Kaderplanung und Vorbereitung: Gut gerüstet in die neue Saison

2021/2022 - Mannschaft - SC Preußen Münster

Der Kader: Wie sind die Preußen für die kommende Spielzeit aufgestellt?

Tor: In den letzten sieben Spielen hütete Marco Dedovic das Tor für Maximilian Schulze Niehues, der aufgrund einer Handverletzung passen musste. Im letzten Spiel bei Schalke 04 II schnupperte sogar die etatmäßige Nummer drei, Steffen Westphal, Regionalliga-Luft. An der Reihenfolge hat sich jedoch nichts geändert. Schulze Niehues bleibt die unangefochtene Nummer eins im Preußen-Tor, Marco Dedovic und Steffen Westphal reihen sich dahinter ein. Geändert hat sich jedoch der Übungsleiter für die Schnapper. Milenko Gilic, in den letzten Jahren mit hervorragender Arbeit für die Torhüter, strebt verständlicherweise nach Höherem und so kehrte ein alter Bekannter zurück: Carsten Nulle war schon bis 2017 für die Preußen-Torhüter zuständig und ist es ab sofort erneut.

Abwehr: Wie schon weiter oben beschrieben, hapert es in diesem Bereich (noch) an der Quantität, die Qualität ist auf jeden Fall vorhanden. Auf rechts ist Julian Schauerte als Kapitän bestätigt worden und auch in seinem Alter von 33 Jahren eine absolute Bank. Als Back-Up fungiert hier Alex Langlitz, der normalerweise eine Position weiter vorne agiert, allerdings gelernter Verteidiger ist. Innen können Simon Scherder, Marcel Hoffmeier und Jannik Borgmann sowohl als Duo (aus den Dreien logischerweise) oder aber als Dreierkette agieren. Insbesondere Hoffmeier scheint über den Sommer weiter an seiner Physis gearbeitet zu haben und wirkt robuster, hat sein – für einen Innenverteidiger – starkes Tempo jedoch beibehalten. Links soll Marvin Thiel am besten Niklas Heidemann und Lukas Frenkert beide gleichzeitig vergessen machen. Allerdings agierte er beim VfB Lübeck nur sehr selten als Linksverteidiger und wenn überhaupt in einer Fünferkette.

Fadhel Morou war und ist seit einigen Wochen im Probetraining, über eine mögliche Verpflichtung wurde jedoch noch nicht endgültig entschieden. Dass in der Verteidigung noch Bedarf ist bei einer langen Spielzeit inklusive zwei „Pokalhochzeiten“ ist offensichtlich. Hinzu kommt YOUNGSTAR Noah Kloth, der sich in der Vorbereitung zeigen durfte und nun auch seinen Vertrag um drei Jahre verlängerte. Kloth ist zunächst für die A-Jugend eingeplant, kann sich aber dort mit guten Leistungen für die erste Mannschaft empfehlen. Die guten Ansätze waren in den Testspielen durchaus sichtbar.

Mittelfeld: Im letzten Jahr wohl eins der Prunkstücke des SC Preußen war die Zentrale im Mittelfeld. Nachdem Dennis Daube erst einmal in Fahrt kam, zeigte sich, dass wenn überhaupt nur Dennis Grote ein solches Spielverständnis in der gesamten Liga mit sich bringt. Daneben „frisst“ Nicolai Remberg Kilometer um Kilometer und hat statt Urlaub auch noch einmal ein wenig Muskelmasse draufgelegt. Mit Dominik Klann hat man einen soliden Back-Up, der immer da ist, wenn man ihn braucht aber nicht nörgelt.

Für die offensiver ausgerichteten Positionen sind dann Standardexperte Joshua Holtby und, wie schon erwähnt, Jules Schwadorf zuständig. Auch Neuzugang Torben Deters fühlt sich in einer zentralen Rolle sichtlich wohl, aufgrund der Verletzungen von Teklab und Kwadwo musste der Neuzugang aus Lübeck, den man übrigens schon im letzten Jahr gern verpflichten wollte, zuletzt immer öfter auf dem linken Flügel wirbeln.

Apropos Flügel: Vorne rechts geht an Alex Langlitz kein Weg vorbei, auf der linken Seite ist das Rennen nach der Genesung von Kwadwo und Teklab relativ offen. Deters zeigte starke Leistungen dort und auch Teklab deutete in seinen Auftritten gegen Drensteinfurt und Duisburg an, dass er eine Verstärkung sein kann. Kwadwo fehlte in Duisburg noch die Bindung zum Spiel, in Dortmund verletzte er sich schnell, somit kann hier noch keine Bewertung vorgenommen werden. Wer die 3. Liga in den letzten Jahren verfolgt hat, kann sich sicher sein, dass er durchaus das Potential hat, in der Regionalliga West die gegnerischen Abwehrspieler vor Probleme zu stellen.

Sturm: Gerrit Wegkamp ist hier die unangefochtene Nummer eins. Ein kurzer Versuch ihn ins zentrale Mittelfeld scheiterte und wurde offiziell begründet, damit sich Preußen Nummer 25 die Kondition nach seinen Rückenproblemen im Spiel holen könnte. Dennoch ist der gebürtige Ochtruper vorne nicht aus Hildmanns Elf wegzudenken. Neuzugang Jan Dahlke traf in den vergangenen Jahren von der Verbands- bis in die Oberliga wie er wollte, der Sprung in die Spitzengruppe der Regionalliga dürfte allerdings sein bisher größter sein. Dennoch bringt der gelernte Bauzeichner ein interessantes Element im Sturm ein.

Während Wegkamp läuferisch und als mitspielender Mittelstürmer gefragt ist, bringt Dahlke die Physis mit als Wandspieler agieren zu können und den Ball abschirmen zu können, damit der Rest der Mannschaft nachrücken kann. Nummer drei im Sturm (und das ist nicht als qualitative Reihenfolge anzusehen) ist Deniz-Fabian Bindemann, der sich in den letzten zwölf Spielen der Rückrunde sowohl in die Herzen der Fans, als auch in die Mannschaft schoss. Acht Tore standen am Ende für den Münsteraner Jungen, der auch in dieser Saison noch A-Jugend spielen könnte. Seine Torriecher stellte er in der Vorbereitung erneut unter Beweis, auch wenn Hildmann ihn phasenweise auf dem Flügel testete.

Aber vielleicht war auch das nur als Maßnahme zur Konditionsstärkung zu verstehen. Insgesamt haben die Preußen an vorderster Front eine interessante Mischung aus verschiedenen Spielertypen. Dahlke als sogenannter „Wandspieler“, Wegkamp für die spielerische als auch läuferische Komponente und Bindemann mit seinem Torriecher.

Fazit

Insgesamt bemerkte Sascha Hildmann, dass die Qualität dieses Kaders höher sei, als in der vergangenen Spielzeit. Das mag durchaus eine realistische Einschätzung sein, dürfte aber auch daran liegen, dass die Mannschaft eingespielt ist und vor allem ein Großteil des Teams die gesamte Vorbereitung durchziehen konnte. Eine komplette Kompensation der Abgänge fehlt jedoch noch, hinten links dürfte bis zum 31.08. auf jeden Fall noch etwas passieren. Ebenso könnte die Innenverteidigung noch um ein Puzzlestück erweitert werden. Dies hängt jedoch an der Vertragsauflösung von Van Eijma. Im Idealfall ist der Neuzugang dort auch befähigt auf der Sechserposition zu agieren, falls Dennis Daube ausfallen sollte.

Die letzte offene Stelle – so wurde es kommuniziert – soll ein Offensivallrounder ausfüllen, der vorne variabel einsetzbar ist. Für sämtliche Positionen kursieren derzeit in den Medien keine Namen. Wenngleich das Spekulieren natürlich Spaß macht, spricht dies jedoch für die seriöse Arbeit, die beim SCP derzeit verrichtet wird. Je nach Abschneiden im DFB-Pokal (auch wenn es eine Sensation wäre) kann natürlich noch am Ende der Transferphase auf ein Last-Minute-Schnäppchen gehofft werden, Hildmann und Niemeyer betonen jedoch immer wieder, wie zufrieden sie mit der Mannschaft sind und vor allem mit ihrem Charakter. Nach der abgelaufenen Saison haben sich beide auch genug Kredit erarbeitet, dass man ihren Aussagen durchaus Glauben schenken darf.

Prognose: wo landet der SCP?

Es ist die immer wiederkehrende Frage vor jeder Saison: wo könnte die Mannschaft am Ende landen? Niemand kann hellsehen, insofern ist dies immer ein wenig ein Blick in die Glaskugel. Nachdem Essen und Dortmund II in der vergangenen Saison einsam ihre Kreise zogen, dürfte es nun womöglich eine ausgeglichenere Liga werden. Natürlich ist Essen der große Favorit. Der teuerste Kader, das meiste Geld, eine vernünftige Infrastruktur. Es liegt auf der Hand, dass der Club aus dem Ruhrgebiet wieder hoch möchte. Mit Janjic, Dürholtz, Langesberg oder Holzweiler wurde wieder Qualität geholt, insbesondere Janjic dürfte trotz seines Alters noch eine Offensivwaffe in Liga 4 darstellen.

Dahinter dürfte sich ein breiteres Verfolgerfeld aufstellen. Neben den Preußen, die vielleicht der Konkurrenz noch ein wenig voraus sind, sind an dieser Stelle Wuppertal (Verpflichtungen von Heidemann, Backszat oder Prokoph), Oberhausen (Holthaus, Klaß) oder Fortuna Köln (Marquet, Imbongo) zu nennen, die Ansprüche anmelden werden.

Das A und O für Preußen wird die mannschaftliche Geschlossenheit sein und vor allem die Frage, wie man mit dem erhöhten Druck umgehen wird. Die Rückrunde war grandios, aber im Endeffekt konnte das Team von Sascha Hildmann unbeschwert aufspielen. Darüber hinaus gilt es eine Phase wie letztes Jahr im November abzustellen, die Konstanz der Rückrunde also auf eine gesamte Saison zu spiegeln.

Sollte dies gelingen haben die Adlerträger durchaus das Potential wieder in die 3. Liga zurückzukehren. Der Weg dahin ist lang, in der letzten Saison wurde zumindest schon ein Teil geebnet. Und auch wenn Reviersport es in den letzten Wochen versuchte, die Preußen aufgrund der Testspiele in die Favoritenrolle zu schieben: Das ist der SC Preußen (noch) nicht. Aber die Ansprüche sind nach der letzten Saison mit Sicherheit nicht kleiner geworden. Oder wie Sascha Hildmann es in der Trainer-Umfrage nannte: Man möchte sich nach dem dritten Platz im letzten Jahr verbessern. Wollen wir es hoffen, am besten direkt um zwei Plätze!

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