Befreiungsschlag im Tabellenkeller gegen den Tabellenführer
Unter der Woche stellte sich heraus, dass der eingeplante Redakteur bei uns für den Spielbericht verhindert ist. Ersatz war im Team aber auch schnell gefunden. Dennoch entstand daraus die Idee eventuell mal einen Gastartikel von der Community zu veröffentlichen. Diesen Aufruf haben wir dann mit einer Suche nach Verstärkung verbunden. Wo wir normalerweise keine oder vielleicht eine Reaktion erhalten haben und so vielleicht neue Schreiber gewinnen konnten, war der Aufruf am Mittwoch wesentlich erfolgreicher. Mit Linus, Florian, Michael und Lukas, haben wir nun vier neue Preußen-Fans gewonnen, die sich bei Nullsechs.de engagieren möchten. Dementsprechend gibt es heute dann zwei Spielberichte, damit die Jungs auch schnell bei uns loslegen können! Viel Spaß mit den Spielberichten von Linus und Florian und allen vier – Herzlich willkommen bei Nullsechs!
Spielbericht von Linus:
Der SC Preußen Münster empfing am 11. Spieltag die Fortuna aus Düsseldorf im ausverkauften Preußenstadion mit etwa 1.300 Gästefans. Die Stimmung auf den Rängen war trotz des leichten Nieselregen top. Beide Fanlager sangen sich bereits weit vor Spielbeginn ein und pushten die Teams, was ganz besonders die Adlerträger nutzen konnten. Ein verdienter Arbeitssieg für die Mannschaft von Sascha Hildmann.
Dominanter Anfang der Adlerträger
Sascha Hildmann rotierte nur auf der Position des Stürmers. Neu in der Startelf Andras Nemeth für Holmbert Fridjonsson, welcher aufgrund von DFB-Regularien 5 Tage Pause machen muss nach einer Kopfverletzung und somit nicht spielberechtigt ist. Für die Münsteraner ging es richtig gut los, der Ball lief gut, man eroberte nach Ballverlusten sofort den Ball zurück und ließ die Düsseldorfer gar nicht an den Ball kommen. Lukas Frenkert und Niko Koulis immer wieder mit guten Dribblings und Pässen bis ins letzte Drittel der Fortunen, doch der letzte Pass oder die letzte Ballannahme wurden dann doch zu schlampig gespielt und man kam nie entscheidend vor die Kiste, um gefährlich zu werden.
Die Düsseldorfer wurden fortan immer stärker und sicherer und konnten so den Druck erhöhen. Aus dem sogenannten Nichts fällt dann das 1:0 für den Gastgeber. Bouchama und Nemeth spielen sich den Ball an der Strafraumkante hin und her und dann kommt Nemeth zur Flanke und spielt eine butterweiche Flanke auf den hereinstürmenden ter Horst, der sein Kopfballduell gegen den Düsseldorfer Haag gewinnen konnte. Somit wird Jano ter Horst der erste Heimspielsiegtorschütze seit 33 Jahren.
Durch das Tor konnten die Preußen wieder an Selbstbewusstsein gewinnen und den Zug zum Tor erhöhen, aber der letzte oft zu unkonzentriert. Dann plätschert das Spiel so vor sich hin, bis zur 43. Minute. Fortuna Düsseldorf bekommt einen Freistoß aus dem linken Halbfeld zugesprochen, dieser wird gefährlich von Johannesson hinter die Abwehrreihe der Adlerträger geschlenzt, wo Hoffmann an den Ball kommt und Schenk zu einer Monsterparade zwingt, dieser taucht blitzschnell ab und kratzt den Ball überragend raus. Der daraus resultierende Eckstoß sollte keine Gefahr werden. Nach den angezeigten drei Minuten Nachspielzeit geht es für die Mannschaften in die Kabine. Der SCP führt hier trotz weniger Chancen nicht unverdient.
Düsseldorf wollte, konnte aber nicht!
Es war klar, dass die Fortuna aus Düsseldorf jetzt mehr tun musste und dies auch sichtbar machte. Die Fortuna hatte jetzt direkt nach Wiederbeginn deutlich höhere Spielanteile. In der 49. Minute hat Bouchama die mega Chance auf das 2:0. Preißinger schickt Bouchama, welcher alleine auf gegnerischen Torhüter Kastenmeier zu läuft und hat dann zu viel Zeit zum Nachdenken und scheitert dann mit einem schwachen Abschluss am Düsseldorfer Schlussmann. Das Spiel entwickelte sich im Nieselregen zu einem relativ offenen Schlagabtausch, beide Mannschaften kommen vors Tor, scheitern dann aber dort an den jeweiligen Verteidigungen oder der eigenen Unkonzentriertheit im Abschluss.
Ab der 70. Minute spielte eigentlich ausschließlich noch die Fortuna. Die Flanken flogen im Minutentakt in den Strafraum der Adlerträger, da diese die Mitte dicht machten. In der 78. wechselte Hildmann Grodowski und Deters ein, für Bouchama (hatte angezeigt, dass er ausgewechselt werden möchte) und Mees, die auch augenscheinlich platt waren. Bälle wurden meist einfach nur bis hinter die Mittellinie geschlagen, wo sie dann ein Düsseldorfer aufnehmen konnte oder man versuchte Deters oder Grodowski zu schicken, dass sie es nochmal versuchten auf das 2:0 zu gehen. Beinahe hätte das geklappt, in der 84. Minute kommt Deters bei einem Eckball an den Ball und kann gegen die Laufrichtung von Kastenmeier köpfen, der aber stark mit dem Fuß klärt.
Die Düsseldorfer fanden einfach keine Lücken in der Defensive der Adlerträger und, wenn sie dies taten, vergaben sie die Chancen kläglich. Es gab fünf Minuten extra, fünf Minuten für Düsseldorf, um die zweite Niederlage in Folge zu verhindern. Immer wieder blieb ein Preuße nach einem Zweikampf liegen, die offenbar mit Krämpfen kämpften. So bleibt es nicht bei plus fünf, in der 97. Minute hatte Vermeij nochmal die große Chance auf das 1:1, Schenk verschätzt sich bei einer Hereingabe von der linken Strafraumkante. So landet der Ball bei Vermeij, dieser kann aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz treffen. Dann ist Schluss, Schiedsrichter Michael Bacher pfeift dreimal und besiegelt somit die zweite Niederlage in Folge für die Fortuna aus Düsseldorf.
„Oh, wie ist das schön!“
So hat man es zuletzt im Sommer bei den Aufstiegsfeierlichkeiten von den Rängen gehört. Nach Spielabpfiff brachen auf den Rängen alle Dämme. Man belohnte sich endlich für die ganze harte Arbeit in den letzten Spielen. Die Stimmung war heiter und ausgelassen, man hatte den ersten Heimsieg seit 33 Jahren einfahren können und verließ damit auch noch den 17. Tabellenplatz und kletterte bis auf Platz 14. Das auch noch überraschenderweise gegen Düsseldorf, die als Tabellenführer nach Münster gefahren waren und sich deutlich mehr versprochen haben. Die Preußen kommen so immer mehr und mehr in der 2. Bundesliga an und verschlimmern die Krise der Düsseldorfer, die aus den letzten vier Spielen dreimal ohne Punkte gehen.
Am Ende steht es 6:13 Torschüsse mit 8:34 geschlagener Flanken und man muss einfach sagen, dass die Düsseldorfer nicht konsequent genug gewesen sind. Nach so einem intensiven Sieg mit viel Kampf und Wille musste Jano Ter Horst auf den Zaun um Humba mit den Fans und Teamkollegen anzustimmen, welcher das Siegtor in Minute 26 erzielt hat, der wirklich alles gegeben hat und sich auf seiner Abwehrseite in jede Flanke geworfen hat und auch die anstrengenden Wege mit nach Vorne gegangen ist.
Besonders bei ter Horst ist auch, dass dieser seit der U15 für die Preußen spielt und sogar am 19.06. Geburtstag hat, der nächste Simon Scherder? Lobend hervorheben sollte man zum einen auch Johannes Schenk, der die Preußen mehrmals im Spiel gehalten hat, mit wichtigen Paraden, zum anderen auch Charalambos „Babis“ Makridis, der viel Zug zum Tor hatte und auch oft versucht hat, mit Hereingaben oder durch eigene Torschüsse Chancen zu kreieren.
Auswärts nach Karlsruhe
Das Spiel zeigt mal wieder, dass in dieser Liga jeder gegen jeden gewinnen kann mit der entsprechenden Leidenschaft und Kampfbereitschaft. Man kann jetzt positiv gestimmt auf das nächste Spiel gegen Karlsruhe blicken, da man sich in dieser Liga nicht verstecken muss mit dem nötigen Spielglück und einer guten Chancenverwertung ist definitiv etwas drin für die Adlerträger. Auch wenn es schwer wird, da die Karlsruher auch zu den Aufstiegskandidaten zählen, jetzt aber gegen Hannover mit 2:1 verloren haben. Mit einer ähnlichen Leistung wie gegen Düsseldorf darf man mal mindestens von einem Punkt träumen.
Spielbericht von Florian:
2. Bundesliga, Freitagabend, Flutlichtspiel im Preußenstadion an der Hammer Straße. Anstoß um 18:30 Uhr. Für jeden Fan der Preußen sind das magische Worte, die Gänsehaut erzeugen. Vor fast zwei Jahren spielte der SC Preußen Münster noch gegen die Zweitvertretung von Fortuna Düsseldorf – damals mit einem Sieg, der den Aufstieg in die 3. Liga perfekt machte. Diesmal stand das Ziel klar: Der erste Heimsieg in der 2. Bundesliga seit 33 Jahren.
Preußens Erfolgscoach Sascha Hildmann, der schon damals an der Seitenlinie stand, setzte auf folgende Startelf: Schenk – Kirkeskov, Frenkert, Koulis, ter Horst – Makridis, Hendrix, Preißinger, Bouchama – Mees, Nemeth. Auf der Bank: Behrens, Paetow, Deters, Lorenz, Grodowski, Bolay, Scherder, Korte, Tasov.
Gästetrainer Daniel Thioune stellte seine Elf dagegen: Kastenmeier – Iyoha, Oberdorf, Hoffmann, Zimmermann – Haag, van Brederode, Appelkamp, Johannesson, Klaus – Vermeij.
Spielverlauf
Die ersten 15 Minuten gehören den Gastgebern aus Münster. Die Preußen lassen Fortuna Düsseldorf kaum Raum zur Entfaltung, erkämpfen sich früh die Bälle und kommen so immer wieder gefährlich nah an den Strafraum der Düsseldorfer. Der Tabellenführer hat große Probleme, gegen die aggressive Spielweise der Adlerträger eigene Akzente zu setzen.
In der 16. Spielminute dann die erste große Chance für die Gäste: Nach einem klugen Pass von Johannesson kann Vermeij Klaus auf der rechten Seite bedienen. Klaus zieht ab, aber Münster-Keeper Schenk pariert den strammen Schuss mit den Fäusten zur Seite. Ein kollektives Aufatmen geht durch das Stadion.
Das Spiel bleibt intensiv und bietet wenige Verschnaufpausen. In der 24. Minute hat van Brederode nach einem Freistoß eine gute Möglichkeit, findet mit seiner Flanke Vermeij, der den Ball jedoch nicht aufs Tor bringen kann. Die Partie nimmt nun weiter an Fahrt auf, das Stadion ist mit 12.422 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt.
In der 27. Minute dann die Erlösung für die Preußen-Fans: Bouchama und Nemeth setzen sich auf der rechten Seite durch, Nemeth flankt präzise auf den mit aufgerückten ter Horst, der per Kopf ins rechte Eck trifft. 1:0 für Preußen Münster! Torhüter Kastenmeier hat keine Abwehrchance.
Düsseldorf zeigt sich nur kurz geschockt und versucht sofort, den Rückstand wettzumachen. In der 31. Minute köpft Vermeij nach Flanke von Klaus nur knapp links am Tor vorbei – das hätte der Ausgleich sein können. Doch die Preußen bleiben im Spiel und lassen hinten wenig anbrennen. In der 41. Minute bewahrt Schenk sein Team vor dem Ausgleich, als er einen gefährlichen Schuss von Düsseldorfs Kapitän Hoffmann nach einem Freistoß grandios um den Pfosten lenkt. Ein beeindruckender Reflex des Schlussmanns, der von Stadionsprecher Kerni gewürdigt wird.
Halbzeit: Die Preußen gehen mit einer 1:0-Führung in die Kabine und stehen vor der Frage, ob sie diesmal ihre Leistung auch in der zweiten Halbzeit halten können. Zu oft in dieser Saison hat man Führungen verspielt.
Die zweite Hälfte beginnt vielversprechend: In der 49. Minute hat Bouchama nach einem perfekten Pass von Preißinger die Chance zum 2:0. Allein vor Kastenmeier, entscheidet er sich für die rechte Ecke – doch Kastenmeier streckt sich und lenkt den Ball gerade noch am Tor vorbei. Die Zuschauer sind fassungslos, der Treffer schien bereits sicher.
Nach dieser Szene beruhigt sich das Spiel, beide Teams fordern in den Folgeminuten vergeblich einen Elfmeter. Die Preußen zeigen sich weiter kämpferisch, in der 59. Minute verpasst Nemeth nach einer Flanke von Makridis das Tor nur knapp. Es wird zunehmend körperlicher, mit vielen kleinen Fouls und Unterbrechungen.
In der 67. Minute dann wieder eine große Chance für Münster: Makridis zieht aus der Distanz ab, doch Kastenmeier ist erneut zur Stelle und wehrt ab. Bouchama rutscht knapp am Nachschuss vorbei.
Schlussphase
Die letzten 20 Minuten sind ein echter Krimi. Fortuna drückt auf den Ausgleich und entwickelt zunehmend Druck. Die Defensive der Preußen steht jedoch sicher, und wenn doch ein Ball durchkommt, ist Keeper Schenk zur Stelle. Das Preußenstadion wird zu einem Hexenkessel – alle fiebern dem ersehnten ersten Zweitliga-Heimsieg seit 33 Jahren entgegen.
Die fünfminütige Nachspielzeit zieht sich für die Gastgeber wie ein Kaugummi. Schiedsrichter Michael Bacher erntet Pfiffe, weil er das Spiel lange laufen lässt. Die Preußen verteidigen mit allen Mitteln und nehmen jede Sekunde von der Uhr. Noch einmal hat Vermeij eine Riesenchance, doch er verzieht knapp.
Abpfiff! Preußen Münster bezwingt den Tabellenführer Fortuna Düsseldorf mit 1:0 und sichert sich den ersten Heimsieg in der 2. Bundesliga seit über drei Jahrzehnten. Die Fans feiern diesen historischen Moment mit einer Humba, Gesängen vor der Kurve und dem obligatorischen „Alle zusammen für Preußen Münster!“ Das Preußenstadion bebt, als die Mannschaft und Fans den Triumph noch lange nach dem Schlusspfiff auskosten.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Mannschaft auch in Zukunft solch eine Leistung in der zweiten Halbzeit halten kann. Dieser Sieg hat gezeigt: Die Adler können es schaffen.
Alle zusammen für Preußen Münster!