Mission Klassenerhalt – Preußen vor harter Prüfung in Köln

Wenn sich an Ostern zwei Domstädte begegnen, darf man ruhig auch mal ein wenig pathetisch werden. Der Kölner Dom – imposant, stolz, weltberühmt. Der Münsteraner St.-Paulus-Dom – ruhiger, bescheidener, aber nicht minder ehrwürdig. So wie die beiden Kirchenbauten stehen auch die beiden Fußballclubs da: Köln, traditionsreich, viele Erfolge auf der großen Fußballbühne, voller Erwartung. Preußen Münster, kämpferisch, geerdet, mit dem festen Willen, sich im Rampenlicht der 2. Bundesliga festzubeißen. Am Ostersonntag kommt es nun zum Aufeinandertreffen der beiden Vereine – der Kölner Geißbock gegen Münsters Adler – und die Adlerträger reisen mit 5.000 Fans im Rücken ins mit 50.000 Zuschauern ausverkaufte RheinEnergieStadion.
Fünf Endspiele, eins davon in Müngersdorf
Die Tabelle kennt keine Gnade und schon gar nicht in dieser verrückten 2. Liga. Die Siege von Braunschweig (gegen den Hamburger SV), Ulm (Magdeburg) und Regensburg (Schalke) am vergangenen Wochenende haben zuletzt wieder eindrucksvoll gezeigt, wie unberechenbar diese Liga ist. Für Preußen, die nach dem 1:1 gegen den Karlsruhe SC wieder nur Remis im Preußenstadion spielten und auf den Religationsplatz abrutschten, bleiben somit fünf Spiele, fünf kleine Endspiele, um den Klassenerhalt möglich zu machen. Auch wenn das Momentum derzeit gegen die Preußen zu laufen scheint – ein Punktgewinn in Köln wäre ein starkes Lebenszeichen.
Trainer Sascha Hildmann versucht, in diesen Wochen einen Balanceakt zwischen Anspannung und Fokussierung zu meistern. „Wir wollen die Spiele angehen, wie eine Weltmeisterschaftsvorrunde. Am Ende wollen wir eine Runde weitergehen“, gibt er als Marschroute aus. Der Teamgedanke steht über allem: „Es darf keine Eitelkeiten, keine Ich-AG geben. Wir können nur über die Mannschaft kommen. Wer nicht spielt, muss die anderen anschieben.“
Deters und Nemeth fallen aus, Paetow zurück im Training
Die Personallage bei den Preußen bleibt indes angespannt. Thorben Deters wird in dieser Saison kein Spiel mehr bestreiten – ein Anriss der Supraspinatussehne zwingt ihn zur Pause. Auch Andras Nemeth (Muskelfaserriss) fehlt, während Etienne Amenyido am Freitag wieder ins Training einsteigt. Verteidiger Torge Paetow kann nach seinem Bruch immerhin wieder mit einer Manschette trainieren.
Taktisch könnte es ebenfalls Anpassungen geben. Mrowca überzeugte in der zweiten Halbzeit gegen die Badener und dürfte in die Startelf rücken. Auch ein Wechsel im Sturm ist denkbar: Malik Batmaz könnte „Berti“ Fridjonsson ersetzen und für ein belebendes Element sorgen. Denn offensiv tuen sich die Preußen weiter schwer – vor allem aus dem Spiel heraus fehlen zwingende Aktionen. „Wir brauchen Entlastung, müssen in die Räume laufen“, fordert Hildmann. Und doch bleibt ein Hoffnungsschimmer: Die Preußen lassen sich selten abschießen. Auch gegen die Top-Teams der Liga hielt man lange mit – ein Tor kann reichen, um wieder ins Spiel zurückzufinden. Kapitän Marc Lorenz steht zudem vor einem persönlichen Meilenstein: mit seinem voraussichtlich 154. Einsatz im Adlertrikot würde er seinen Ex-Klub Karlsruhe (153 Einsätze) in der persönlichen Statistik überholen.
Köln mit Minimalismus zum Aufstieg?
Der 1. FC Köln geht als Tabellenzweiter in das Spiel – und ist natürlich der klare Favorit. Doch auch bei den Geißböcken läuft nicht alles rund. In zwölf Rückrundenspielen gelangen lediglich neun Tore – erstaunlich wenig angesichts der Qualität in der Offensive und den Ansprüchen im Verein und der Stadt. Mit Damion Downs (9 Tore, 4 Assists) und Tim Lemperle (8 Tore, 4 Assists) könnten zwei Schlüsselspieler erstmals seit Monaten wieder gemeinsam in der Startelf von Köln-Coach Gerhard Struber auflaufen. Insgesamt waren die beiden an über der Hälfte der FC-Tore direkt beteiligt. Die Domstädter sind zudem die Minimalisten der Liga, sie konnten bereits acht Mal ihre Spiele mit 1:0-Siegen für sich entscheiden. Auch im Hinspiel gegen den SCP reichte ein einziges Tor durch Lemperle für den 1:0-Erfolg im eiskalten Preußenstadion.
Personell fehlt dem FC eine ganze Reihe von Spielern – darunter Luca Kilian (Kreuzbandriss), Max Finkgräfe (Muskelverletzung), Linton Maina und Jusuf Gazibegovic (beide Sprunggelenksverletzung). Bei den zuletzt fraglichen Akteure rund um Denis Huseinbasic, Timo Hübers, Joël Schmied und Dejan Ljubicic sieht es so aus, als könnten alle am Sonntag mitwirken. Gerhard Struber wies auf der Pressekonferenz vor dem Spiel noch einmal auf die Unberechenbarkeit der Liga hin: „Uns wurde wieder aufgezeigt, wie stark diese Liga ist. Jeder Gegner muss ernst genommen werden, kein Spiel kann auf die leichte Schulter genommen werden.“ Bei den Preußen habe er in der Analyse vor allem ein gutes Verteidigungsnetz erkannt, wodurch die Adlerträger wenig Gegentore kassieren. Er machte ebenso auch auf die Standardstärke aufmerksam, als „Waffe, die es zu entschärfen gilt“, erläuterte Struber.
Rheinland wird Schwarz-Weiß-Grün
Damit alle Preußenfans pünktlich im Stadion ankommen, wird es einen Entlastungszug geben, der 800 Preußenfans Platz bietet. Abfahrt in Münster ist am Ostersonntag um 8:27 Uhr (Gleis 4), Ankunft in Köln Messe/Deutz um 10:14 Uhr. Die Rückfahrt startet um 17:07 Uhr (Gleis 1), Ankunft in Münster ist für 18:56 Uhr geplant. Und aufgepasst: Laut Vereinsmitteilung gibt es vor Ort gilt ein Glasflaschen- und Dosenverbot im Umkreis des Stadions. Verstöße können mit 25 Euro geahndet werden.
Es wird laut in Köln, nicht nur wegen der bekannten Kölner „Trömmelche“, die hoffentlich nicht zum Einsatz kommen wird. Der 1. FC Köln hat die Favoritenrolle, aber auch den Druck, gewinnen zu müssen. Unsere Jungs können mit Geschlossenheit, Kompaktheit und Leidenschaft punkten. Und wer weiß – vielleicht schreiben die Adlerträger an Ostern ihr eigenes kleines Wunder in der Domstadt am Rhein. In diesem Sinne schöne Ostertage, ehe es am Sonntag wieder heißt:
Alle zusammen für Preußen Münster!