußen ging auch das Gastspiel bei den Südstädtern aus Köln verloren. Mit 2:1 siegte die Fortuna und bestätigte ihre starke Form in der Rückrunde. Der Zug Richtung Aufstieg ist demnach endgültig abgefahren. Positiv formuliert besteht Planungssicherheit für die nächste Saison. Und da muss sich einiges ändern! Doch der Reihe nach…

Für mich als Exil-Münsteraner war die Anreise insofern relativ angenehm, dass es mich in gerade einmal 45 Minuten in die Domstadt am Rhein brachte. Am „Vorgebirgstor“ angekommen ging es sogleich in das Vereinsheim der Fortuna. Der Besitzer soll einst gesagt haben, dass dieses Vereinsheim „seinesgleichen sucht“. Dies avancierte zum Running-Gag unter den Fans der Fortuna. Vielleicht hat der gute Mann ein wenig übertrieben, dennoch brachte das Vereinsheim durchaus eine Menge Charme mit sich. Das Kölsch für 1,20, davor ein Grill mit Bratwurst und Steaks aufgebaut, jede Menge Wimpel an der oberen Ballustrade und diverse Fortuna-Devotionalien über den Laden verteilt, verliehen dem Ganzen einen urigen Charme. Auch als Preußen-Fan wurde man dort freundlich aufgenommen und kam mit dem einen oder anderen Fortuna-Fan ins Gespräch. Von Spannungen oder ähnlicher negativer Stimmung nicht die Spur. Aufgrund des Meimels ging es erst kurz vor Spielbeginn ins Südstadion.

Gesperrte Kurve, Laufbahn, Regenwetter – kennt man doch?

Das Zuschaueraufkommen war überschaubar. 2000 Leute versammelten sich an diesem Dienstagabend um dem einzigen NRW Duell der 3. Liga beizuwohnen. Der Gästeblock war mit 500-600 Zuschauern gefüllt und durch die eher ruhig agierenden Kölner wurde das Spiel zumindest atmosphärisch zu einem Heimspiel. Auch das Regenwetter, eine gesperrte Kurve und das Ambiente eines alten Stadions und keiner modernen Wellblechhütte ließen zumindest heimatliche Gefühle für die Preußenfans aufkommen. Überdeckt wurden die Gefühle dann jedoch vom Frust der sich breit machte. War es nach wenigen Sekunden noch Abdenour Amachaibou, der die Riesenchance zum 1:0 leichtfertig vergab, nahmen die Südstädter das Zepter immer mehr in die Hand und brachten die Defensive der Adlerträger immer mehr zum wanken. Zunächst scheiterte der Kölner Hamdi Dahmani an Niklas Lomb, der mit einem Klassereflex den frühen Rückstand vereitelte. Doch nur wenige Zeigerumdrehungen später geschah dann das, was sich andeutete. Die Preußen agierten zu passiv, die Abwehr schwamm und das nicht nur wegen des Dauerregens. Heitmeier spielte einen Ball zu kurz hinten raus, der Ball gelangte über Umwege zu Dahmani auf der rechten Seite, der sich als Vorlagengeber besser in Szene setzen konnte und das runde Leder flach in die Mitte zu Julius Biada brachte. Dieser fackelte nicht lange und  brachte mit einem satten Flachschuss seine Mannschaft in Führung. Es war bereits sein 11. Saisontreffer und das Selbstvertrauen des gebürtigen Kölners war kaum zu übersehen. Einige Male spielte er Katz und Maus mit der Defensivreihe der Preußen und war stetiger Unruheherd. Biada wechselte vergangenen Winter übrigens aus Darmstadt zurück in seine Heimatstadt. Aus Darmstadt kam zu dieser Zeit Aaron Berzel zu den Adlerträgern. Dem geneigten Preußenfan dürfte das Ende der Geschichte bekannt sein. Schade aber diese Entwicklung war in beiden Fällen so sicher nicht abzusehen.

Mehr Schwung in Halbzeit zwei

Konnten die Adlerträger in der ersten Halbzeit kaum Akzente nach vorne setzen, sah man, dass zumindest der Wille nach der Pause stimmte. Chris Philipps blieb in der Kabine und für ihn kam der offensiver ausgerichtete Elie Laprevotte. So kombinierten sich die Männer in schwarz und grau durchaus gefällig durch das Mittelfeld. Torgefahr war jedoch weiterhin Fehlanzeige. Horst Steffen reagierte ein weitere Mal und brachte im Angriff Grimaldi und Krohne. Grimaldi bewies in der 73. Minute wie schon gegen Chemnitz seine Joker Qualitäten. Zunächst schirmte er den Ball in der Gefahrenzone gut ab für seine nachrückenden Mitspieler. Auf dem linken Flügel legte sich Stephane Tritz den Ball zurecht und flankte mustergültig auf Grimaldis Haupt von dem der Ball unter großem Jubel der Preußenfans im Netz landete. Im Anschluss sah es tatsächlich so aus, dass die Preußen erneut ein Spiel nach Rückstand drehen könnten. Immer aktiver wurde der SCP in der Fortuna Hälfte, die in Halbzeit zwei nur über Einzelaktionen von Biada Gefahr versprühte. Doch mitten in die Drangphase des SCP gelangte ein langer Ball zu Cauly Oliveira Souza. Der flinke Brasilianer zündete den Turbo, die Innenverteidigung um Marc Heitmeier und Marco Pischorn konnte nur noch hinterherschauen wie der ehemalige Jugendspieler des 1. FC Köln den Ball aus spitzen Winkel unhaltbar und die Querlatte nagelte. Nach dem 2:1 merkte man den Preußen den Schock an. Gefährlich wurde es nur noch mal, als Amaury Bischoff kurz vor dem Sechzehner gelegt wurde. Doch seit der Partie gegen Werder Bremen II gelang dem SCP kein Freistoßtreffer und auch diesmal sollte es dabei bleiben.

Wetter macht sich bemerkbar

Zurück zum Spiel und dem Drumherum. Während der 90 Minuten bin ich zumindest in einer Art Tunnel und so wurde mir erst nach dem Abpfiff bewusst, wie widerlich das Wetter wirklich war. Eingefrorene Füße, klatschnasse Kleidung bis auf die Haut waren das ein ähnlich angenehmes Resultat, wie das auf dem Platz. Durch die Niederlage steht der SC Preußen auf Platz sieben. Gute Vorzeichen für das Derby gegen starke Osnabrücker sieht anders aus. Nach dem Spiel ging es zurück zum Aufwärmen ins Vereinsheim. Dort wurde das Spiel gemeinsam mit den gut aufgelegten Rheinländern (wen wunderts…) diskutiert. Doch nicht nur die Anhänger kamen scharenweise, um noch ein paar Kaltgetränke zu konsumieren. Nach dem Duschen gesellten sich auch beispielsweise Marco Königs oder Julius Biada zu den Anhängern und verfolgten noch die letzten Minuten der Bundesligaspiele. Insgesamt war es ein angenehmer Trip an den Rhein, wenngleich das Endergebnis natürlich einen

Geht es nicht besser oder wollen sie nicht?

Diese Frage muss man sich leider stellen. Niklas Lomb ist dabei komplett auszunehmen. Ohne ihn würde der SCP wohl ganz woanders stehen. Doch gerade bei seinen Vordermännern machen sich die fußballerischen Defizite stark bemerkbar. Für die „Steffensche Spielweise“ ist Marco Pischorn leider nicht geeignet. Ein Klassetyp aber im Spielaufbau liegen seine Stärken leider nicht. Bei Marc Heitmeier muss man schauen, wie er sich nach seiner Verletzung entwickelt, die letzten beiden Spiele waren auch nicht das, was man von ihm erwarten kann. Zur neuen Saison kann man vielleicht die Innenverteidigung Schweers – Scherder testen. Einfach mal was wagen. Auf der Außenposition hat es Björn Kopplin trotz massig Zweitligaerfahrung selten geschafft eine vernünftige Flanke in den Strafraum zu bringen. Mehmet Kara und Amaury Bischoff bleiben unter ihren Möglichkeiten. Finanziell gehören sie nach ihren Vertragsverlängerungen wohl zu den Bestverdienern im Team, dafür kamen gerade in den letzten Spielen zu wenig Impulse. In der Offensive merkt man einen leichten Aufschwung bei Amachaibou, ob es für eine Verlängerung reicht…da darf man durchaus skeptisch sein. Philipp Hoffmann ließ in der Hinrunde Marcus Piossek in vielen Spielen vergessen. Doch seit der Meldung, dass Zweitligisten an ihm interessiert sind, bleibt auch der pfeilschnelle Rechtsaußen blass. Womit wir beim nächsten Problem wären. Sein explosiver Antritt bringt Hoffmann oftmals in aussichtsreiche Positionen, was folgt ist jedoch meistens unbrauchbar. Denn scheinbar weiß er, nachdem er das Spielgerät super erlaufen hat, wenig damit anzufangen. Dennoch wäre eine Verlängerung mit ihm nicht verkehrt. Dass Adriano Grimaldi eine echte Verstärkung sein kann bzw. sein wird, hat er in seinen beiden Jokereinsätzen gezeigt, macht er im Sommer eine komplette Vorbereitung mit, werden wir noch viel Freude an ihm haben. Ein guter Vorgriff auf die nächste Saison, das muss man bei aller Kritik auch sagen.

Es bleibt zu hoffen, dass Horst Steffen die kommenden Spiele dazu nutzen wird, um gnadenlos auszusortieren. Bei einigen Großverdienern laufen die Verträge aus und der Kader sollte dringend einer weiteren Verjüngung unterzogen werden. Transfers der Kategorie Sören Bertram, dessen Vertrag in Halle ausläuft, kann man sich aufgrund der mageren Finanzsituation wohl abschminken. Auch ein Biada wäre durchaus interessant, dürfte aber auch bei anderen Vereinen durch seine starken Leistungen Interesse wecken. Aber Talente wie Tammo Harder, Marlon Ritter oder Moritz Fritz dürften nach dieser Saison mehr oder minder bezahlbar sein. Harder kam in Dortmund kaum zum Zug aufgrund diverser kleiner Verletzungen und hat bewiesen, dass er in der dritten Liga bestehen kann. Moritz Fritz ist beim angeschlagenen Abstiegskandidaten in der Regionalliga, Rot-Weiss Essen (Ja es geht noch schlimmer als bei uns ;-) ), einer der wenigen Lichtblicke und Ritter wird, solange Gladbach II nicht aufsteigt, auch irgendwann den nächsten Schritt nach oben gehen müssen. Diese Namen basieren auf keinerlei Quellen sondern dienen nur als Beispiele für Spieler mit denen ein Umbruch geschaffen werden könnte.

Derby? Achja…

Tja und dann ist da noch das Derby am Sonntag gegen Osnabrück. Vorfreude existiert kaum. Es geht nur noch um die goldene Ananas. Gästefans sind verboten. Trotzdem werde ich wieder anreisen, obwohl die Anreise nach Münster länger geht, als nach Köln. Aber man hat ja keine Wahl, denn wie heißt es so schön:

NUR DER SCP!


Daten zum Spiel:

SCP: Lomb – Kopplin, Pischorn, Heitmeier, Tritz – Bischoff, Philipps (Laprevotte, 46.), Kara (Krohne, 69.) – Hoffmann, Reichwein (Grimaldi, 60.), Amachaibou
Köln: Poggenborg – Flottmann, Uaferro, Hörnig – Glockner, Andersen – Bender, Dahmani (Oliveira Souza, 72.), Kessel – Biada (Kwame, 88.), Königs (Rahn, 83.)

Tore: 0:1 Biada (20.), 1:1 Grimaldi (73.), 1:2 Oliveira Souza (88.)

Gelbe Karten: Königs, Andersen / Philipps, Amachaibou

Zuschauer: 1.960

Schiedsrichter: Lasse Koslowski (Berlin)


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