Kaderanalyse XXL – mit Anti-Fußball zum Erfolg?!

2018/ 2019 - Kaderanalyse - SC Preußen Münster - PreußenForum
Mittelstürmer – die Nachfolge des Fürsten…

Als Nachfolger des abgewanderten Kapitäns Adriano Grimaldi soll Rufat Dadashov antreten. Mit der Empfehlung von 25 Treffern in 25 Pflichtspielen für den BFC Dynamol, wechselte der ehemalige aserbaidschanische Nationalspieler zum SCP. Diese Quote zu halten dürfte schier unmöglich sein, dagegen wehren würden sich die Preußen-Anhänger jedoch bestimmt nicht. Was jedoch in den Testspielen auffällig war: Dadashov fehlt noch die Bindung zum Spiel. In Berlin war das komplette Spiel auf den großgewachsenen Torjäger mit dem eiskalten Abschluss ausgerichtet.

Bei den Preußen merkte man dann und wann, dass die Umstellung von Dadashov zu Grimaldi möglicherweise länger dauert als erhofft. Zu viele Laufwege passten nicht, zu oft hing Dadashov an vorderster Front in der Luft. Mit ihm hat der SCP einen durchaus robusten aber dennoch technisch starken Mittelstürmer verpflichtet, jedoch fehlt ihm die Fähigkeit den Ball so abzuschirmen, wie es Grimaldi tat. Zudem holte sich Grimaldi die Bälle oftmals tief in der gegnerischen Hälfte, während Münsters neue Nummer neun eher an der Strafraumgrenze auf seine Chancen lauert. Bei seinen Treffern gegen Münster 08 und Wattenscheid zeigte er jedoch, welche Qualitäten in ihm stecken, weswegen berechtigte Hoffnung besteht, dass er Grimaldi bald vergessen macht.

Ähnlich wie Lucas Cueto wurde auch Tobias Warschewski ein Wechsel nahegelegt. Im Idealfall sollte es eine Leihe im Nachwuchszentrum eines Bundesliga-Clubs sein, um Warschewski an professionelle Bedingungen heranzuführen. Doch der ehemalige U20 Nationalspieler tat es seinem Mannschaftskameraden gleich und nahm den Kampf um einen Platz im Preußen Kader an und tat dies mit ebenso großem Erfolg. Dadashov dürfte nicht als gesetzt gelten, da Warschewski zusammen mit Cueto die Torjägerliste der Vorbereitung anführte und zudem an Robustheit und Professionalität zunahm. Darüber hinaus ist er ein absoluter Kopfspieler, mit dem Selbstvertrauen der guten Testspiele hoffen nun viele, dass man den Youngster wiedersieht, der in der Saison 2016/2017 den Fans so viel Spaß bereitete. Ein toller Fallrückzieher gegen Münster 08, ein satter 20 Meter Schuss gegen Wiedenbrück, sowie ein unkonventionelles Solo durch zwei Gegenspieler gegen Almelo – Warschewskis Treffer Vorbereitung waren durchaus schön anzusehen.

Ein weiteres Juwel wird zunächst nur für die U19 auflaufen. Nach seinem plötzlichen Aufstieg waren angeblich schon die TSG Hoffenheim und Werder Bremen an Cyrill Akono interessiert, doch Marco Antwerpen möchte den gebürtigen Münsteraner behutsam aufbauen und nicht zu schnell verheizen. Akonos Dreijahresvertrag war jedoch eine wichtige Personalie, sämtliche Verantwortlichen im Club bauen auf Akonos Fähigkeiten und halten viel vom talentierten 18-jährigen.

Kaderanalyse 2018/2019 - SC Preußen Münster - Mittelstürmer


Transferfazit gesamt

Die finanziellen Möglichkeiten ließen keine großen Sprünge zu. Es ging viel erprobte Drittliga Qualität. Es kamen jedoch auch hochinteressante Neuzugänge. Dabei bedienten sich Antwerpen und Metzelder vorrangig in der Regionalliga und pickten dort ein paar Rosinen heraus. Mit Rodrigues Pires, Schnitzler und Müller, kamen jedoch auch Spieler, die sich in der 3. Liga ihre Sporen verdient hatten. Am spannendsten dürfte die Personalie René Klingenburg sein. Gerade einmal 24 Jahre alt und doch schon sämtliche Höhen und Tiefen des Profifußballs durchgemacht, ist ihm der unbedingte Wille anzumerken, es noch einmal allen Zweiflern und Kritikern zu zeigen.

Wichtig wird sein, inwiefern und vor allem wie schnell Rufat Dadashov den Abgang von Grimaldi kompensieren kann. Bei der Vorstellung Rodrigues Pires rieb sich so mancher Fan die Augen und verstand die Notwendigkeit der Verpflichtung nicht, da der SCP ja eigentlich auf der Suche nach einem robusten Abräumer für das defensive Mittelfeld war. Mit dem Abgang von Michele Rizzi war dies jedoch schnell erklärt und mehr als sinnvoll. Rodrigues Pires ist nicht nur positionsmäßig, sondern auch in puncto Rückennummer der legitime Nachfolger von Rizzi.

Aus den vorhandenen Möglichkeiten haben die Preußen durchaus viel gemacht. Mit Marco Antwerpen hat man im Winter einen Trainer verpflichtet, der die Regionalliga seit langer Zeit kennt und dort als absoluter Fachmann gilt. Dies war im Vorjahr unter Benno Möhlmann, der selbst einen Großteil und zudem die letzten Jahre vor seinem Preußen-Engagement nur in der 2. Bundesliga trainierte, nicht der Fall. Zudem hat sich Antwerpen durch die bärenstarke Rückrunde einen Vertrauensvorschuss verdient. Es bleibt spannend, was er aus dem Kader herausholt, als oberste Prämisse gilt es jedoch, sich frühzeitig von den Abstiegsrängen fernzuhalten. Mit dieser Truppe ist dies auf jeden Fall möglich, wenngleich es vier Absteiger in dieser Saison gibt, sodass eine höhere Chance besteht, in selbigen Strudel zu geraten.


Gewinner & Verlierer der Vorbereitung
Die Gewinner

Tobias Warschewski & Lucas Cueto: Eigentlich aussortiert, erhoben sich beide wie der Phoenix aus der Asche. Beide sind mit jeweils 4 Toren die Toptorschützen in den acht Testspielen und zeigten, dass man durch harte Arbeit seine Ziele auch erreichen kann. In dieser Form dürften beide sogar heiße Kandidaten für einen Startelfeinsatz zum Saisonauftakt bei Fortuna Köln sein

Niklas Heidemann: Viele Wuppertaler Fans weinen ihm hinterher. Wer sich das ein oder andere Testspiel anschaute konnte genau sehen, warum dies der Fall ist. Ein gesunder Offensivdrang, gepaart mit Zweikampfhärte und bärenstarker Kondition. Heidemann bringt alles mit um der nächste Publikumsliebling zu werden. Ein verlorener Sohn kehrt zurück zum SCP und dürfte viel Spaß bereiten, wenn er das hält, was er in der Vorbereitung versprach.

Die Verlierer

Philipp Müller: Er kam für einen Neustart nach Münster, wurde jedoch immer wieder durch kleinere Blessuren zurückgeworfen. Durch die schwere Verletzung in Wiesbaden, war sein Fitnessstand eh noch nicht bei 100%, durch die aktuelle Verletzung wird er erneut zurückgeworfen. Hoffen wir, dass die neue Nummer sieben bald wieder fit ist und dann durchstartet!

Rufat Dadashov: Die Flaute von vier Testspielen ohne eigenen Treffer nagte an ihm. Dies war ganz deutlich an seinem Jubel nach dem 3:0 gegen die SG Wattenscheid 09 zu merken. Der Torschützenkönig der Regionalliga Nordost brauch noch Zeit, die ihm von Antwerpen jedoch auch gewährt wird. Wie es bei Torjägern oftmals auch ist: kommen die Tore, kommt das Selbstvertrauen und dann geht es oftmals von ganz alleine. Alle Daumen sind dafür gedrückt!

Benjamin Schwarz: Zunächst mal soll beziehungsweise kann dies keine Kritik sein. Es tut einem eher Leid, dass Schwarz nach seiner unfassbaren Rückkehr in dieser Vorbereitung erneut durch viele kleine Verletzungen ausgebremst wurde. Bockstark kehrte er nach seinem Totalschaden im Knie vergangene Rückrunde zurück in die Mannschaft. Ein fitter Benny Schwarz hilft jeder 3. Liga Mannschaft und dieser Mann ist definitiv ein Vorbild für alle, die von Verletzungen zurückgeworfen wurden. Dennoch steht leider nur ein Testspieleinsatz zu Buche, bei der er sich prompt verletzte. Auf dass es viel mehr Pflichtspieleinsätze werden, sobald er wieder fit ist!

Taktik – Flexibilität als Schlüssel

Auch in der Vorbereitung zeigte sich immer wieder, dass die Dreier- bzw. Fünferkette das beste Mittel mit dem derzeitig verfügbaren Spielermaterial ist. Lion Schweers, Ole Kittner und Neu-Kapitän Simon Scherder kennen sich in und auswendig, wenngleich auffällig war, dass Lion Schweers zuletzt den Part des lautstarken Dirigenten übernahm. In diesem System rücken die eigentlichen Außenverteidiger Fabian Menig und Niklas Heidemann eine Position ins Mittelfeld vor, jedoch nur in Ballbesitz verschieben sie bis in die Hälfte des Gegners. Sobald Angriffe des Gegners auf den SC Preußen zu rollen, wird die Dreierkette zur Fünferkette, sodass die Räume hinten dicht gemacht werden.

Diesem taktischen Phänomen bedienten sich auch bei der WM durchaus namehafte Trainer wie zum Beispiel Gareth Southgate (England) oder Roberto Martinez (Belgien), deren Teams am Ende auf den Rängen drei und vier landeten. Vielleicht war unser Trainer hier schon in der vergangenen Rückrunde eine Art Vorreiter, jedoch ist das Phänomen in letzter Zeit durchaus häufiger zu beobachten. Kritik gab es bei der WM vor allem an diesem System, da es komplett auf Sicherheit bedacht ist und wenig spielerischen Elan versprüht.

Doch dies passt auch zu den Preußen, da in der 3. Liga durchaus spielstarke Gegner trifft und man es selten erleben wird, dass die Preußen das Spiel an sich reißen und den Takt vorgeben. Aus einer sicheren und kompakten Defensive in ein schnelles Umschaltspiel gelangen lautet die Marschroute. Somit ist diese Art von Anti-Fußball die Art, die Marco „Anti“ Antwerpen seinen Jungs durchaus das probate Mittel zum Zweck. Verstecken, das zeigt die vergangene Halbserie, müssen sich die Adlerträger jedoch nicht.

Auch der Fall der Viererkette wurde in einigen wenigen Testspielen eingestreut, sodass man sich diese Option weiterhin offen hält. Insgesamt hat man im Winter mit Marco Antwerpen einen Trainer verpflichtet, der sich sehr um die taktische Ausrichtung kümmert und vor allem am Gegner orientiert. Dadurch erhalten die Preußen eine gewisse Unberechenbarkeit. Wie schon erwähnt erwartet man Philipp Hoffmann etatmäßig auf der rechten Außenposition, vor taktischen Kniffen wie ihn zum Beispiel zentral die Abwehr des Gegners überlaufen lassen, macht der Coach jedoch keinen Halt.

Ebenso war es unter Möhlmann undenkbar, dass Martin Kobylanski im defensiv bis zentralen Mittelfeld agiert. Unter Möhlmann wurde seine mangelnde Defensivarbeit immer bemängelt, unter Antwerpen steigerte er sich dort ernorm und ist nun eine denkbare Alternative dort, wenngleich seine Stärken (Dribbling, Distanzschüsse) in der Offensive stärker zum tragen kommen.

Während die allgemeine Stimmung rund um den SCP derzeit verhalten ist (Stichworte: Stadion, Trikotsponsor, Finanzen), steigert diese Mannschaft jedoch ein wenig die Vorfreude. Mit einigen Münsteraner Jungs‘ und Lokalbezug gespickt und einigen spannenden Transfers, kann man durchaus positiv in die Zukunft schauen. Im Normalfall sollten die Preußen weder unten noch oben mitspielen, ein gesunder Mittelfeldplatz dürfte das sein, was unter den gegebenen Umständen rausspringt. Wenn dies jedoch eine Mannschaft erreicht, in der sich jeder Einzelne steigert und auch für den anderen kämpft, dazu die Grundtugenden Laufbereitschaft und Kampfgeist vorhanden sind, wird die Mannschaft der Anhängerschaft Spaß bereiten. In diesem Sinn – alle nach Köln und:

ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!

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