Zusammen unten raus
Puh. Das wird kein einfaches Spiel am Samstag. Gründe dafür gibt es viele. Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Unser SCP steht faktisch am Ende der Tabelle. Denn bis es für den FC Carl Zeiss Jena am tatsächlichen Ende der Tabelle wieder realistisch um den Klassenerhalt gehen kann, fließt noch zeimlich viel Wasser durch die Aa.
Grund Nummer zwei sind die durchaus schmerzhaften Lücken im Kader. Mit Borgmann, Schulze Niehues und Cueto fehlen am Samstag Spieler, die in der vergangenen Saison und auch in dieser Saison schon gute Leistungen abgerufen haben. Fraglich für die Startelf sind wahrscheinlich auch noch Okan Erdogan und Rodrigues Pires, die jeweils mit Erkrankungen oder Blessuren aus dem letzten Spiel zu kämpfen hatten.
Starker Gegner
Der nächste Grund ist der Gegner. Der Chemnitzer FC ist nach großen sportlichen Schwierigkeiten zu Beginn der Saison zuletzt etwas besser in Tritt gekommen. Der neue Trainer Patrick Glöckner, der Mitte September vom zurückgetretenen David Bergner das Amt übernahm, hat dem Team neues Leben eingehaucht.
Denn der Oktober war für die Sachsen tatsächlich golden. Zwei Siege und ein Unentschieden katapultierten die Himmelblauen über den Strich. Mit dabei war ein Sieg gegen die Aufstiegskandidaten aus Duisburg und ein Unentschieden gegen Ingolstadt, das mit ein bisschen Glück für uns am letzten Samstag auch drin gewesen wäre. Auch im sächsischen Landespokal ging es für den CFC mit einem Sieg über Grimma eine Runde weiter.
Am letzten Wochenende verschärften die Kicker um den aktuell treffsicheren Stürmer Philipp Hosiner dann die Krise beim 1. FC Kaiserslautern. Dessen Fans dampften nach der verdienten 3:1-Niederlage an der Gellertstraße ziemlich schnell ab. Der organisierte Support war sogar schon zur Halbzeit eingestellt worden.
Chemnitzer Chaos Club
Abseits des Platzes herrscht bei unseren Gästen vom kommenden Samstag aber das blanke Chaos. Schon vor der Aufstiegssaison im letzten Jahr befand sich der Club im Insolvenzverfahren. Allerdings gibt es dafür im Moment keinen Insolvenzplan und der Insolvenzverwalter ist – kein Witz – aktuell im Urlaub. Trainer David Bergner trat übrigens fast gleichzeitig mit dem ehemaligen Sportchef Thomas Sobotzik zurück. Zitat Bergner: „Es ging nicht mehr um Fußball.“ Und Sobotzik war beim Auswärtsspiel in München antisemitisch beleidigt worden.
Und damit wären wir bei den Fans des CFC. Auf den Tribünen an der Gellertstraße tummeln sich nämlich ein paar Zeitgenossen herum, die mit „unangenehm“ nur unzureichend beschrieben sind. Der sächsische (!) Verfassungsschutz beobachtet die Fanszene und geht wohl von einem hohen Gewaltpotential aus. Stichwort „Rechtsradikale Hooligans“. Über die Probleme abseits des Platzes in Chemnitz ist viel berichtet worden, deshalb lege ich euch an dieser Stelle eine kurze Sportreportage des ZDF ans Herz, die die Situation besser beschreibt, als es ein kleiner Fanzine-Schreiber je könnte. Sehenswert!
Was ist los mit uns?
Jetzt aber zu unseren Adlerträgern auf den Rängen. Und da ist mir diese Woche wieder aufgefallen, was für ein unfassbar anstrengendes Leben manche meiner Mitfans zu führen scheinen. Fast jeder Post in den sozialen Medien zum Thema SCP war begleitet von Tiraden darüber, was denn alles Mist war. Gut vorstellbar, dass dem ein oder anderen Mitte der Woche der wutschäumende Kopf platzte, als sich der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Westermann hinter die sportliche Leitung stellte.
Es wurde allen Ernstes über die Rückholung von Amaury Bischoff diskutiert. Bei aller Liebe für Amaury, aber seine Zeit scheint vorbei zu sein. In Rostock kam er nur noch sehr sporadisch zum Einsatz und inzwischen kickt er in der Regionalliga Südwest. Beim Bahlinger SC. Aber noch ein Regionalligaspieler beim SCP? Nach Meinung der vielen Experten im Netz haben wir doch davon schon zu viele und sowieso die Falschen.
Support your local team
Und das bringt mich zu etwas Grundsätzlichem. Was ist eigentlich daraus geworden, unser Team zu unterstützen? Positive, aufbauende Stimmen in Richtung der Mannschaft konnte man in der letzten Woche mit der Lupe suchen. Überall nur „Trainer raus“ oder „So geht’s bald in Liga 4“. Aber diesen Jungs auf dem Platz, unseren Jungs, den Rücken zu stärken und ihnen viel Erfolg und das bitter nötige Quäntchen Glück für die Aufgabe am Samstag wünschen? Kam diese Woche viel zu selten!
Damit soll niemandem die Meinung verboten werden. Jeder darf von Malte Metzelder, Sven Hübscher oder Frank Westermann halten, was er oder sie will. Aber unser Team, die Jungs mit dem Adler auf der Brust, sollte von diesen Tiraden ausgeklammert werden. Denn eines kann man den Spielern des SC Preußen im Jahr 2019 definitiv nicht absprechen: Den Kampfeswillen. Dieses Team kämpft bis zum Schluss und es hat unsere Unterstützung dafür absolut verdient.
Flinte aus dem Korn holen
Und dann noch das Gerede von Liga vier: Wenn wir am 30. Spieltag immer noch da stehen, wo wir jetzt sind, können wir vom Abstieg reden. Bis dahin sind es noch 17 Spiele. Seit wann geben Westfalen eigentlich so früh auf? Wir sind nicht unbedingt leicht zu begeistern und manchmal zu zurückhaltend. Aber mutlos? Ein kleines Völkchen, dass sich schnell aufgibt? Definitiv nicht! Vor allem nicht wenn es um Westfalens ganzen Stolz geht.
In diesem Sinne bitten wir euch alle nochmals, morgen mal beim Training unserer Jungs vorbeizuschauen und ihnen zu zeigen, dass wir Fans für die Mannschaft da sind. Um 14 Uhr geht’s los. Wo das Stadion steht, wissen ja alle. Nur gemeinsam kommen wir da unten raus.