Lieber Rekordtrainer
Lieber Sascha Hildmann,
vor nun genau fünf Jahren verkündete der SC Preußen Münster auf seiner Homepage: „Sascha Hildmann wird neuer Preußentrainer“. Mit den Worten „Ich bin absoluter Überzeugungstäter!“ stellte der Verein dich in der Pressemitteilung vor.
Ich bin ehrlich: Im ersten Moment hatte ich – euphemistisch dargestellt – Stirnrunzeln. Mir war bis zum damaligen Zeitpunkt die durchaus gute Arbeit in Großaspach in Erinnerung, aber die frische Erinnerung war ein 1:6 gegen den SV Meppen mit dem vorherigen Verein Kaiserslautern. Auch gegen Preußen wurde das Spiel mit 2:3 verloren und Kaiserslautern, in Liga 3 immer einer der großen Favoriten, dümpelte vor sich im unteren Mittelfeld hin. Jemand, der mit einem namentlich so viel stärkeren Kader nicht viel besser als der SCP in der Tabelle stand, sollte nun also den Abstieg abwenden? Wie gesagt, ich hatte Zweifel.
Dann aber kam die Jahreshauptversammlung, Mannschaft und Trainerteam waren vor Ort. Ein Mitglied fragte, ob denn nicht der neue Trainer ein paar Worte an das Publikum richten könne. Man merkte dir an, dass du wirklich absolut gar nicht vorbereitet warst. Aber genau das war der Moment, in dem sich bei mir persönlich schon etwas wandelte, da ich nun meinen ersten Eindruck hatte: Denn der Satz: „Ich bin Überzeugungstäter!“ wurde in dieser kurzen aber dennoch mitreißenden Rede mit Leben gefüllt. Man merkte: Dieser Mann hat Bock auf Preußen, es kommt Feuer rein. Nach einer schwierigen Hinrunde wurde das Gefühl zumindest positiver, dass die Saison doch noch gut ausgehen könnte.
Das Ende ist bekannt, trotz einer passablen Rückrunde, die unter äußerst fragwürdigen Corona-Bedingungen gespielt wurde, reichte es am Ende nicht und der SCP musste nach 2006 zum zweiten Mal den Gang in die Viertklassigkeit antreten. Aber auch hier war der Überzeugungstäter wieder geweckt und es ging weiter. Auch die nächste Spielzeit wurde von Corona dominiert, zuvor stand beim Trainingsauftakt nur eine Handvoll Spieler an der Hammer Straße. Schwierigkeiten hier, Probleme da, aber die Überzeugung, dass es nicht vorbei ist, die blieb.
Genau die Überzeugung, dass in diesem Verein mehr möglich ist, dass der „Betriebsunfall“ repariert werden sollte. Im ersten Regionalliga Jahr wurde es Platz 3, die Rückrunde war aber schon fast aufstiegsreif. Dieser Schwung wurde mitgenommen und im zweiten Regionalliga Jahr eine Truppe geformt, die aufstiegsreif war und nur wegen des Torverhältnisses scheiterte. Bitter, nach dem Abstieg war auch dies ein Rückschlag. Ein Rückschlag um dann richtig Anlauf zu nehmen. Im dritten Jahr ging der Weg zum Aufstieg nur über den SC Preußen. Und dann kam das, wovon viele Münsteraner seit Jahrzehnten noch träumen. 2. Liga. Preußen Münster. Die Krönung, auf deren Weg viele Steine lagen. Viele Clubs verschwanden in der Versenkung nach einem Abstieg. Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, Rot-Weiß Oberhausen. Schon die Rückkehr in Liga 3 war alles andere als selbstverständlich, der Durchmarsch schlichtweg sensationell.
Willi Multhaup im Jahre 1948, Helmut Horsch 1989, Marc Fascher im Jahr 2011. Ganze drei Trainer konnten sich vor dir Aufstiegstrainer von Preußen Münster nennen. Nun gibt es auch einen doppelten Aufstiegstrainer. Jemand, der die Region mit seiner emotionalen und positiven Art mitgenommen, der das Wort Demut nicht nur vor Fernsehkameras erwähnt, sondern es auch vorlebt.
Ich gehe seit mittlerweile 22 Jahren zu Preußen Münster, früher eher die graue Maus, man könnte von „special interest“ sprechen. Auch das hatte seinen Charme, nicht dem 0815-Strom Bayern, Dortmund, Schalke zu folgen, sondern sein eigenes Ding zu haben. Aber man musste es immer irgendwie erklären, warum ausgerechnet Preußen. Heute ist der Stolz ein anderer. Man ist Fan eines Zweitligisten, das hat was.
Nun kurz nach Weihnachten bist du immer noch da, fünf Jahre später. Es geht in das nullsechste Jahr mit dem Adler auf der Brust. Kein Trainer schaffte es zuvor am Stück so lange an der Seitenlinie an der Hammer Straße zu arbeiten. Der sportliche Erfolg ist natürlich auch unweigerlich mit weiteren Namen verknüpft. Peter Niemeyer, Ole Kittner aber auch Louis Cordes haben sicherlich Erwähnung verdient. Und dennoch ist die Geschichte an vorderster Linie unweigerlich mit dir verbunden.
Neben dem erwähnten Überzeugungstäter bleibt aber noch ein weiterer Satz hängen, den Trainer und Mannschaft in den letzten Jahren verinnerlicht haben: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“ Dies wird auch für das Kapitel in Münster eines Tages gelten. Aber bis dahin dauert es hoffentlich noch eine ganze Weile.
„Er hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass er auch unter sportlich schwierigen Bedingungen erfolgreich arbeiten kann“ – auch dieser Satz fiel in der ersten Pressemitteilung und ich denke, dass niemand dem widersprechen würde. Wenn alle Erwartungen übertroffen wurden, dann in diesem Fall.
Ich denke, dass ich im Namen aller Preußen-Fans ein „Danke“ für die letzten Jahre aussprechen kann.
Lieber Sascha Hildmann, alles Gute für das nächste Jahr mit dem Adler auf der Brust und natürlich wie immer zum Abschluss gehört dazu:
Alle zusammen für Preußen Münster!
Ein unfassbar guter Trainer und ein guter Typ. Es passt einfach. SCP und Sascha Hildmann. Eine Ehe für hoffentlich noch ganz viele Jahre.
Er hat wahnsinnig viele Sympathien hier bei uns, in der schönsten Stadt der Welt.
Es zahlt sich aus,daß ein Trainer lange bei der Mannschaft bleibt