Lautern liegt im Osten?
Falls es jemand übersehen hat: Am Mittwochabend ist die Welt untergegangen. Diesen Eindruck konnte man jedenfalls gewinnen, wenn man ein wenig durch die Kommentare zu unserer (verdienten) Niederlage gegen den MSV Duisburg scrollte. „Kreisliga!“, „Schwach!“, „Unterirdisch!“ war da von einigen wenigen zu lesen. Und die üblichen Unkenrufe vom nahenden Untergang Richtung vierter Liga waren natürlich auch dabei.
Erfreulicherweise – und das spricht für viele andere Preußenfans – hauten in der virtuellen Welt längst nicht alle auf das junge Team drauf, sondern geben den Jungs (noch) Zeit den richtigen Weg zu finden. Und der dürfte ungefähr so aussehen: Möglichst bald den Abstiegskampf hinter sich lassen und dann ein paar Favoriten noch ärgern. Denn eines dürfte auch dem größten Optimisten klar sein: Wer angesichts der Kader mancher Konkurrenten in der Liga den Aufstieg fordert, hat wahrscheinlich sehr suspektes Kraut geraucht.
Lautern hat aufgerüstet
Und damit wären wir auch schon beim Gegner im nächsten Heimspiel: Der 1. FC Kaiserslautern ist zu Gast. Nach einer zwischendurch gruseligen Saison 2018/2019 ist der FCK der dritten Liga erhalten geblieben und hat seinen Kader wieder hier und da aufgerüstet. Will sagen: Im Kader stehen Namen, die für den SC Preußen finanziell wahrscheinlich nicht in Frage kommen.
Aus Würzburg wurde Simon Skarlatidis verpflichtet. Der ist zwar aktuell noch verletzt, aber gerüchteweise war die halbe Liga hinter ihm her. Auch Philipp Hercher wurde gegen Ende der letzten Saison bei einigen Vereinen gehandelt. Er ging – wahrscheinlich wegen der guten Aussicht – dann doch in die Pfalz und sammelte dort in der Defensive Fleißbienchen. Garniert mit für Drittligaverhältnissen spektakulären Namen wie Florian Pick (schon drei Tore), Christoph Hemlein (Mannschaftskapitän) und Janik Bachmann.
Hinzu kommt die noch recht neue Tradition der Roten Teufel, leistungsfähige Spieler im Osten der Republik einzusammeln. Angefangen hat es mit der Verpflichtung von Timmy Thiele und Jan „Cornflakes“ Löhmannsröben vor der letzten Saison. Cornflakes werden inzwischen nur noch in der Regionalliga Nordost gezählt, aber Thiele versucht sein Glück immer noch in Lautern und hat auch schon einmal getroffen.
In diesem Jahr ist die Liste etwas länger. Neu aus dem Osten dabei sind Avdo Spahic, José Matuwila und Manfred Starke. Die Erstgenannten Spahic und Matuwila waren Leistungsträger bei Energie Cottbus. Während Torhüter Spahic sich erst einmal hinter dem starken Eigengewächs Lennart Grill einordnen muss, konnte José Matuwila vor allem im letzten Spiel gegen Ingolstadt unter der Woche überzeugen. Die zweitligaerfahrene FCI-Offensivkante Stefan Kutschke hatte jedenfalls ein paar Probleme gegen den 27-jährigen.
Und dann wäre da noch Manfred Starke. Der Nationalspieler (er ist in Namibia geboren) war gegen Ingolstadt ebenfalls einer der Aktivposten. Von Carl Zeiss Jena mit der Empfehlung von sieben Toren gekommen, soll der Mittelfeldmann das pomadige Lautrer Angriffsspiel der letzten Saison vergessen machen. Gegen Ingolstadt gelang ihm das ab und zu, allerdings fehlte in entscheidenden Situationen der richtige Pass.
Schlau wirste nicht – gefährlich bleibt’s trotzdem
Aus genau diesem Spiel gegen den Zweitliga-Absteiger wird man auch drei Tage später nicht so richtig schlau. Der FCK ließ, gegen eine bis jetzt starke Defensive, wenig anbrennen und hatte in Torwart Grill einen wirklich starken Rückhalt. Aber die Durchschlagskraft nach vorne fehlte mitunter sehr. Besonders in den letzten zehn Minuten, als der FCI in Unterzahl spielte, fiel den Lauterern nichts Entscheidendes mehr ein.
Das Rezept blieb über 90 Minuten ähnlich. Tiefe Pässe aus der Verteidigung auf die Außen, von dort kommen die Flanken und in der Mitte hilft der liebe Gott. In dem Fall in Gestalt von Timmy Thiele. Klingt simpel und hat für Lautern auch schon beim 3:1 gegen Großaspach funktioniert. Und für Duisburg ging am Mittwoch auch deutlich zu viel über unsere Außen. Der FCK und seine Spielweise sind also durchaus gefährlich für unsere Adler.
Genug von den Gästen, auf zu Preußen
Wie sieht es denn überhaupt in unserem Team aus? Philipp Hoffmann ist laut den letzten Infos aus der Pressekonferenz des Vereins wieder eine Option für den Kader. Leider fehlen werden Joel Grodowski und Maurice Litka weiterhin. Wie unser Trainingskiebitz bemerkt hat, geht Litka wohl noch ein wenig unrund. Man hofft, ihn im nächsten Pflichtspiel wieder einsetzen zu können.
Und sonst? Die ersten beiden Spiele waren gut. Defensiv stark gegen 1860 und offensiv stark gegen Jena. Hoffentlich kann die Mannschaft am Samstag gegen Lautern beides auf den Platz bringen und Lautern so vor Probleme stellen. Die Favoritenrolle liegt eher bei den Gästen, die sich durchaus namhaft verstärkt haben und eigentlich auch möglichst schnell wieder aus der Dritten Liga herauswollen.
Mit 8.000 wird gerechnet
Zum Schluss ein Blick auf die Ränge in unserem heimischen Rund. Bislang sind für das Spiel 5.500 Karten verkauft. Davon gingen knapp über 1.000 in die Pfalz. Der Verein rechnet – gewohnt konservativ – mit 8.000 Zuschauern. Für das Spiel in Duisburg hatte man ja mit 600 Fans gerechnet, nach MSV-Angaben kamen wohl 1.200. 16.000 Zuschauer passen ja leider nicht in unsere Multifraktur-Arena, aber eine fünfstellige Zuschauerzahl wäre doch etwas Feines. So oder so: Pünktlicher als sonst am Stadion zu sein, dürfte sich lohnen.
Denn die Sicherheitsbehörden haben das Spiel zum sogenannten Rot-Spiel erklärt, wie so fast gegen jeden Verein aus dem Osten. Also muss Lautern wohl dort liegen!?! Das bedeutet erhöhte Sicherheitsvorkehrungen und wahrscheinlich auch ein paar mehr Polizeikräfte am Stadion und rund um den Hauptbahnhof. Nach den Vorfällen im letzten Heimspiel gegen Lautern (Irgendwas mit ner Fahne? Ich kann mich absolut nicht erinnern ;-) ) war so etwas erwartbar.
Und da die Kontrollen am Einlass deshalb wieder mal etwas gründlicher ausfallen dürften, lautet unser Appell: Kommt zeitig ins Stadion! Der Rasen ist schön grün, die neue Stadionwurst kommt aus Münster, das Bier dürfte bei 23 Grad locker kühl werden und nach dem Abpfiff gibt es hoffentlich einen oder drei Gründe zum Feiern.
Sagt all euren Freunde Bescheid, denn am Samstag heißt es wieder: