Nach langer Zeit: Wiedersehen mit dem Geißbock

Knapp vier Millionen Likes auf Instagram bei 433, fast 50 Millionen Aufrufe bei YouTube. Nein, dies sind keine Zahlen von den zahlreichen Influencern und Influencerinnen in Köln. Es geht um dieses Tor von Henok Teklab, als letztmalig eine Geißbock-Elf im Preußenstadion gastierte. Gerade mal etwas über zwei Jahre ist es her, damals war es noch die Zweitvertretung des „Effzeh“, morgen gastiert dann die erste Mannschaft im Preußenstadion. Vier Spieler von damals (Bouchama, Koulis, Lorenz & Deters) werden auf Seiten der Adlerträger mutmaßlich auch morgen im Kader stehen. Auf Seiten der Rheinländer schaffte lediglich Jonas Urbig den Sprung ins Unterhaus, doch zu dieser Personalie später mehr.
Wann immer man nach dem Aufstieg mit Preußen-Fans über die Gegner der kommenden Saison sprach, fielen eigentlich immer die gleichen Namen: Hamburg, Berlin, Schalke – und Köln. Der Bundesligaabsteiger erlebt derzeit einen kleine Aufschwung nach unruhigem Saisonstart, dem die Preußen unter Flutlicht Einhalt gebieten wollen. Nach dem Spiel gegen Düsseldorf kommt nun im Preußenstadion die nächste Mammutaufgabe aus dem Rheinland auf den SCP zu, doch auch hier zeigte die Formkurve zuletzt nach oben.
Struber kann aus dem Vollen schöpfen
Bei den Geißböcken fällt lediglich Rasmus Christensen aus, Innenverteidiger Luca Kilian dürfte am Wochenende in der Regionalliga-Zweitvertretung Spielpraxis nach seinem Kreuzbandriss sammeln. Ansonsten stehen Trainer Gerhard Struber alle Akteure zur Verfügung, alle kamen unverletzt von der Länderspielpause zurück. Insgesamt neun Spieler waren auf Reisen, darunter Denis Huseinbasic mit Bosnien-Herzegowina gegen Deutschland, er blieb beim 0:7 in Freiburg jedoch ohne Einsatzminute. Nach drei Pflichtspielsiegen in Folge (gegen Kiel, Hertha BSC und Greuther Fürth) gibt es für Kölns Trainer wenig Bedarf an taktischen oder personellen Änderungen.
Auch wenn der magere Saisonstart nicht an seiner Person lag, so wurde Torwarttalent Jonas Urbig auf die Bank versetzt, Marvin Schwäbe hütete die letzten Wochen den Kasten und dürfte auch in Münster das Vertrauen erhalten. Eine wichtige Änderung gab es zudem in der Defensive. Statt mit Viererkette setzte man zuletzt auf eine Dreier- respektive Fünferkette. Wie die Westfälischen Nachrichten auf eine taktische 4-3-3 Ausrichtung kommen, ist daher schleierhaft. Denn die Außenverteidiger um Jan Thielmann und Leart Paqarada sind in der Rückwärtsbewegung zu schwach und benötigen die Absicherung in Form eines weiteren Innenverteidigers. Mit Hübers, dem jungen Pauli und Heintz hat sich auch dort eine Kombination gefunden, die für den Erfolg der letzten Partien ohne Gegentor hauptverantwortlich ist. Im Mittelfeld ziehen Eric Martel und Dejan Ljubicic die Fäden, während die Offensive ein Trio aus dem Quartett um Waldschmidt, Lemperle, Downs und Maina sein wird. Allesamt Namen, die bis auf Leih-Rückkehrer Lemperle letztes Jahr noch in der Bundesliga aktiv waren. (Ein) Grund dafür: Durch eine Transfersperre konnte Köln keine neuen Spieler verpflichten, konnte aber zumindest einen Großteil des Kaders halten. Grund für die Transfersperre ist die Verpflichtung von Jaka Cuber Potocnik. In einer undurchsichtigen Geschichte soll der 19-jährige Slowene seinen Vertrag bei NK Olimpija eigenständig gekündigt haben um wenig später in der Domstadt ein neues Arbeitspapier zu unterschreiben. Olimpija sah sich um die Ablöse betrogen, klagte und bekam Recht, sodass die FIFA die genannte Sperre verhängte. Ab dem kommenden Winter dürfen die Verantwortlichen um Christian Keller und Thomas Kessler (Ja genau, der Kessler, der im Abstiegsjahr 2006 Sercan Güvenisik das Knie durchtrat) wieder Veränderungen am Kader vornehmen. Doch nicht nur deswegen stand die sportliche Führungsriege in der Kritik, nach einem schwachen Saisonstart, der in einem 1:5 in Darmstadt gipfelte, brannte der Dom gefühlt wöchentlich. Mittlerweile hat man sich jedoch gefangen und klopft wieder in den Sphären an, wo man sich auch selber vor Saisonstart sah. Apropos 1:5 in Darmstadt: dies war das Spiel nach der letzten Länderspielpause. Vielleicht ein gutes Omen?
Hildmann begrüßt Rückkehrer
Gut sind auch immer Rückkehrer nach Verletzungen. Gleich drei davon durfte Preußen-Coach Sascha Hildmann in den letzten Tagen begrüßen. Sowohl die Mittelfeldspieler Daniel Kyerewaa und Luca Bazzoli, als auch Angreifer Etienne Amenyido sind für das Duell Adler gegen Geißbock wieder eine Option. Dafür wird Joel Grodowski fehlen, den Stürmer bremst ein grippaler Infekt aus, sodass der schnellste Spieler der Liga morgen ausgebremst unsanft ausgebremst wird. Babis Makridis, Lukas Frenkert und Andras Nemeth sind nach ihrer Pause im Testspiel gegen Borussia Mönchengladbach ebenfalls wieder an Bord. Es ist davon auszugehen, dass Nemeth für Grodowski in die Startelf rückt, der Rückstand bei Amenyido dürfte noch zu groß sein für einen Startelfeinsatz. Ansonsten gibt es nach den letzten Partien keinen nennenswerten Grund für Umstellungen, aber das muss bei Sascha Hildmann nichts heißen.
Zahlenspielerei
Während der 1. FC Köln zuletzt drei Spiele gewann, sind die Preußen zumindest derer vier ungeschlagen. Unentschieden gegen Elversberg, Braunschweig und Karlsruhe, ein Sieg daheim gegen Fortuna Düsseldorf. Man könnte meinen, die Adlerträger sind Stück für Stück in Liga 2 angekommen. Dabei hilft auch die Umstellung nicht mehr, mit ansehnlichem Offensivfußball ins offene Messer zu laufen, sondern auch dem Gegner mal den Ball zu überlassen und hinten sicher zu stehen. Dies wird auch morgen wichtig. Denn auch wenn sich in Köln (zurecht) über die Chancenverwertung aufgeregt wird, mit satten 238 Torschüssen haben die Geißböcke fast 100-mal mehr (144) aufs Tor geschossen, als die Adlerträger. Mit Eric Martel hat man zudem den laufstärksten Spieler der Liga, der nebenbei auch die meisten Zweikämpfe (168) für sich entschied. Auf Platz drei rangiert bei den Zweikämpfen Lukas Frenkert, der bei gewonnen Kopfballduellen sogar die Spitzenposition inne hat. Diese sollte wenn möglich auch morgen verteidigt werden, denn auch wenn Kölns Kapitän Timo Hübers in diesem Ranking „nur“ auf Platz fünf rangiert, ist er jedoch nach Ecken brandgefährlich und war schon drei Mal als Torschütze zur Stelle.
Lange ist es her
Natürlich musste in dieser Woche wieder in den Medien diverse Male das Wort „Bundesligagründungsmitglied“ fallen. So wie fast immer, wenn zwei Mannschaften, die in der Saison 1963/1964 im Oberhaus vertreten waren, gegeneinander spielen. Auch hier ist es wieder der Fall, nur dass sich die Wege erstmalig nach dieser Saison wieder kreuzen, zumindest in einem Pflichtspiel. Letztmalig gab es in der Saison 2013/2014 ein Aufeinandertreffen im Rahmen der Saisonvorbereitung. Damals endete die Partie mit 2:2 (Torschützen: Bischoff, Grote / Przybylko, Risse), ein Ergebnis, mit dem die Preußen am Freitag wohl eher leben könnten, als die Kölner. Denn um die Ambitionen zu erfüllen, benötigt man dringend drei Punkte, um vollends wieder im Aufstiegsgeschäft mitzumischen. Im Kölner Geissblog wird der SCP jedoch gar als Favoritenschreck betitelt. Denn aus dem oberen Tabellendrittel fertigte lediglich der HSV die Adlerträger mit 4:1 ab, gegen die restlichen fünf Mannschaften aus Hannover, Paderborn, Düsseldorf, Karlsruhe und Elversberg blieb die Truppe von Sascha Hildmann ungeschlagen.
Damit es morgen so bleibt, die Münsteraner Serie Bestand hat und der Kölner Lauf gilt auch morgen Abend wieder:
Alle zusammen für Preußen Münster