Scherder du Goldjunge! Preußen beenden Siegesserie der Kickers

2017/2018 - Spielbericht - SC Preußen Münster - FC Würzburger Kickers - 1:0

Im Sommer war es noch eine heiß diskutierte Personalie. Nach zwei Jahren Verletzungspause und zwei Kreuzbandrissen wusste niemand, ob Preußen-Urgestein Simon Scherder noch einmal auf Profi-Niveau agieren könnte.

Er kann! Und wie! Bereits am 24. November, beim letzten Sieg der Adlerträger, war Scherder der Schütze des goldenen Tores gegen Chemnitz. Nun gewannen die Adlerträger das erste Heimspiel des Jahres 2018 gegen die Würzburger Kickers und wieder trug sich der Publikumsliebling als einziger Spieler auf dem Feld in die Torschützenliste ein. Dass er die Mannschaft auch noch als Kapitän auf das Spielfeld führte? Neben dem Tor ein weiterer schöner Nebeneffekt.

Antwerpens Taktik-Kniff

Kurz nach seiner Vorstellung sprach Preußens neuer Trainer Marco Antwerpen von drei Spielern, die für ihn die Achse auf dem Spielfeld bilden sollte. Adriano Grimaldi, Michele Rizzi und eben jener Scherder waren die genannten Spieler. Zwei der drei Spieler fanden sich jedoch am Freitagabend auf der Bank wieder. Grimaldi, nach durchwachsener Partie in Meppen, und Rizzi, scheinbar noch nicht bei 100%, sahen den Anpfiff nur von außen.

Marco Antwerpen hatte sich entschieden, Grimaldi und Rinderknecht durch Kobylanski und Kittner zu ersetzen. Der Defensivverbund wurde somit erweitert, statt der klassischen Viererkette verteidigten am Freitag fünf Mann das, von Nils Körber gehütete, Preußen-Tor. Letztmalig griff die Umstellung von Viererkette auf Fünferkette als Überraschung vor fast 10 Jahren, als Roger Schmidt im Spiel gegen Rot-Weiss aufgrund der Sperren von Jens Wissing und Orhan Özkara eine Fünferkette aufbot. Damals bestand diese aus Guerino Capretti, Simon Talarek und Arthur Matlik innen und zwei offensiv agierenden Außenvertedigern namens Robert Magos und Massimo Ornatelli.

Auch damals gewannen die Preußen das Spiel, jedoch mit 3:1. Genug der Nostalgie. Gegen spielstarke Würzburger sollte die körperlich präsente Defensive den Gästen aus Bayern, den Spaß am Spiel nehmen. Sandrino Braun und Danilo Wiebe agierten erneut durchaus präsent auf der Doppelsechs, Rühle rückte an vorderster Front von links in die Mitte und Kobylanski sollte stattdessen über den Flügel für Wirbel sorgen.

Hochs und Tiefs in Halbzeit eins

Auch die Kickers agierten ohne Viererkette, weswegen sich ein taktisch durchaus interessantes Bild anbot. Kein Abwarten, sondern direkt drauf auf den Gegner war die Marschroute beider Teams. Bei tiefem Boden entwickelte sich dennoch ein ansehnliches Fußballspiel, in dem die Preußen erneut in puncto Aggressivität und Zweikampfstärke punkten konnten. Somit gewannen sie in den ersten 15 Minuten ein wenig Oberwasser, doch dann befreite sich die Mannschaft von Trainer Michael Schiele und zeigte in Ansätzen, warum sie die letzten sieben Spiele jeweils mit voller Punktzahl beendete.

Im Gegensatz zum Spiel in der Vorwoche, vermieden die Preußen individuelle Fehler und spielten unbeirrt die Vorgabe ihres Coaches, über den Kampf das Spiel zu dominieren, runter. Am Montag Abend zeigte der nächste Gegner der Preußen, Rot-Weiß Erfurt, dass man als Underdog über Standards ein Spiel gewinnen kann. So sollte es auch in diesem Spiel kommen.

Danilo Wiebes Schussversuch wurde von einem Würzburger Verteidiger zur Ecke geklärt. Martin Kobylanski trat den Standard auf den zweiten Pfosten, wo Sandrino Braun den Ball mit seinem rechten Fuß halbhoch in die Mitte zurück gab. Dort touchierte Simon Scherder den Ball mit seinem Haupt und lenkte ihn ins Netz. Pure Freude in einem bis dato sehr leisen Preußenstadion.

Stimmung? Nun ja…

Viele Fans der älteren Generation sprachen im Nachhinein von einer old-school Stimmung im Stadion. Diese Meinung sei ihnen gegönnt, de facto war bis zum Tor von Stimmung wenig zu hören. Man muss nicht alles, was die Ultras veranstalten, gutheißen. Im Gegenteil, so wie sie die Ausgliederung kritisch begleitet haben, muss man auch ihre Verhaltensweise oftmals hinterfragen. Es bleibt jedoch nun abzuwarten, ob die Ultras sich noch einmal sammeln oder der Stimmungsboykott auf Dauer so bleiben wird.

Doch selbst dann wird sich etwas Neues entwickeln, schließlich war in den Stadien auch vor der Zeit der Ultras Stimmung. Doch wurde im gesamten Kalenderjahr „Alle zusammen für Preußen Münster“ skandiert. Daran sollte sich der ein oder andere noch einmal erinnern. Unbestritten bleibt, dass ein Teil der Preußen-Familie fehlt und dieser Stimmungspart im Abstiegskampf weitere Kräfte freisetzen könnte.

Preußen verpassen die Entscheidung mehrfach

Auch im zweiten Durchgang zeigte sich das gewohnte Bild. Die Preußen liefen beherzt an, zeigten den unbedingten Willen gewinnen zu wollen und waren somit einen Tacken giftiger als der Gegner. Das laufintensive Spiel unter Antwerpen hatte jedoch zur Folge, dass der dritte Wechsel bereits in der 73. Minute vollzogen wurde. Nicht ohne Risiko, aber an diesem Freitag wurde es belohnt. Denn auch die eingewechselten Adlerträger sorgten für Belebung. Grimaldi verpasst zwei mal denkbar knapp die Entscheidung, als er eine Hereingabe verpasste und den Ball aus 13 Metern über den Kasten von Patrick Drewes drosch. Lucas Cueto gab ein ordentliches Heimdebüt und zeigte sich ebenfalls bissig bei der Arbeit gegen den Ball.

Von den hochgelobten Wüzrburgern kam im zweiten Abschnitt maximal Gefahr über Eckbälle oder wenn der umtriebige Felix Müller, der an diesem Abend überall zu finden war, den Ball wieder Richtung Preußen-Tor vorantrieb. Doch keiner seiner Mitspieler wusste auf seine Ideen einzugehen, sodass aus dem Spiel heraus kaum Gefahr für die gut gestaffelte Preußen-Defensive bestand.

Durchatmen? Fehlanzeige

Wer jetzt denkt, die Preußen hätten sich im Abstiegskampf durch den Erfolg ein wenig Luft verschafft, der irrt. Bereits am Dienstag reist Erfurt zum Nachholspiel an die Hammer Straße, heute in einer Woche gastiert man bei der Zweitvertretung von Werder Bremen. Beide Mannschaften rangieren derzeit auf einem direkten Abstiegsplatz, punktet man dort, sieht die Welt schon wieder bedeutend besser aus. Mit der Einstellung aus den beiden bisherigen Spielen, kann man jedoch verhalten optimistisch nach vorne schauen.

Und auch wenn es an sich egal ist, wer mit dem Adler auf der Brust trifft, würden wir Simon Scherder natürlich am liebsten schon am Dienstag den Siegtreffer-Hattrick gönnen. ;-)

Alle zusammen für Preußen Münster!!!!

SCP: Körber – Schweers, Kittner, Scherder – Menig, Braun, Wiebe, Al-Hazaimeh – Hoffmann (Grimaldi, 67.), Rühle (Rizzi, 72.), Kobylanski (Cueto, 63.)
Würzburg: Drewes – Ahlschwede, Neumann, Schuppan – Göbel (Taffertshofer, 76.), Skarlatidis, Müller, Nikolauo, Mast – Ademi (Bytyqi, 83.), Königs (Baumann, 60.)

Tore: 1:0 Scherder (32.)

Gelbe Karten: Kittner, Kobylanski, Al-Hazaimeh, Menig / Nikolaou, Müller, Neumann, Schuppan

Zuschauer: 6.075

Schiedsrichter: Robert Kampka


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