Die Preußen reisen als Außenseiter zum Karlsruher SC

2017/2018 - Spielbericht - SC Preußen Münster - Karlsruher SC - 1:1
Karlsruher SC – SC Preußen Münster – 18. Spieltag

Tja es gibt Gegner, die liegen den Preußen einfach. Fortuna Köln zum Beispiel. Oder mittlerweile auch die Sportfreunde Lotte. Und dann gibt es das genaue Gegenteil. Halle, der Gegner der letzten Woche, ist dafür so ein Kandidat. Direkt hinterher kommt der Nächste und das ist niemand geringeres als der Karlsruher SC. Acht Partien gab es gegen den KSC, lediglich eine gewannen die Adlerträger. Unvergessen der Sieg durch einen Doppelpack von Matthew Taylor, als ganz Münster anfing im Frühjahr 2013 von der 2. Bundesliga zu träumen. Das Ende ist bekannt, der KSC stieg auf, die Preußen nicht. Nun sind die Badener jedoch in Liga 3 zurückgekehrt und duellieren sich schon im zweiten Jahr wieder mit den Preußen.

KSC Lauf hat einen Namen – Marvin Pourié

Wie schon so oft verlief der Saisonstart in Karlsruhe holprig. Viele Unentschieden ließen den KSC wochenlang auf der Stelle treten. Nun scheint Trainer Alois Schwartz jedoch die richtigen Worte gefunden zu haben. Mit dem Selbstvertrauen von vier Siegen in Folge wird man auch gegen die Münsteraner versuchen, die Punkte im Wildparkstadion zu behalten. Dieses wird im Übrigen umgebaut, gleicht derzeit mehr einer Baustelle und wird schätzungsweise 123 Millionen € kosten um 34.000 Zuschauer zu beherbergen. Grüße an dieser Stelle an die Verantwortlichen der Stadt Münster.

Doch zurück zum Thema: Die letzten vier Siege gelangen der Mannschaft von Trainer Schwartz jeweils nur mit einem Tor Differenz.( 2 x 2:1; 2 x 3:2 Siege) In jedem dieser Siege traf im Übrigen Marvin Pourié. Stand er am 7. Spieltag noch ohne eigenen Saisontreffer da, bewies er seine Knipser-Fähigkeiten zuletzt konstant. Neun Tore aus den letzten zehn Spielen sprechen eine deutliche Sprache für einen der formstärksten Spieler der Liga. Viel Unterstützung erhält Pourié dabei von Drittliga-Legende Anton Fink. Der unangefochtene Rekordtorschütze der 3. Liga findet nach einer, für seine Verhältnisse, durchwachsenen Saison immer besser zurück zu alter Form und konnte bei den vier Siegen vier Vorlagen verbuchen.

Zwei Strategen und zwei Türme

Schwartz setzt beim KSC grundsätzlich auf ein 4-4-2 mit sogenannter „flacher Vier“. Auf den Außenpositionen hat der ehemalige Preuße und gebürtige Münsteraner Marc Lorenz seinen Stammplatz manifestiert – und das, obwohl er im Sommer schon eigentlich aussortiert war. Konkurrenz erhielt er unter der Woche durch Sercan Sararer. Der ehemalige türkische Nationalspieler unterschrieb am Wildpark einen Vertrag bis Saisonende und soll das Spiel noch variabler gestalten. Nach anderthalb Jahren ohne wirkliche Spielpraxis ist jedoch fraglich, ob sein Einsatz gegen die Preußen nicht noch zu früh kommt.

Über rechts macht Burak Camoglu Dampf, doch auch Manuel Stiefler durfte sich auf der Außenbahn versuchen. Zuletzt in Großaspach fehlte Alexander Groiß, seines Zeichens defensiver Mittelfeldspieler aufgrund einer Bauchmuskelverletzung. Gegen Großaspach lief Stiefler also neben Marvin Wanitzek auf. Beide sind nicht die klassischen Abräumer im defensiven Mittelfeld, sondern fallen unter die Kategorie „Strategen“. So versuchen sie das Spiel eher mit guter Übersicht und gesundem Passspiel zu gestalten, als sich mit physischer Wucht in die Zweikämpfe zu werfen.

Die beiden Zweikämpfer finden sich eine Reihe dahinter wieder. David Pisot und Daniel Gordon gehören trotz ihres Alters (31 & 33) immer noch zu den besten Innenverteidigerduos der 3. Liga und schalten sich auch nach Eckbällen gerne vorne mit ein. Auf den Außenverteidigerpositionen sind die ehemaligen Sandhausener Marco Thiede und Damian Roßbach unumstritten und Benjamin Uphoff bewies schon in der letzten Saison, dass er ein sicherer Rückhalt ist.

Apropos Sandhausen – es ist schon auffällig, in welcher Masse sich der KSC beim 50 Kilometer entfernten Sportverein bedient. Mit Gordon, Thiede, Roßbach und Stiefler spielten gleich vier KSC-Spieler bis mindestens Juli 2017 für den Zweitligisten aus Sandhausen. Im Umkehrschluss wechselten in diesem Sommer Jonas Föhrenbach und der letztjährige Karlsruher Toptorschützen Fabian Schleusener in die andere Richtung, wenngleich beide nur vom SC Freiburg ausgeliehen waren.

Angstgegner, gute Form, starke Spieler – Zeit zum Ärgern!

Ja das klingt jetzt alles ein wenig beängstigend. Nur ein Sieg aus acht Spielen gegen Karlsruhe, der Gegner im Aufwind und mit massig Qualität und die Preußen zuletzt mit einer unnötigen, aber verdienten Niederlage gegen Halle. Akono, Dadashov und Wiebe fallen aus, Kobylanski, Heinrich und Heidemann sind angeschlagen. Der dünne Kader rächt sich, wenngleich halt aus finanziellen Gründen einfach keine weiteren Spieler im Budget drin saßen. Prinzipiell könnte man also die Punkte schon vorab nach Karlsruhe schicken. DENKSTE! Denn wenngleich man zuletzt zwei Niederlagen aus den letzten drei Spielen einfuhr, diese Mannschaft steht immer noch auf Platz sechs und ist in den oberen Tabellenrängen mittendrin statt nur dabei.

Auch wenn es mal vom Start weg nicht so läuft wie geplant, schafft sie es doch die Ärmel hochzukrempeln und sich gegen eine Niederlage zu sträuben. Von der eigentlich obligatorischen Schiedsrichterdiskussion sehen wir an dieser Stelle einmal ab. Es geht mehr darum, dass seit einer gefühlten Ewigkeit dort wieder elf Typen auf dem Platz stehen, die eine Mannschaft bilden und füreinander kämpfen. Andere Mannschaften (Rostock, Kaiserslautern, Braunschweig) sind mit ganz anderen Ambitionen gestartet, stehen aber immer noch hinter uns. Wenn alles halbwegs glattläuft und sich kein größeres Formtief breit macht, kann diese Mannschaft schon im März/April den Klassenerhalt klar machen.

Man erinnere sich mal, wo man in den letzten beiden Jahren zur Winterpause stand. Daher sollte jedem klar sein: Diese Mannschaft wird vielleicht den Aufstieg nicht schaffen, aber sie spielt bisweilen einen toll anzusehenden Fußball, bieten dem Gegner Paroli und kämpfen füreinander. Kurzum: Auch wenn sich Niederlagen wie gegen Großaspach und Halle einschleichen: Es macht einfach Spaß diese Saison, die Spiele in Kaiserslautern oder Rostock, dazu die Heimsiege gegen Wehen, Cottbus oder Braunschweig. Das ist Verwöhnung und Balsam pur im Gegensatz zu den tristen vergangenen Jahre, wo die Preußen-Seele doch arg geschunden wurde.

Und genau aus diesen genannten Gründen muss niemandem Bange sein, nach Karlsruhe zu reisen. Man hat im Grunde genommen nichts zu verlieren und kann nur gewinnen. Hinzu kommt: Mit 13 Punkten auf auswärtigen Plätzen ist der SCP immer noch eine solide Auswärtsmannschaft und der KSC holte nur einen Punkt mehr, nämlich 14 daheim. Positiv auswirken wird sich hoffentlich ebenfalls, dass die Mannschaft von Alois Schwartz stets selber das Zepter in puncto Spielgestaltung in der Hand haben möchte. Insofern kommt dieser Punkt dem schnellen Umschaltspiel der Preußen hoffentlich entgegen.

Rühle und Kittner kehren zurück, einige Wackelkandidaten

Im Preußen-Abwehrverbund wird nach der 1. Halbzeit in der letztwöchigen Partie definitiv Ole Kittner zurückkehren. Seine Gelbsperre ist abgesessen und er reist ausgeruht mit im Bus nach Karlsruhe. Tobias Rühle hat seinen Infekt auskuriert, lag zuvor jedoch ganze vier Tage flach. Wenn er spielen kann, dann dürfte er darauf brennen, den Hünen Pisot und Gordon das Leben schwer zu machen. Martin Kobylanski meldete sich Mittwoch mit Oberschenkelproblemen ab. Ein MRT ergab, dass keine schwerwiegende Verletzung vorliegt, insofern darf man hoffen, dass Preußens Nummer zehn sich einsatzfähig meldet.

Auf der linken Verteidigerposition meldete sich Moritz Heinrich mit einem Rückfall seiner Magen-Darm-Beschwerden unter der Woche ab, auf der heutigen Pressekonferenz sprach Marco Antwerpen seinen Namen bei der Liste möglicher Ausfälle jedoch nicht explizit aus. Auch Niklas Heidemann ist erneut angeschlagen und vermeldet Probleme mit der Wade.

Am heutigen Donnerstag meldete sich Rene Klingenburg vom Training aufgrund eines Infektes ab. Der Junge ist aber hart im Nehmen und sollte gegen KSC auflaufen können. Max Schulze Niehues und Kevin Rodrigues-Pires fehlten unter der Woche ebenfalls einige Zeit, konnten aber wieder ins Training einsteigen.

Dritter „Titel“ für die Preußen

Durch den möglichen Personalmangel im defensiven Mittelfeld und auf der linken Abwehrseite könnte die Stunde von Benjamin Schwarz schlagen, dem Antwerpen auf der Pressekonferenz eine gute Form attestierte. Letzter und einziger Einsatz in dieser Spielzeit für den Kämpfer mit der Pferdelunge war zuletzt beim Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Das kuriose Eigentor (Rückpass aufs Tor, Keeper Oliver Schnitzler befand sich zum Zeitpunkt des Abspiels jedoch neben dem Kasten) macht den Titel-Hattrick für die Preußen perfekt. Nach Jeron Al-Hazaimeh und Fabian Menig darf sich auch Schwarz nun „Kacktorschütze des Monats“ nennen. Vergeben wird der fragwürdige Titel monatlich von „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“.

Al-Hazaimeh erhielt den Titel im Übrigen für seinen Fauxpas letzte Saison, als er das 1:0 beim Karlsruher SC maßgeblich mitverschuldete. Es bleibt zu hoffen, dass es das letzte „Kacktor“ für dieses Jahr gewesen ist und es gegen den KSC keine Wiederholung gibt.

Während der Kader also aufgrund diverser Krankheitsgründe noch wackelig erscheint und sich erst am morgigen Freitag final entscheidet, gab Antwerpen für sich selbst jedoch Entwarnung und betonte er selber sei fit. Hoffentlich sind es pünktlich am Samstag um 14:00 Uhr auch die Jungs, die er ins Rennen schickt, um den KSC zu ärgern und etwas Zählbares aus dem Wildpark zu entführen.

ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!

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