Die Aufstiegs-Entscheidung ist vertagt
Es schien am Sonntag-Morgen so, als sei alles angerichtet für einen perfekten Fußball-Tag mit unvergesslichen Aufstiegsfeierlichkeiten. Bereits einige Stunden vor Anpfiff waren viele Münsteraner im 25.000-Einwohner-Städtchen Verl unterwegs. Im Gästeblock durften zwar nur 1.800 SCP-Fans das Spiel verfolgen, doch im gesamten ausverkauften Verler Stadion tummelten sich viele weitere Schwarz-Weiß-Grüne, sodass das Stadion fest in Preußen-Hand war.
Party-Stimmung bereits vor dem Anpfiff
Schon deutlich vor dem Spielbeginn um 16:30 Uhr stimmten sich die Preußen-Fans, die aufgrund eines Aufrufs der aktiven Fanszene nahezu vollständig im Trikot anreisten, auf die Partie ein. Die Stimmung im Gästeblock, der irgendwie etwas zu voll wirkte, war bereits jetzt am Siedepunkt angelangt. Jeder Fan malte sich bereits aus, wie die Jubelszenen nach dem Spiel auf dem Verler Rasen aussehen könnten, wie die feuchtfröhliche Rückreise angetreten wird und wie die folgende Nacht in Münster zum Tag gemacht wird. Leider wurde die Aufstiegs-Entscheidung allerdings vertat, da die gastgebende Mannschaft offensichtlich nicht angetreten war, um den Feierlichkeiten des SCP beizuwohnen. Dies zeigten sie über 90 Minuten, sodass es dem SCP schwerfiel, sich gegen kompakte und robuste Ostwestfalen durchzusetzen.
Für die Partie beim SC Verl veränderte Preußen-Coach Sascha Hildmann die Anfangsformation auf einer Position: Für Yassine Bouchama rückte Daniel Kyerewaa in die erste Elf, der allerdings wenig Zugriff auf das Spiel bekam. Von Beginn an waren die Adlerträger durch ein hohes Pressing und ein aggressives Anlaufen bemüht, sofort die Spielkontrolle zu übernehmen. Allerdings ließen sich die Gastgeber hiervon nicht beeindrucken und verhinderten es so, dass die Preußen ihr starkes Spiel vom vergangenen Wochenende gegen Saarbrücken erneut durchziehen konnten.
Dadurch entwickelte sich ein insgesamt eher ereignisarmes Spiel zwischen zwei ähnlich starken Mannschaften, auch wenn die Verler insgesamt wohl das etwas bessere Team waren. Die erste richtig große Torgelegenheit ergab sich nach einer knappen halben Stunde aber dennoch für den SCP. Johnny Grodowski brachte eine scharfe Hereingabe in den Strafraum, die Innenverteidiger Paetow klar mit dem Arm abwehrte. Der Pfeife des Unparteiischen blieb aber leider stumm. Somit ging es letztendlich mit einem torlosen Remis in die Kabinen.
Preußen gerät in Rückstand
Nach dem Pausentee war es den Adlerträgern anzumerken, dass dieses Spiel unbedingt gewonnen werden sollte. Noch früher als zuvor wurden die Verler im Spielaufbau gestört und mit vielen Flanken und Standards wurde Ball unzählige Male vor das gegnerische Tor bugsiert. Die Hintermannschaft des SCV agierte aber weiterhin clever, sodass es selten wirklich brenzlig wurde. Den Nackenschlag gab es dann nach einer guten Stunde. Ein abgefälschter Schuss landete irgendwie auf dem Kopf von Lars Lokotsch und plötzlich führten die Gastgeber mit 1:0. Einige Zeigerumdrehungen später wechselte Hildmann das Sturmduo aus Batmaz und Grodowski aus, die beide selten ihre Qualitäten zeigen konnten. Stattdessen sollten Wegkamp und Steczyk neue Impulse bringen.
Die Münsteraner rannten in der Folge unermüdlich auf das Tor der Verler an, doch es schien wie vernagelt zu sein. Meist scheiterten die Angriffsversuche spätestens an der Strafraumkante, doch auch SCV-Keeper Unbehaun konnte mit einer Glanztat den Ausgleich verhindern. Zudem wurde den Preußen ein Treffer wegen Abseits (zurecht) aberkannt. Es war so ein Spiel, bei dem man das Gefühl hatte, dass auch noch zwei Stunden gespielt werden könnten, ohne dass der Ball im Netz zappeln würde. Natürlich hoffte man trotzdem bis zum Ende darauf, dass zumindest ein Punkt aus Ostwestfalen entführt werden könnte. Diese Hoffnungen zerschlugen sich aber mit dem 2:0 in der 95. Minute, sodass die bittere Niederlage amtlich war. Mit etwas mehr Spielglück hätte das Spiel sicherlich auch anders ausgehen könnte, doch leider muss man anerkennen, dass die Verler ein gutes Spiel ablieferten und am Ende verdientermaßen ihren Heimsieg feiern durften.
Zwei Matchbälle folgen noch
Bei aller Enttäuschung über die verpasste Chance zum vorzeitigen Aufstieg muss uns eines klar sein: Verloren hat der SC Preußen am Sonntag noch gar nichts. Der Aufstieg liegt mit einem Heimsieg gegen Unterhaching immer noch in unserer eigenen Hand. Dann feiern wir eben im Preußenstadion die Rückkehr in die 2. Bundesliga und machen dann halt die Nacht am kommenden Wochenende zum Tag! Lasst uns am Samstag gemeinsam das Preußenstadion zum Kochen bringen und unsere überragende Mannschaft nach vorne peitschen, damit unser aller Traum in Erfüllung gehen kann!
Und was würde passieren, wenn auch dieser Matchball liegen gelassen wird? Auch dann ist noch nichts verloren, denn so oder so würde uns noch die Relegation bleiben, um die ohnehin schon fantastische Saison zu krönen. Vermutlich sind wir mittlerweile alle an dem Punkt angekommen, an dem niemand mehr so wirklich Lust auf den Umweg Relegation hat, aber dennoch besteht diese Option noch. Der Druck für den kommenden Samstag ist also gar nicht so hoch, wie es vielleicht scheint.
Alle zusammen für Preußen Münster
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Die Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – ter Horst, Koulis, Hahn, Böckle (Scherder, 85.) – Kyerewaa (Oubeyapwa, 70.), Mrowca (Grote, 85.), Bazzoli, Lorenz – Batmaz (Wegkamp, 69.), Grodowski (Steczyk, 69.)
Verl: Unbehaun – Knost, Paetow, Mikic, Ochojski – Benger (Kammerbauer, 45.) – Nadj (Mehlem, 75.), Baack – Wolfram (Mittelstädt, 87.) – Otto (Taz, 87.), Lokotsch
Tore: 0:1 Lokotsch (61.), 0:2 Taz (90.+5)
Gelbe Karten: Nadj, Mikic, Baack / Hahn, Koulis, Kyerewaa
Zuschauer: 5.027
Schiedsrichter: Dr. Robin Braun