Wo der KFC seine Millionen verbrennen kann
Die Preußen waren zu Gast in Düsseldorf. Gegen den KFC Uerdingen sollte die Mini-Serie, dass man auswärts im Jahr 2020 noch ungeschlagen ist, weiter Bestand haben. Mit 2:0 gewann das Team von Sascha Hildmann die Partie und man muss festhalten: Dies war absolut verdient! Sieben Punkte holte man nun auswärts bereits, jetzt gilt es die Kräfte erneut zu bündeln und im Montagsspiel gegen Hansa Rostock auch im heimischen Rund dreifach zu punkten. Doch zunächst der Blick auf die gestrige Partie:
Hildmann muss rotieren, Umstellungen schlagen ein
Durch Sperren (Rodrigues Pires, Erdogan) und Krankheiten (Schnellbacher, Litka) gab es einige Änderungen in der Startaufstellung. Simon Scherder rückte auf die rechte Innenverteidigerposition, Heinz Mörschel übernahm den Part auf der Sechs neben Fridolin Wagner und Rückkehrer Marco Königs ersetzte Schnellbacher als einzige Spitze. Insbesondere die Hereinnahme von Mörschel kam überraschend, da er sowohl gegen Meppen, als auch Duisburg auf dieser Position wenig geglänzt hatte. Doch gegen Uerdingen absolvierte der Mann mit der Nummer 21 eine blitzsaubere Partie, stellte sich defensiv den Zweikämpfen und setzte nach vorne durch kluge Pässe ordentlich Akzente.
Vor Spielbeginn gab es – wie bereits erwähnt – eine Schweigeminute und alle Spieler trugen ein T-Shirt von und für Leroy Kwadwo. Ein tolles Zeichen gegen Rassismus nach den Vorfällen in der letzten Woche!
Erste Halbzeit spielt Preußen in die Karten
Aus einer geordneten Defensive heraus wollte der SCP mutig nach vorne spielen. Dies gelang auch. Die Uerdinger Doppelspitze, um die Hochkaräter Osawe und Boere blieb blass. Insgesamt war das gesamte Spiel des KFC Uerdingen sehr pomadig und einfallslos. Die Preußen näherten sich durch einen Kopfball von Scherder und einen Distanzschuss von Rossipal zunächst einmal vorsichtig dem Tor an.
Dies konkretisierte sich jedoch, als Oliver Steurer bei seiner Rückkehr zum Ex-Verein und einer der besten Spieler auf dem Platz, einen Diagonalball aus dem Halbfeld wunderbar auf das Haupt von Julian Schauerte im Strafraum setzte. In seinen quer gelegten Kopfball sprintete Lucas Cueto mit seinem üblichen Tempo hinein und wurde von Dorda gelegt. Zwar spielte Dorda den Ball wahrscheinlich minimal, insgesamt war die Entscheidung, den Preußen einen Elfmeter zuzusprechen, jedoch vollkommen in Ordnung.
Nach kurzer Diskussion zwischen Mörschel und Cueto setzte sich Mörschel als Schütze durch. Souverän verwandelt war sein Schuss nicht. Königshofer hatte noch die Fingerspitzen dran, doch drin ist drin, 1:0 für den SCP! Direkt im Gegenzug hätte Tom Boere aus kurzer Distanz das 1:1 erzielen müssen, doch Maximilian Schulze Niehues zeigte eine spektakuläre Parade und verhinderte den Ausgleich.
Mit der Führung im Rücken trauten sich die Adlerträger weiter nach vorne und zeigten, dass man sich für einen couragierten Auftritt belohnen wollte.
Die große Cueto-Show
Wer jetzt in Halbzeit zwei ein Aufbäumen der Krefelder erwartet hatte, sah sich getäuscht. Tonangebend war weiterhin der SC Preußen. Boere wurde zur Halbzeit ausgewechselt. Statt die zweite Hälfte auf der Bank zu verfolgen, gesellte er sich im VIP-Bereich erst mal zu Freunden aus seiner holländischen Heimat. Nun denn.
Mehr und mehr rückte jedoch der Mann in den Fokus, der den Elfmeter rausgeholt hatte und diesen wohl auch gerne verwandelt hätte. Lucas Cueto setzte eine erste Duftmarke, als er von Marco Königs eingesetzt, am Fünfmeterraum zunächst Evina aussteigen ließ und mit seinem schwachen linken Fuß Königshofer die Murmel durch die Hosenträger ziehen wollte. Mit Glück und Können wehrte der Uerdinger Keeper den Ball zu einer der immerhin acht Ecken des SCP ab. Allein schon das Eckenverhältnis von 8:2 spiegelte wider, dass sich die Münsteraner nicht versteckt hatten.
Und dann kam es in Minute 72 zu einer Art Flashback. Bereits in der letzten Saison nahm Lucas Cueto im ersten Saisonspiel bei Fortuna Köln Fahrt auf und konnte von nichts und niemandem gestoppt werden. Ähnliches trug sich auch diesen Samstag zu. Ein Einwurf Uerdingens am eigenen Sechzehner wurde per Kopf abgewehrt, Cueto nahm Fahrt auf und ließ zunächst den ehemaligen Bayern- und Premier-League-Spieler Jan Kirchhoff alt aussehen, anschließend bekam Assani Lukimya keinen Zugriff und so lief und lief und lief Cueto die knapp 80 Meter zum gegnerischen Tor einfach weiter. Im letzten Moment, als Königshofer rausstürzte, hatte er dann noch das Auge für den mitgelaufenen Marco Königs, der ins verwaiste Tor nur noch einschieben musste. Für Königs war es das erste Tor seit über einem Jahr und Lucas Cueto hat erneut bewiesen, dass er mit seinem Tempo und seiner Technik eine Schlüsselrolle im Abstiegskampf einnehmen kann.
Ums Spiel herum
In der Schlussphase der Partie wurde der Support von den Rängen auf beiden Seiten eingestellt. Grund dafür war die Notbehandlung und Reanimierung einer Dame auf Seiten des KFC. Anschließende Gerüchte, dass sie es nicht überlebt hätte, konnten Gott sei Dank entkräftet werden. Laut Mitteilung des SCP auf Twitter ist der Zustand mittlerweile stabil und sie selbst auf dem Weg der Besserung. An dieser Stelle wünschen wir alles Gute und eine möglichst schnelle Genesung!
Insgesamt begleiteten knapp 800 Fans die Preußen nach Düsseldorf und sorgten über einen Großteil der Partie hinweg für eine ordentliche Heimspielatmosphäre. Ich habe mir in dieser Saison mehrfach schon Partien des KFC angeschaut und der Support wurde in den von mir besuchten Spielen lediglich vom 1. FC Magdeburg getoppt, gestern hatte einfach alles gepasst! Nichtsdestotrotz wirkt es befremdlich, wenn sich in einer Bundesliga-Arena mit einer Kapazität von 54.600 Zuschauern lediglich an die 3000 Personen tummeln.
Und zu guter Letzt noch eine kleine Anekdote: Schon weit nach Abpfiff hallte es laut aus der VIP Loge, die KFC-Investor Ponomarev gehört: „Da kannst du deine Millionen ja lieber im Strip-Club verbrennen!“ Kurzer Schmunzler und die Genugtuung, dass Geld heute wieder mal keine Tore geschossen hatte, sondern die Mannschaft, die weiterhin an sich glaubt und mir ihrer Einstellung erneut die null verteidigt hatte.
Seit über 230 Minuten ist man nun schon ohne Gegentor. Hildmann hat es geschafft, die Abwehr zu stabilisieren und dennoch schafft es die Mannschaft auch vorne Akzente zu setzen. Der Weg zu einem möglichen Klassenerhalt ist natürlich noch weit und es bringt nichts, jeden Spieltag die Tabelle zu hypnotisieren. Man sollte jetzt als Fan einfach den Moment genießen dürfen, die Mannschaft wird sich ab morgen auf Hansa Rostock vorbereiten und dann gilt es, den ersten Heimsieg in diesem Jahr einzufahren.
ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER! GEMEINSAM UNTEN RAUS!