Derbysieger! Preußen haut Osnabrück weg.

2017/2018 - Spielbericht - SC Preußen Münster - VfL Osnabrück - 4:1
Martin Kobylanski

Bei Twitter werden derzeit 280 Zeichen pro Beitrag getestet, uns hingegen reichen schlanke elf. DERBYSIEGER! Da dies alleine jedoch der Leistung der Mannschaft von Benno Möhlmann nicht gerecht würde, werden auch wir uns einer höheren Anzahl Zeichen bedienen. Nach den letzten Wochen und Monaten war die sportliche Preußen-Seele durchaus geschunden. Sieben Spiele sieglos in der 3. Liga, das Pokal-Aus in Paderborn. Es kam knüppeldick für die Adlerträger.

Doch auch beim Erzrivalen aus Osnabrück lief es alles andere als rund an den ersten 10 Spieltagen. Somit trafen im Derby der Tabellen-17. und der Tabellen-19. aufeinander. Das Wetter befand sich ebenfalls nicht in Hochform und so konnte man bereits schon vor Anpfiff erahnen, dass es ein äußerst kampfbetontes Spiel werden würde.

Grimaldi muss doch noch passen

Auf der Pressekonferenz am Freitag zeigte sich Preußen-Coach Benno Möhlmann noch zuversichtlich, seinen Kapitän Adriano Grimaldi einsetzen zu können. Doch am Samstagmorgen meldete sich dieser ab, der Oberschenkel signalisierte doch noch Spuren der ersten Trainingseinheiten und insbesondere bei Grimaldis Verletzungshistorie in Bezug auf seine Muskulatur, war es nur logisch, kein Risiko einzugehen. Benno Möhlmann startete somit im 4-2-3-1. Ole Kittner ersetzte Lion Schweers in der Viererkette. Im Mittelfeld baute der Trainer mit Rizzi und Braun auf eine Doppelsechs, Hoffmann auf rechts, Rinderknecht zentral und Kobylanski auf links bildeten die offensive Dreierreihe hinter Tobias Rühle.

Auffällig war, dass Rinderknecht bei Osnabrücker Ballbesitz auf einer Linie mit Tobias Rühle attackierte. Somit war das 4-2-3-1 System lediglich im Angriff vorgesehen, bei der Arbeit gegen den Ball war es tendenziell eher ein 4-4-2. Insgesamt bereitete das Pressing der Preußen den Osnabrückern herbe Probleme, da die Adlerträger an diesem Tag die Räume clever zustellten, früh anliefen und die entscheidenden Zweikämpfe endlich einmal für sich entschieden.

Es glänzt nicht alles was gold ist

Vor einer Magerkulisse für ein Derby vor gerade einmal 9300 Zuschauern liefen die Mannschaften mit fünf Minuten auf den heiligen Rasen des Preußenstadions ein. Während die lila-weißen Trikots schon immer für eine dezente Magenverstimmung sorgen, trat der VfL Osnabrück an diesem Tag in goldenen Auswärtstrikots an. Doch glänzen konnten sie an diesem Tag nicht wirklich. Bereits früh erarbeitete sich Philipp Hoffmann nach einem langen Ball von Tritz die erste Ecke. Rizzi zog sie vom Tor weg und in der Mitte hielt Ole Kittner den Kopf hin und versenkte in der dritten Minuten den Ball zum 1:0. Was für eine Erlösung, nach all den Querelen der letzten Wochen.

Möhlmann hatte seinen Spielern unter der Woche noch mit auf den Weg gegeben, bei Standards, die vom Tor weggezogen werden, einen längeren Anlauf zu wählen um mit mehr Schwung in die Gefahrenzone zu stoßen. Dass dies bereits nach drei Minuten in Perfektion umgesetzt wurde, war natürlich ein nicht zu erwartender Traumstart. Osnabrück wirkte sichtlich geschockt und fand gar nicht in die Partie hinein. 25 Minuten später erhielten die Preußen erneut einen Eckstoß, in der Mitte wurde Mai niedergerissen und beschwerte sich lautstark. Philipp Hoffmann war das jedoch egal und eroberte den Ball am Strafraumrand und legte raus auf Martin Kobylanski. Seine scharf vor das Tor gegebene Flanke verwertete „Kopfballungeheuer“ Tobias Rühle zum umjubelten 2:0. Eins kann man festhalten: Wenn Rühle trifft, dann in besonders emotionalen Momenten. Bitte mehr davon!

Insgesamt zeigten die Preußen in der ersten Halbzeit eine bärenstarke Partie. Zentral ackerten Rizzi und Braun und hielten die Osnabrücker Offensive weit vom eigenen Tor weg, Nico Rinderknecht arbeitete sensationell gegen den Ball. Vorne rieb Rühle sich in der Mitte auf und auf den Außenpositionen sorgten Hoffmann und Kobylanski für soviel Wirbel, dass sich VfL-Coach Joe Enochs zur Halbzeit zu einem Systemwechsel gezwungen sah. Zuvor ging es jedoch erst einmal mit einer soliden 2:0-Halbzeitführung in die Pause.

Dreierkette und dreimal Elfmeter

Aus der Viererkette um Marc Wachs, Adam Susac, Marcel Appiah und Kim Falkenberg (zuvor bereits in Halbzeit eins verwarnt) wurde eine Dreierkette um den eingewechselten Zorba und die verbliebenen Susac und Appiah. Mit Marcos Alvarez betrat ein – in Münsteraner Fankreisen – durchaus kontrovers gesehener Spieler das Feld, um der gelähmten Offensivabteilung der Niedersachsen neuen Schwung zu verleihen. Eben dieser angesprochene Alvarez beschenkte sich nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung selber zum Geburtstag.

Im Laufduell mit SCP-Verteidiger Sebastian Mai stellte er geschickt den Körper rein, bremste einmal kurz ab und wurde von Mai über den Haufen gerannt. Da dies im Strafraum geschah, zeigte der hervorragende Schiedsrichter Jablonski zurecht auf den Punkt. Nach all den Kritiken an Schiedsrichtern, die an SCP-Spielen beteiligt waren, muss man Jablonski an dieser Stelle auch mal ein Lob aussprechen. Kaum eine Fehlentscheidung, in den kniffligen Situationen stets mit der richtigen Art und Weise unterwegs – Chapeau, wenn man es schafft, ein Derby so ruhig zu leiten und zu halten.

Das Ende der Mai – Alvarez Geschichte: Die andere Streitfigur im Osnabrücker Kader in Form von Halil Savran guckte sich Nils Körber beim Elfmeter aus und versenkte sicher zum 2:1 Anschlusstreffer. Doch nur eine Minute später ertönte wieder ein Pfiff und Jablonski deutete auf den Elfmeterpunkt. Michele Rizzi hatte einen Zuckerpass in den Strafraum des VfL durchgesteckt, Rühle legte den Ball an Gersbeck vorbei, selber bekam er jedoch nicht die Chance, da er vom VfL-Keeper unsanft zu Boden geholt wurde. Und nun war es die Schlüsselszene des Spiels und Martin Kobylanski übernahm die Verantwortung. Trifft er, würde man erneut auf zwei Tore davon ziehen, bei einem Fehlschuss hätte man davon ausgehen können, dass dies bei den Osnabrückern noch einmal Kräfte freisetzt. Doch auch er verwandelte eiskalt und stellte den alten Abstand wieder her.

Als wären zwei Elfmeter in zwei Minuten noch nicht kurios genug, ertönte zwei Minuten später erneut der Elfmeterpfiff. Nach einer Osnabrücker Ecke schickte Rinderknecht Kobylanski auf die Reise. Dieser hatte das Auge und steckte perfekt zu Philipp Hoffmann auf dem rechten Flügel durch. Eigentlich schon Richtung Außenlinie abgedrängt, fuhr Zorba Hoffmann dennoch in die Beine, sodass es erneut keine zwei Meinungen über den Pfiff gab. Wieder trat Kobylanski an, doch Gersbeck ahnte den unplatzierten Schuss in die Mitte und konnte das Bein zur Parade noch hochreißen. Doch wer dachte, dass sowas die zuletzt angeschlagenen Adlerträger zurückwirft, sah sich eines besseren belehrt.

Insbesondere die Abteilung Attacke zeigte mehrere schöne Ballstafetten und Einzelaktionen. So beendete Kobylanski kurz Savrans Karriere, als er ihm auf dem Flügel den Ball mit der Sohle durch die Beine zog und anschließend eine butterweiche Flanke auf Tobias Rühles Kopf servierte, der jedoch am gut reagierenden Gersbeck scheiterte. Rühle ließ den Kopf vor Ärger hängen, Savran wohl eher vor Scham.

Rinderknecht macht den Deckel drauf

Die Preußen blieben hochkonzentriert und ließen die Osnabrücker kaum noch vor das eigene Tor kommen. Doch es fehlte das entscheidende 4:1, denn mit einem weiteren Anschlusstreffer wäre es womöglich noch einmal unruhig geworden. Doch in der 83. Minute brachen im Preußenstadion bei strömendem Regen sämtliche Dämme. Der eingewechselte Lennart Stoll ging durch das Osnabrücker Mittelfeld, wie das heiße Messer durch die Butter, legte raus auf Rühle und dieser sah den eingelaufenen Rinderknecht, der keine große Mühe mehr hatte, den Ball aus kurzer Distanz einzuschieben.

VIER ZU EINS! IM DERBY! WAHNSINN!

Osnabrück hatte sich nun vollkommen aufgegeben und die letzten rund zehn Minuten verliefen demnach unspektakulär, eher hätten die Preußen den Spielstand noch einmal erhöht, als dass das Tor von Nils Körber gefährdet worden wäre. Auch wenn sein Gegenüber Gersbeck den zweiten Elfmeter hielt – Im Gesamtduell der beiden Hertha-Leihgaben dürfte Körber wohl erheblich zufriedener gewesen sein.

Nun gilt es, in der Länderspielpause Kraft für die nächsten Aufgaben zu sammeln und insbesondere die Einstellung zu konservieren. Denn das Derby gewann an diesem Tag die Mannschaft, die den Kampf von der ersten Sekunde an angenommen hatte. Daher, weil es so schön ist, noch einmal die elf magischen Zeichen:

DERBYSIEGER!

Daten zum Spiel

SCP: Körber – Tritz, Kittner, Mai, Menig – Braun, Rizzi – Hoffmann (73. Al-Hazaimeh), Rinderknecht, Rühle (87. Heinrich) – Kobylanski (82. Stoll)
Osnabrück: Gersbeck – Falkenberg (46. Zorba), Appiah, Susac, Wachs – Krasniqi, Danneberg – Heider, Reimerink (46. Alvarez) – Savran, Iyoha (69. Tigges)

Gelbe Karten: Mai / Falkenberg, Gersbeck, Appiah, Alvarez

Tore: 1:0 Kittner (4.), 2:0 Rühle (29.), 2:1 Savran (48./FE), 3:1 Kobylanski (51./FE), 4:1 Rinderknecht (83.).

Zuschauer: 9.313.


Medien zum Spiel

 

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