Preußen besiegen RWE – Wer zuletzt lacht…

2020/2021 - Spielbericht - SC Preußen Münster - Rot-Weiss Essen 1:0
Sascha Hildmann war nach dem Schlusspfiff hochzufrieden. (Foto: SCP)

…lacht bekanntlich am besten. Bereits in unserer Vorschau hatten wir auf den kleinen Konflikt zwischen Sascha Hildmann und Marcus Uhlig hingewiesen. Nun stand der Preußen-Trainer am Samstag bei Nullsechs.tv vor der Kamera und grinste. Man fühlte sich unweigerlich an den ehemaligen Preußen-Trainer (und auch Ex-RWE-Trainer) Marc Fascher erinnert, der einmal in Münsteraner Zeiten von sich gab: „Wenn ich keine Ohren hätte, würde ich Kreis grinsen.“ Ja, das hätte Sascha Hildmann wohl auch an diesem Samstag. Denn nicht zuletzt seiner taktischen Überlegungen und Maßnahmen war es zu verdanken, dass die Preußen am Ende als Sieger vom Platz gingen.

Rotation und Taktikänderung

Roshon van Eijma und Joel Grodowski rückten in die Startelf, Joshua Holtby und zur allgemeinen Überraschung auch Kapitän Julian Schauerte rotierten auf die Bank. Für Schauerte sollte es nur ein Kurzbesuch auf der Bank sein, doch dazu später mehr. Van Eijma sollte seine Robustheit gegen Engelmann ausspielen, Grodowski hatte sich zuletzt durch starke Joker-Auftritt für einen Startplatz beworben. Taktisch wählte Hildmann erstmalig diese Saison eine Dreierkette um van Eijma, Scherder und Hoffmeier. Hier fühlte man sich ein wenig in das Jahr 2008 versetzt. Auch damals hieß der Gegner Rot-Weiss Essen und der damalige Trainer Roger Schmidt packte in die Taktikkiste und zauberte genau die gleiche Formation heraus. Damals war es jedoch notgedrungen, weil Orhan Özkara und Jens Wissing im Spiel zuvor gegen Verl auf fragwürdige Art und Weise von Thorsten Kinhöfer vom Platz gestellt wurden. Nun tat Hildmann dies aus freien Stücken, das Ergebnis war in beiden Fällen ein Sieg der Preußen.

Auf der Gegenseite schickte Gästetrainer Christian Neidhart genau die elf Rot-Weissen auf das Feld, die am vergangenen Sonntag Fortuna Köln 2:0 besiegten. Lediglich im Kader gab es eine kurzfristige Änderung. Für Amara Condé rückte Felix Herzenbruch in die Startelf. Dies sollte im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen.

Preußen legen los wie die Feuerwehr

Eigentlich ist die Feuerwehr ja für die Farben Rot und Weiss bekannt, das Feuerwerk brannten jedoch zunächst die Preußen in der Anfangsviertelstunde ab. Hohes Pressing, die Räume geschickt zugestellt und hohes Tempo im Umschaltspiel. Die Marschroute war klar: Den Essenern früh den Schneid abkaufen, um das spielstarke RWE-Mittelfeld nicht aufdrehen zu lassen. Interessant war hierbei – mittlerweile auch schon in sämtlichen Berichten aufgedröselt – die Manndecker Rolle für Gerrit Wegkamp. Dieser nahm Dennis Grote im Essener Aufbauspiel komplett in Manndeckung. Die Flügelspieler um Schwadorf und Grodowski attackierten die Innenverteidiger, während Dennis Daube und Nicolai Remberg als Preußen-Sechser ein wenig auf die Flügel verschoben, um Lewerenz und Kefkir in ihren Aktionen zu bremsen. Diese Maßnahme sollte im Endeffekt ein Schlüssel für den Sieg sein. Denn Dennis Grote konnte nicht wie gewohnt Akzente aus dem Mittelfeld setzen, weshalb der Motor bei RWE immer mehr stotterte.

Bereits nach knapp einer Viertelstunde musste Hildmann das erste Mal wechseln. Schwadorf, in den paar Minuten zuvor schon richtig gut im Spiel und mit starken Aktionen in der Ballbehauptung, fasst sich an den Oberschenkel. Wie er selbst am Sonntag Joachim Schuth von der BILD-Zeitung verriet, sei es nur eine Überbelastung. Nix wildes aber gegen Straelen wird ein Einsatz wohl zu früh kommen. Schauerte beendete sein Kurz-Intermezzo auf der Bank, rückte auf die rechte Verteidigerposition während Langlitz nun wie gewohnt seine Akzente setzen konnte.

Zwei Mal Langlitz, drei Mal Glück

Langlitz war dann auch erneut der Aktivposten. Zunächst verzog er aus halbrechter Position knapp, dann stand er in Minute 25 im Mittelpunkt, als er bei einer Hereingabe von Lukas Frenkert möglicherweise regelwidrig im Strafraum gehalten wurde. Die Pfeife des Schiedsrichters blieb stumm, auch noch in weiteren kritischen Situationen. Ganz aufzulösen ist die Szene auch im Nachhinein nicht. Auf der anderen Seite drehte nach der Anfangsviertelstunde auf. Schulze Niehues entschärfte zwei Mal klasse gegen Backszat und Harenbrock. Diese beiden waren auch im größten Schreckmoment in Halbzeit eins die Protagonisten. Nach einer zu kurzen Kopfballabwehr von Simon Scherder fasste sich Harenbrock ein Herz und drosch den Ball aus 20 Metern an den Pfosten. Der Abpraller landete vor den Füßen von Backszat, der gegen die Laufrichtung von Schulze Niehues einschieben wollte, aber um Zentimeter verzog. Glück gehabt. Mit einem 0:0 der besseren Sorte ging es dann in die Pause.

Neidhart stellt um, Preußen schaltet um

RWE-Trainer Christian Neidhart schien nicht zu gefallen was er sah. So wechselte er zur Halbzeit den ewigen Essener Marcel Platzek ein, auch der nachgerückte Felix Herzenbruch kam in die Partie. Neidhart stellte auf eine Dreierkette mit eben jenem Herzenbruch als linker Innenverteidiger um, Essens Kapitän Marco Kehl-Gomez rückte von der ungewohnten Rechtsverteidigerposition zurück ins Mittelfeld um das Manndeckungsmanöver gegen Dennis Grote zu entzerren. Marcel Platzek sollte durch seine kämpferische Art gegen die Preußen Innenverteidiger Platz für Knipser Simon Engelmann schaffen. Klappte nur bedingt. Dass nun für die Außen Kefkir und Lewerenz gegen den Ball auch defensivere Aufgaben auf sie zukommen würden, war eigentlich logisch, schien aber noch nicht ganz auf dem Platz angekommen zu sein. Denn nur wenige Sekunden nach Wiederanpfiff sollte das Tor des Tages fallen.

Schulze Niehues täuschte zunächst einen Abwurf zum bärenstarken Marcel Hoffmeier an, entschied sich dann jedoch für Roshon van Eijma. Hier zeigte sich, dass man den Nationalspieler von Curacao (wurde unter der Woche erneut von Guus Hiddink nominiert) nicht ausschließlich auf seine Zweikämpfe reduzieren sollte. Er nahm zunächst Tempo auf, eröffnete das Spiel klasse mit einem Pass auf Gerrit Wegkamp, der sich ins Mittelfeld fallen ließ. Wie schon beim 3:1 gegen Aachen zeigte Wegkamp seine Klasse und schickte mit einer perfekten Weiterleitung den pfeilschnellen Grodowski auf die Reise. Dieser kochte den ansonsten so souveränen Heber komplett ab und gelange auf den linken Flügel auf die Innenbahn Richtung Tor. Wegkamp hatte sich unterdessen auch auf die Reise Richtung Strafraum gemacht und wurde von Grodowski perfekt bedient. Preußens Winterneuzugang musste bei seinem zweiten Treffer im Adlerdress nur noch ins leere Tor schieben.

RWE rennt an, Preußen hält dagegen

Im Anschluss daran rannte RWE verzweifelt an, nur noch selten ergaben sich Möglichkeiten für die Preußen, doch im Großen und Ganzen stand man hinten äußerst solide. Abschlüsse von Kehl-Gomez oder Kefkir verfehlten entweder das Tor oder aber Schulze Niehues zeigte sich erneut von seiner besten Seite. Nur zwei Mal wurde es noch kritisch. Zunächst landete ein Schuss von Daniel Heber an der Hand von Simon Scherder. Zwar landete der Ball vom Bauch an Scherders Hand, der Arm war jedoch so weit ausgefahren – über einen Pfiff hätte sich niemand beschweren dürfen. In der Nachspielzeit touchierte dann van Eijma den Fuß von Isaiah Young, zum Zeitpunkt der Berührung war der Ball jedoch schon im Aus, weshalb dies wohl eher ein „Kann-Elfer“ war. Dennoch war es auch das Glück des Tüchtigen, die Einstellung der Truppe am Samstag war einfach astrein.

Während im Nachgang besonders Gerrit Wegkamp und Maximilian Schulze Niehues ein Sonderlob erhielten, sollte man dennoch zwei Youngster nicht unerwähnt lassen: Auch wenn ihnen an diesem Tag nicht alles komplett gelang, geht einem als Preußen-Fan das Herz auf, wenn man sieht, wie Nicolai Remberg und Marcel Hoffmeier agieren. Remberg hatte zwar zwei bis drei Stockfehler drin, zeigte sich aber wieder als Laufwunder. Selbst in der 90. Minute, als er bei einem Konter nach vorne mitgelaufen war, rannte er im Vollspringt zurück und eroberte in der eigenen Hälfte den Ball. So eine Aktion im Stadion und…ach ich höre schon auf. Marcel Hoffmeier adaptierte die neue Formation schnell und zeigte seine wichtige Rolle im Spielaufbau. Selbst wenn zwei oder gar drei Essener auf ihn zu gerannt kamen, blieb er cool und löste die Aktionen immer spielerisch ohne den Ball stumpf wegzupöhlen.

Die Preußen stehen nun hervorragend im Jahr 2021 dar, 19 von 21 Punkten wurden teils souverän, teils erkämpft geholt. Für den ganz großen Wurf ist es wahrscheinlich zu spät beziehungsweise der Abstand zu groß. Aber es zeigt sich, dass der SCP eine Mannschaft hat, in der jeder bereit ist für jeden zu kämpfen und das ist ein eminent wichtiger Faktor in dieser Regionalliga. Mit den richtigen Personalien im Sommer kann der Angriff dann zur nächsten Saison gestartet werden. Und dann schauen wir mal, wer im Mai 2022 lacht.

Alle zusammen für Preußen Münster!


Daten zum Spiel

SCP: Schulze Niehues – Hoffmeier, Scherder, van Eijma – Langlitz, Remberg, Daube, Frenkert (Heidemann, 73.) – Schwadorf (Schauerte, 14.), Wegkamp, Grodowski (Borgmann, 85.)
Essen: Davari – Kehl-Gomez, Heber, Hahn, Grund (Herzenbruch, 46.) – Grote – Lewerenz (Young, 59.), Backszat, Harenbrock (Platzek, 46.), Kefkir – Engelmann

Tore: 1:0 Wegkamp (46.)

Gelbe Karten: Hahn

Schiedsrichter: Martin Ulankiewicz


Videos zum Spiel


Der Spieltag

Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
SV Straelen
0 0
FC Wegberg-Beeck
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
Borussia Mönchengladbach II
3 3
Sportfreunde Lotte
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
Rot-Weiss Oberhausen
3 2
1. FC Köln II
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
FC Schalke 04 II
2 2
Alemannia Aachen
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
SV Rödinghausen
1 1
Wuppertaler SV
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
SV Bergisch Gladbach 09
0 2
VfB Homberg
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
Rot Weiss Ahlen
1 1
Borussia Dortmund II
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
Fortuna Düsseldorf II
1 1
Bonner SC
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
SC Fortuna Köln
0 2
SC Wiedenbrück
Regionalliga West 2020/2021
Sa, 13. Mrz 2021
- 14:00
SC Preußen Münster
1 0
Rot-Weiss Essen
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