Packender Pokalfight im Preußenstadion

2021/2022 - Spielbericht - SC Preußen Münster - Hertha BSC 1:3
Quelle: SCP

In der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals gab sich niemand geringeres als der selbsternannte „Big City Club“ Hertha BSC im Preußenstadion die Ehre. Trotz der frühen Anstoßzeit um 18:30 waren die gut 11.000 zur Verfügung stehenden Tickets schnell vergriffen, sodass sich endlich wieder eine fünfstellige Kulisse ein Preußen-Spiel anschauen durfte.

Frühe kalte Dusche

Der Münsteraner Coach Sascha Hildmann vertraute an diesem relativ milden Oktoberabend exakt der Startformation, die zuletzt in Bonn einen überzeugenden Auftritt hinlegte und gewann. Getragen von einem lauten Stadion wollte man die Alte Dame ärgern und das Spiel lange offen halten, doch der erste Schockmoment ereignete sich bereits nach guten zwei Minuten. Die Hertha kombinierte sich bis vor das Preußen-Tor, wo Jovétic ziemlich ungestört den Führungstreffer für den Favoriten erzielen konnte. War es das also bereits mit der Hoffnung auf eine Pokalsensation? Mitnichten!

Je länger die Partie dauerte, desto besser kam der Underdog aus Münster in die Partie. Nachdem die Hertha zunächst noch zwei gute Gelegenheiten auf das 0:2 hatte, wurden die Gastgeber langsam spielbestimmend und erarbeiteten sich besonders durch Deters (nach einem starken Dribbling von Henok Teklab) sowie durch einen Kopfball von Gerrit Wegkamp die ersten großen Chancen auf den Ausgleich. Nach und nach wurde die Partie dann wieder ausgeglichener und die Hertha fand allmählich wieder zurück ins Spiel. Trotzdem wurde langsam jedem klar, dass an diesem Tage unter dem Flutlicht des Preußenstadions eine Sensation möglich war. Die Mannschaft wirkte spritzig, sie wirkte konzentriert und sie hatte den unbedingten Willen, den Favoriten aus der Hauptstadt zu ärgern.

Das Preußenstadion bebt

Kurz vor der Pause war es dann tatsächlich soweit: Zunächst umkurvte Alexander Langlitz den in schweinchenrosa spielenden Hertha-Keeper Schwolow sehenswert, doch sein Schussversuch prallte nur an den Pfosten. Den Abpraller nutzte Thorben Deters dann aber aus und erzielte den vielumjubelten Ausgleich im Tollhaus Preußenstadion. Das Publikum war nun endgültig wach und peitschte die Adlerträge nach vorne. Die Berliner wirkten nun nervös und ein weiteres Tor vor der Pause wirkte möglich.

Einen herben Dämpfer mussten Mannschaft und Fans dann aber kurz vor der Pause doch hinnehmen: Nach einer Schwalbe flog Nicolai Remberg mit gelb-rot vom Platz. Eine total unnötige Ampelkarte, die der Schiedsrichter mit etwas mehr Fingerspitzengefühl wohl hätte stecken lassen können.

Apropos Schiedsrichter: Der Osnabrücker (!) Frank Willenborg (der im übrigen auch das Pokalspiel 2009 gegen die Berliner leitete) war als Unparteiischer auf dem Platz unangenehm auffällig. Eine klare Linie war nicht erkennbar, während auf Preußen-Seite gefühlt jeder Zweikampf eine gelbe Karte nach sich zog, ließ er beim „Big City Club“ die Karten in aller Regel stecken. Und eine kleine Anmerkung in Richtung des DFB: Ist es wirklich sinnvoll, einen Schiedsrichter aus Osnabrück bei einem solchen Spiel einzusetzen? Es ist doch klar, dass sowas für Aufmerksamkeit und Unruhe sorgt. Es wäre schließlich auch kaum vorstellbar, dass die feinen Herren des Fußballverbandes einen Referee aus Gelsenkirchen in Dortmund, einen Kölner in Mönchengladbach oder einen Hamburger in Bremen pfeifen lassen würden, oder?

Der dezimierte Viertligist bestimmt das Spiel

Nach dem Schock kurz vor der Pause, befürchtete man auf den Rängen, dass Münster dieses Spiel nun aus der Hand geben könnten, doch solche Befürchtungen waren im Kreise der Mannschaft offensichtlich kein Thema. Mit einer beeindruckenden „Jetzt erst Recht!“-Einstelllung waren es die Preußen, die deutlich besser ins Spiel fanden. Besonders Deters hatte den Führungstreffer auf dem Fuß. Nicht auszudenken, was dann im weiten Rund des Stadion los gewesen wäre… Zwingend wurden die Chancen in der Folge meist nicht, doch auch defensiv ließen die Preußen wenig zu.

Am Ende kam es dann aber doch nicht zur Überraschung, weil der eingewechselte Ishak Belfodil nach 78 Minuten wie aus dem Nichts das 2:1 für die Berliner erzielte. Verunsichert wirkten die Preußen in der Folge nicht, der Siegeswille war weiter sichtbar, doch als nach 83 Minuten auch noch das 3:1 durch Marco Richter fiel, war die Partie entschieden. Was die beeindruckende Leistung der Adlerträger, die eine komplette Halbzeit in Unterzahl agierten, aber belegt, ist die Statistik: Bei 19:19 Schüssen war wahrlich kein Klassenunterschied zu erkennen und jeder Münsteraner kann absolut stolz auf die bärenstarke Leistung ihrer Preußen sein!

Die Atmosphäre in der Antikarena

Nun noch ein paar Worte zum Drumherum und zur Stimmung im Preußenstadion: Das Ultra-Kollektiv rund um Fede Nerblo nahm ihren Support trotz 2G wieder auf. Die Gründe hierfür benannten sie in einem Flyer, worin sie erklärten, dass keinerlei Aussicht auf Besserung bestehe und die Stadt Münster nicht kompromissbereit sei, obwohl in vielen anderen Städten mit einer deutlich geringeren Impfquote die Stadien unter Einhaltung von 3G oder sogar völlig frei besucht werden können. Deshalb entschied man sich aus reinem Pragmatismus dazu, die Mannschaft nicht länger im Stich zu lassen und diese wieder zu unterstützen. Aus meiner Sicht eine absolut richtige und wichtige Entscheidung.

Nur weil wieder Ultras im Stadion sind, wird die Stimmung aber nicht automatisch gut. Eine gute Stimmung herrscht nur, wenn der Rest des Stadions ebenfalls lauthals mitzieht und genau das ist am gestrigen Abend des Öfteren auf beeindruckende Art und Weise geschehen. Besonders in Drangphasen und natürlich nach dem Tor wurde im gesamten Stadion eine brachiale Lautstärke erreicht, die das Preußenstadion wohl schon lange nicht mehr erlebt habt (auch vor Corona nicht).

Einen großer Gänsehautmoment folgte dann nach dem Spiel, als sich die Mannschaft den wohlverdienten Applaus der Fans abholte. Beim obligatorischen „Alle zusammen für Preußen Münster“ stimmte plötzlich die gesamte Ostkurve mitsamt der Gegengeraden und der Tribüne in den Gesang mit ein. Ein herrliches Bild, als plötzlich mehrere Tausend Hände in den Abendhimmel gereckt wurden, um den sensationellen Fight unserer Mannschaft zu honorieren. Danke Münster! Das war auf jeder Ebene ein beeindruckender Abend!

Und by the way: Am Freitag steht gegen die Zweitvertretung des FC Schalke das nächste Heimspiel an. Der Aufstiegszug ist noch längst nicht abgefahren und dieses Spiel ist mindestens genauso wichtig wie das Pokalspiel. Also kommt auch am Freitag ins Stadion und unterstützt unsere Jungs!

ALLE ZUSAMMEN FÜR PREUSSEN MÜNSTER!


Daten zum Spiel

SCP: Schulze Niehues – Schauerte, Ziegele, Hoffmeier, Thiel (Dahlke, 84.) – Remberg, Klann, Deters (Farrona Pulido, 82.) – Langlitz (Hemmerich, 69.), Wegkamp, Teklab

Hertha: Schwolow – Zeefuik, Gechter, Boyata, Plattenhardt – Tousart, Darida (Serddar, 54.) – Ekkelenkamp (Richter, 54.), Jovetic (Maolida, 77.), Jastremski (Belfodil, 71.) – Selke (Piatek, 77.)

Tore: 0:1 Jovetic (3.), 1:1 Deters (43.), 1:2 Belfodil (79.), 1:3 Richter (83.)

Gelbe Karten: Remberg, Schauerte, Langlitz, Klann / Ekkelenkamp, Belfodil

Zuschauer: 11.037

Schiedsrichter: Frank Willenborg


Stimmen zum Spiel von nullsechs.tv

Highlights der Sportschau

„Alle zusammen für Preußen Münster“ von Münster 4 Life


 

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