Kaderanalyse XXL – mit Anti-Fußball zum Erfolg?!

2018/ 2019 - Kaderanalyse - SC Preußen Münster - PreußenForum
Zentrales Mittelfeld – Braun unersetzlich

Es kam ein wenig überraschend, als Marco Antwerpen in der Winterpause verkündete, dass auf der Doppelsechs Danilo Wiebe und Sandrino Braun gesetzt sind. Wiebe verletzte sich im Februar bei der Partie gegen den 1. FC Magdeburg jedoch so schwer am Knie, dass er bis Jahresende keine Option für den Kader darstellt. Sandrino Braun wuchs jedoch in der Rückrunde förmlich über sich hinaus und so mancher Preußen-Anhänger rieb sich die Augen, ob sie tatsächlich den gleichen Braun sahen, der in den anderthalb Jahren zuvor lediglich sporadisch zu überzeugen wusste.

Auch das Fachmagazin Kicker honorierte die überragende Rückrunde Brauns und stufte ihn in der Rangliste auf Platz zwei hinter Paderborns Robin Krauße ein. In den Testspielen deutete sich an, dass Braun keineswegs nachlassen wird und weiter Antwerpens Schlüsselspieler vor der Abwehr bleibt. Problematisch ist jedoch, dass ein Ausfall von Braun schwere Löcher in das Preußen-Spiel reißen könnte, da kein Back-Up für ihn vorhanden ist. Marco Antwerpen wünschte sich bis zuletzt noch einen weiteren zentralen Mittelfeldspieler, doch die finanziellen Möglichkeiten (ohne Haupt- und Trikotsponsor) lassen derzeit keine weiteren Sprünge zu. Möglich, dass man noch eine Leihe versucht, falls ein Sponsor noch innerhalb des Transferfensters gefunden wird.

Für das zentrale Mittelfeld wurden die Abgänge von Michele Rizzi und Nico Rinderknecht mit zwei spannenden Personalien kompensiert. Von den Sportfreunden Lotte wechselte Kevin Rodrigues Pires zu den Preußen. Von der Zweitvertretung des FC Schalke 04 überzeugte René Klingenburg die Verantwortlichen nach einem mehrwöchigen Probetraining.

Mit Rodrigues Pires haben die Preußen einen Spieler der Marke Straßenfußballer verpflichtet. Eine feine Technik kombiniert der filigrane Portugiese zudem mit der notwendigen Bissigkeit im Zweikampf. Satte neun gelbe Karten sah er in etwas mehr als zwanzig Einsätzen in der vergangenen Saison. Im Gegensatz zu einem anderen zentralen Mittelfeldspieler mit deutsch-portugiesischen Wurzeln, der schon das Trikot der Preußen trug, geht der gebürtige Kölner keinem Zweikampf aus dem Weg. Ebenfalls für die Zentrale vorgesehen ist René Klingenburg. Der 1.90 m gebürtige Oberhausener kommt aus der Oberliga, ist jedoch anders einzustufen, als andere Spieler aus der Fünftklassigkeit.

In jungen Jahren klopfte Klingenburg an die Tür zur Bundesliga, weniger seine fußballerischen Fähigkeiten als sein Kopf verbauten ihm jedoch eine größere Karriere. Beim SCP will er nun einen Neustart im Profifußball wagen. Über drei Wochen musste sich Klingenburg im Probetraining beweisen, bevor die Verantwortlichen ihm einen Einjahresvertrag anboten. In den Testspielen zeigte „Klinge“ für seine Größe eine beachtliche Finesse am Ball und bringt dabei auch die nötige Robustheit für die Zentrale mit. Ähnlich wie Ole Kittner könnte den Verantwortlichen hier ein Volltreffer gelingen, den man nicht auf dem Schirm hatte und der quasi aus dem Nichts wieder zurück in den Profifußball kehrt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass er weiter komplett mitzieht, vertraut man seinen Aussagen, bestehen daran jedoch keinerlei Zweifel.

Oftmals im zentralen Mittelfeld agierte auch Martin Kobylanski in der Vorbereitung. Eigentlich als Offensivspieler unterwegs und unter Möhlmann noch für seine mangelnde Defensivarbeit kritisiert, hat er sich in dieser Hinsicht enorm gesteigert, sodass Marco Antwerpen ihm auch auf einer Position weiter hinten oftmals das Vertrauen schenkt. Was man zuletzt schon in der Liga eher aus der Not geboren sah, könnte in der kommenden Saison durchaus öfter eine Alternative sein, da die defensive Absicherung ja schon in Form einer Fünferkette stattfindet. So könnte Kobylanski auch ein wenig offensiver agieren kann, als der klassische Sechser im Mittelfeld und seiner Kreativität in der Spieleröffnung freien Lauf lassen kann, während Sandrino Braun neben ihm abräumt.

Adrian Knüver dürfte in dieser Saison noch keine Alternative für den Profikader sein, ähnlich wie bei Conze, wird er vorrangig in der Westfalenliga Spielpraxis sammeln.

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Offensive Flügel – Kampf um zwei Plätze

Wenn alle Akteure fit sind, hat Marco Antwerpen hier, ähnlich wie in der Innenverteidigung, die Qual der Wahl. Philipp Hoffmann machte sich in der vergangenen Spielzeit unverzichtbar und gilt durch seine starke Arbeit gegen den Ball als gesetzt. Interessant war, dass Hoffmann in der Vorbereitung oftmals auch an vorderster Front agieren durfte und nur gelegentlich auf die Flügel auswich. Mit seinem Tempo soll der Ball schnellstmöglich und druckvoll in das letzte Drittel gelangen, denn insbesondere am Umschaltspiel wurde in der Sommerpause viel gearbeitet. Gesetzt schien eigentlich auch Tobias Rühle. Der quirlige Wühler setzte in der Vorbereitung gute Akzente und traf dabei sogar drei Mal.

Leider wurde er im letzten Test gegen Heracles Almelo verletzt ausgewechselt und fehlt die ersten drei Wochen der kommenden Spielzeit mit einem Muskelfaserriss in der Wade. Noch einmal mehr – und das verwundert nach den Aussagen zu Beginn der Vorbereitung – traf Lucas Cueto. Ihm wurde bereits vor dem Trainingsauftakt mitgeteilt, dass er sich einen neuen Club suchen sollte. Zwar dürfe er am Mannschaftstraining teilnehmen, Einsätze würde es jedoch nur in der U23 in der Westfalenliga geben. Doch Cueto zeigte Moral, biss sich durch und darf als der absolute Gewinner der Vorbereitung bezeichnet werden. Nach dem Spiel gegen Almelo, in dem Cueto einmal mehr überzeugend auftrat, ließ sich Marco Antwerpen sogar zu der Aussage hinreißen, dass es schwer sein würde, auf Cueto zu verzichten. Trickreich und flink tanzte der Deutsch-Spanier so manchen Gegner die letzten Wochen aus und darf sich nun sogar berechtigte Hoffnungen machen auf Linksaußen zu starten.

Lediglich die Entscheidungsfindung zwischen Dribbling, Schuss und Pass sollte Antwerpen noch intensiver trainieren, dann könnten die Preußen mit dem eigentlich abgeschrieben Cueto noch viel Spaß haben. Druck auf die Etablierten machen, sollte Philipp Müller. Vom SV Wehen Wiesbaden in die Westfalenmetropole gewechselt, versprach man sich viel vom technisch versierten Mittelfeldakteur. Eine langwierige Fußverletzung hatte das Hamburger Nordlicht seinen Stammplatz in Wiesbaden gekostet, nun sollte es einen Neustart in Münster geben. Doch auch er wurde von einer Wadenverletzung in Teilen der Vorbereitung ausgebremst. Ein fitter Müller ist auf jeden Fall mehr als nur eine Alternative auf den Flügeln der Adlerträger. Hinzu kommt, dass Müller polyvalent einsetzbar ist und sowohl zentral offensiv, als auch auf beiden Flügeln agieren kann.

In der vergangenen Saison blieb Moritz Heinrich der Durchbruch noch verwehrt, in dieser Saison möchte der bei 1860 München ausgebildete 21-jährige mehr Akzente setzen. In der Vorbereitung spielte er dabei jedoch nur selten als Linksaußen, vielmehr ist, im Falle einer Dreierkette, die offensive Variante zu Niklas Heidemann. Gegen einen spielschwachen Gegner gäbe es durchaus die Möglichkeit Cueto und Heinrich auf links agieren zu lassen, da das Niveau der 3. Liga jedoch relativ hoch ist, könnte diese Alternative maximal im Westfalenpokal gegen den BSV Schüren zur Geltung kommen. Heinrich hat derzeit noch zu viel Stockfehler in seinem Spiel und kann mit den Defensivqualitäten eines Heidemann nicht mithalten. Dennoch sollte man, gerade nach den Fällen Braun oder Cueto, niemanden abschreiben, bei Marco Antwerpen hat jeder die gleiche Chance und kann sich über gute Trainingsleistungen schnell in die Startelf spielen.

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