Verdammt!

2019/2020 - Spielbericht - SC Preußen Münster - Chemnitzer FC - 3:3

Das war zu wenig. Schon wieder. Leider. Unsere Adlerträger erreichen in einem umkämpften Spiel nur ein Unentschieden gegen den direkten Konkurrenten aus Chemnitz. Ähnlich wie gegen Großaspach war es eines von diesen „Sechs-Punkte-Spielen“, die eine Mannschaft im Tabellenkeller eigentlich gewinnen muss.

Eigentlich. Denn dass wir heute überhaupt einen Punkt auf der Habenseite verbuchen können, verdanken wir einer Einzelaktion in allerletzter Sekunde. Seref Özcan, der unter der der Woche nicht komplett mittrainieren konnte, schlenzte in der 91. Minute einen Ball von der Strafraumkante sehenswert und unhaltbar ins lange Eck.

Kurz zuvor hatte es noch so ausgesehen, als würden die Preußen mit gänzlich leeren Händen dastehen. Dejan Bozic hatte eine unzureichend geklärte Ecke vor die Füße bekommen, Schnellbacher ausgedribbelt und den Ball durch die Beine von Schauerte und an Schnitzler vorbei ins Tor befördert. Kurzer Blick zur Anzeigetafel: Es war die 89. Minute. Ein Teil des Stadions verfiel in schockiertes Schweigen, ein anderer Teil forderte lautstark die Entlassung des Trainers.

Preußen mit Comeback-Qualitäten

Doch dass die Preußen an diesem Tag Comeback-Qualitäten hatten, bewiesen sie im Spiel zuvor schon zwei Mal. Zuerst nach dem verdienten 1:0 für den CFC durch Tobias Müller. Flanke von der rechten Seite und Müller steht glockenfrei am Fünfmeterraum und muss nur noch einnicken. Schlecht verteidigt und wieder mal ein Rückstand.

Aber die Preußen gaben sich nicht auf und erarbeiteten sich den Ausgleich. Paul Milde kann eine Flanke des SCP nicht ordentlich klären und lenkt den Ball zu Maurice Litka. Der dreht sich einmal und versenkt den Ball im linken unteren Eck. Ein Chemnitzer fälscht den Ball sogar noch ab, sodass der zwischendurch wacklige Jakub Jakubov im Chemnitzer Gehäuse absolut keine Chance hat. 1:1! „Jetzt muss das 2:1 für uns fallen!“, dachten sich wohl sicherlich einige der Preußen auf dem Feld und auf den Rängen.

Doch das 2:1 fiel auf der anderen Seite. Tarsis Bonga, dem sonst nicht viel gelang, spielte einen Pass auf Erik Tallig, der sich den Ball von Hosiner auflegen ließ und eiskalt vollendete. Wieder ein Rückstand und wieder schlecht verteidigt. Verdammt! Doch die erste Halbzeit war noch nicht vorbei. Einen hatten die Preußen noch im Köcher und der saß! Julian Schauerte setzte sich frech (In der Kreisliga kostet Tunneln eine Kiste ;-) ) auf der rechten Seite durch, flacher Pass von der Grundlinie Richtung Elfmeterpunkt und Wagner platzierte den Ball im linken unteren Eck. Ja, verdammt!

Damit sind die wesentlichen Ereignisse des Spiels eigentlich zusammengefasst. Die Preußen kamen spät noch zu einem Treffer und holten so wenigstens noch einen Punkt, der für die Tabelle aber im Grunde nichts bringt. Und streng genommen hatte das Team auch ein wenig Glück, dass der CFC innerhalb weniger Sekunden einen Freistoß an die Latte und den Nachschuss an den Pfosten setzte. Doch zwei Dinge waren am Samstag besonders auffällig.

Die Defensive

Erstens ist in der Abwehr immer noch der Wurm drin. Der Satz „Wir kassieren zu einfache Tore“ war nach dem Spiel von Spielern und Trainer in verschiedenen Variationen zu hören. Woran liegt’s? Sind unsere Defensivspieler alle außer Form? Oder beginnt das Problem weiter vorne, wenn im Mittelfeld zu wenig Druck auf den Gegner ausgeübt wird? Jedenfalls stand schon gestern der Trainingsplan für die kommende Woche fest, der absolutes Defensiv-Training beinhalten wird.

An der Offensive liegt es nicht unbedingt. Der SCP machte in den vergangenen drei Spielen ganze sechs Tore. Für andere Mannschaften – wie zum Beispiel den CFC – reichte das, um in der Tabelle nach oben zu klettern. Nur bei uns werden Führungen entweder nicht über die Zeit gebracht oder die Mannschaft hechelt einem Rückstand hinterher. Das muss dringend besser werden, verdammt!

Geistige Frische fehlte?

Denn da sind wir beim zweiten Problem. In den letzten 15 Minuten wirkte die Mannschaft platt. Sinnbildlich dafür war die Auswechslung des wieder einmal starken Maurice Litka nach 70 Minuten. Schon davor wirkte der Offensivmann nicht mehr so spritzig. Allerdings war er da nicht der Einzige. Sprintduelle, die in der ersten Halbzeit noch gewonnen wurden, gingen verloren. Grätschen wurden vermehrt zum Mittel der Wahl, weil Bälle nicht mehr abgelaufen werden konnten. Nicht, dass wir uns hier falsch verstehen: Wenn eine Mannschaft wie der SCP gestern bis zum Schluss kämpft, kann sie das nur machen, wenn sie körperlich fit ist. Aber Fußball spielt sich eben auch zwischen den Ohren ab. Und da baute die Mannschaft gegen Ende ein wenig ab und es entstanden brenzlige Situationen, weil manche Spieler Entscheidungen zu spät trafen und dann ihren Gegenspielern schnell hinterher mussten.

Welche Schlüsse kann man daraus ziehen? Einer war gestern im Stadion nach dem 2:3 deutlich zu hören: Der Trainer muss ausgetauscht werden. Wir beim Preußenforum haben uns vor Kurzem zu dieser Frage positioniert. Eine Blitzumfrage am Sonntagmorgen in unserer Redaktion ergab ein knappes 4:5 für den Rauswurf von Sven Hübscher. Wie wohl in der gesamten Fanszene unseres SCP scheiden sich an dieser Frage die Geister.

Neuer Impuls? Ja oder nein?

Argumente für beide Seiten gibt es. Ein neuer Impuls könnte den Knoten in der Defensive lösen. Schlechter als zur Zeit kann es unter einem neuen Trainer eigentlich gar nicht laufen. Und es sind ein paar interessante Namen auf dem Markt. Farat Toku aus Wattenscheid hat beispielsweise unter schwierigen Umständen einiges erreicht. Das würde vom Anforderungsprofil doch erstmal passen, oder? Oder die vereinsinterne Lösung, bei der Sören Weinfurtner „hochgezogen“ wird? Das würde ja nicht mal wahnsinnig viel mehr kosten, oder?

Doch die Argumente der anderen Seite sind auch nicht zu verachten. Der SCP hat aktuell einfach kein Geld für einen neuen Trainer und die Mannschaft spielt unter Sven Hübscher mit hoher Moral und viel Kampfeswillen. Es fehlt das Matchglück und die defensive Stabilität muss dringend verbessert werden. Sonst werden unter den gegebenen Umständen viele Dinge richtig gemacht. Die Offensive beispielsweise spielt deutlich besser als es viele vor der Saison befürchtet hatten. Litka, Wagner, Özcan und inzwischen auch Heinz Mörschel sind gute Verpflichtungen. Und das ein neuer Trainer nicht zwangsläufig zum Erfolg führt, hat man letzte Saison am Lotter Kreuz „in voller Pracht“ bestaunen dürfen.

Entscheiden werden am Ende sowieso nicht wir Fans, sondern die sportlichen Entscheidungsträger. Bis zu einer Entscheidung bleibt uns Fans eine Kernaufgabe: Diese Mannschaft weiterhin zu unterstützen, denn sie hat es verdient. Auch wenn wieder einmal kein Sieg herausgesprungen ist, war ein SCP-Team zu sehen, das bis zum Schluss gefightet hat und dem Gegner nicht einfach so die Punkte überlassen hat. Die 70 Fans beim Abschlusstraining am letzten Freitag stehen sinnbildlich für viele andere, die diese Mannschaft weiterhin unterstützen wollen und werden.

In diesem Sinne: Zusammen unten raus!


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