Jahresausklang gegen Fortuna Köln
SC Preußen Münster – Fortuna Köln – 20. Spieltag
Nein, schön waren die letzten beiden Wochen für die Seele eines Preußen-Fans nicht. Das 0:5 in Karlsruhe fiel noch unter die Kategorie: nur teils selbstverschuldet, abhaken, Mund abwischen, weiter geht’s! Doch auch gegen den FSV Zwickau setzte es eine bittere Heimpleite. Mit 0:2 musste sich der SCP am vergangenen Wochenende geschlagen geben und droht so langsam den Kontakt zur Spitze zu verlieren. Was im Grunde genommen erwartbar und weniger dramatisch ist, als man im ersten Moment denken mag. Denn oftmals wird noch vergessen, mit welchen Ambitionen und vor allem welchen finanziellen Mitteln der SC Preußen Münster in seine achte Saison in der 3. Liga startete.
Dennoch ist es ärgerlich, weil es gleichzeitig so unnötig ist. Zu oft hat man in dieser Spielzeit schon gesehen, welch mitreißenden Fußball diese Jungs spielen können. Doch das Hauptproblem liegt – wie schon in der Schwächephase Ende August/September in der Defensive. Individuelle Fehler kosteten die Adlerträger schon zu viele Punkte. Zuletzt gegen Zwickau waren es gleich zwei vermeidbare Gegentreffer. Es bleibt zu hoffen, dass es gegen den FSV die letzten vorweihnachtlichen Geschenke waren, die verteilt wurden. Ja und vorne spielen die Adlerträger oftmals einen gepflegten Ball, doch es fehlt die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Die Rückkehr von Rufat Dadashov wird sehnlichst herbeigewünscht und ist am Samstag nicht gänzlich ausgeschlossen.
Am Samstag beginnt in der 3. Liga schon die Rückrunde. Spiel Nummer 20 in dieser Saison steht vor der Tür. Gegner ist somit logischerweise Fortuna Köln, die man am ersten Spieltag vor heimischem Publikum in einer grandiosen Partie mit 4:1 besiegte. Die Fortuna belegt derzeit den 17. Tabellenrang und somit – durch die Regelung mit vier Absteigern – den ersten Abstiegsplatz. Neun Punkte liegen zwischen beiden Domstädten. Ein Heimsieg wäre also nicht nur wichtig, um wenigstens halbwegs in Tuchfühlung auf Platz drei (derzeit KFC Uerdingen mit 37 Punkten) zu bleiben, sondern auch um jegliches Abstiegsszenario schon vor der Winterpause zu über 90% aus der Welt zu schaffen.
Der letzte Auswärtssieg der Fortuna in Münster ist schon volljährig
Vor knapp 18 Jahren, genauer gesagt am 18.11.2000, siegte die Fortuna letztmals im Preußenstadion. Das Spiel endete 2:1 für die Kölner. Für den Ausgleich sorgte damals ein gewisser Marco Antwerpen, damals jedoch mit dem falschen Wappen auf der Brust. Gerade einmal 3.450 Zuschauer wollten das Spiel damals sehen. Doch selbst bei der aktuell signifikant sinkenden Zuschauer-Tendenz im Preußenstadion, darf man reelle Hoffnung haben, dass sich am Samstag doch ein paar mehr Fans an die Hammer Straße verirren. Auch von Kölner Seite, wenngleich man nicht auf größere Massen setzen sollte, werden ein paar Anhänger die Reise antreten. Die Zugfahrt ins schöne Münsterland wird für die Fortuna Fans zum Sonderpreis von 8.50 € beworben.
Schiedsrichter vor 18 Jahren war im Übrigen Thomas Frank aus Hannover. Am Samstag pfeift den SCP mit Harm Osmers ein bekanntes Schiedsrichter-Gesicht der 3. Liga. Doch woher kommt er? Man kann es sich schon denken: aus Hannover. Hoffentlich ist dies kein schlechtes Omen, denn insgesamt ist Preußen Münster unter Osmers seit fünf Spielen „ungeschlagen“ und gewann vier davon. Das war es allerdings auch schon zum Thema Schiedsrichter. ;-)
Fortuna unter Kaczmarek im Abstiegsstrudel – und trotzdem im Vorteil?
Der ewige Uwe Koschinat, seines Zeichens sieben Jahre Trainer bei der zweiten Macht in Köln, verließ die Fortuna überraschenderweise Mitte Oktober in Richtung Sandhausen. Fast 300 Spiele lang betreute Koschinat die Südstädter. Bei den Fans war er Kult und in der gesamten Liga durch seine emotionale, aber grundehrliche Art und Weise, geschätzt. Als Nachfolger verpflichtete man Tomasz Kaczmarek. Mit gerade einmal 34 gehört er noch zur jungen Trainergeneration, ist im Fußball aber schon weit rumgekommen, war unter anderem Co-Trainer in Ägypten und Norwegen.
Nach einem früheren Intermezzo bei Viktoria Köln, wechselte Kaczmarek nun die Rheinseite und soll die Geschicke der Fortuna leiten. Dies ging jedoch anfänglich maximal schief. Die ersten beiden Spiele unter seiner Ägide endeten 0:7 (gegen Wiesbaden daheim) und 0:6 (gegen Unterhaching auswärts). Der einzige Sieg gelang im Elfmeterschießen gegen den TV Herkenrath im Mittelrheinpokal. Das erste Tor aus dem Spiel heraus seit dem Trainerwechsel fiel in der vergangenen Woche gegen Großaspach. Es war die siebte Partie unter Kaczmarek. Okan Kurt erlöste die Südstadt mit seinem Treffer zum 1:1 in der 51. Minute. Durch diese Torflaute besitzt die Fortuna auch den zweitschwächsten Angriff der Liga. Gerade einmal 18 Treffer sprangen in 19 Partien heraus, während Keeper Nikolai Rehnen bereits 35 Mal hinter sich greifen musste.
Dabei ist die Fortuna offensiv durchaus gut besetzt. Mit Pintol verpflichtete man zwar nicht den klassischen Goalgetter, jedoch einen ‚Wandspieler‘, der die Bälle vorne festmacht. Moritz Hartmann ist ein klassischer Strafraumspieler und eigentlich eiskalt vor dem Kasten. Spielmacher Hamdi Dahmani traf in den letzten beiden Jahren auch stets zweistellig. Hinzu kam mit Michael Eberwein ein talentierter Stürmer aus der Reserve von Borussia Dortmund. Eigentlich kein Grund sich offensiv zu verstecken, doch scheint bei den Südstädtern noch lange nicht ein Rädchen ins andere zu greifen.
Während die Preußen zuletzt drei Mal in Folge nur als zweiter Sieger vom Platz gingen, konnte sich die Fortuna zumindest zwei Unentschieden daheim gegen 1860 und in Großaspach sichern. Dieser minimal positive Trend gibt den Kölnern zumindest die Hoffnung, auch aus Münster etwas Zählbares mitzunehmen. Es bleibt zu hoffen, dass es lediglich bei der Hoffnung bleibt und am Samstag um kurz vor vier die richtige Mannschaft sich mit einem Sieg in die Winterpause verabschiedet.
Es rumort bei der Fortuna
Doch auch wenn der Trend minimal positiv ist (gut, sehr viel schlechter als der Auftakt konnte es ja auch nicht laufen), so bleiben doch die internen Querelen. Im Mittelpunkt dieser steht Robin Scheu, ein zweifellos starker Kicker für die 3. Liga. Schnell, für einen Flügelspieler vergleichsweise torgefährlich und kämpferisch immer voll dabei. Manchmal allerdings auch zu sehr, denn nach seiner gelb-roten Karte in Unterhaching setzte er alles dran, dieses Schicksal bei der 0:3-Niederlage in Meppen zu wiederholen und musste zur Halbzeit maximal rot-gefährdet ausgewechselt werden, da er schon verwarnt, zwei weitere Male rücksichtslos in die Zweikämpfe ging.
Anschließend schlug Scheu zusammen mit Teamkollege Maurice Exslager bei einem Sponsorentreffen durch einige Aussagen ein wenig über die Stränge. Beide wurden von Kaczmarek bis zum Beginn der Wintervorbereitung suspendiert. Doch auch anderweitig lässt sich ein Disziplinproblem festmachen. Denker und Lenker im Mittelfeld ist im Normalfall Maik Kegel. Gegen 1860 München hob der eigentliche Dirigent des Fortuna-Spiels die Lautstärke jedoch zu stark und energisch an und flog aufgrund zweier gelben Karten wegen Meckerns vom Platz. Nach abgesessener Sperre wird er in Münster jedoch voraussichtlich zurück in die Startelf kehren, zu wichtig sind seine Fähigkeiten als Strippenzieher.
Auch Fortuna versucht sich mit der Dreierkette
Für die letzten beiden Punktgewinne stellte Kaczmarekt im Übrigen seine Abwehr um und setzte, wie der SCP auch schon so oft, auf eine Dreier-bzw. Fünferkette. Nach der Flut von 16 Gegentreffern in vier Spielen ging es wohl in allererster Linie darum, die Abwehr zu festigen. Nun muss die Fortuna ihre Defensive jedoch umstellen. Mit Steven Ruprecht (Innenverteidiger) und Dominik Ernst (Rechtsverteidiger) fehlen zwei Säulen in der Defensive. Es bleibt spannend, welche Lösung am Ende auf dem Platz steht. Möglicherweise weicht man zurück auf die Viererkette aus. Da Ernst jedoch als unverzichtbar gilt, müsste entweder ein Innenverteidiger (wahrscheinlich Kyere) auf die Rechtsverteidigerposition ausweichen oder der junge Alem Koljic erhält auf links seine Chance, während der eigentliche Linksverteidiger Sebastian Schiek nach rechts wechselt.
Antwerpen kündigt Umstellungen an
Doch genug von der Fortuna, denn auch bei den Preußen gibt es genug Gesprächsbedarf. Marco Antwerpen kritisierte nach dem Zwickau-Spiel seinen Kapitän Simon Scherder öffentlich relativ scharf. Wohl begründet, jedoch sind dies Dinge, die einfach intern geregelt werden sollte. Zwar ruderte Antwerpen ein wenig später zurück und betonte, man habe sich mit Scherder zusammengesetzt, ein Geschmäckle bleibt dennoch für diese Vorgehensweise. Hinzu kommt die Unzufriedenheit bezüglich Wintertransfers. Verfügbare Spieler, die den SCP in der Breite und auch in der Spitze verstärken würden, gäbe es wohl genug. Einzig und allein die Finanzen machen im wahrsten Sinne des Wortes einen Strich durch die Rechnung. Auch Metzelder war in Bezug auf die, von Antwerpen gewünschten, Verstärkungen relativ kurz angebunden. Hinter den Kulissen scheint es ein wenig Reibereien zu geben, doch wer in Physik aufgepasst hat, weiß ja, dass aus Reibung Energie entsteht. Diese wird dann hoffentlich positiv eingesetzt.
Nachdem Antwerpen gegen Zwickau auf volle Offensive gesetzt hatte, bleibt abzuwarten, wie das Spiel gegen Köln angegangen wird. Zudem kündigte er einige Veränderungen an und wer den Trainer kennt, weiß, dass durchaus einige Überraschungen am Samstag möglich sind. Im Hinspiel gegen die Fortuna verteidigte der SCP auch mit einer Viererkette und konnte gegen indisponierte Fortunen glänzen. Gegen Zwickau gelang dies mit vier Verteidigern nicht ganz. Zudem fielen vor allem Simon Scherder und Fabian Menig ab.
Zumal die offensive Dreierreihe um Philipp Müller, Tobias Rühle und Lucas Cueto ebenfalls blass blieb. Möglich, dass Jannik Borgmann wieder in die Verteidigung rotiert. Auch die bisher wenig eingesetzten Dominik Lanius und Ugur Tezel könnten eine Bewährungschance erhalten. Benjamin Schwarz merkte man die fehlende Bindung zum Spiel noch an, jedoch hat er immer wieder gezeigt, dass er über Kampf und Einsatz sein Spielniveau relativ schnell wiederfinden kann. Da Heidemann ausfällt, ist davon auszugehen, dass Schwarz auch am Samstag wieder spielen wird.
Offensiv ist noch unklar, für wie viel Spielminuten es bei Rufat Dadashov reicht. Philipp Müller, Lucas Cueto und Tobias Rühle – sie alle sind technisch versiert und schnell, ließen aber immer wieder das Killer-Gen in puncto Chancenverwertung vermissen. Am Wochenende fällt auch Dadashov-Ersatz Tobias Warschewski krankheitsbedingt aus. Bei Akono ist Antwerpen das Risiko für einen Einsatz nach seiner Verletzung noch zu hoch. Durch die Verletzung Dadashovs und Ole Kittners umstrittener Sperre (trotz Reduzierung auf zwei Spiele plus merkwürdiger 1.500 € Geldstrafe) macht sich bemerkbar, was viele bereits im Sommer ahnten: der Kader ist für höhere Ambitionen zu dünn. Ausfälle von Schlüsselspielern wie Kittner und Dadashov können nicht gleichwertig aufgefangen werden.
Das Hinspiel: Wiederholung erwünscht!
Die Fortuna ist in den letzten Jahren ein Gegner geworden, der den Preußen liegt. Der letzte Auswärtssieg der Kölner liegt 18 Jahre zurück. In der 3. Liga verloren die Adlerträger zuletzt und einmalig im Jahr 2016 gegen die Fortuna. Während man gegen Halle, Karlsruhe und Zwickau von Angstgegnern schreiben musste und dies auch leider nachhaltig bewiesen wurde, so kann man jetzt zumindest die Hoffnung haben, dass der Lieblingsgegner zur rechten Zeit anreist.
Im Hinspiel sah der nun gesperrte Ernst schon früh nur die Hacken von Lucas Cueto, der bei einem Konter über knapp 60 Meter allen davon lief und mit links einschob. Dadashov erhöhte noch vor der Pause auf 2:0 und Klingenburg im zweiten Durchgang war für die Preußen-Tore drei und vier zuständig. Hartmann verkürzte zwischenzeitlich per Elfmeter auf 1:3. Im Endeffekt war der erste Saisonsieg jedoch ungefährdet gegen harmlose Kölner.
Tabellarisch würde selbst ein Sieg keine großartigen Sprünge bedeuten, zu schwer wiegen die vergangenen drei Niederlagen. Den 06. Platz, an dem zahlentechnisch wenig auszusetzen ist, gilt es mit einem Sieg zu halten, denn mit Rostock oder Wiesbaden lauern zwei weitere Mannschaften mit 25 Punkten hinter den Preußen, die vor Saisonbeginn jedoch ganz andere Ambitionen hatten. Alleine jedoch um mit einem positiven Ereignis in die Winterpause zu starten, wäre es schön, wenn die Mannschaft diesmal keine vorweihnachtlichen Präsente an den Gegner, sondern die eigenen Fans verteilt. Nach der Minuskulisse gegen Zwickau sind jedoch nicht nur die elf Jungs auf dem Platz gefragt, sondern auch alle, die den Adler im Herzen tragen! Daher unser Aufruf an euch: Am Samstag alle ins Stadion und dann: