Der erste Heimspielknaller – Preußen empfängt kriselnde Schalker
Fast genau zwei Jahre ist es nun her. Am 01.10.2022 gastierte der SC Preußen in Gelsenkirchen gegen Schalke 04. Das Spiel wurde wegen eines Gewitters abgebrochen und schließlich am 23.11. nachgeholt. An diesem Tag wurde zudem auch die WM in Katar eröffnet – Warum ist das erwähnenswert? Weil der Amateurfußball währenddessen weiterspielte. Und dort war Preußen Münster zu diesem Zeitpunkt nun mal unterwegs.
Knapp zwei Jahre später wird jetzt aus der II bei Schalke 04 eine I. Was sich seitdem nicht verändert hat? Dunkle Wolken und Gewitter auf Schalke. Diesmal allerdings nicht im meteorologischen Sinne.
Trainerwechsel die 1904.
Denn erneut wechselte Schalke den Trainer. Der letzte Trainer, der die aktuelle Amtszeit von Sascha Hildmann sogar toppte, war Huub Stevens von 1996 bis 2002, inklusive UEFA-Pokalsieg. Mirko Slomka war der letzte Trainer, der immerhin zwei volle Spielzeiten als Schalker Coach fungierte. Seitdem ist der Verbrauch an Trainern in etwa so hoch wie der Veltins-Konsum der leidgeplagten Anhängerschaft. Seit dem Wochenende ist auch Karel Geraerts Vergangenheit auf Schalke. Nach einem furiosen Saisonstart mit einem überzeugenden 5:1 gegen Braunschweig am 1. Spieltag folgte im Anschluss nämlich aus den kommenden fünf Partien nur noch ein Punkt.
Zeit für die Verantwortlichen um den neuen Direktor Profifußball Ben Manga die Reißleine zu ziehen. Mit einem Punkt aus fünf Spielen holte die Profimannschaft zumindest einen Punkt mehr, als die Zweitvertretung an den vergangenen fünf Spieltagen. Dennoch soll nun für die Spiele in Münster und daheim gegen Berlin der bisherige Trainer der 2. Mannschaft den Bock umstoßen: Jakob Fimpel. Eben jener Fimpel saß auch beim Duell vor zwei Jahren auf der Bank. Die Trainer kennen – und wie man den Pressekonferenzen entnehmen konnte – schätzen sich.
So äußerte er sich im Vorfeld, er würde keine Zweitligamannschaft so gut kennen, wie den SCP. Dabei sind von den damaligen Akteuren auf dem Feld auch nicht mehr viele übrig. Aufseiten der Preußen stehen mit Lorenz, Deters, Scherder, Koulis und Kok nur noch fünf Akteure unter Vertrag, wobei Kok weiterhin außen vor ist. Auf Seiten der damaligen Mannschaft von Schalke II haben lediglich zwei Spieler die Möglichkeit auf einen Einsatz zu kommen, einer davon allerdings im diesjährigen grün-weißen Trikot: Daniel Kyerewaa trifft nun auf seinen ehemaligen Förderer. Man könnte fast meinen, es ist mal wieder eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt.
Viele Männerfragen bei Schalke
Wer kommt bei Schalke 04 zum Einsatz? Einige dieser Frage beantwortete der S04-Trainer auf der Pressekonferenz bereits. Ron-Thorben Hoffmann, im Sommer aus Braunschweig, bleibt in Münster weiterhin nur ein Bankplatz. Justin Heekeren (schaffte seinen Durchbruch im Herrenbereich auch in der Regionalliga, allerdings bei Rot-Weiß Oberhausen) wird weiterhin das Tor hüten. Lino Tempelmann könnte nach längerer Verletzungspause zurück in den Kader kehren, Fimpel ließ dies jedoch noch offen. Jannik Bachmann fällt mit einer Knieprellung aus. Weiterhin fehlen S04 Seguin und Gantenbein, die in Top-Form durchaus den Unterschied machen könnten.
So ist davon auszugehen, dass der Interimscoach auch wieder der gleichen Elf das Vertrauen schenkt, die gegen Darmstadt in Hälfte zwei komplett versagte. Ob es von Vorteil ist gegen diese angeschlagene Truppe zu spielen oder eben angeschlagene Boxer am gefährlichsten sind, wird sich morgen ab 20:30 Uhr herausstellen.
Amenyido gesellt sich zum Lazarett
Nach dem Spiel in Regensburg mussten die Adlerträger erneut einen mittelfristigen Ausfall verkraften. Etienne Amenyido fällt mit einem Innenbandriss im Knie aus und steht Trainer Sascha Hildmann damit ebenso in den nächsten Wochen nicht zur Verfügung wie Luca Bazzoli. Hinzu kommen die beiden Langzeitverletzen Sebastian Mrowca und Malik Batmaz. Bei den Torhütern könnte Morten Behrens übernächste Woche einsteigen, Marian Kirsch benötigt wohl noch etwas länger. Mit der Aussage zu Behrens dürfte es dann auch mit Trainingskeeper Philipp Kühn wie besprochen weitergehen und eine Verpflichtung des ehemaligen Osnabrückers damit endgültig nicht mehr zur Disposition stehen.
Bei der Aufstellung kann man davon ausgehen, dass Grodowski wie in Regensburg Amenyido ersetzen wird. Ansonsten dürfte auch Sascha Hildmann die gleichen 10 Akteure ins Rennen schicken in der Oberpfalz. Neuzugang Fridjonsson traut er mittlerweile 60 Minuten zu, allerdings sind seine Joker-Qualitäten womöglich im Gesamtpaket für die Mannschaft wertvoller. Auch das 4-3-3-System dürfte wieder seine Anwendung finden, insbesondere Jorrit Hendrix blüht in der Rolle als alleiniger Sechser immer mehr auf und hat das Spiel lieber vor sich, als in typischer Mrowca Manier eigenhändig das Spiel nach vorne zu treiben.
Historie und Bilanzen
Letztmalig trafen beide Mannschaften im April 1991 aufeinander, also vor knapp 34.5 Jahren. Damals siegte S04 mit 3:0 im Preußenstadion. In der Münsteraner Medienlandschaft wurde zuletzt jedoch vermehrt über die Spielzeit davor gesprochen, als man beide Spiele gegen die blau-weiße selbst erkorene Macht siegreich gestalten konnte. Insgesamt liest sich die Bilanz auch positiv denn sieben Siege stehen fünf Unentschieden und sechs Niederlagen gegenüber. Bleibt zu hoffen, dass man die Bilanz, die zuletzt ein wenig eingestaubt war, morgen weiter ausbaut und Schalke nicht gleichzieht.
Geleitet wird die Partie von Dr. Robin Braun, die Bilanz an dieser Stelle ist jedoch noch ausbaufähig, denn bei drei Spielen stehen die Preußen noch sieglos da – ganz im Gegensatz zur 2. Bundesliga Saison 2024/2025. Denn das 3:0 in Regensburg bedeutete den ersten Sieg nach 33 Jahren und auch die Art und Weise wie die Mannschaft den Sieg einfuhr, war durchaus überzeugend. Nach Regensburg spielt man nun also erneut gegen einen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte, in diesem Fall steht man sogar tabellarisch vor Schalke. Und doch könnte man nur anhand der Tabellensituation und Formkurve von einer leichten Favorisierung der Adlerträger sprechen, jeder, der es ernst meint, würde von Sascha Hildmann für verrückt erklärt. Wobei verrückt ist eigentlich schon das richtige Stichwort, denn nichts anderes ist es derzeit. Und es könnte morgen noch verrückter werden.
Alle zusammen für Preußen Münster
P.S.: Dass dieses Spiel besonders ist, merkt man dann auch daran, wenn selbst Medienhäuser aus dem Ruhrgebiet anfragen und Aussagen zum SC Preußen haben möchten:
„Gibt keinen besseren Zeitpunkt, gegen Schalke zu spielen“