1:0 Heimsieg gegen Rostock: Dreckig aber: EGAL!

2019/2020 - Spielbericht - SC Preußen Münster - FC Hansa Rostock - 1:0
Foto: Muensteralbum.de

Man was war das gestern für ein nervenzerfetzendes Spiel! Fix und fertig war wohl jeder, der es mit den Adlerträgern hält. Und klatschnass, ob vom Regen oder vom Schweiß. Aber – ein in letzter Zeit häufig genutztes Meme eines Schlagersängers im Internet: EGAL! Da waren sie, die ersten drei Punkte in einem Heimspiel 2020. Vorweg: Es war kein schönes Spiel, dass sich die 7227 Zuschauer ansahen, aber erfolgreich und das ist in diesen Wochen die Hauptsache. Wobei fairerweise gesagt werden sollte, dass auf dem Rasen, der mehr einem Acker glich, auch kaum ein attraktives Fußballspiel möglich war.

Hildmann mit nur einer Änderung

Preußen-Trainer Sascha Hildmann ersetzte den gelb-gesperrten Heinz Mörschel durch Kevin Rodrigues Pires. Der Rest seiner Startelf blieb im Vergleich zum Auswärtssieg in Uerdingen letzte Woche unverändert. Mit dem Rückenwind von 2,5 Spielen ohne Gegentor ging die Abwehr in die Montagspartie und vorne, so hört man es auch aus den Kreisen der Mannschaft, geht sowieso immer etwas.

Auch Gäste-Trainer Jens Härtel wechselte lediglich einmal. Der wiedergenesene Nartey ersetzte Öztürk auf der Sechserposition. Beide Mannschaften agierten in einer Art 3-4-3, wenngleich die Preußen gegen den Ball mehr auf eine Art Fünferkette setzten. Rostock hingegen ließ die Außen um Scherff und Neidhart offensiver agieren, dies beförderte vor allem in den ersten zwanzig Minuten der Partie die Rostocker öfters gefährlich vor den Kasten von Maxmilian Schulze Niehues.

Insbesondere im Mittelfeld kombinierten die Rostocker immer wieder gefällig und wussten ihre Stürmer Verhoek, Hanslik und Opoku gut einzusetzen. Doch während die Rostocker in ihren Abschlüssen nicht allzu zwingend waren, setzten die Preußen das erste „Hallo-Wach-Signal“. Fridolin Wagner, gestern vielleicht der stärkste Preuße, eroberte in unnachahmlicher Manier in Minute 24 den Ball an der Seitenlinie. Im Anschluss setzte er zu einem Außenriss-Pass an, bei dem Franz Beckenbauer einst vor Neid erblasst wäre. Dass Lucas Cueto durchaus ein gewisses Tempo mitbringt, dürfte sich normalerweise auch bis nach Rostock rumgesprochen haben. Wieder mal war es ein phänomenaler Antritt seinerseits, der jedoch im Endeffekt in einen Pfostentreffer mündete.

Viel mehr spannende Ereignisse gab es in Halbzeit eins nicht mehr, positiv hervorzuheben ist jedoch die Stimmung aus der Kurve. Trotz Montagsspiel wurde die Mannschaft angefeuert, die Prioritäten waren gesetzt. Aus dem FCH-Block hingegen blieb es wie angekündigt still. Man sollte aber nicht müde bleiben, zu betonen, dass der DFB hier erneut mit seinen eigenen Aussagen gebrochen hat, schließlich wurde die Zusage gegeben, dass Montagsspiele zwischen zwei Vereinen für die Auswärtsfans gut erreichbar sein würden. Rostock – Münster, Münster – Rostock ist dies aber mit Sicherheit nicht!

Zweite Halbzeit, zweites Mal Pfosten

Die zweite Halbzeit begann vom Personal her unverändert. Preußen-Trainer Sascha Hildmann änderte jedoch ein paar taktische Feinheiten, die sich aber als erfolgreich herausstellen sollten. So stand die Dreierkette um Simon Scherder, Jan Löhmannsröben und Oliver Steurer nun etwas höher, dazu wurde der Druck auf den ballführenden Spieler der Gäste erhöht. So kamen die Preußen besser ins Spiel und hielten den Gegner nun weiter weg vom eigenen Tor.

Als Simon Scherder in Minute 49 seine sechste gelbe Karte erhielt, war es im Übrigen der 70. gelbe Karton, den die Schiedsrichter für Münster zückten und absoluter Höchstwert in Liga 3. Apropos gelbe Karten: Preußen-Sechser Frido Wagner, mit neun Verwarnungen bereits vorbelastet, wäre bei der nächsten „Gelben“ im Übrigen gesperrt, vermied dies jedoch gegen Rostock und ist somit nächste Woche spielberechtigt.

Doch zurück zum Spiel: Erneut war es Lucas Cueto, der nur Aluminium traf. Unnachahmlich wuselte sich der Techniker durch gefühlt 100 Rostocker Beine, am Ende ging sein abgefälschter Schuss aber nur ans Gebälk in der Ostkurve. Erneut hatte dieser Pfostentreffer eine Art Signalwirkung. Das Publikum kam immer mehr aus sich heraus und die Jungs auf dem Platz dankten es mit einer mehr und mehr couragierten Leistung.

Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten: Zunächst einmal entschärfte Kolke in seiner üblichen Kraken-Manier gegen Schnellbacher. Doch nach einem Eckstoß wenig später lenkte er einen Kopfball von Steurer gerade noch so von der Linie, jedoch vor das Schienbein seines Mannschaftskameraden Nils Butzen. Von dessen Schienbein trudelte der Ball hinter die Linie, wenngleich Simon Scherder oder Luca Schnellbacher auch einschussbereit dort gestanden hätte. Doch egal wie, egal wer, der Ball war drin. Nach knapp zwei Drittel des Spiels lag der SCP vorne und verteidigte diesen Vorsprung nun mit allem, was sie hatten.

Königs verpasst die Entscheidung

Marco Königs gegen Sven Sonnenberg und Max Reinthaler. Es war ein absoluter Abnutzungskampf, ständig wurde Königs mit langen Bällen als Zielspieler gesucht, wurde jedoch das ein oder andere Mal von den beiden Rostocker Abwehrtürmen (1.93 m / 1.94 m) abgekocht.

Und dann war sie da: Die große Gelegenheit auf 2:0 zu stellen. Sonnenberg rutschte als letzter Mann knapp 40 Meter vor dem eigenen Kasten weg, Marco Königs hatte freie Bahn, doch schien zu lange überlegen zu können. Zwar zwang er seinen Kumpel Krake Kolke zu einer Klasse-Parade, dennoch: das hätte die Vorentscheidung sein müssen. Sah auch Königs nach dem Spiel so und fragte sich, was er dort eigentlich gemacht hätte. Auch der eingewechselte Niklas Heidemann hätte den Sack zu machen können, verzog allerdings aus halblinker Position knapp einem Meter am Tor vorbei. So hieß es weiter zittern, doch am Ende wurde alles gut. Nicht nur die Trikots sämtlicher Akteure waren von Matsch durchtränkt und somit schmutzig, es war symbolisch für den ersten Heimsieg 2020.

Somit sind die Adlerträger nun seit 3 Spielen ohne Gegentor, seit der herben Heimklatsche gegen Duisburg (1:4) gab es acht Punkte aus vier Spielen. Doch Zeit sich darauf auszuruhen bleibt nicht ansatzweise. Die Wochen der Wahrheit stehen vor der Tür. Samstag geht es auswärts gegen Viktoria Köln, die derzeit noch fünf Punkte vor den Preußen rangieren, danach daheim gegen Halle, die sich auch immer mehr anschicken, am Abstiegskampf teilzunehmen.

Es wird wegweisend, doch die letzten Spiele halten die minimale Hoffnung auf den Klassenerhalt zumindest am Leben. Ob es dann am Ende reicht? Das wird man sehen. Doch mit dieser Einstellung der Jungs ist das Ganze hier noch nicht durch, sondern bleibt spannend. Alleine dafür gilt Sascha Hildmann schon ein Dank. So lobte auch der Trainer noch einmal die Zuschauer am gestrigen Tage und es zeigt sich einmal mehr, dass es nur gemeinsam geht:

GEMEINSAM UNTEN RAUS


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