Wundertüte SCP – Der neue Kader unter der Lupe

Das Zentrum: Dada, Heinz und der „Kreisliga-Messi“

Rufat Dadashov geht in seine zweite Saison beim SC Preußen. Während seine Debüt-Saison mit acht Treffern irgendwo zwischen gut und böse lag, muss er es nun schaffen, den nächsten Schritt zu machen. Nach dem Abgang von Klingenburg und Kobylanski fehlen dem SCP immerhin 21 Treffer. Wenn der aserbaidschanische Nationalspieler noch ein paar Treffer drauflegt, dürfte dies für ein paar weniger Sorgen beim Preußen-Anhang sorgen. Dafür muss Hübscher es schaffen, dass Dadashov sich mehr auf seine Qualitäten innerhalb des Strafraums fokussieren kann. Auf den Flügeln hat man zumindest qualitativ so zugelegt, dass dort Leute spielen, die einen Stürmer auch mal in Szene setzen können.

Hinter der einzigen Spitze agierte zuletzt etwas hängend die späteste Neuverpflichtung Heinz Mörschel. Schon vor einem Jahr wollte Metzelder den kantigen aber technisch versierten Stürmer nach Münster locken. Nach einem durchwachsenen Jahr (8 Einsätze, ein Treffer) bei Holstein Kiel erlag er schließlich dem Ruf des Preußen-Geschäftsführers und soll künftig als eine Art Wandspieler agieren. Bälle aus dem Mittelfeld festmachen und weiterleiten, dazu für eigene Torgefahr sorgen – so ungefähr könnte man Mörschels Auftrag definieren. Der Eindruck in den Spielen gegen Köln, als er den Siegtreffer erzielte, und Almelo deuteten jedoch daraufhin, dass Mörschel hier durchaus durchstarten kann. Und mit 21 Jahren ist er noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen.

Den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen möchte auch Joel Grodowski. Vom Boulevard einst als „Kreisliga-Messi“ bezeichnet, wechselte er von der Hammer Spielvereinigung zu den Adlerträgern. Die bisherige Karriere in Kurzfassung: Die Dortmunder Kreisliga A in Grund und Boden geschossen, Medizincheck beim BVB aufgrund von Rückenproblemen nicht bestanden. Wechsel nach Bradford, aufgrund von mangelnden Einsatzzeiten Rückkehr nach Deutschland nach Hamm.

Weit rumgekommen ist Grodowski und das mit gerade mal 21 Jahren. Als Brückenspieler bezeichnete der SCP ihn in der Pressemitteilung. Er solle zunächst bei der U23 in der Oberliga spielen und bei den Profis mittrainieren. In den ersten Testspielen gegen Buldern und Dortmund wusste Grodowski auch zu gefallen, bis er gegen die Zweitvertretung der Borussia nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Maurice Litka. Viel schwerer wog jedoch die Schulterverletzung Growodwskis. Den Rest der Vorbereitung verpasste er komplett, vor Ende August wird er nicht wieder auf dem Platz erwartet.

Jung, brutal, gut spielend?

Bereits in der letzten Saison setzte der SCP auf eine junge Truppe. Vorbei ist die Zeit der alten Recken um Kühne, Kirsch, Masuch oder Truckenbrod. Die Preußen wollen gemäß dem Motto „Tradition mit Zukunft“ Spieler aufbauen und weiterentwickeln, denen ihrer Meinung nach, eine gute Zukunft voraus liegt. Man hat klar formuliert, dass man eine Art Ausbildungsverein sein möchte und der Schwerpunkt auf gutem Scouting liegt, um anderen Verein zuvor zu kommen.

Auffällig ist auch, dass einige der Neuzugänge betonten, ihnen hätte es gefallen, dass die Verantwortlichen bereits frühzeitig auf sie zugekommen seien. Wer, wie die Preußen, nach den fetten Jahren nun chronisch auf das Geld achten muss, muss halt andere Wege suchen, eine schlagfertige Truppe zusammenzustellen. Transfers wie Cyrill Akono (wechselte für 350.000 € zum FSV Mainz 05) werden die Zukunft sein – und das nicht nur in Münster. Die gesamte Liga geht aufgrund der finanziellen Engpässe darauf, die Juwelen aus der Regionalliga zu angeln und möglichst teuer in Liga 2 zu verkaufen. Merveille Biankadi (für 750.000 € von Rostock nach Heidenheim), Makana Baku (für 300.00 € von Großaspach nach Kiel) oder Braydon Manu (für eine mittlere sechsstellige Summe von Halle nach Darmstadt) seien hier genannt.

Wohin die Reise des SCP geht, steht noch in den schwarz-weiß-grünen Sternen. Was man bis hierhin jedoch festhalten kann ist, dass hinter jedem Transfer den Metzelder und Hübscher getätigt haben, ein Konzept zu erkennen war. Ob dies gut geht, beziehungsweise den Klassenerhalt sichern kann, bleibt dabei offen. Die Preußen sind eine reine Wundertüte in dieser Saison. Die Mannschaft zeigte in den Vorbereitungsspielen, dass der Schwerpunkt darauf liegt, viele Dinge spielerisch zu lösen und attraktiven Fußball zu bieten. Dass dies in der 3. Liga nicht unbedingt erfolgversprechend ist, zeigen die Aufstiegsbeispiele in den vergangenen Jahren: Darmstadt, Aue oder Bielefeld stiegen nicht wegen ihrem Spektakelfußball auf, sondern weil sie eiskalt effizient spielten.

Für Hübscher wird es also ein schmaler Grat zwischen attraktivem Fußball und den richtigen Ergebnissen. Sollte man aus den diversen individuellen Fehlern, die in der Vorbereitung zu Gegentoren führten, lernen und diese abstellen, kann man sich hoffentlich auf eine Saison in ruhigem Fahrwasser freuen und die Spiele gegen attraktive Gegner wie Magdeburg, Mannheim, Duisburg oder Kaiserslautern genießen. Fehlen wird natürlich der niedersächsische Nachbar aus Osnabrück. Dieser stieg bekanntlich im Mai in die 2. Liga auf. Vor einem Jahr hatte die Lila-Weißen jedoch auch keiner für einen Aufstieg auf dem Schirm. Also wer weiß? In der 3. Liga kann ja so einiges an Überraschungen passieren….

Wie gut hat Dir der Artikel gefallen?
[Anzahl Stimmen: 15 Durchschnittliche Bewertung: 4.5]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

P