Nach 33 Jahren wieder 2. Bundesliga
Der SC Preußen Münster ist zurück in der 2. Bundesliga. Mit dem 2:0 gegen Unterhaching im letzten Heimspiel 23/24 zog der SC Preußen Münster das direkte Aufstiegsticket. Selbst ein Unentschieden hätte am Ende gereicht, da der SSV Jahn Regensburg gegen den 1. FC Saarbrücken verlor. Egal! Was in den letzten beiden Jahren, aber vor allem in der ersten Saison nach dem Drittliga-Aufstieg passiert ist, kann man eigentlich noch immer nicht so recht in Worte fassen. Vom Ziel Klassenerhalt rutschte der SCP als zweitbeste Rückrundenmannschaft mit 42 Punkten in die obere Tabellenhälfte auf einen direkten Aufstiegsplatz. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Preußen auch viel Hilfe von den anderen Mannschaften erhielten, Regensburg und Dresden am Ende kaum performten und eine grandiose Ausgangslage zur Winterpause, verspielten.
Am Ende entschieden Teamgeist, Kontinuität, Geschlossenheit und absoluter Wille den Aufstiegskampf in dieser Saison.
Die letzte Spielzeit in der 2. Bundesliga
Bevor wir auf die Ereignisse von Samstag und Sonntag kommen, erinnern wir uns noch einmal zurück. Die letzte Spielzeit des SC Preußen Münster im Unterhaus der Bundesliga war 1990/1991. Die Preußen starteten vor 10.000 Zuschauern gegen den SC Fortuna Köln und gewannen 2:0. Doch danach entwickelte sich die Saison zu einem Fiasko. Mit 29 Punkten stieg der SCP am Ende als Drittletzter verdient ab und verschwand für sehr viele Jahre in der Oberliga bzw. Regionalliga West/Nord. Das letzte Spiel in der 2. Bundesliga fand an der Hammer Straße statt. 1.500 Zuschauer wollten sich noch den SCP antun und sahen eine 2:3 Heimniederlage gegen den FSV Mainz 05, wo zu der Zeit noch Jürgen Klopp im Sturm spielte.
Wie gesagt, verschwand der SCP dann lange Zeit. Man muss aber zugeben, dass der SCP nach dem damaligen Abstieg zweimal Meister wurde, dann aber in den beiden Aufstiegsrunden am Wuppertaler SV und RW Essen scheiterten. Oft folgten dann über Jahre hinweg Saisons, wo der SC Preußen nur Mittelmaß war. Der SCP lag beim Zuschauerschnitt bei zwischen 2.000 – 3.500 Zuschauern. In der neu gegründeten Regionalliga Nord kam dann aber wieder ein Lichtblick. In der ersten Saison spielte man um den Aufstieg, konnte am Ende nur den 5. Platz belegen. Weitere fünf Jahre folgten dann regelrecht nur Saisons, wo der SCP gegen den Abstieg spielte, ehe man dann im 100. Jahr des Vereins in die Viertklassigkeit abstieg.
Erst mit dem Aufstieg 2011 kam wieder Leben in den Verein. Dank vieler guter Jahre, einem fast Aufstieg unter Pavel Dotchev, war der SCP seit Jahren wieder sexy. Die Zuschauer fanden wieder gefallen an Münsters größtem Verein, was auch dank einer attraktiven 3. Liga und guten Leistungen zustande kam. Erst unter Corona ging es dann wieder runter. Man stellte sich neu auf. Entscheidend sind die Umstände, dass Sascha Hildmann auch nach dem Abstieg Trainer blieb und man mit Peter Niemeyer den wohl besten sportlichen Leiter finden konnte.
Die Preußen spielten oben mit, konnten die Corona-Zeit gut überstehen und bauten in den Jahren der Regionalliga ein gutes Gefüge auf. Der knapp verpasste Aufstieg 21/22 ließ alle noch ein Stück enger zusammen rücken. Was danach folgte, wissen alle. Der ersehnte Aufstieg in die 3. Liga.
Fanmarsch und Blitzstart
Bereits in der vergangenen Saison gab es zu wichtigen Spielen und auch beim Aufstiegsspiel gegen Düsseldorf II einen Fanmarsch. Diese waren immer gut besucht und man schwor sich für die wichtige Aufgabe immer wieder ein. Auch gegen die Spielvereinigung Unterhaching rief die aktive Fanszene zum Marsch auf. Laut der Polizei Münster nahmen 4.000 Fans am Marsch vom Aasee in Richtung Preußenstadion teil. Alleine diese Anzahl zeigt, wie sehr man diese Chance, Aufstieg in die 2. Bundesliga, wollte.
Im Stadion machten die Fans dann im Rund weiter. Die aktive Fanszene im Block N empfing die Mannschaft mit einem riesigen Banner am Zaun, wo „UNSERE TRÄUME – DEINE ZIELE“ zu lesen war. Untermauert wurde diese Choreo mit zahlreichen kleinen Fahnen und sehr vielen grünen Rauchtöpfen. Insgesamt war die Stimmung lauter als noch vor etwa einem Jahr. Richtig stark und Gänsehaut pur!
Und die Mannschaft sorgte dann zudem für noch mehr Emotionen und die beste Einleitung in so einer wichtigen Partie. Schon mit dem Anstoß durch den SCP, war die Marschroute klar. Mutig und offensiv vorne anlaufen und den Gegner unter Druck setzen. Bereits nach einer Spielminute verzeichnete der SCP wichtige Ballgewinne im Mittelfeld und setzte die Spielvereinigung mit sehr hohem Pressing unter Druck. In Folge erhielten die Preußen durch den mutigen Einsatz ihre erste Ecke, welche abgefeiert wurde, wie ein Tor. Es war so ein positives Knistern im Stadion zu spüren, was seinesgleichen sucht.
Und dann nimmt die Geschichte eben seinen Lauf und bleibt einfach auch ein wenig bekloppt. Denn die Ecke, getreten auf den kurzen Pfosten durch Marc Lorenz, prallte von Bazzoli und Scherder Richtung Strafraumgrenze ab, wo Sebastian Mrowca goldrichtig stand und direkt abzog. Sein erster Schuss konnte noch vom Hachinger-Verteidiger entschärft werden, landete aber wieder bei Mrowca, der fast im Liegen nochmal draufhielt und der Ball abgefälscht im Kasten der Spielvereinigung landete. Ekstase pur an der Hammer Straße. Fun fact und weil diese Geschichte eben verrückt ist. Es war Mrowcas erster Treffer überhaupt in dieser Saison und sein erster Treffer seit 2018.
Die Preußen hielten das Tempo hoch, kamen immer wieder gefährlich in die Nähe der Box oder über Standards zu Möglichkeiten. Richtig gefährlich war allerdings nur ein Schuss von Lorenz in der 8. Spielminute, der Tor nur knapp verpasste. Unterhaching kombinierte sich einige Mal in die Hälfte von den Adlerträgern, kam aber nicht zu gefährlichen Abschlüssen.
Ab der 10. Minute schlichen sich immer mehr gefährliche Fehlpässe, vor allem im Mittelfeld beim SCP ein. Haching versuchte dies mit schnellem Umschaltspiel nach vorne zu nutzen, wollte aber genauso viel den Ball in den eigenen Reihen halten, um in das eigene Spiel mehr Ruhe hereinzubringen.
Lorenz mit Traumtor
Und dann macht man eben das Tor zum richtigen Zeitpunkt. In der 16. Spielminute kombinierten sich Batmaz, Deters und ter Horst geschickt über die rechte Seite durch. Batmaz bekam am Ende zu viel Platz zum Flanken, tat dies, wo sich die Innenverteidiger von Haching verschätzten und Marc Lorenz lauerte. Via Volley knallte er die Pille mit Wucht unhaltbar ins lange Eck. Ein Traumtor zur richtigen Zeit und erneut ein Beleg für die starken Leistungen der vergangenen Wochen, die unser Kapitän von Spiel zu Spiel auf den Platz brachte.
Befeuert vom 2:0, zeigten die Preußen nun wieder mehr Anspannung und vor allem viel Leidenschaft in den Zweikämpfen. Von Unterhaching war allerdings auch Willenskraft zu sehen, nichts herschenken zu wollen. Die besseren Szenen erarbeitete sich aber der SCP. Lorenz mit einem Distanzschuss in der 24. und Scherder via Kopf in der 28. Spielminute. Danach hatte Malik Batmaz in der 31. und 34. eine Doppelchance. Mit der ersten legte er den Ball quer, wo ein Hachinger zur Latte klärte. Bei seiner zweiten Möglichkeit scheiterte er an Schlussmann Heide.
Die Gäste kamen nur noch über Standards in den Sechzehner der Preußen. Mehr als das Doppelte an Bällen flog aber in den eigenen Sechzehner. Mrowca versuchte es in der 38. Minute aus der Distanz, verpasste das Tor nur knapp. Deters Schuss in der 44. konnte im letzten Moment noch zur Ecke geklärt werden. Halbzeit!
Schulze Niehues hält Elfmeter
In der zweiten Halbzeit machten Preußen da weiter, wo sie aufgehört hatten und beackerten weiter die Defensive der Spielvereinigung. Grodowski verfehlte in der 46. Minute das Tor nur knapp. Deters köpfte nach einem Freistoß nur über das Tor (48.) und setzte einen Ball in der 51. Spielminute aus der Distanz ebenfalls nur über den Kasten. Es war erkennbar, dass der SCP nichts mehr anbrennen lassen wollte.
Kurze Zeit später war es dann Haching mit einer Flanke in den 5-Meter-Raum, welche Max Schulze Niehues herunter pflücken konnte. Doch Koulis legte seinen Arm zuweit hinaus, traft Hobsch mit der Hand im Gesicht, was Schiedsrichter Richard Hempel, der insgesamt gut leitete, als Strafstoß bewertete. Ein wenig zu hart aus meinen Augen, aber nun denn.
Und hier kommen wir wieder zu den verrückten Geschichten, die eben nur der Fußball schreiben möchte. Max Schulze Niehues gilt nicht als Elfmeterkiller. In seiner gesamten Karriere hatte bis dahin von 34 Elfmetern nur 4 gehalten und 30 kassiert. Davon fielen 2 gehaltene Elfmeter in seine Zeit beim SCP. Doch, wenn die Geschichte es so schreiben will. Voilà! Hobsch selbst trat an und Max Schulze Niehues ahnte die Ecke und hielt.
Haching wurde trotz des verschossenen Elfmeters nun mutiger und kam wieder zu einigen Abschlüssen. Aufs Tor selbst kam allerdings nur ein Kopfball von Stiefler nach einer Ecke, der auch im Tor landete. Doch hier entschied Hempel richtig auf Freistoß, da sich Stiefler aufstützte.
Bis zur 85. Spielminute hätten Growoski und der eingewechselte Steczyk den dritten Treffer für den SCP markieren können. Grodowski scheiterte an Heide, Steczyks Schuß klärte Schwabl im letzten Moment mit dem Kopf auf der Linie. Da Regensburg weiterhin zurück lag, wusste nun jeder im Stadion, die Zeit ist gekommen. Ab der 85. Minute füllte sich der Innenraum im Stadion merklich. Fans kletterten über die Zäune und einige Tore wurden geöffnet, um den Druck von den Zäunen zu nehmen. Lauthals feierte das Stadion die Preußen mit „Es ist soweit, Preußen in Liga 2!“. Auch Trainer Sascha Hildmann realisierte nun vollends in dieser Phase, dass es geschafft ist und ließ seinen Emotionen für einen Moment freien Lauf.
Feiern bis zum Ende!
Püntklich nach 90 Minuten pfiff Hempel die Partie ab. Der Rasen füllte sich mit den heranstürmenden Fans schnell. Nach viel Feierei im Stadion, liefen noch etwa 3000 Fans via Fanmarsch zurück in die City, wo bis in die Morgenstunden gefeiert wurde. Für viele war es eine sehr kurze Nacht, da am nächsten Tag der Empfang der Stadt Münster am Rathaus anstand. Auch hier kamen Tausende Fans der Adlerträger zusammen und empfingen die Mannschaft würdevoll. Neben den Verabschiedungen der Spieler und von Peter Niemeyer, gab es allerdings auch noch zwei Highlights.
Marc Lorenz verkündete, dass er auch im kommenden Jahr den Adler auf der Brust tragen wird. Ali Hahn setzte aber wohl den emotionalsten Höhepunkt. Er machte seiner Freundin vor allen Fans und der Mannschaft auf der Bühne einen Heiratsantrag.
Eine besondere Saison, ein besonderes Wochenende ging damit zuende. Man weiß eigentlich bis heute noch nicht genau, wie man das alles einordnen soll. Genießen ist wohl der beste Ansatz. Genießt nun die freie Preußen-Zeit und die Sommerpause. Wir bündeln unsere Kräfte, denn kommende Saison heißt es wieder…
Alle zusammen für Preußen Münster
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