Wenn der KFC ein Statement formuliert

2018/2019 - Der Banner der KFC Uerdingen Fans wird geräumt
Immer wieder Montags

Montagsspiele stehen in allen Ligen in der Kritik. In der 1. und 2. Bundesliga werden sie nach vielen Fanprotesten verschiedenster Fanszenen zur nächsten Saison auch wieder abgeschafft. Seit die Telekom die Übertragungsrechte der Partien in der 3. Liga erworben hat, kommt nicht nur mehr Geld in die Kassen der notorisch klammen Vereine, sondern dies führte auch zu Montagsspielen. Dies kommt erwartungsgemäß bei den Stadiongängern nicht gut an. Bei unserem letzten Montagsspiel auswärts in Duisburg zeigten Teile der Fans von Uerdingen ein Banner, das Montagsspiele kritisieren sollte. Zusätzlich dazu war geplant, mit Trillerpfeifen 15 Minuten lang auf sich und die Kritik aufmerksam zu machen.

Auch unsere eigene Fanszene boykottierte wie auch schon gegen Lotte das Spiel um gegen Montagsspiele in der dritten Liga zu demonstrieren. Doch die Aktion der Uerdinger Fans wurde jäh unterbrochen, als nach einiger Zeit das Banner von Ordnern entfernt wurde. Daraufhin packte Uerdingens aktive Fanszene die Fahnen ein und stellten ihren Support für die restliche Zeit komplett ein. Dies führte zu einer trostlosen Geisteratmosphäre, die weder im Stadion noch im TV ein gutes Bild abgegeben hat. Jedenfalls war dies für die Vereinsführung des KFC Grund genug ein Statement pro Montagsspiele zu geben. Grund genug für uns dieses Statement mal genauer anzuschauen.

Wichtig ist, dass wir zusammenhalten. Wir sind ein Verein, eine Gemeinschaft, und können nur zusammen gewinnen und unser Ziel erreichen. Wir verstehen, dass einige Fans nicht glücklich über die Ansetzung von Montagsspielen sind – aber sicher gibt das nicht das Meinungsbild der Gesamtheit aller Fans wider. Es ist falsch, wenn ein Teil der Fans den Anspruch erhebt, für alle zu sprechen. Und auch für uns und für die Mannschaft gilt es, die Montagsspiele anzunehmen und aus dem vermeintlichen Nachteil eine Stärke zu machen.

Richtig gesehen lieber KFC. Ein Verein und eine Gemeinschaft. Das bedeutet, dass es viele verschiedene Ansichten gibt. Diejenigen Fans, die gegen Montagsspiele sind, spiegeln mit Sicherheit nicht das Meinungsbild aller wider. Und ich halte es auch für falsch, wenn ein Teil den Anspruch erhebt, für alle zu sprechen. Genauso falsch ist es aber auch legitime Proteste von Fans in eurem Verein zu unterdrücken. Ein Diskurs ist wichtiger und vor allem richtiger als bloße Zensur. Denn auch die Kritiker sind Teil eures Vereins und eurer Gemeinschaft, die es verdient haben gehört zu werden. Übrigens, wo war denn bei euch der Zusammenhalt und eure Gemeinschaft, als euer Oligarch einseitig überlegt hatte sein Engagement einzustellen? Gab es da auch ein Statement von den Offiziellen zu und hat dies Verhalten kritisiert?

Vereine sind mehr als Wirtschaftsunternehmen

Dabei geht es nicht nur um die große mediale Aufmerksamkeit, die diese Spiele mit sich bringen, und die jedem Verein guttut, sondern auch um viel Geld. Die 3. Liga finanziert sich zu einem Großteil aus den Geldern der Übertragungen von Magenta Sport – und diese sehen nun einmal konkrete Sendepläne vor. Hier geht es um insgesamt 800.000 Euro. Warum will man sich dagegenstellen? Es kann nicht sein, dass es das Selbstverständnis gibt, dass ein Investor und einzelne Sponsoren den Verein komplett finanzieren.

Ganz einfach. Für viele Fans sind die Vereine einfach keine reinen Wirtschaftsunternehmen. Vereine bieten eine Plattform sich mit Freunden zu treffen oder mit total Fremden Menschen ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Einfach mal abzuschalten oder sich aktiv irgendwo einbringen. Es ist für viele Fans mehr als nur vor dem TV zu sitzen und sich ein Spiel anzugucken. Natürlich kann man nicht erwarten, dass jemand, der einen Verein eher als Wirtschaftsunternehmen und Investition sieht, das versteht. Fans wollen live dabei sein, wenn ihre Mannschaft spielt und da man in der Woche zumeist arbeiten muss, sind Montagsspiele für die meisten Fans einfach schrecklich.

Gerade, weil die dritte Liga noch nicht ganz so abgehoben und unnahbar ist, wie die ersten beiden Ligen. Das Beste an diesem Absatz ist übrigens der letzte Satz. Wie wäre es denn lieber KFC, wenn ihr mit gutem Beispiel vorangehen würdet? Vereine wie der KFC mit ihren Mäzenen und Investoren sind doch überhaupt der Grund, wieso sich Fans gegen Montagsspiele stellen müssen. Ihr erhöht durch eure russischen Millionen den Druck auf alle anderen Vereine nachlegen zu müssen. Ihr schmeißt mit Geld um euch, holt Spieler, die sich kaum ein normaler Drittligaverein leisten kann, entlasst Trainer, die an und für sich gute Arbeit geleistet haben und strebt gen Bundesliga mit Millionen Euros, die ein einzelner Investor bei euch reinpumpt.

Ihr seid nicht angewiesen auf diese 800.000 Euro, ihr seid der Grund wieso es andere Vereine sind. Wieso immer mehr Vereine ihre Fußballabteilungen ausgliedern müssen und wieso sich viele Vereine finanziell übernehmen müssen um überhaupt noch annähernd konkurrenzfähig zu sein. Also: Verzichtet auf die russischen Millionen, erwirtschaftet euer Geld wie jeder andere auch, nehmt das Tempo zum Aufstieg heraus.

Kreisligakicker haben auch ein Recht auf Fußball am Wochenende

Spiele, die an Werktagen angesetzt werden, gibt es auch in der Kreisliga. Und will man wirklich nur samstags spielen und jedes Wochenende mit der Bundesliga und Vereinen in der Region wie Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund und Schalke konkurrieren? Bei unserem Auswärtsspiel in Osnabrück haben wir gegen die stärkste Mannschaft dieser Liga gespielt. Das Stadion war voll, beste Fußballatmosphäre garantiert. Gerade hier hätten wir jede Unterstützung gebrauchen können. Doch stattdessen haben sich einige Fans lieber darauf konzentriert, in unmittelbarer Nähe zu unserem Torwart ein gellendes Pfeifkonzert loszulassen. Wie kann es sein, dass diesen Leuten der Protest gegen den DFB wichtiger ist, als die Unterstützung der eigenen Mannschaft?

Kreisligakicker spielen an Werktagen, weil es ihr Hobby ist. Ein Hobby neben Beruf und Familie. Vielleicht möchten sich die Kreisligakicker auch am Wochenende mit ihrer Familie beschäftigen aber nach der Maloche nochmal gegen den Ball kicken? Oder ihre Kinder zu den großen Vereinen mitnehmen? Quasi eure Fans von morgen.

Von Hobby kann man jedenfalls bei den Gehältern im Profifußball nicht mehr reden. Des Weiteren glaube ich nicht, dass es den Leuten wichtiger ist gegen den DFB zu opportunieren. Aber wenn beim DFB völlig entgegen von Faninteressen gehandelt wird, wieso sollte Protest nicht erlaubt sein? Wieso wird sich darüber beschwert? Setzt euch doch mit den Fans mal zusammen und besprecht eure jeweiligen Sichtweisen und erarbeitet eine gemeinsame Lösung bzw. ein gemeinsames Vorgehen.

Unterdrückt den Protest nicht, sondern ermutigt eure Fans lieber Protest kundzutun. Denn wie ihr in eurem ersten Absatz bereits sagtet: „Wichtig ist, dass wir zusammenhalten. Wir sind ein Verein, eine Gemeinschaft, und können nur zusammen gewinnen und unser Ziel erreichen.“ Das schließt die Kritiker nun mal mit ein.

Ein Verein, eine Gemeinschaft lebt von Diversität

Gestern haben wir gesehen, wie schwierig die ersten 15 Minuten für unser Team waren. Dabei sind wir gerade jetzt in einer entscheidenden Phase und können mit einem Aufstieg in die 2. Liga gemeinsam eine einmalige Geschichte schreiben. Wir werden nicht akzeptieren, dass einzelne Personen uns das kaputt machen und sich mit solchen Aktionen gegen die Mannschaft stellen. Das sind aus unserer Sicht keine echten Fans. Wir wollen keinen Konflikt mit Gruppierungen, aber wir können auch nicht zulassen, dass unsere Gemeinschaft kaputt geht und unser Erfolg auf diese Weise gefährdet wird. Wer keine Lust auf ein Montagsspiel hat, wird sicher nicht gezwungen, an diesen Tagen ins Stadion zu kommen. Und alle anderen Fans rufen wir dazu auf, uns vor Ort lautstark zu unterstützen.

Ihr redet vom Aufstieg in die zweite Liga. Mit einem Kader, der von den Namen her seinesgleichen sucht. Das ist auch völlig legitim, bei dem Kader würde jeder vom Aufstieg sprechen. Aber wieso sollte Kritik oder Protest dies kaputt machen? Wieso habt ihr so Angst vor Protesten? Wieso nehmt ihr das Geld eines einzelnen gerne an, den Protest einiger mehr aber nicht?

Diese russischen Millionen eines einzelnen sind doch überhaupt der Grund, wieso ihr da oben steht. Aber wer hat euch die Treue gehalten, als ihr im Niemandsland des deutschen Fußballs herumgedümpelt habt? Genau, die Leute, denen ihr jetzt das Fansein absprechen wollt. Anscheinend sind echte Fans nur diejenigen, die zu allem Ja und Amen sagen. Wenn das die Definition ist, möchte ich kein echter Fan sein. Dennoch geht durch Kritik keine Gemeinschaft kaputt, sie erweitert die Diversität einer Gemeinschaft.

Kritik ist wichtig und ihr als Verein, der sich so sehr auf die Gemeinschaft beruft, sollte dafür Sorge tragen, dass ihr auch alle sich dem KFC zugehörig fühlende Personen mit ins Boot holt. Diversität ist eine gute Sache und sollte gefördert nicht bekämpft werden. Und um Gottes Willen: Hört bitte auf so zu tun, als seid ihr ein völlig normaler Drittligist.

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1 Antwort

  1. Ulrich Lüdtke sagt:

    Euren Einwand gegen das Statement des KFC kann ich zu großen Teilen
    nicht verstehen.
    Wenn die Fans des KFC Uerdingen 15 Minuten getrillert hätten und
    dann die Mannschaft unterstützt hätten würde ich sagen das ist in Ordnung.
    Dann ist aber folgendes passiert, Fans die nicht gegen die Montagsspiele
    sind, so wie ich, wollten die Mannschaft anfeuern, uns immer wenn wir
    gerufen oder geschrieben haben, fingen die Ultras wieder mit ihren Pfeiffen
    an und haben jegliche Stimmung im Keim erstickt.
    Die Mehrheit der Uerdinger Zuschauer waren zurecht Stocksauer.

    Gut was ihr über Investoren denkt ist natürlich eure Sache.
    Ich jedenfalls bin tief dankbar, überhaupt nochmal so eine Chance
    zu bekommen.

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