Preußen verpasst den ersten Heimsieg
Ich denke, dass es vielen SCP-Fans einen Tag nach der Heimniederlage gegen den FC Schalke 04 ähnlich geht wie mir: Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich gestern Abend wirklich enttäuscht und frustriert das Stadion verlassen und auch heute noch liegt mir das Ergebnis schwer im Magen. Diese Enttäuschung bezieht sich dabei allerdings keineswegs auf die Leistung oder die Moral unserer Mannschaft, die gestern über weite Strecken ein starkes Spiel ablieferte. Vielmehr ist es die Tatsache, dass man das Gefühl hatte, den großen FC Schalke 04 schlagen zu können. Für viele Fans, die seit vielen Jahren die Wege durch die Regional- und/oder Oberliga mitgegangen sind, wäre das eine unglaubliche Genugtuung gewesen. Plötzlich ist einer der Vereine an der Hammer Straße zu Gast, von dessen Anhängern man immer wieder für seine Leidenschaft zu einem chronisch erfolglosen Verein wie unserem SC Preußen belächelt wurde. Doch plötzlich hatte man diesen Verein in einem Ligaspiel am Rande einer Niederlage, um am Ende doch wieder mit leeren Händen dazustehen. Abgerundet wurde die herrschende Frustration dadurch, dass die Adlerträger bereits mehrfach in dieser Saison ein starkes Spiel machten, aber den verdienten Lohn daraus nicht mitnehmen konnten. Somit verpassten die Preußen den ersten Heimsieg der Saison und müssen weiter auf den ersten Dreier warten. Als positive Erkenntnis daraus kann man allerdings weiterhin mitnehmen: Die spielerische Qualität, um in dieser Liga mitzuhalten, hat unsere Mannschaft. Jetzt muss man sich nur noch das Spielglück erzwingen.
Wir gehen nicht auf Schalke…
Vor dem Spiel war im Stadion überall Euphorie und Optimismus zu spüren. Irgendwie hatte heute jeder das Gefühl, dass die Gäste aus dem Ruhrgebiet heute schlagbar sind. Die Stimmung im weiten Rund des natürlich ausverkauften Preußenstadions wurde zudem durch eine große Choreo der Fanszene zusätzlich angeheizt, die sich über die gesamte Ostkurve erstreckte. Im Schein des Flutlichts und auch einiger pyrotechnischer Elemente funkelte dabei ein grün-weißes Fahnenmeer aus Folien in Richtung Spielfeld. Garniert wurde das ganze durch den zweiteiligen Spruch Wir gehen nicht auf Schalke, wer ist der BVB? – Bei uns hier im Münsterland zählt nur der SCP. Das war auf jeden Fall schön anzusehen und der Spruch passte zu diesem Spiel natürlich wie die Faust aufs Auge. Wollen wir hoffen, dass in Zukunft immer weniger Fußballfans aus dem Münsterland den Weg ins Ruhrgebiet auf sich nehmen und stattdessen im bald neuen Preußenstadion vorbeischauen.
Ausgeglichene erste Halbzeit
Doch nun erst einmal zum Wesentlichen: Dem Sport. Preußen-Coach Sascha Hildmann vertraute nahezu der Startformation, die vor einer Woche den SSV Jahn Regensburg besiegte. Lediglich im Sturm musste aufgrund der Verletzung von Etienne Amenyido ein Wechsel vorgenommen werden. Für ihn rutschte Joel Grodowski in die erste Elf.
Zu Beginn der Partie übernahmen die Münsteraner die Spielkontrolle und waren das aktivere Team. Dadurch gelang es den Hausherren, sich in den ersten fünf Minuten durch Makridis und Mees gleich zwei Chancen zu erarbeiten, die jedoch beide ungenutzt blieben. In der Folge nahm die Spielgeschwindigkeit spürbar ab und so wurden die Torraumszenen seltener. Zu Buche stehen in der ersten halben Stunde des Spiels dadurch nur noch zwei weitere Möglichkeiten, doch sowohl der Schalker Stürmer Sylla als auch Kyerewaa scheiterten per Kopf.
Urplötzlich gelang es dann aber Joel Grodowski nach 31 Minuten, das Preußenstadion kurzzeitig in Ekstase zu versetzen, als er das vermeintliche 1:0 für die Adlerträger erzielen konnte. Nach einer rund dreiminütigen Prüfung durch den VAR entschied Schiedsrichter Braun allerdings darauf, den Treffer nicht zu geben. Die Fernsehbilder zeigen jedoch, dass das Tor wohl regulär war. Dies gab sogar der unmittelbar an der Situation beteiligte Schalker Verteidiger Schallenberg im Nachgang der Partie im TV-Interview zu. Nach diesem bitteren Aufreger für den SCP passierte bis zum Pausenpfiff nicht mehr viel, sodass es mit einem 0:0 in die Kabinen ging.
Preußen startet wie die Feuerwehr
Während der Halbzeitpause hat Sascha Hildmann in den Katakomben des Preußenstadions anscheinend die richtigen Worte gefunden, denn die Münsteraner starteten furios in den zweiten Durchgang. Nachdem Makridis in der 47. Minute noch die Führung vergeben hatte, machte er es sechs Minuten später besser und erzielte das viel umjubelte 1:0 für die Adlerträger, die zu diesem Zeitpunkt das klar spielbestimmende Team waren. Auch im Anschluss daran ließen die Preußen kaum Zweifel daran aufkommen, dass man heute als Sieger vom Platz gehen will und man hatte die zum Teil verunsicherte Mannschaft der Gelsenkirchener weitestgehend unter Kontrolle.
Dann kam allerdings eine etwa 10-minütige Phase im Spiel, bei der die Münsteraner unerklärlicherweise ihre Sicherheit und Konzentration verloren und die Schalker regelrecht zu Toren einluden. In der 67. Minute sorgte ein Fehlpass von Paetow sowie eine verunglückte Abwehr von Schenk für den Ausgleich. Nur sechs Minuten später folgte eine Aneinanderkettung von Fehlern durch Paetow und Frenkert für den nächsten Schalker Treffer, sodass die Münsteraner plötzlich mit 1:2 zurück lagen. Keiner der Zuschauer, Spieler oder sonst wer konnte dabei erklären, wie dieser Wandel im Spiel plötzlich zustande kommen konnte.
Anschließend mussten sich die bis hierhin lautstarken Fans im Preußenstadion und auch die Mannschaft des SCP erst einmal schütteln. Mit dem Rückenwind des Publikums versuchten die Adlerträger zwar noch alles, um zumindest den Ausgleich zu erzielen. Richtig zwingend wurde es dabei aber selten, sodass am Ende eine bittere Niederlage auf der Anzeigetafel stand.
Richtungsweisende Wochen für den SCP
Die Chance, sich die verloren gegangen Punkte zurückzuholen, haben die Adlerträger in einer Woche beim 1. FC Nürnberg. Auch wenn der Verein schon durch seinen Namen übermächtig klingt, lässt ein Blick auf die Tabelle die Wichtigkeit der Partie erkennen. Beide Vereine sind nämlich unmittelbare Tabellennachbarn, sodass man auf einen direkten Konkurrenten in den unteren Gefilden der 2. Bundesliga trifft. Anschließend hat der SCP aufgrund einer Länderspielpause zwei Wochen Zeit zum Durchatmen, woraufhin der SV Elversberg im Preußenstadion zu Gast ist. Gegen einen ebenfalls wohl nicht unbesiegbaren Gegner soll dann endlich der erste Heimsieg gelingen. Das nächste Duell gegen unmittelbare Konkurrenz folgt nur eine Woche später beim aktuellen Vorletzten Eintracht Braunschweig. In etwa einem Monat lässt sich also vielleicht schon ein wenig erahnen, wohin die Reise gehen könnte. Um das Ruder herumzureißen, müssen wir in diesen wichtigen Spielen natürlich weiterhin wie eine Wand hinter unserer Mannschaft stehen und alle an einem Strang ziehen. Denn es gilt nach wie vor:
Alle zusammen für Preußen Münster!
Spielzusammenfassung
-folgt-