„Seine Tore, ne?“
Spielbericht – FC Hansa Rostock – SC Preußen Münster – 1:4 (0:2)
Es gehört zum Profi-Fußball dazu: Das Field-Interview. Kurz nach dem Spiel wird irgendeine arme Socke vor ein Mikrofon gezerrt und muss allen erklären, was sie gerade sowieso schon gesehen haben. Manchmal ist das Ergebnis legendär und führt zur Cornflakes-Knappheit in der Region Kaiserslautern. Andere Interviews sind einfach nur sterbenslangweilig (*hust* Philipp Lahm *hust*). Und dann gibt’s Ole Kittner. Frage des Reporters nach dem Sieg gegen Rostock: „Was macht Rufat Dadashov so besonders?“ Antwort Kittner: „Joa… Seine Tore, ne?“ Westfälisch-trockener geht es wohl nicht: Wenige Worte und doch viel Wahrheit.
Eingespieltes Team hat Glück und körperliche Vorteile
Und Kittner hat Recht: Das war schon eine großartige „Dadashow“, die der Rufat da im Ostseestadion abgezogen hat. Gerade einmal 06 Minuten waren gespielt, da stand es schon 2:0 für unsere Preußen. Zwei Mal stand Rufat Dadashov nach leicht abgefälschten Bällen genau dort, wo ein Stürmer zu stehen hat und machte „eiskalt“ (O-Ton Ole Kittner) die Hütten. Damit waren die Jungs drei Minuten schneller als beim Heimspiel gegen Cottbus. Wenn das Team genauso weitermacht, steht es in zwei Wochen gegen Unterhaching schon vor dem Anpfiff 1:0 für uns.
Wie ging das so schnell? Zum einen hatten die Adlerträger ein bisschen Glück mit den abgefälschten Bällen. Statt im Aus oder bei den Rostockern zu landen, lagen die Bälle quasi servierfertig zu Dadashovs Füßen. Zum anderen pressten die elf Adler auf dem Rasen ohne Ende und machten dabei einen sehr eingespielten Eindruck. Bis auf Rodrigues Pires (für den gesperrten Scherder) stand die gleiche Mannschaft wie gegen Cottbus auf dem Platz. Vor allem defensiv machte sich das positiv bemerkbar: Die Dreierkette um Ole Kittner stand gut und hatte zudem einen natürlichen Vorteil: Bei einer Durchschnittsgröße von gefühlt 2,50 Meter hatte Rostock mit hohen Bällen so gut wie keine Chance.
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— PreußenForum (@PreussenForum) 25. September 2018
Max Schulze Niehues bockstark
Allerdings können Teams von Pavel Dotchev oft genug ziemlich gut kombinieren. Das gelang ihnen vor allem zwischen der 25. und der 65. Minute, als sie mehrfach gefährlich vor das Tor der Preußen kamen. Stellvertretend sei hier Pascal Breier genannt, der in der 27. Minute Lion Schweers im Preußen-Strafraum aussteigen ließ und nur knapp am langen Pfosten vorbeizog. Auch Hansas torgefährlicher Mittelfeldmann Cebio Soukou (3 Butzen bislang) konnte kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit unbedrängt im Strafraum abziehen. Und zu guter Letzt kam der sonst eher schwache Merveille Biankadi recht unbedrängt im Strafraum zum Schuss.
Die letzten beiden Situationen hatten eines gemeinsam: Max Schulze Niehues reagierte glänzend. Soukous Strahl lenkte er mit einer Hand über den Querbalken und Biankadi fragt sich wohl immer noch, wie MSN so schnell die Fäuste hochreißen konnte. Insgesamt eine wirklich starke Leistung des Torhüters. Das galt nicht nur im Strafraum: Seine langen Bälle landen immer häufiger bei Mitspielern und nicht im Aus. Und Rückpässe auf den Torwart führten zumindest gestern Abend bei mir nicht zu hektischer Schnappatmung. Die Krönung wäre es natürlich gewesen, wenn er den wenig platzierten Elfmeter von Soukou in der 61. Minute gehalten hätte. Aber einen gehaltenen Elfmeter kann er sich auch gerne für das Rückspiel aufheben. Oder fürs nächste Derby. Wir sind da nicht wählerisch.
Cueto setzt Schlusspunkt – und Geschwindigkeitsrekord
Genau dieser Elfmeter war es nämlich, der das Spiel noch einmal zum Kippen hätte bringen können. Hansa machte zu Beginn des zweiten Durchgangs mehr Druck als ein Copyshop kurz vor Feierabend und hätte durch den abgewehrten Schuss von Biankadi auch den Ausgleich erzielen können (63.). Doch dann „schleuderte“ (O-Ton Marco Antwerpen) Lion Schweers einen Einwurf in den Rostocker Strafraum. Jannik Borgmann verlängerte und erneut Dadashov jagte die resultierende Bogenlampe in den Giebel des Rostocker Tores (65. Minute). Damit war die Messe gelesen, der Drops gelutscht und der Vorhang der „Dadashow“ fiel langsam zu.
Wenig später hätte es Kevin Rodrigues Pires noch deutlicher gestalten können, als er in der 73. Minute den bemitleidenswerten Rostocker Keeper Gelios zu einer Glanzparade zwang. Das 4:1 markierte dann Lucas Cueto in der 90. Minute. Einen Außenriss-Schnibbel-Pass von Martin Kobylanski erlief sich der Speedy Gonzalez von der Hammer Straße, ignorierte Riebles zerren und tunnelte ihn anschließend, sodass der wieder machtlose Gelios dem Ball nur hinterherschauen konnte. Zum guten Schluss lief er nach dem Tor noch zur Rostocker Hintertortribüne und fragte gestenreich, ob man drei Punkte auch im Handgepäck mitnehmen kann. Kam bei den Rostockern jetzt nicht so gut an.
Geiles Team, Wenig Fans und viel Geld
Aber sei’s drum: Wenig später war Schluss und wieder drei Punkte im Sack. Die englische Woche schimmert jetzt silbern: Zwei Siege und damit sechs Punkte können sich sehen lassen. Am Freitag kann mit einem Sieg gegen Wiesbaden aus Silber Gold werden. Neun Punkte mehr auf dem Konto könnten den ruhmreichen SCP in der Tabelle an unseren Nachbarn aus Osnab***k vorbeischieben. Dennoch sollten wir alle cool bleiben: Es sind noch 87 Punkte zu vergeben und unser junges Team wird auch wieder Schwierigkeiten haben. Die nächsten Spiele gegen Wiesbaden, Haching und Würzburg werden verdammt hart. ABER: Es macht richtig Spaß, dieser Mannschaft zuzuschauen und mit ihr im Stadion oder am TV mitzufiebern.
Bleibt noch der Blick auf die Ränge: Die offiziellen Zahlen gibt’s aktuell noch nicht. Gemeldet wurden uns 22 bis 38 Preußenfans in Rostock. Respekt an die Damen und Herren, dass sie sich diese Ochsentour auf einem Dienstagabend angetan haben! Zwischendurch wart ihr über die Außenmikrofone der Telekom sogar zu hören. Und mit allen Anwesenden nach Abpfiff eine Polonäse aus dem Block heraus zu machen, hat dann fast schon wieder Stil ;-). Auf Rostocker Seite wurde die ersten 20 Minuten geschwiegen, um damit gegen die Zerstückelung der Spieltage in der Dritten Liga und gegen den DFB-Zirkus zur EM-Bewerbung 2024 zu protestieren. Danach wurde es dann wieder merklich lauter.
Saisonspende knackt die 500 € Marke
Etwas besonders erfreuliches haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Der Sieg war gut für die Preußen-Forum-Saisonspende! Wir haben die 500-Euro-Marke gestern übersprungen und liegen nach neun Spieltagen bei 547,50 Euro. Insgesamt kamen gestern gut 90 Euro zusammen. Wir danken allen Spendern und hoffen natürlich, dass sich die Summe weiter erhöht.
PS: Dieser Text kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten. Bei Nichtverstehen kontaktieren sie bitte eine Schule, Menschen mit Humor oder Max Schulze Niehues. Der will Lehrer werden!
ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!
Daten zum Spiel
Preußen: Schulze Niehues – Schweers, Kittner, Borgmann – Menig, Klingenburg, Rodrigues Pires, Heidemann – Kobylanski (Müller, 90.) – Rühle (Cueto, 66.), Dadashov (Müller, 86.).
Hansa: Gelios – Wannenwetsch (Ofusu-Ayeh, 74.), Riedel, Rieble, Scherff – Bülow – Pepic (Hildebrandt, 34.), Biankadi – Breier (Williams, 66.), Soukou – Königs.
Tore: 0:1 Dadashov (2.), 0:2 Dadashov (6.), 1:2 Soukou (61. Handelfmeter), 1:3 Dadashov (65.), 1:4 Cueto (90.).
Gelbe Karten: Rieble, Scherff, Biankadi, Williams /Kittner, Borgmann, Rodrigues Pire
Schiedsrichter: Wolfgang Haslberger
Zuschauer: 11.900