Derby ganz in grau – Der SCP an der Bremer Brücke

2017/2018 - Spielbericht - SC Preußen Münster - VfL Osnabrück - 4:1
Martin Kobylanski
VfL Osnabrück – SC Preußen Münster – 30. Spieltag

Am Sonntag geht es im Auswärtsspiel für den SC Preußen Münster zum Kontrahenten VfL Osnabrück. An der Bremer Brücke dürfte es seit vielen Jahren erstmals ziemlich ruhig zugehen, da der Support der Preußen Ultras eingestellt bleiben wird. So richtig Derby-Stimmung kommt nicht wirklich auf. Selten wurde so wenig über dieses Duell im Vorfeld berichtet. Auch wir vom PreußenForum waren, anders als in den Jahren zuvor, unter der Woche gar nicht aktiv. Dies wird außerdem unterstrichen, dass noch immer Karten für den Gästeblock erhältlich sind. Noch am Freitagvormittag waren 90 Restkarten in den Münsteraner City-Arkaden erhältlich.

Derby mit Wertverlust

Die Zeiten, an denen man am Tag des Vorverkaufsstarts an den Kassenhäuschen Schlange stand? Leider längst vergangen. Dieses Derby hat einen wahren Wertverlust erlitten. Fehlende Stimmung plus ein Mangel an sportlicher Bedeutung erhöhen die Bequemlichkeit beim Münsteraner Publikum. Vermeldeten die Vereine nach dem Aufstieg des SC Preußen Münster in die 3. Liga immer wieder ein ausverkauftes Stadion, gibt es in den letzten Jahren locker noch Tickets an der Tageskasse. Auch bei den Medien steht dieses Duell nicht mehr mit hoher Priorität auf der Berichterstattungsliste ganz weit oben. Das Derby hat seinen reiz verloren. So wird es am Sonntag auch keine Live-Übertragung bei den Öffentlich-Rechtlichen geben.

In den ersten drei Saisons nach dem Aufstieg des SC Preußen, lag der Zuschauerschnitt bei Spielen gegen Lila-Weiß bei 14.794 Zuschauern. Die Osnabrücker durften bei den ersten drei Duellen an der Bremer Brücke im Schnitt 15.616 beim Derby begrüßen. Anders sieht es heute aus. Nimmt man die letzten drei Heimspiele der Vereine zur Grundlage, so kommt der SCP nur auf 10.307 Zuschauer im Schnitt, in Osnabrück sind es 11.453.

Doch irgendwo ist es immer noch das Derby. Niemand, aber auch wirklich niemand will jubelnde Osnabrücker sehen. Und damit auch der Funke von den Rängen auf den Rasen überspringt, brauchen die Adlerträger nichtsdestotrotz die Anfeuerungen ihrer Fans. Denn die Möglichkeit auf zwei Derbysiege innerhalb einer Saison besteht und es wäre das erste Mal seit der Saison 2014/2015. Grundlage dafür war ein grandioser Hinspielsieg.

Die Gründe?

Die Gründe für diesen Wertverlust sind vielschichtig. In der Vergangenheit stand dieses Derby immer wieder im negativen Fokus. Da half auch keine Aktion wie „WESTFÄLISCHER FRIEDE – GEMEINSAM GEGEN GEWALT“, die von beiden Vereinen im Jahr Februar 2015 initiiert wurde.

Von Jahr zu Jahr wuchsen die Auflagen und Repressionen gegen die Fans. Allein vor dem kommenden Spiel wurden erneut über 100 Betretungsverbote ausgesprochen. Auch ein Derbymarsch vom Bahnhof zum Stadion darf seit Jahren nicht mehr stattfinden. Zudem dürfte das immer weiter steigende Aufgebot an Polizisten und Wasserwerfern sein übriges dazu beisteuern, dass das Interesse in den letzten Jahren nachgelassen hat. Selbst wenn es ruhig und friedlich geblieben ist, mit den üblichen Randerscheinungen, wurde das Aufgebot nicht zurückgefahren. Im Gegenteil, es wurde erhöht. Die Verhältnismäßigkeit ist bei diesem Duell im Umfeld nicht mehr gewährleistet.

Auch der Böllerwurf im September 2011, der Ausschluss der Gästefans bei den Derbys 2015/2016 oder diverse Pyroaktionen dürften als Gründe herangezogen werden, warum einige Fans dem Spiel generell fernbleiben. Niemand hat heute mehr Lust, wiederholt als potenzieller Straftäter betrachtet und behandelt zu werden.

4:1 als höchster Sieg gegen Lila-Weiß

Apropos Hinspiel. Es war der vorletzte Sieg von Ex-Trainer Benno Möhlmann. Aber einer, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Rühle und Kobylanski spielten die Hintermannschaft der Osnabrücker schwindelig. Zudem gab es zwischen der 48. und 53. Minute eine wahre Elfmeter-Flut, zwei mal für die Preußen, davon einmal verwandelt und einer aufseiten des Rivalen. Im Endeffekt hieß es 4:1, höher gewann der SCP noch nie gegen den VfL. Es war eine Genugtuung, hatte man im Januar letzten Jahres noch in Osnabrück eine herbe 0:3 Schlappe erlitten und musste mehr denn je um den Klassenerhalt bangen.

Antwerpen bangt um Grimaldi, Rizzi & Rühle

Dass der Preußen Kader im Endspurt der Saison höchstwahrscheinlich zu dünn besetzt ist, konnte man bereits im letzten Sommer erahnen. Nun hat man mit Mai, Schwarz, Wiebe und Heinrich bereits vier langfristige Ausfälle. Rinderknecht wird jedoch zurückkehren. Schwarz feierte am letzten Sonntag sein Comeback in der Zweitvertretung der Preußen über 90 Minuten. Bis zu seinem Liga-Comeback wird es jedoch noch dauern. Philipp Hoffmann fehlt wegen seiner fünften gelben Karte, ein ähnliches Schicksal könnte Grimaldi, Rizzi und Rühle bald blühen. Alle sind mit vier Verwarnungen bis dato vorbelastet.

Die drei letztgenannten werden sich, sofern möglich, angeschlagen in die Partie schleppen. Rizzi brach das Training am Mittwoch aufgrund von Oberschenkelproblemen ab, Rühle zwickt es in der Leiste. Eine Entscheidung fällt morgen nach dem Training. Doch auch bei Osnabrück sieht die Personalsituation nicht rosig aus. Zu den drei langfristigen Ausfällen gesellte sich unter der Woche noch Stammkeeper Marius Gersbeck. Der starke Schlussmann leidet an einer Muskelquetschung im Oberschenkel, für ihn rückt Paterok, Neuzugang im Sommer aus Rödinghausen, zwischen die Pfosten.

Mal sehen was es gibt

Eigentlich waren es immer besondere Spiele an der Bremer Brücke. Am Sonntag dürfte es ebenfalls, unter anderen Voraussetzungen, zu einem besonderen Spiel werden, an das man sich auch zurückerinnern wird. Für mich persönlich verbinde ich mit Osnabrück jovelen Touren, mit guter Stimmung. Vor allem der erste Derbysieg nach 19 Jahren an der Bremer Brücke, war einer dieser besonderen Momente, wo es im Vorfeld schon positiv in der Luft knisterte und man schon vor dem Spiel beim Marsch zum Stadion im Tunnel Vollgas gegeben hatte.

Doch nicht nur das sportliche lässt einen gewisse Derbys im Kopf behalten. Vor 3 Jahren riss ich mir am Zaun meine Jeans Hose auf und musste zum Zug mit viel frischer Luft am linken Bein gen Bahnhof marschieren. Die Hose war hin, aber es war egal, denn wir hatten wieder einmal in Osnabrück gewonnen. Im Jahr 2013, wussten Teile der Preußen Fans schon, welche Choreo die Osnabrücker zu Spielbeginn präsentieren würden. „There were 10 Preussen-Eagles in the Air“ stand es auf einem großen Banner im Osnabrücker Block. Die Preußen-Fans konterten mit „Preußen-Eagles are Bulletproofed„.

Wie dem auch sei. Am Sonntag ist Derby und der Preußen-Block dürfte mit 1.200 Seelen bestens gefüllt sein. Die Hoffnung bleibt auf ein wenig Derby-Feeling mit einem SC Preußen, der am Ende als Sieger vom Platz gehen wird. Immer weiter…

ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!

PS: Für die Auswärtsfahrt nach Osnabrück hat der Hiltruper Preußenbus noch einige wenige Plätze frei. Für 20 Euro könnt Ihr mitfahren. Die Getränke sind im Preis enthalten.

  • Abfahrt um 11:30 Uhr am Haus Bröcker und
  • um 11:40 Uhr am Ex-Adlerhorst
  • Fahrpreis inkl. Flat: 20,00 €
  • Haus Bröcker öffnet um 10:00 Uhr

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