Vier Minuten killen Hübschers Job
Auch einen Tag nach der 1:3 Niederlage gegen Waldhof Mannheim fällt es schwer, das gestrige Spiel in Worte zu fassen. Denn was zwischen der 72. und 76. Minute geschah, war schlichtweg unfassbar. Durch das 14. sieglose Pflichtspiel in Folge entschied sich der SC Preußen nun auch zur Trennung von Sven Hübscher. Ob sie zu spät kommt? Wird man erst Mitte Mai wissen. Fest steht jedenfalls, dass U19-Coach Arne Barez vorübergehend das Training übernehmen wird.
Frühe Führung gibt Sicherheit? Von wegen!
Ex-Trainer Hübscher konnte vor dem Spiel aus dem Vollen schöpfen, lediglich Alexander Rossipal fehlte. So rotierten Kevin Rodrigues Pires und Luca Schnellbacher für Okan Erdogan und Rufat Dadashov in die Startelf. Zudem kehrte Maximilian Schulze Niehues zurück ins Tor der Adlerträger.
Das Spiel begann gut und in der siebten Minute durften die Preußen-Fans auch schon das erste Mal jubeln. Es sollte das Einzige mal bleiben. Eine Ecke wurde von Mannheim nur unzureichend geklärt, bei der zweiten Hereingabe kam Philipp Hoffmann im Gewühl zum Abschluss und brachte den SCP in Front. Doch wer dachte, dass eine frühe Führung vor heimischem Publikum Sicherheit geben würde, sah sich getäuscht. Maximal zehn bis 15 Sekunden konnte der Ball in den eigenen Reihen gehalten werden, danach war eher auch schon wieder bei den Mannheimern, denen man anmerkte, dass dort eine abgezockte, eingespielte Truppe auf dem Platz stand.
In Halbzeit eins wirkte es phasenweise so, als ob die Preußen um den Ausgleich bettelten. Lediglich zwei großartigen Klärungsaktionen von Fridolin Wagner war es zu verdanken, dass die Führung in die Halbzeit gebracht wurde-
Preußen wird stärker – und schmiert ab
In Halbzeit zwei war es dann ein anderes Bild. Der SCP stand nun höher und ließ die Mannheimer weniger zur Entfaltung kommen. Dabei wurde der Ball immer noch nicht lange gehalten, immerhin aber in Zonen gewonnen, die weit weg vom eigenen Tor waren und so zumindest Chancen ermöglichten. Die größte Chance in Durchgang zwei besaß Luca Schnellbacher, der nach einer Ecke vollkommen unbedrängt zum Kopfball kam. Waldhof konnte den Ball gerade noch so eben von der Linie fischen und verhinderte eine mögliche Vorentscheidung.
Nur glatte zehn Zeigerumdrehungen später geschah dann das, was viele Fans sprachlos hinterließ. Zunächst einmal liefen die, in Halbzeit zwei, höher stehenden Preußen in das schnelle Umschaltspiel der Mannheimer, wobei auch die Frage durchaus angebracht ist, was Innenverteidiger Simon Scherder zuvor knapp 40 Meter vor dem gegnerischen Tor verloren hat. Bouziane hatte aus wenigen Metern keine Probleme den Ball über die Linie zu drücken. Auch, weil Scherder sich viel zu einfach vom Mannheimer vernatzen lies.
Von diesem Schock kaum erholt, sollte es nur wenige Sekunden später den nächsten Nackenschlag geben. An der Sechzehnerkante fühlte sich niemand für den SVW-Spielmacher Dorian Diring zuständig, der mit einem trockenen Flachschuss ins lange Eck vollendete.
Was noch fehlte? Ein Tor nach einer Standardsituation. Auch beim aufgerückten Michael Schultz hielt die Preußen-Abwehr nach einem Eckstoß den notwendigen Sicherheitsabstand und ließ den Innenverteidiger frei zum Schuss kommen.
1:3 statt 2:0. So endete auch das Spiel, trotz allem, was noch an Offensivkräften auf der Bank saß, kam der SCP nie für eine Aufholjagd in Frage.
Bitter aber auch leider wieder ein Zeichen dafür, dass der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht hat. Wer nach einem Ausgleichstreffer zusammenfällt wie ein Kartenhaus ist vielleicht auch einfach nicht drittligatauglich. So hart das klingen mag.
Fans mit Choreo – Kirsch ebenfalls ratlos
Die treuen Fans, immerhin über 6000 kamen an diesem sonnigen Samstag ins Stadion, hatten sich jedenfalls nichts vorzuwerfen. Ein Fanmarsch vom Hafenplatz zum Stadion, eine Choreo, die der Mannschaft den Glauben der Fans vermitteln sollte, sowie Unterstützung statt wilder Pfiffe sollten eigentlich helfen, den ersten Sieg seit vier Monaten einzufahren. Gereicht hat es leider mal wieder nicht.
Zu Gast im Stadion war mit Patrick Kirsch ebenfalls ein ehemaliger Spieler. Der langjährige Innenverteidiger und Aufstiegsheld konnte aber ebenso wenig verstehen, was er gestern sah:
„Genau weiß ich es auch nicht. Endlich mal 1:0 in Führung gegangen und dann zwar Spielanteile an den Gegner abgegeben. Großartige Chancen hatte der Gegner dann auch nicht, weil man hinten sehr kompakt stand. Sie kommen gut aus der Halbzeit und dann kommt aus dem Nichts das 1:1. Was folgt war totale Verunsicherung.“, so das Resümee des Ex-Adlerträgers.
Hübscher weg – und nun?
Am Sonntagnachmittag kam dann die Nachricht, dass Sven Hübscher von seinen Aufgaben entbunden wurde. Es ist unfassbar bitter, dass gerade so sympathische Trainer wie Horst Steffen oder Sven Hübscher in Münster nur durch sportlichen Misserfolg in Erinnerung bleiben.
Nahezu schockierend ist jedoch auch das Verhalten des Sportvorstandes. Bei 100prozentmeinSCP gab Metzelder im Gespräch mit Carsten Schulte preis, man habe „bei der Trainersuche keinen großen Druck.“. Letzten Endes einfach unglaublich, dass man sich nach den letzten Wochen noch keinen Plan B überlegt hat, sowie jetzt davon spricht, man habe keinen Druck. Ein Schlag ins Gesicht für jeden Preußen-Fan, der Woche für Woche leidet.
Und das nun seit vier Monaten, wo es keinen Sieg gab. 16 Wochen. Ein Vierteljahr. Brutal. Nun ist Hübscher weg. Aber ob er der Schuldige war? Das wird man sehen.