Da waren’s nur noch 27 Punkte
Jena, 25. Januar 2020, es ist ungefähr 15:48 Uhr. Gerade eben hat Simon Scherder an der Strafraumkante einen Jenaer Spieler gefoult. Freistoß. Für Jena. Aus verdammt gefährlicher Position. „Das würde ja passen!“, höre ich irgendwo hinter mir einen Fan sagen. Ja, das würde ziemlich gut passen. Das 2:1 leidenschaftlich erkämpft. Dem Gegner und dem vereisten Platz alles abgerungen. Um dann kurz vor Schluss doch noch volle Kanone auf die Fresse zu bekommen. „Bitte nicht!“, rast es mir durch den Kopf. Immer wieder: „Bitte nicht!“
Schiri Stegemann geht rückwärts und latscht dem hinter ihm stehenden Dominik Bock fast auf die Füße. Der soll den Freistoß ausführen. Stegemann geht an die Seite und pfeift. Bock läuft an. Für einen Moment scheint es im Stadion absolut still zu sein. Selbst die Jenaer Haupttribüne, die sich das gesamte Spiel am Schiedsrichter und ein bisschen an Jan Löhmannsröben abgearbeitet hat, hält mal kurz die Luft an. Der Ball fliegt Richtung Tor. Zu hoch. Drüber! Kollektives Aufatmen im Preußenblock. Dann direkt der Abpfiff: Jubel gemischt mit einer gehörigen Portion Erleichterung. Das war knapp!
Erleichterung von hier bis nach Bottrop
Und auch fast 24 Stunden nach diesem Spiel ist da immer noch vor allem Erleichterung. 93 Minuten haben beide Teams gekämpft. Um jeden Ball und jeden Zentimeter. Und am Ende behält der SC Preußen Münster die Oberhand. Weil unsere Adlerträger von zwei Teams im Tabellenkeller die etwas bessere Mannschaft war. Weil Lucas Cueto beim Elfmeter die Nerven behielt. Weil Max Schulze Niehues in der Schlussphase zwei scharfe Jenaer Bälle noch über das Gehäuse lenkte. Und weil die Defensive endlich mal wieder ein Tor weniger zuließ, als die Offensive erzielte.
Sinnbildlich für den Kampf der Mannschaft steht wohl Jan Löhmannsröben, der die Partie mit einem Verband um den Kopf beendete. Im Minute 78 erwischte ihn Meris Skenderovic mit dem Fuß am Kopf. Der Jenaer sah dafür eine harte Rote Karte. Wer jetzt dachte, dass der so am Kopf verletzte „Löh“ sich schonen würde, war falsch informiert. Wie die gesamte Mannschaft warf er sich in jeden Ball, vorzugsweise mit dem Kopf. Wahnsinn!
Schwieriger Start
Dabei hatte die Partie ziemlich wacklig begonnen. Die ersten 15 Minuten gingen ganz klar an die Gastgeber, die mit den schwierigen Platzbedingungen zwar besser zurechtkamen, aber glücklicherweise nichts Zählbares hinbekamen. Erst danach übernahm der SCP mehr und mehr die Initiative und konnte Chancen herausspielen. Lucas Cueto setzte sich beispielsweise am rechten Jenaer Strafraumeck durch, zog Richtung Tor und konnte Jo Coppens im Jenaer Tor prüfen.
Der Handelfmeter für unsere Jungs in Minute 30 war ziemlich klar. Dennoch dauerte es ein wenig, bis sich die Entscheidung des Schiris auch bis zum Letzten der Preußenfans im Block herumgesprochen hatte. Ging ja auch ziemlich schnell das Ganze. Lucas Cueto versenkte den Ball rechts unten im Eck. Danach passierte nicht viel und die Preußen gingen mit der Halbzeitführung in die Halbzeit.
Cueto macht den Unterschied
Der Beginn des zweiten Durchgangs war dann ein Spiegelbild des ersten: Die Preußen starteten gut und konnten Jena zunächst vom eigenen Tor fernhalten. Dann ließen sie aber unerklärlicherweise nach und Jena ins Spiel kommen. Was dann auch prompt bestraft wurde. In der 61. Minute versprang zunächst Hofmann der Ball und anschließend wurde nicht ausreichend geklärt. Pagliucas Schuss konnte Schulze Niehues noch abwehren, aber den Nachschuss von Julian Günther-Schmidt musste er passieren lassen. Ausgleich! Verdammt!
Aber die Mannen in Rot kämpften weiter und belohnten sich nur wenig später. In Minute 67 behauptete Schnellbacher den Ball beim Kopfballduell und fand den starken Cueto, der den Ball in der eigenen Hälfte in Richtung zum Tor von Jena dribbelte. Und da ihn von den Mannen in gelb-blau aber mal so gar keiner angriff, schoss er einfach mal aufs Tor. Aber wie! So einen gefühlvollen Schlenzer haben wir von unseren Preußen schon länger nicht mehr gesehen. Der aufgerückte Coppens konnte nicht an den Ball kommen und so segelte das Spielgerät ins Tor. Nur sechs Minuten nach dem Ausgleich stand es wieder 2:1. Dabei sollte es bleiben.
Was bringt es?
Was bringt uns dieser Sieg jetzt aus sportlicher Sicht? Erst einmal nicht so viel. Dank des Unentschiedens zwischen Chemnitz und Köln beträgt der Abstand auf den Nichtabstiegsplatz jetzt zwar nur noch drei Punkte. Aber der SCP ist immer noch in akuter Abstiegsgefahr und weit weg von der Rettung. 30 Punkte brauchten wir vor dem Spiel. Jetzt bleiben immer noch 27. Und dafür haben wir nur noch 17 Spiele übrig. Aber für den Kopf war dieser Sieg enorm wichtig.
Und auch für uns Fans war dieser Sieg ziemlich wichtig. Drei vollbesetzte Busse hatten sich morgens in Münster auf den Weg in Richtung Thüringen gemacht, um den Gästeblock ordentlich zu füllen. Das gelang: Irgendwas zwischen 300 und 400 Münsteraner dürften da gewesen sein. In Sachen Support war die hohe Anspannung bei allen Fans zu spüren. Die aktive Fanszene riss ein ordentliches Programm ab, der Funke sprang aber leider nur nach den Toren auf den gesamten Block über.
Top-Organisation!
Die Organisation der Tour durch SCP und Linie 1906 lief übrigens problemfrei. Jeder bekam sein von der Mannschaft gepacktes Lunchpaket und Pannen gab es auch keine. Die Versorgung mit Getränken und leckeren Backwaren lief ebenfalls absolut reibungslos. Schon weit vor Mitternacht war die Meute wieder zurück am Stadion. Insgesamt also eine absolut runde Geschichte, für die den Organisatoren ein dickes schwarz-weiß-grünes Lob gebührt! Danke Leute und gerne wieder!
Am kommenden Samstag geht es im heimischen Rund wieder weiter, um die nächsten Punkte gegen den Abstieg. Mit dem MSV Duisburg kommt der Tabellenführer ins Preußenstadion und damit ist klar: Es wird hart. Irgendwie muss auch gegen diesen starken Gegner gepunktet werden. Aber wenn die Mannschaft den Kampf wieder so annimmt wie gegen Jena, kann das was werden. Wir leben noch! Niemals aufgeben!
ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER! GEMEINSAM UNTEN RAUS!