Knackt Preußen die heimstarken Hannoveraner?

Auswärtsfahren macht immer Bock. Doch in dieser Saison sind die Touren mit unserem SCP wirklich etwas ganz Besonderes. Klar, man sieht viele neue Stadien, die der ein oder andere gerne als neue „Groundpunkte“ mitnimmt – doch was in Erinnerung bleibt, sind die Erlebnisse, die wir mit den vielen Kalinen, Koten und Seeger aus Münster erleben. Sei es im Volksparkstadion in Hamburg, im Sonderzug nach Karlsruhe oder der unvergessliche Sieg im Berliner Olympiastadion. Und es ist alles angerichtet, dass diesen besonderen Auswärtsspielen am Sonntagmittag ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden könnte.
Über 4.200 Preußenfans reisen am Wochenende aus dem Münsterland in die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover, um unsere Adlerträger zu unterstützen. 1.200 Fans werden mit einem Entlastungszug aus Osnabrück anreisen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Ein Entlastungszug aus der Stadt unseres Nachbarn, der gerade in der 3. Liga gegen den Absturz in die Regionalliga kämpft. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, sorgt zwar bei einigen für Stirnrunzeln, aber es dürfte der guten Stimmung keinen Abbruch tun. Gespielt wird um 13:30 Uhr in der Heinz-von-Heiden-Arena vor erwarteten 35.000 Zuschauern. Ich hoffe so sehr, dass allen Preußenfans in der Zukunft ein so wohlklingender Stadionname erspart bleibt. Aber das ist ein anderes Thema.
Selbstbewusster und motivierter SCP
Nach dem geglückten Rückrundenauftakt mit einer „Meesterlichen Leistung“ gegen Greuther Fürth (2:1) reisen die Adlerträger mit breiter Brust nach Hannover. Der Last-Minute-Sieg hat nicht nur Selbstvertrauen gegeben, sondern auch gezeigt, dass die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann über Mentalität und den absoluten Willen verfügt. „Der Sieg hat uns verdammt gutgetan, weil er auch verdient war“, sagte Hildmann im Vorfeld auf der Pressekonferenz. Mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen sind die Preußen gut in Form – und das Gefühl, dass die Abläufe passen, wird von Woche zu Woche stärker.
Personell wird es aber Änderungen im Vergleich zum Jahresauftakt geben: Lukas Frenkert fehlt gelbgesperrt, für ihn dürfte Niko Koulis in die Startelf rücken, der gegen die Kleeblätter seine Sperre abgesessen hat. Zudem könnte Neuzugang David Kinsombi, der gegen Fürth ein starkes Debüt feierte, von Beginn an spielen. Ebenfalls dürften einige Fans ein besonderes Auge auf Florian Pick werfen, der frisch verpflichtet aus Nürnberg, schon in der Vergangenheit unter Hildmann in Kaiserslautern aufblühte. Der variabel einsetzbare Neuzugang trainiert seit Donnerstag mit seinen neuen Teamkollegen und soll der Offensive zusätzlichen Schwung verleihen. Auf unseren Trainer werden aber auch wieder einige schwere Kaderentscheidungen warten: „Alle Jungs geben Gas, haben den Kopf oben.“
Die Aufgabe in Hannover wird dennoch alles andere als leicht: Hildmann erwartet eine Mannschaft, die körperlich robust auftritt. „Wir werden auch mal leiden müssen und viel gegen den Ball arbeiten“, betont der Trainer. Doch der Blick geht klar nach vorne: „Wir wollen die drei Punkte unbedingt mitnehmen!“
Hannover 96 mit Aufstiegsambitionen
Für Hannover 96 ist es das erste Heimspiel unter Rückkehrer André Breitenreiter, der seit dem 29. Dezember 2024 das Sagen hat. Mit einem 1:0-Erfolg gegen Regensburg ist der Rückrundenstart geglückt. Nun soll unter dem Aufstiegstrainer von 2017 der nächste Heimsieg folgen. Aktuell liegt Hannover auf dem vierten Tabellenplatz, mit lediglich einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer aus Hamburg. Die Niedersachsen haben große Ambitionen und den Aufstieg fest im Blick. Besonders auf ihre Heimstärke konnten sie in dieser Saison vertrauen. Mit sieben Siegen aus neun Spielen bei jeweils einem Unentschieden und einer Niederlage führt 96 die Heimtabelle in der 2. Bundesliga an.
Personell kann Breitenreiter zudem nahezu aus dem Vollen schöpfen. Besonders in der Defensive stehen alle Optionen zur Verfügung, darunter auch Neuzugänge wie Boris Tomiak (kommt von Preußens nächsten Gegner Kaiserslautern) und Kenneth Schmidt (Freiburg). Zudem hat Josh Knight seine Verletzung am Oberschenkel überwunden und auch Fabian Kunze ist nach seiner abgesessenen Sperre wieder spielberechtigt. Im Tor steht weiterhin Kapitän und Weltmeister Ron-Robert Zieler, der die Adlerträger beim torlosen Unentschieden in der Hinserie das ein oder andere Mal zur Verzweiflung gebracht hat. Für den SCP war der damalige erste Punktgewinn so wichtig und ein Achtungserfolg gegen einen Aufstiegsfavoriten.
Und auch vor dem Rückspiel warnt Breitenreiter vor den Preußen: „Münster hat sich stabil entwickelt und bei allen Aufstiegskandidaten zuletzt gepunktet.“ Die Defensive der Adlerträger, die nur wenige Gegentore zulässt, bereitet den Niedersachsen Respekt. Um die Verteidigung zu knacken sei wichtig, die richtigen Lösungen zu finden, ohne naiv in die Falle zu laufen, so Breitenreiter.
Klappt es mit Punkten in Hannover?
Es wird ein echter Härtetest für die Preußen, die gegen das heimstärkste Team der Liga nicht nur defensiv kompakt stehen, sondern auch selbst Torgefahr ausstrahlen müssen. Standardsituationen könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen. Trainer Hildmann weiß um die Herausforderung, betont aber auch die gute Entwicklung seines Teams: „Wir sind einige Schritte weiter als im Sommer. Die Jungs sind nicht nur auf dem Platz ein echtes Team.“
Die mitgereisten Preußen-Fans werden alles tun, um der Mannschaft den Rücken zu stärken. Und wer weiß – vielleicht gibt es am Ende ja doch einen dieser besonderen Auswärtsmomente, die noch lange in Erinnerung bleiben. Auf geht’s, Preußen!
Alle zusammen für Preußen Münster!