Neue Saison, neues Glück? Der Preußen-Kader im Check!

Mittelfeld

Schon im Winter versuchte man einen robusten, zweikampfstarken „Sechser“ zu verpflichten. Einer, der im defensiven Mittelfeld dazwischen haut und trotzdem einen Pass an den Mann bringen kann. Quasi exakt jemand wie Manuel Konrad von Dynamo Dresden. Bereits im Winter scheiterte der Transfer, ein erneuter Anlauf diesen Sommer blieb ebenfalls erfolglos. Nun soll Nico Rinderknecht in diese Rolle hineinwachsen. Der hoch veranlagte Mittelfeldspieler kommt, wie ähnlich Körber, für ein Jahr auf Leihbasis vom FC Ingolstadt. Dennoch besteht noch ein gewisser Handlungsbedarf. Denn „Pferdelunge“ und Kämpferherz Benny Schwarz entschied sich nach Beginn der Vorbereitung, das lädierte Knie doch noch operieren zu lassen. Damit fällt Schwarz die gesamte Spielzeit aus.

Von Michele Rizzi darf man sich in dieser Saison noch eine Steigerung erwarten, sodass ein Platz auf der Doppelsechs vergeben scheint. Neben Rinderknecht kämpfen Danilo Wiebe und Sandrino Braun um die vakante Stelle. Braun würde der Verein bei einem Wechselwunsch keine Steine in den Weg legen. Sollte er es schaffen, wie beispielsweise im Heimspiel gegen den VfR Aalen, konstant Leistung abzurufen, könnte auch er ein wichtiger Baustein im Kader werden. Danilo Wiebe startet in seine dritte Saison im Adlerdress und muss langsam darauf achten, nicht als ewiges Talent zu gelten. In den Vorbereitungsspielen weiß Wiebe durchaus zu überzeugen, in der Liga wirkt er jedoch immer etwas ängstlich und ist zu sehr auf Sicherheit bedacht. Für ihn dürfte es eine Schlüsselsaison in seiner noch jungen Karriere werden.

Auf dem rechten Flügel hat Benno Möhlmann zwei hervorragende Optionen. Der großgewachsene, sprintstarke Philipp Hoffmann feierte gegen Ende der Saison noch einige Kurzeinsätze und ist nach einer guten Vorbereitung endlich wieder eine echte Alternative, nachdem er knapp ein Jahr pausieren musste. Tobias Rühle ist das genaue Gegenteil. Klein, kräftig und dribbelstark sind die Attribute, die bei ihm hervorstechen. Wenn Rühle es in dieser Saison schafft, noch seine Abschlussschwäche abzulegen, werden die SCP-Fans auch an ihm viel Freude haben. Insgesamt bilden Rühle und Hoffmann ein hervorragendes Tandem.

Links schmückt sich der SCP neuerdings mit zwei ehemaligen A-Jugend-Bundesligatorschützenkönigen. Lucas Cueto, ausgebildet beim 1. FC Köln, fand aus St. Gallen seinen Weg ins Münsterland, Moritz Heinrich ist dagegen ein alter Bekannter von Möhlmann aus München. Lucas Cueto erzielte in der A-Jugendbundesliga West in 25 Partien stattliche 19 Treffer. Ebenso 19 Tore erzielte Heinrich, brauchte aber nur 23 Partien. Beide fallen noch länger unter die U23 Regel. Mit 21 (Cueto) und 20 (Heinrich) hat der SCP auf links ein gewaltiges Potenzial. Ob einer oder im Idealfall beide dies auch in ihrer ersten 3. Liga Saison abrufen können, bleibt jedoch abzuwarten. Cueto verpasste bisher große Teile der Vorbereitung aufgrund einer Knochenhautentzündung, Heinrich wurde erst spät verpflichtet. Ein Risiko, was jedoch belohnt werden kann.

Angriff

Nicht ganz so lange wie im Winter, aber doch eine Hängepartie, gab es um Martin Kobylanski. Im Endeffekt konnte dieser jedoch von Lechia Gdansk fest verpflichtet werden. Für zwei Jahre unterschrieb der ehemalige Bremer und scheint sich in Münster laut eigener Aussage, pudelwohl zu fühlen. Der flinke und schussstarke Pole soll in Zukunft weiter hinter Adriano Grimaldi seine Kreise ziehen. Bei Adriano Grimaldi kann man nur hoffen, dass er die kommende Saison verletzungsfrei übersteht. Sollte dies so kommen, haben die Preußen einen der absoluten Top-Stürmer der Liga in ihren Reihen.

Kapitän, Leader, Torschütze und sogar das Assistieren hat Grimaldi in der letzten Saison für sich entdeckt. Wäre er nicht knapp drei Monate verletzt gewesen – man könnte vermuten, dass er sich, die um drei Tore verpasste, Torschützenkanone der 3. Liga geschnappt hätte. Grimaldi ist der Dreh- und Angelpunkt im Angriffsspiel. Mit seiner Robustheit schirmt er die Bälle ab und wartet bis die Mitspieler nachrücken. Ist Grimaldi einmal angetreten und auf langer Strecke unterwegs, wird es auch da schwer ihn zu stoppen. Ein kompletter Angreifer, der manchmal sogar ein wenig eigennütziger auftreten müsste. Die Preußen können froh sein, jemand wie ihn in ihren Reihen zu wissen.

Hinter ihm lauert dann noch Tobias Warschewski. Das Naturtalent mit den unorthodoxen Bewegungsabläufen kehrte erst spät in der Vorbereitung zurück von der U19-Europameisterschaft. Dort fungierte er meist hinter dem Dortmunder Amenyido als Joker, da der DFB-Coach Frank Kramer nicht erkannte, dass beide auch wunderbar zusammen agieren können. So geschehen beim Anschlusstreffer gegen England, als Warschewski nach Doppelpass mit seinem Sturmpartner traf. Solche Treffer wecken natürlich auch in oberen Ligen Begehrlichkeiten. Gerüchten zufolge waren RB Leipzig, der FC Augsburg und der SC Freiburg am gebürtigen Dortmunder interessiert. Konkret wurde bisher jedoch noch nichts. Insofern ist davon auszugehen, dass Warschewski noch eine Saison in der 3. Liga dranhängt, bevor es ihn höchstwahrscheinlich in höhere Gefilde ziehen wird.

(Noch) nur zu Besuch

Neben den angestammten Drittligakräften wie Tobias Warschewski, Lennart Stoll, Lion Schweers oder Max Schulze Niehues tummeln sich derzeit im Training noch weitere Spieler aus der eigenen Jugend. Um eine bessere Verzahnung zwischen den Mannschaften zu generieren, sind derzeit Luca Steinfeldt (SCP U23), Adrian Knüver (SCP U19) und Cyrill Akono (SCP U19) beim Training der ersten Mannschaft vorzufinden. Alle drei werden aller Voraussicht nach keine großen Spielanteile erhalten, dennoch kann eine Vorbereitung bei den Profis zum einen motivieren und zum anderen auch einen Leistungsschub geben.

Trainerteam

Benno Möhlmann, der die Preußen nach prekärer Lage letzten Endes souverän zum Klassenerhalt führte, verlängerte seinen Vertrag ebenso wie einige seiner Akteure kurz nach Saisonende. Auf eigenen Wunsch jedoch nur um ein Jahr. Dennoch hatten so ziemlich alle, die es mit schwarz-weiß-grün halten, gehofft, dass der sympathische Fußballlehrer noch ein weiteres Jahr der Hammer Straße dranhängt. Nicht verlängert wurden die Verträge mit Carsten Nulle und Sreto Ristic. Bei Nulle kam dies überraschend, hatte er doch zunächst Niklas Lomb zum zweitbesten Torhüter der Liga entwickelt und in der vergangenen Spielzeit Maximilian Schulze Niehues auf ein neues Level gehoben.

Ihn ersetzt nun Milenko Gilic. Der 45-jährige Kroate kam aus Verl nach Münster und kümmert sich neben den drei Keepern der 1. Mannschaft auch um die Jugendtorwärte im Verein. Neuer Assistent Möhlmanns ist neuerdings Sven Kmetsch. Der ehemalige Abräumer des FC Schalke 04 war bereits in Ingolstadt und Frankfurt Co-Trainer an der Seite seines neuen alten Chefs aktiv. Nach einem Intermezzo bei der Zweitvertretung der Schalker gehen die alten Weggefährten nun ihre Aufgabe in Münster gemeinsam an. Sein Vorgänger Ristic verabschiedete sich Richtung Chemnitz, wo der ehemalige Preußen-Trainer Horst Steffen nun das Sagen hat.

Fazit

Ein „Jugend forscht“-Fazit wäre zu plump für die diesjährige Adlerträger-Auswahl. Etablierte und eingespielte Stammkräfte sollen zukünftig nicht nur zu Hause, sondern auch auswärts, eine ähnliche Rückrunde spielen wie zuletzt. Gelingt es dem SCP, in diesem Jahr beide Serien konstant zu spielen, sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Vieles hängt davon ab, inwieweit sich die jungen Spieler an das Klima der 3. Liga gewöhnen und ob Schlüsselspieler wie Grimaldi oder Kobylanski verletzungsfrei bleiben. Insbesondere im Sturm haben die Adlerträger ein Duo, das gut und gerne für insgesamt 20-25 Tore gut sein dürfte.

Alles in allem haben Metzelder und Möhlmann es jedoch geschafft, eine homogene Einheit zusammenzustellen, die man auch getrost als solche bezeichnen kann. Nimmt man die Gespräche der Spieler am Rande bei den Testspielen oder die verschiedenen Posts auf den Social-Media-Kanälen für bare Münze, scheint es so, als dass die Stimmung in der Mannschaft hervorragend ist. Sollte der Saisonstart mit einem, im Vergleich zur Vorsaison (Osnabrück, Rostock, Duisburg), „machbaren“ Programm gelingen, wäre schon mal ein gesundes Fundament gelegt. Dass darauf noch ein Häuschen namens Aufstieg gebaut wird, scheint derzeit ähnlich realistisch, wie der Bau eines neuen Stadions. Doch wer weiß – Darmstadt, Regensburg und Würzburg hatte auch niemand auf der Rechnung. Im Gegensatz zur, im Nachhinein missglückten, letztjährigen Kadereinschätzung, geht es diesmal ohne großartige Erwartungen in die Saison.

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