Genug geredet! Leistung zeigen!

2016/2017 - Spielbericht - SC Preußen Münster - Fortuna Köln - 4:2
Lion Schwwers im Kopfballduell.
Vorschau SC Preußen Münster – Fortuna Köln

Nach der desaströsen 2:6-Pleite am vergangenen Wochenende in Wiesbaden haben die Adlerträger nicht lange Zeit, den Kopf hängen zu lassen. Am Freitag geht es weiter in der 3. Liga. Der 15. Spieltag steht an, unter Flutlicht ist dann Fortuna Köln zu Gast. Die Mannen aus der anderen Domstadt haben einen sensationellen Saisonstart hingelegt und stehen berechtigterweise derzeit auf Platz zwei. Lediglich der SC Paderborn sammelte an den ersten 14 Spieltagen mehr Punkte. Die kühnsten Optimisten im Kölner Umkreis waren nicht davon ausgegangen, dass das umgebaute Team von Uwe Koschinat von Anfang an derart zünden könnte. Worin liegt das Erfolgsrezept der Fortuna?

Konstanz mit Koschinat

Der wohl wichtigste Faktor für den Erfolg in der Kölner Südstadt dürfte zweifellos Trainer Uwe Koschinat sein, der mittlerweile in seine siebte Saison bei der Fortuna geht. Bisher konnte er jedem Angebot aus einer höherklassigen Liga wiederstehen, somit ist bei der Fortuna etwas vorhanden, dass derzeit nicht viele Drittligisten von sich behaupten können: Konstanz auf dem Trainerstuhl. Koschinat ist ein ausgewiesener Fußballexperte, eine seiner großen Qualitäten ist es, nicht sein persönliches System auf Teufel komm raus durchzudrücken, sondern den Fußballstil dem vorhandenen Spielermaterial anzupassen. War die Fortuna in der vergangenen Spielzeit noch dafür bekannt, stets Beton anzurühren, so spielt sie in dieser Saison auch zügig nach vorne und hat die Fehlerquote stark minimiert.

Dreh- und Angelpunkt Hamdi Dahmani

Für die kreativen Momente in eben jener Offensive sorgt der gebürtige Tunesier Hamdi Dahmani. Der 29-Jährige übernahm vor Saisonbeginn das Kapitänsamt von Daniel Flottmann, den es in die Regionalliga West zum SV Rödinghausen zog, und ist mittlerweile so etwas wie das Gesicht der Fortuna. In der vergangenen Saison gehörte er zu den besten Scorern der Liga, auch in dieser Saison laufen die Fortuna-Angriffe stets über den ballsicheren Akteur, der zwischen Mittelsturm- und Spielmacherposition pendelt. Dabei stand es im Sommer durchaus auf der Kippe, ob Dahmani den Kölnern erhalten bleibt. Der größte Verein aus Dahmanis Heimatland, Africain Tunis, hatte Interesse angemeldet, Dahmani überlegte auch kurz, doch entschied sich dann bei dem Verein zu bleiben, bei dem ihm der Durchbruch gelang.

Mit ihm blieb der größte Leistungsträger erhalten, doch andere Spieler suchten woanders ihr Glück. Der oben erwähnte Daniel Flottmann wechselte nach Ostwestfalen, mit Cauly Oliveira Souza verließ das wohl talentierteste Eigengewächs den Verein in Richtung Liga 2, der MSV Duisburg hatte sich bereits frühzeitig die Dienste gesichert. Zudem wechselte auch Ex-Preuße André Poggenborg. Jedoch nicht den Verein, sondern lediglich die Perspektive. In der vergangenen Saison stand Poggenborg noch selber zwischen den Pfosten, nun agiert er lediglich als Nummer zwei, übernimmt aber auch das Torwarttraining mit der etatmäßigen Nummer eins Tim Boss. Dieses Training scheint sich durchaus auszuzahlen, denn Boss hat in dieser Saison, sowohl im physischen, als auch im fußballerischen Bereich, einen erheblichen Sprung gemacht und seiner Fortuna schon den einen oder anderen Punkt gesichert.

Viele frische Spieler aus der Regionalliga

Viele altbewährte Kräfte, darunter auch der langjährige Zweitliga-Spieler Oliver Schröder, verließen den Verein, ein absoluter Umbruch musste her. Da auch der alte Haudegen Kristoffer Andersen mit seinen 31 Lenzen erneut an einem Kreuzbandriss laborierte, musste so ungefähr jeder neue Transfer sitzen. Mit Sicherheit war auch die Rückkehr von Maik Kegel, ebenfalls nach Kreuzbandriss, wichtig für das Teamgefüge, denn der 27-jährige, verfügt für die 3. Liga über ein brillantes Auge und kann ein Spiel sowohl lesen, als auch ordnen. Doch die Transferpolitik der Fortuna scheint derzeit aufzugehen.

Mit Manuel Farrona-Pulido aus Magdeburg sicherte man sich lediglich einen Spieler, der in die Kategorie „teuer“ fallen dürfte. Auch er war zuletzt verletzt und laborierte an einem Muskelfaserriss, ob es für einen Kurzeinsatz am Freitag im Preußenstadion reicht, dürfte fraglich sein. Doch dem Rest der Transfers lag lediglich gutes Scouting zugrunde. Nico Brandenburger, ehemals Gladbach II, ist ein rustikaler Abräumer, der Kegel den Rücken freihält. Dominik Ernst, ehemals Alemannia Aachen, läuft wie ein Duracell-Häschen die rechte Außenlinie rauf und runter.

Robin Scheu, ehemals Offenbach, an dem auch der SCP im Sommer Interesse hatte, zeigt immer wieder seine gefährlichen Offensivaktionen über die Flügel. Bernard Kyere, aus der Lauterer Zweitvertretung zur Fortuna gekommen, zeigt auf Anhieb ansehnliche Leistungen und lässt die schwere Verletzung Boné Uaferro bei den Kölnern sportlich vergessen. Und zu guter Letzt – Daniel Keita Ruel, ehemals Wattenscheid 09, möchte beweisen, dass er aus den Fehlern seiner Jugend gelernt hat und nun endgültig im Profi-Fußball angreifen. Dabei ist er schon 28 Jahre alt, verlor jedoch über drei Jahre, da er an drei Raubüberfällen im Wuppertaler Umkreis beteiligt war und eben jene Zeit in verschiedenen Justizvollzugsanstalten absitzen musste. Über die Oberliga kämpfte sich der bullige Mittelstürmer zurück ins Rampenlicht. Ein durchaus risikoreicher Transfer für die Kölner, der sich bis jetzt aber absolut auszahlt, da Keita Ruel und Dahmani in der Offensive hervorragend harmonieren.

Letzte Saison doppelter Punktelieferant – und diesmal?

In der vergangenen Saison gewann der SC Preußen beide Spiele gegen die Fortuna aus Köln. Das Hinspiel beider Mannschaften, wie auch in dieser Saison, Anfang November endete mit dem ersten Auswärtssieg der damaligen Spielzeit für die Preußen. Es war mit Sicherheit kein schönes Spiel, geprägt von vielen Ballverlusten und Nickeligkeiten. Doch als Benny Schwarz einen Schuss aus der Drehung nach einer Ecke in die Maschen setzte, war so etwas wie erstmalige Erleichterung im Abstiegskampf zu spüren.

Auch im Rückspiel, ein angenehmer Frühlingskick, bot angemessene Unterhaltung, wenngleich die Spannung bereits frühzeitig raus war, da Adriano Grimaldi (2x), Jeron Al-Hazaimeh und Sinan Tekerci schon zur Halbzeit auf 4:0 stellten. Pazurek mit einem satten Schuss aus 25 Metern und Dahmani per Elfmeter verkürzten noch auf 4:2, doch wirklich gefährlich konnte die Fortuna den Preußen nicht mehr werden. Damals befanden sich die Kölner jedoch ebenfalls im unten Tabellenmittelfeld. Doch diesmal reist sie mit dem Selbstbewusstsein einer echten Spitzenmannschaft an. Eine knifflige Aufgabe für das Team von Benno Möhlmann…

Wie viel Risiko geht Möhlmann?

Nach einer solch katastrophalen Pleite wie in Wiesbaden, könnte Benno Möhlmann mit Fug und Recht jeden Spieler austauschen. Doch einige Positionen dürften dennoch fest vergeben sein. Adriano Grimaldi als Kapitän dürfte auch am Freitag sein Team aufs Feld führen. Martin Kobylanski aufgrund seiner beiden Tore nun bester Preußen-Torschütze, dürfte ebenfalls eine der drei Offensivpositionen hinter Grimaldi besetzen. Tobias Rühle brachte zumindest ein laues Lüftchen in die Partie, als er zur Halbzeit eingewechselt wurde. Dürfte er wieder bei 100% stehen, gilt es als wahrscheinlich, dass Philipp Hoffmann gegen Köln mit der Bank Vorlieb nehmen dürfte.

Auf dem linken Flügel, gesetzt Kobylanski übernimmt den zentralen Part, hätte sich Jeron Al-Hazaimeh zumindest in seinen Joker-Einsätzen für einen Platz in der Startelf beworben. Michele Rizzi hängt seit Wochen in einem Loch, dennoch ist auch kein großartiger Ersatz sichtbar. Danilo Wiebe dürfte für sein Verhalten vor dem 0:1 in Wiesbaden erneut auf der Bank Platz nehmen. Eventuell schlägt nun erneut Simon Scherders Stunde auf der Sechserposition. Seit seinem Patzer in Paderborn außen vor, könnte er nun eine neue Chance erhalten. In der Viererkette könnte Lion Schweers eine Option werden, doch ob Benno Möhlmann dort etwas ändert, bleibt abzuwarten. Auch Nils Körber zeigte zuletzt nicht mehr die herausragenden Leistungen wie zu Beginn der Saison. Doch für Möhlmann hätte es, trotz Patzer vor dem 0:3, keinen Mehrwert einem 20-jährigen das Selbstbewusstsein zu nehmen. Somit dürfte auch Körber weiterhin im Tor stehen.

Was ändern, wenn nicht die Aufstellung?

Es kommt mittlerweile jedem Preußen-Fan nur noch aus den Ohren, aber dennoch zieht es sich wie ein roter Faden, leider der einzige, durch die letzten Jahren. Die Mannschaft scheint ein Einstellungsproblem zu haben. Dies begann bereits zu Zeiten von Ralf Loose und zieht sich bis heute. In den großen Spielen durchaus zu großen Taten bereit, schafft es die Mannschaft, obwohl seit Looses Zeit fast komplett ausgetauscht, nicht konstant die maximale Leistung zu bringen. Es hilft auch nicht mehr weiter, wenn Michele Rizzi oder Adriano Grimaldi stets die Standardphrasen nach Niederlagen auspacken. Es muss nun ein Zeichen auf dem Rasen gesetzt werden. Und zwar nicht nur Freitag, sondern auch minimal vier bis fünf Spiele am Stück gilt es, an das absolute Limit gehen.

In dieser 3. Liga geht es nur über Kampf, Wille und Einsatz. Nur wer jedes Spiel als Endspiel ansieht, wird auf Dauer Erfolg haben. Eine mögliche Ausgliederung im Winter würde zwar neue Gelder generieren, diese Attribute sollte jedoch normal jeder Profisportler in sich tragen.

Doch genug herumgehackt –  das größte Plus der Preußen im Abstiegskampf dürfte die Geschlossenheit sein. Für die derzeitige Situation ist es im gesamten Verein auch noch vergleichsweise ruhig. Hoffen wir, dass es auch nach Freitag so bleibt.

Denn am Freitag gilt es, dass wirklich alle, auch die Fans zusammenstehen und das Abstiegsgespenst aus dem Preußenstadion wenigstens kurzfristig vertreiben. In der Ostkurve wird jedenfalls ein Zeichen gesetzt. Alle gegen den ABSTIEG!

ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!

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