Chaotischer Spieltag in Aachen

2022/2023 - Spielbericht - Alemannia Aachen - SC Preußen Münster - 4:2
Quelle: SCP

22 Spiele in Folge ohne Niederlage. Diese beeindruckende Serie der Adlerträger riss im Nachholspiel auf dem Aachener Tivoli, weil die Preußen insbesondere in der Defensive nicht die gewohnte Leistung auf den Rasen bringen konnten und sich dadurch vier Gegentore gegen die Alemannia einfingen. Auch abseits des Platzes war es ein chaotischer Spieltag.

Chaotische Anreise

Für etwa die Hälfte der rund 1.500 Münsteraner Fans, die die rund 200 km lange Reise ins Dreiländereck antraten, war bereits die Anreise mit viel Stress und Aufregung verbunden. Zunächst hatte der sehr kurze und dadurch volle RE42 in Richtung Mönchengladbach massiv Verspätung (zeitweise von einer ganzen Stunde), sodass der vorgesehene Anschluss in Mönchengladbach natürlich nicht erreicht werden konnte. Die anschließende Fahrt mit dem RE4 in Richtung Aachen war zunächst etwa 10 Minuten verspätet und es machte sich langsam Unruhe im Zug breit, ob man pünktlich zum Anpfiff im Tivoli sein könne. Diese Sorgen verflogen jedoch relativ schnell, als der Lokführer durchgab, dass der Anpfiff auf 14:30 Uhr verschoben wurde. Nun saß (oder stand) man also zunächst deutlich entspannter Zug, bis an einem kleinen Vorstadt-Bahnhof (Übach-Palenberg) plötzlich etwa 30 vermummte Aachener den Bahnhof stürmten und den Regionalexpress versuchten anzugreifen. Bis auf ein paar geworfene Gegenstände passierte zwar nicht viel und die Angreifer flüchteten schnell, als Münsteraner und die Polizei aus dem Zug kamen, doch ein fader Beigeschmack bleibt hängen. Im Zug befanden sich schließlich nicht nur Fußball-Fans, sondern auch normale Reisende, die von der gesamten Situation natürlich massiv verängstigt wurden.

Als die Fahrt nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt werden konnte, wurde zwei Stationen vor dem Zielbahnhof plötzlich der hintere Zugteil abgekoppelt, sodass sich nun alle Fahrgäste in den hoffnungslos überfüllten vorderen Waggon quetschen mussten. Nachdem man dann am Aachener Hauptbahnhof in abermals überfüllte Busse gequetscht wurde, die gefühlte Ewigkeiten warten mussten, bis sie endlich abfuhren, wurde endlich das Stadion erreicht.

Chaotischer Spielbeginn

Der ohnehin schon um 30 Minuten verschobene Anpfiff wurde durch weiteres Chaos dann nochmals um rund sechs Minuten verzögert, weil auf Seiten der Aachener Fans ein großes Banner hing, welches Pyrotechnik verherrlichen sollte. Die Aachener Fanszene war wohl unzufrieden, weil ihnen von den Sicherheitsbehörden im Vorfeld der Partie eine Choreo verboten wurde. Der Schiedsrichter (oder wer auch immer?) ließ daraufhin verlauten, dass das Spiel erst angepfiffen werden würde, wenn das Banner entfernt wird. Dies passierte natürlich nicht sofort, doch irgendwann hatten die Aachener Fans ein Einsehen und rollten das Plakat ein. Daraufhin konnte die Partie endlich angepfiffen werden, auch wenn jetzt gelber Rauch aus der Fankurve auf das Spielfeld zog. Dies schien den Schiedsrichter aber kurioserweise nicht zu stören.

Chaotisches Fußballspiel

Doch bei all den Begleiterscheinungen wurde tatsächlich auch Fußball gespielt: Preußen-Coach Sascha Hildmann vertraute der gleichen Elf, die in der Vorwoche den SV Rödinghausen besiegte. Die Adlerträger starteten gut in die Partie, wobei Deters und Bouchama bereits früh große Chancen auf den Führungstreffer hatten. Völlig unerwartet waren es nach 11 Minuten aber die Aachener, die mit ihrem ersten Angriff in Führung gingen. Jannik Mause hatte viel zu viel Platz und konnte den Ball aus spitzem Winkel in die lange Ecke des Münsteraner Tores befördern. Kurz darauf erzielten die Kaiserstädter nach einem Standard sogar das 2:0, welches aber glücklicherweise wegen Abseits aberkannt wurde.

Einige Zeit später wurde Bouchama im Strafraum der Hausherren zu Fall gebracht, woraufhin der Schiedsrichter Exuzidis auf den Punkt zeigte. Den folgenden Strafstoß verwandelte Lorenz eiskalt zum 1:1. Nur wenige Zeigerumdrehungen danach drehten die Preußen das Spiel sogar, nachdem Lorenz eine Flanke zielgenau auf den Kopf von Thorben Deters schlug, der den Ball zur 2:1-Führung ins Netz köpfte.

Die Führung für schwarz-weiß-grün hielt jedoch gerade einmal drei Minuten, weil die Münsteraner Defensive zum wiederholten Male äußerst unsortiert war und Jannik Mause einen Freistoß völlig ungestört verwerten konnte. Letztendlich ging es nach einer wilden ersten Halbzeit mit 2:2 in die Kabinen.

Chaotischer Wiederanpfiff

Das nächste Chaos folgte unmittelbar nach der Halbzeitpause. Im Münsteraner Block wurde eine Blockfahne mit dem preußischen Adler ausgebreitet, die die Fluchtwege verdeckte. Erneut entschied sich der Schiedsrichter (oder wer auch immer?) dazu, dass die Partie erst wieder angepfiffen wird, wenn die Fluchtwege frei seien. Dass diese Forderung auch diesmal auf wenig Gegenliebe stieß, liegt auf der Hand, sodass es erneut zu Verzögerungen kam. Nach einigen Diskussionen zwischen Ultras und dem Sicherheitsbeauftragten pfiff Exuzidis die Partie wieder an, woraufhin im Preußen-Block massiv Pyrotechnik gezündet wurde. Dies störte den Schiedsrichter aber auch diesmal nicht wirklich, sodass dadurch kein Einfluss auf das Spiel genommen wurde. Das machte schon alles einen sehr seltsamen Eindruck.

Chaotische Abwehrleistung

Doch nun zurück zum Sportlichen: Hildmann wechselte zur Pause den akut rotgefährdeten Bouchama aus und schickte dafür Henok Teklab auf das Spielfeld, der mit einem gefährlichen Dribbling im Aachener Strafraum sofort für Furore sorgte. Kurz darauf zeigten sich aber erneut erschreckende Schwächen in der Münsteraner Verteidigung, die Lukas Wilton für die Alemannia-Führung nutzen konnte. Bei einer Ecke fühlte sich niemand für Wilton zuständig, sodass er nahezu ohne Gegenwehr zum Kopfball ansetzen und treffen konnte.

Vonseiten der Preußen kam in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel und die Offensive war ebenfalls so gut wie abgemeldet. Stattdessen hakte es weiterhin im Getriebe und nur zwei Minuten nach dem Rückstand hätte bereits das 4:2 fallen können, nachdem die Aachener mit viel Platz auf das Tor zuliefen und Scherder den Ball noch so gerade eben von der Linie kratzen konnte. In der 66. Minute fiel das vierte Tor für die Gastgeber dann aber doch noch, weil Hahn im Laufduell mit Ramaj den Kürzeren zog und dieser, wieder einmal völlig freistehend, den Ball an Schulze Niehues vorbei ins Netz beförderte.

Letztendlich blieb es bei dem enttäuschenden 4:2 und die Serie der Adlerträger ist gerissen. Nichtsdestotrotz rangiert der SCP mit vier Punkten Vorsprung auf dem ersten Tabellenplatz und spielt bislang eine starke Saison. Dies wussten auch die mitgereisten Fans zu würdigen und empfingen die Mannschaft nach dem Spiel mit aufmunterndem Applaus und Spitzenreiter-Rufen. Zudem wurde dem Jubilar Simon Scherder von den Ultras mittels eines Spruchbandes dafür gedankt, dass er nun seit 10 Jahren für den SCP die Knochen hinhält (dazu ein Interview mit Scherder). Also: Mund abwischen, Kopf hoch, weitermachen!

Chaotische Heimreise

Und zuletzt noch ein Zusatz für unsere Chaos-Rubrik: Nachdem zuvor angekündigt wurde, dass die Zug-Besatzung mit Bussen zum Aachener Bahnhof gebracht werden sollte, wunderten sich die Businsassen über die ungewöhnlich lange Fahrt und fragten sich, wo die Reise hinführt. Irgendwann erreichte die Kolonne den Bahnhof in Herzogenrath, um hier in einen von der Polizei aufgehaltenen Regionalexpress einzusteigen. Das nächste Durcheinander ereignete sich daraufhin am Mönchengladbacher Hauptbahnhof. Zunächst wurde verkündet, dass der Regelzug zu voll sei und deshalb ein Entlastungszug für die Preußen-Fans organisiert wurde. Nur wenige Minuten nach dieser Meldung wurde dann aber der Ausfall eben dieses Entlastungszuges bekannt gegeben. Nach einigem Hin und Her, weil weder die Polizei noch sonst irgendwer Angaben dazu machen konnte, wie man nun am geschicktesten nach Münster fährt, teilte sich die Masse auf und fuhr über verschiedene Wege in verschiedenen hoffnungslos überfüllten Zügen zurück ins schöne Münsterland.

Alle zusammen für Preußen Münster!


Daten zum Spiel

SCP: Schulze Niehues – Langlitz, Scherder, Hahn, Lorenz (Ghindovean, 83.) – Remberg, Grote (Bindemann, 70.), Bouchama (Teklab, 46.) – Oubeyapwa, Wegkamp, Deters
Aachen: Bangsow – Müller, Heinze, Uzelac, Oeßwein – Held (Imbongo, 70.), Bajric (Korzuschek, 60.), Wilton, Damaschek (Schmitt, 80.) – Ramaj, Mause

Tore: 0:1 Mause (11.), 1:1 Lorenz (23.), 2:1 Deters (26.), 2:2 Mause (29.), 2:3 Wilton (54.), 2:4 Ramaj (66.)

Gelbe Karten: Ramaj / Lorenz, Bouchama, Remberg

Zuschauer: 9.900

Schiedsrichter: Leonidas Exuzidis


Zusammenfassung von sporttotal.tv

Stimmen zum Spiel von nullsechs.tv


Der Spieltag

Regionalliga West 2022/2023
SC Wiedenbrück
5 0
Rot Weiss Ahlen
Regionalliga West 2022/2023
1. FC Köln II
4 1
Rot-Weiss Oberhausen
Regionalliga West 2022/2023
SV Straelen
0 1
1. FC Düren
Regionalliga West 2022/2023
1. FC Bocholt
2 2
Wuppertaler SV
Regionalliga West 2022/2023
SG Wattenscheid 09
3 0
SC Fortuna Köln
Regionalliga West 2022/2023
SV Rödinghausen
2 0
FC Schalke 04 II
Regionalliga West 2022/2023
SV Lippstadt 08
1 4
FC Kaan-Marienborn
Regionalliga West 2022/2023
Borussia Mönchengladbach II
3 0
Fortuna Düsseldorf II
Regionalliga West 2022/2023
Alemannia Aachen
4 2
SC Preußen Münster
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