Murmeltiertag in Münster – Preußen verliert erneut spät

Am Ende war es wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“, die Anhänger des Gegners feierten, während die Fans der Adlerträger mit leeren, verständnislosen Blicken schweigend in der Kurve verharrten, um dann das Stadion fluchtartig zu verlassen. Wieder einmal hatten die Preußen das Spiel im Griff, wieder einmal schafften sie es nicht das Spielgerät über die Linie zu bekommen, wieder einmal wurde gefühlt die halbe Mannschaft mit Gelb bedacht, wieder einmal gab es einen späten Nackenschlag und natürlich gab es auch gegen Nürnberg keinen Elfmeter für den SCP.
Beste Voraussetzungen
Dabei war alles für einen erfolgreichen Spieltag angerichtet. Ulm hatte am Vortag verloren, bei Braunschweig und Regensburg musste man nicht unbedingt von Erfolgen ausgehen und mit einem Sieg hätten sich die Preußen in der Tabelle auch an Hertha BSC vorbeischieben können. Volle Hütte, Traumwetter und ein Gegner, der sich zuletzt in einem kleinen Formtief befand. Da sollte doch etwas gehen. Sascha Hildmann ließ sein Team wieder mit einer Viererkette auflaufen und musste kurzfristig auf die verletzten Kirkeskov, Bazzoli und Mees verzichten. Dominik Schad rückte für Kirkeskov in die Kette und Fridjónsson fungierte als Spitze vor den drei Offensiven Pick, Kinsombi und Lorenz.
Ausgeglichene erste Halbzeit
Von Beginn an entwickelte sich ein eher verhaltenes Spiel, in dem beide Teams großen Wert auf Ballsicherung legten. Nürnberg versuchte gefällig zu kombinieren, die Preußen setzten Einsatz und Intensität dagegen. Die erste Chance verzeichneten nach 16 Minuten die Hausherren, aber Kinsombi verfehlte nach Flanke Lorenz das Gehäuse. In Minute 27 waren es wieder die Preußen, Kinsombi verlängerte nach Flanke Pick, aber Scherder konnte gerade noch von der FCN-Abwehr gestoppt werden.
Nach einer halben Stunde meldete sich dann der Club, doch Julian Justvan traf mit seinem Freistoß zum Glück nur den Außenpfosten. In der Folge plätscherte die Party so vor sich hin und mit 0:0 ging es in die Pause. Zu diesem Zeitpunkt hatten mit Preißinger, ter Horst und Pick bereits drei Preußen Gelb gesehen und man hatte einmal mehr den Eindruck, dass der sehr unsicher wirkende Schiedsrichter Lars Erbst die Regelauslegung recht einseitig gegen die Preußen interpretierte.
Preußen kommt mit Druck aus der Kabine
Mit Wucht kamen die Adlerträger aus der Pause, drängten die Franken mehr und mehr in die eigene Hälfte und initiierten, immer wieder angetrieben vom überragenden Marc Lorenz, eine Vielzahl vielversprechender Situationen. So verpassten ter Horst und Kinsombi in der 47. Und vier Minuten später war es wieder Kinsombi, dessen Schuss zur Ecke abgewehrt werden konnte.
In der 54. Minute kann Club Schnapper Reichert einen Lorenz-Einwurf nicht festhalten, doch ter Horst verpasst knapp. Unglaubliches dann in der 58., eine Hereingabe von Pick geht durch, Kinsombi köpft den Ball an den Pfosten, von wo er dem Torhüter ans Knie und von dort wieder an den Pfosten und zurück ins Feld springt. In dieser Taktung ging es weiter. Die Adlerträger dominierten, standen hinten sicher und bekamen vorne die Murmel trotz klarster Chancen nicht ins Tor.
In der 63. Minute dann der Moment, auf den alle Preußen so lange gewartet haben: Malik Batmaz wurde unter dem frenetischen Jubel der Anhänger eingewechselt. Am Spiel änderte sich wenig. In der 66. Minute holten sich dann auch die Gäste einmal eine Gelbe Karte ein, als Tim Janisch seinem Gegenspieler im Mittelfeld mit offener Sohle erwischte. Einen Tag vorher in München hatte es für eine fast identische Aktion noch glatt Rot gegeben.
Die Hausherren drückten weiter, kreierten Chancen, aber der Ball wollte nicht rein und so kam es, wie es kommen musste. In der 83. Spielminute vertändelt der eingewechselte Frenkert den Ball in der gegnerischen Hälfte, Nürnberg schaltet schnell um, Hendrix muss, da mittlerer Weile auch schon mit Gelb belastet zurückziehen, Millionenmann Tzimas enteilt, legt quer auf den ebenfalls eingewechselten Schleimer und der lässt Schenk keine Chance. Wieder 0:1 und wieder sind es die letzten zehn Minuten. Jetzt wird es richtig laut im Stadion, Preußen presste, spielte Powerplay und schnürte Nürnberg ein. Da baute keiner ab, da hatte keiner Krämpfe, da hatte keiner ein Konditionsproblem, nur der Ball, der wollte einfach nicht über die Linie.
Elfmeter-Posse in der 90. Minute
Dann kam die 90. Spielminute. Noch einmal Freistoß aus gut 20 Metern, wie gemacht für den Capitano dessen scharfer Schuss vom Nürnberger Jander in der Mauer mit dem Ellenbogen abgelenkt wird und danach durch den Strafraum flipperte und dann… ein Pfiff. Schiri Erbst zeigte auf den Punkt, warum jetzt genau konnte wohl keiner so richtig nachvollziehen. Das Handspiel von Jander war wieder so eine 50:50-Sache, doch der Referee hatte sich festgelegt. Lorenz stand bereit und dann passierte minutenlang gar nichts. Irgendwann begab sich der Regelwärter gemessenen Schrittes zum Bildschirm und nahm, nach minutenlanger Betrachtung der Bilder, seine Entscheidung zurück. Der Schlussoffensive des SCP war durch diese unnötig lange Unterbrechung, die nicht einmal im Ansatz nachgespielt wurde, der Stecker gezogen.
Das war es dann und während die FCN-Fans feierten, standen die Anhänger der Preußen mit leeren, verständnislosen Blicken in der Kurve. Es war wieder Murmeltiertag. Später in der PK fragte sich unser Trainer, was wir wohl verbrochen haben könnten, dass wir zum wiederholten Mal so bestraft werden, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Mannschaft sich nicht brechen lässt und wieder aufstehen wird! Vielleicht ja schon am Samstag in Elversberg. Dann allerdings ohne Jorrit Hendrix, der hatte seine fünfte gelbe Karte kassiert, aber auch das wird die Mannschaft irgendwie kompensieren.
Alle zusammen für Preußen Münster!