Geisterspiele im Preußenstadion? – Hygienekonzept lässt Zweifel aufkommen

2018/2018 - Preußenstadion vor Spiel gegen SV Meppen

Das Fußballgeschäft steht still. In Münster, in Deutschland, (fast) überall. Schuld daran ist der unsichtbare Gegner – das Coronavirus. Die Meisterschaften in Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden abgebrochen. Doch bei uns hofft der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball Liga auf das Startsignal aus der Politik. Heute soll darüber entschieden werden, ob der Spielbetrieb der Bundesliga fortgesetzt werden kann und die ausstehenden Partien als Geisterspiele stattfinden dürfen.

Die DFL und der DFB haben dazu ein umfangreiches Sicherheits- und Hygienekonzept entwickelt, das für einen reibungslosen Ablauf der letzten Spieltage sorgen soll. Von vielen Verantwortlichen aus Sport und Politik werden die Richtlinien als ausreichend wahrgenommen und gelobt. Durch regelmäßige Tests soll festgestellt werden, ob ein Spieler oder jemand aus dem Stab erkrankt ist. Sobald eine Person positiv auf COVID-19 getestet worden ist, soll sich diese in Quarantäne begeben. Der normale Trainings- und Spielbetrieb soll dabei aber fortgesetzt werden. Nun die Frage: Was würde ein „Go“ für die Bundesliga für die 3. Liga und den SC Preußen Münster bedeuten?

Die Liga ist gespalten

Fakt ist: es haben sich in der Liga zwei Fronten gebildet. Bei einer Meinungsumfrage am 27. April waren bei zwei Enthaltungen zehn Teams für eine Fortsetzung der Saison, acht waren dagegen für einen Abbruch der Spielzeit. Für einen Abbruch sind bekannter Weise auch die Verantwortlichen unserer Preußen. Seit Tagen wird über dieses Thema debattiert. Vereinspräsident Christoph Strässer wünscht sich eine schnelle Klärung einiger Fragen: „Nach wie vor bleiben viele Fragen seitens des DFB unbeantwortet, wie ein Verein wie Preußen Münster als Drittligist mit bescheidenen Mitteln und sehr beschränkten örtlichen Gegebenheiten die Anforderungen eines DFL-Konzeptes erfüllen kann“.

Zu den offenen Fragen zählen außerdem: Ist ein sportlich fairer Wettkampf unter den aktuellen Bedingungen überhaupt noch möglich? Wie werden Auf- und Abstieg geregelt? Wie sollen die anfallenden Kosten bei einer Fortsetzung des Ligabetriebes aufgefangen werden? Ist eine Durchführung von Geisterspielen unter den vorgeschriebenen Sicherheits- und Hygienevorgaben in den einzelnen Stadien überhaupt möglich?

Viele dieser Fragen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Antworten gibt es möglicherweise am 25. Mai. Denn dort trifft sich der außerordentliche DFB-Bundestag, um über eine Durch- und Fortführung oder den möglichen Abbruch der Spielklasse zu beraten und eine Entscheidung zu treffen, wie Auf- und Abstiege geregelt werden sollen. Doch das ist alles Zukunftsmusik.

Keine Spiele mehr im Preußenstadion?

Gestern kamen Vertreter aus der Stadtverwaltung und des Vereins zusammen, um bei einen Ortstermin im Preußenstadion festzustellen, ob die Hygiene-Maßnahmen der DFL umsetzbar seien. Dazu nahmen aus der Stadtverwaltung der Leiter des Krisenstabes, Wolfgang Heuer, der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Norbert Schulze Kalthoff, Stadtdirektor Thomas Pahl und Frau Dr. Christina Cappenberg aus dem Dezernat für Bildung, Jugend, Familie und Sport teil. Für den SC Preußen nahmen Vereinspräsident Christoph Strässer, der Aufsichtsratsvorsitzende Frank Westermann, die beiden Geschäftsführer Bernhard Niewöhner und Malte Metzelder, der Veranstaltungsleiter Thomas Hennemann sowie Mannschaftarzt Dr. Tim Hartwig teil.

Das Ergebnis: Die bereits vorher vorhandenen Zweifel wurden bestätigt. Eine Umsetzung der Maßnahmen sei kaum möglich. Das Stadion verfügt nicht über genügend Ausweichflächen im Innenraum und in den Mannschaftsbereichen halten sich an einem Spieltag 30 Personen auf engsten Raum auf. Hinzu kommt, dass der Verein das leicht zugängliche Stadiongelände sichern und einen hauptamtlichen approbierten Arzt als Hygienebeauftragten einstellen müsste, der den Trainings- und Spielbetrieb überwacht. Außerdem müsste sich das Team vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes in ein siebentägiges Trainingslager begeben. Das alles zu stemmen bei nicht gerade voller Geldbörse. Es gibt leichtere Aufgaben.

Sportlicher Wettkampf auf Kosten der Gesundheit?

Für Geschäftsführer Sport Malte Metzelder steht der Sport hinten an: „Priorität hat für uns der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Spieler, Betreuer und all derjenigen, die für die Durchführung des Spielbetriebs ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen. Darüber hinaus sollte der Fußball seiner besonderen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, statt für sich Sonderregelungen zu beanspruchen, während in Schulen und Kitas, in Gaststätten und im alltäglichen Leben weiterhin viele Beschränkungen weiterbestehen.” Bei einem Geisterspiel wären bis zu 300 Personen im Stadion – Spieler, Betreuer, Ordner, Balljungen und Pressevertreter. Das sind zu viele um die Gesundheit aller Beteiligten bei der Durchführung von Geisterspielen im Preußenstadion zu gewährleisten.

Zwar wurde nicht komplett ausgeschlossen, dass eine Austragung möglich wäre, aber es herrscht große Skepsis. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe: „Die aktuellen Diskussionen auf Bundesebene zu Geisterspielen und anderen Initiativen zur Wiederaufnahme des Profispielbetriebes kann ich nicht nachvollziehen. Solange wir Kindern und Jugendlichen aus Corona-Schutzgründen den Mannschaftssport in der Breite verbieten, können wir nicht vermitteln, dass Profifußballer wieder aufs Spielfeld dürfen“. Kriesenstabsleiter Wolgang Heuer ergänzt dazu: „So sehr ich mir wieder schöne Fußballspiele wünsche – zum gegenwärtigen Zeitpunlt wären sie das falsche Signal.“

Alles schaut nach Berlin

Der Verein entschied sich schon früh dafür, sich für einen Abbruch der Saison auszusprechen. Die Vertreter der Stadt teilen die Bedenken über die Fortsetzung der Spielzeit. Münster ist auch nicht der einzige Verein, der Probleme bei der Umsetzung des normalen Ligabetriebes sieht. In Kaiserslautern darf bis zum 11. Juni nicht gespielt werden und für Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand ist die Austragung von Geisterspielen „unverantwortlich“.

Heute werden aber alle mit Spannung nach Berlin schauen, um zu sehen, ob der Weg für Geisterspiele frei gemacht wird. Und erst dann muss sich die Stadt und der Verein die Frage stellen, ob das Stadion an der Hammer Straße als Austragungsort für Ligaspiele in Frage kommt und wie das Sicherheits- und Hygienekonzept umgesetzt werden kann.

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