Vier Geschichten – Ein Spiel
VfL Osnabrück – SC Preußen Münster – 5. Spieltag – Spielbericht – 3:0 (2:0)
Ein Spiel dauert 90 Minuten, der Pokal hat seine eigenen Gesetze – und jedes Derby unserer Preußen gegen die Lila-Weißen seine Geschichten. Leider gab es beim gestrigen Derby in Osnabrück aus Preußen-Sicht drei schlechte Geschichten und nur eine gute Geschichte zu erzählen.
Aber zunächst zur Ausgangssituation: Unsere Jungs kamen als Tabellenführer nach Niedersachsen und wollten diese auch verteidigen. Drei Siege aus vier Spielen konnten sich sehen lassen und hatten für Selbstbewusstsein bei Spielern und Fans gesorgt. Auf der anderen Seite unsere speziellen Freunde aus dem Teutoburger Hinterwald, die als Tabellenvierter ebenfalls ganz gut aus den Socken gekommen waren. Zuletzt hatte Osna aber bei zwei Unentschieden etwas unglücklich ausgesehen, sodass unsere Preußen eine kleine Favoritenrolle hatten.
Trainer Marco Antwerpen setzte für den verletzten Ole Kittner auf Dominik Lanius in der Defensive. Der machte seine Sache – von einem Patzer abgesehen – ziemlich gut. Seine Auswechslung in der Halbzeit erfolgte aus taktischen und definitiv nicht aus Leistungsgründen. Außerdem durfte Philipp Hoffmann für Tobias Warschewski ran. Sonst standen nur die Tabellenspitze-Eroberer aus dem Lotte-Spiel auf dem Platz. Dass aus den Eroberern keine Verteidiger der Tabellenspitze wurden, hatte mit den oben angesprochenen Geschichten zu tun.
Geschichte 1: Marcos Alvarez
Ja, es tut weh, dass ich hier mit einem Osnabrücker anfangen muss. Aber der Stürmer hatte gestern leider einen verdammt guten Tag. Wie der Rest seines Teams kam er in der ersten halben Stunde überhaupt nicht mit unseren Preußen-Jungs klar. Mehrmals wurde er von unserer hellwachen Defensive abgekocht und sah Zuspielen ins Nichts hinterher. Doch kurz vor der Halbzeit drehte Alvarez auf. Erst traf er Keeper Schnitzler unglücklich und ziemlich hart im Gesicht (38.), sodass der länger behandelt werden musste.
Bei der anschließenden Ecke konnte der noch benebelte Schnitzler einen wuchtigen Volley von Alvarez nur abklatschen lassen und Maurice Trapp verwertete eiskalt zum 1:0 (40.). Nur vier Minuten später versenkte Alvarez dann selbst einen Freistoß in der Torwartecke und drehte jubelnd ab. Dass er dann auch noch in der 67. Minute den Elfmeter zum 3:0 verwandelte? Geschenkt! Es passte zu seiner dummerweise sackstarken Leistung über knapp 60 Minuten. Dass der Preußen-Block während des Spiels immer wieder lautstark Vermutungen darüber anstellte, womit Mama Alvarez wohl ihr Geld verdient, dürfte ihn sogar zusätzlich motiviert haben.
Geschichte 2: Oliver Schnitzler
„In der Kabine hing er schon über dem Eimer“, sagte Rene Klingenburg nach dem Spiel über Oliver Schnitzlers Halbzeitprogramm. Angesichts des Spielstandes galt das wohl auch für den ein oder anderen Preußenfan, allerdings hatte die Sache bei Schnitzler einen ernsten Hintergrund. Der Schuss von Marcos Alvarez hatte Schnitzler dermaßen angeknockt, dass er kurz darauf zwei Tore kassierte. Damit stand er auch ein wenig sinnbildlich für die Mannschaft. Er war nach zwölf Sekunden beim ersten Warnschuss der Osnasen hellwach und ließ danach – wie das Team – nichts anbrennen. Er pflückte Flanken herunter und parierte einen kümmerlichen Schuss von Ouahim. Nur um dann – wie das Team – zwei Wirkungstreffer einstecken zu müssen. Inzwischen ist klar, dass sich Olli Schnitzler eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen hat und sogar für das Spiel gegen Uerdingen ausfallen dürfte. An dieser Stelle Gute Besserung!
Geschichte 3: Simon Scherder
Kennt ihr das? Sommer, Sonne, ein Aasee voller lebendiger Fische und dazu einen leckeren Eisbecher. So einer mit viel Sahne und einer Kirsche obendrauf. Klingt gut, oder? Der Samstagnachmittag von Simon Scherder war das genaue Gegenteil davon. Erst verursachte er nach dem einzigen schlimmen Patzer von Lanius den Freistoß zum 2:0 und kassierte die gelbe Karte. Davor und danach absolut souverän und ohne große Fehler. Bis zur 65. Minute. Da warf er sich in einen Torschuss der Osnasen und bekam den Ball an den Arm. Elfmeter, Gelb-Rote Karte und Feierabend für den Kapitän.
Für so einen absolut gebrauchten Tag würde man sogar im Second-Hand-Shop ausgelacht werden. Für Simon tut es mir absolut leid, denn es waren seine einzigen Fehler bei einer sonst guten Leistung. Für das Team wiegt sein Verlust vielleicht noch schwerer, denn mit ihm und Ole Kittner fehlen im Spiel gegen Uerdingen nächsten Samstag unsere routiniertesten Abwehrspieler. Und der KFC ist nun einmal keine Laufkundschaft.
Die gute Geschichte zum Abschluss: Die Mannschaft
Bevor das hier jetzt zur Angstspirale mutiert: Dieses Team kann und will Fußball spielen! Über die gesamten 90 Minuten und auch in Unterzahl haben die Preußen-Jungs gerackert und gekämpft bis zum Umfallen. Und genau das werden die Jungs auch gegen Uerdingen machen. Die Qualität in der Offensive ist da. Vor allem dann, wenn sie – anders als gestern – ihre Chancen auch nutzt. Die Spielanlage aber passte und für Osna ging aus dem Spiel heraus fast gar nichts. In der Defensive wird nächstes Wochenende wohl improvisiert werden müssen, aber dank des guten Zusammenhalts im Team könnte das gegen die „Millionen-Truppe“ aus Uerdingen auch hinhauen. Es macht wieder Spaß, dem SCP beim Spielen zuzusehen. Auch wenn nicht immer das Ergebnis stimmt.
ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER
DATEN ZUM SPIEL
SCP: Schnitzler (Schulze Niehues, 46.) – Scherder, Lanius (Dadashov, 46.), Borgmann – Heidemann, Rodrigues Pires, Klingenburg, Braun, Menig – Rühle, Hoffmann (Kobylanski, 57.)
Osnabrück: Körber – Engel, Susac, Trapp, Dercho (Tigges, 13.) – Taffertshofer, Blacha – Renneke, Ouahim (Krasniqi, 83.), Heider – Alvarez (Farona Pulido, 77.)
Tore: 0:1 Trapp (40.), 0:2 Alvarez (44.), 0:3 Alvarez (67.)
Gelbe Karten: Dercho, Ouahim / Scherder, Rodrigues Pires, Dadashov
Gelb-Rote Karten: Scherder
Zuschauer: 14.100
Schiedsrichter: Robert Kampka