Auf ein Lebenszeichen im Abstiegskampf folgt das Trainerbeben

Der Trend ist zurzeit wirklich nicht der Freund der Preußen, nur zwei Zähler konnte man in den letzten vier Partien einfahren, und gerade jetzt fängt die Konkurrenz im Keller an zu punkten. So auch am Freitag, als der SSV Ulm einen überraschenden 1:0-Auswärtssieg in Fürth einfuhr und den SCP über Nacht auf den direkten Abstiegsrang verdrängte. Es war also mächtig Druck auf dem Kessel. Der Unterstützung der Fans konnten sich die Männer von Trainer Hildmann aber sicher sein. Nach dem Fan-Marsch die Hammer Straße hoch, war die Kurve schon eine Stunde vor dem Anpfiff gut gefüllt und als die Spieler zum Warmmachen auf den Platz kamen, wurden sie von frenetischem Jubel empfangen.
Offensive Ausrichtung und neue Dreierkette
Nachdem man sich unter der Woche in verschiedenen Konstellationen zusammengesetzt hatte, um die schwierige Lage zu analysieren, sollte nun endlich der so dringend benötigte Dreier eingefahren werden. Dafür hatte sich Sascha Hildmann einiges einfallen lassen. Die Dreierkette war mit ter Horst, Bazzoli und Lukas Frenkert komplett neu besetzt worden, Florian Pick auf links und Makridis auf rechts agierten als Schienenspieler, Hendrix und Mrowca bildeten die Doppelsechs und in vorderster Linie sollten Lorenz, Batmaz und Mees für Torgefahr sorgen.
Die Gäste aus Hessen, denen noch ein Punkt zum sicheren Klassenerhalt fehlte, boten wieder ihren 24-Tore-Sturm Isac Lidberg und Fraser Hornby auf. Der SCP durfte sich also bei aller offensiven Ausrichtung in der Defensive keine Fehler erlauben. Bei 20 Grad und Sonnenschein gingen die Adlerträger vor 12.422 Zuschauern im LVM-Preußenstadion von Anfang an forsch zu Werke. Doch schon direkt nach zwei Minuten mussten die Hausherren den ersten Rückschlag hinnehmen. Frenkert brachte im direkten Laufduell seinen Gegenspieler zu Fall, kassierte Gelb und verletzte sich bei dieser Aktion so schwer, dass er schon nach sechs Minuten gegen Niko Koulis ausgewechselt werden musste.
Preußen beginnt druckvoll
In der Folge versuchten die Adlerträger Druck aufzubauen, und es kam zu ersten gefährlichen Aktionen im Strafraum der Gäste. Nach einer verunglückten Abwehraktion nach Mees-Flanke fiel der Ball Malik Batmaz vor die Füße, der das Spielgerät aber nicht kontrollieren konnte (11.) und in der 13. Minute suchte Batmaz Mees mit seiner Flanke leider vergeblich. Die Preußen waren jetzt drin im Spiel, pressten hoch und versuchten immer wieder, über die Flügel für Gefahr zu sorgen.
Die Darmstädter dagegen war bemüht durch Ballbesitz und kontrollierten Aufbau das Spiel zu beruhigen, was ihnen auch mehr und mehr gelang, nicht zuletzt, weil die Hausherren immer wieder zu ungenau in den Abspielen waren, gute Offensivaktionen viel zu häufig abbrachen, um hintenherum zu spielen, das Tempo herausnahmen und es den Gästen so einfach machten das Spielgeschehen zu beruhigen. So dauerte es bis zur 40. Spielminute, bis wieder etwas mit Erinnerungswert vor dem Tor der Lilien geschah: Hendrix schickte mit einem langen, präzisen Flügelwechsel Makridis, der in die Mitte zog und aus 20 Metern den Abschluss suchte, Lilien-Keeper Schuhen aber letztendlich vor keine größeren Probleme stellte.
Schock vor der Pause
Als sich dann alle Anwesenden auf ein torloses Unentschieden zur Halbzeit eingestellt hatten, schlug es doch noch ein, aber zum Entsetzen der Münsteraner auf der anderen Seite. Florian Pick ließ seinen Gegenspieler nach Ballverlust ziehen, Lidberg bediente Marseiler und der ließ Schenk keine Chance (45.). Mit 0:1 und sichtlich konsterniert gingen die Preußen in die Pause und auch auf den Rängen sah man allerorts Entsetzen in den Gesichtern. Sascha Hildmann reagierte und brachte Fridjònsson für Batmaz, an der taktischen Ausrichtung ändert sich aber erst einmal nichts, doch der SCP wirkt angeschlagen, fahrig und viel zu unpräzise in seinen Aktionen.
Nachdem der Ball einmal mehr leichtfertig verloren gegangen war, schien für Marc Lorenz das Maß voll zu sein und er grätscht seinen Gegenspieler beherzt um. Der Unparteiische ließ aber zunächst weiterlaufen und Darmstadt konnte kontern, die Preußen-Verteidigung wirkt unsortiert und bekam die Situation erst im dritten Versuch geklärt und dann, wie aus dem Nichts ertönte ein Pfiff und der Referee deutet auf den Elfmeterpunkt. Lorenz holte sich seine wohlverdiente Gelbe Karte ab und gefühlte zehn Minuten wusste eigentlich keiner im Stadion so richtig, was jetzt Sache war. Angeblich soll Mees seinen Gegenspieler im Strafraum gefoult haben, eine Einschätzung, die Schiedsrichter Benen aber exklusiv, für sich hatte und nach Kontrolle der Bilder dann auch revidierte.
Kollektives Aufatmen im Stadion, denn ein 0:2 wäre wohl der frühe Todesstoß für die Hoffnungen der Preußen gewesen. Stattdessen zogen diese jetzt das Tempo wieder an. Zwar gelang noch nicht alles, Standards und Flanken fanden viel zu häufig keinen Abnehmer, aber der Einsatz stimmte und dann fiel es doch noch, das erste Tor aus dem Spiel heraus, seit dem Sieg gegen Regensburg. Hendrix eroberte in Spielminute 64 den Ball und setzte mit einem feinen Pass Pick in Szene, der direkt auf Lorenz weiterleitete. Der Kapitän lief noch ein paar Meter mit dem Ball und flankte dann präzise in den gegnerischen Strafraum, wo Joshua Mees den Ball formvollendet via Flugkopfball im Tor der Hessen versenkte. Das Stadion bebte und die Adler wollten jetzt mehr.
Der SCP spielt auf Sieg
Der Trainer wechselte offensiv, brachte Kyerewaa und Kinsombi für Pick und Mrowca und so neuen Schwung in die Aktionen der Hausherren. Dies hätten sich in der 71. Minute fast schon ausgezahlt, als Kyereewa vier Gegner aussteigen ließ und erst durch ein Foul gestoppt werden konnte. Eine Zeigerumdrehung später hatten dann alle den Torschrei auf den Lippen, als ein Kopfball von Fridjònsson, nach Lorenz-Flanke, nur an die Latte geht und sich bei der Verwertung des Abprallers dann Fridjònsson und Koulis gegenseitig behinderten, bis Schuhen den Ball unter sich begraben konnte.
Auf beiden Seiten ging nun etwas die Ordnung verloren, sodass es phasenweise vogelwild zwischen den Strafräumen hin und her ging. Zunächst muss Bazzoli ein ganz langes Bein machen, um einen Konter der Gäste zu unterbinden, dann braucht Mees zu lange mit dem Abspiel, sodass Lorenz letztendlich im Abseits stand und dann setzt Makridis das Leder aus 18 Metern über das Tor. Eine Minute später dringt der an diesem Tag unwiderstehliche Kyereewa in den Sechszehner ein und kann erst im aller letzten Moment gestoppt werden. Der SCP ging jetzt kompromisslos auf das 2:1 und der SVD98 versuchte mehr und mehr Zeit von der Uhr zu nehmen, wechselte ausgiebig und gab bei jeder Gelegenheit den sterbenden Schwan.
Es gab acht Minuten obendrauf, doch Darmstadt gelang es mehr und mehr, jeglichen Spielfluss zu unterbinden. Zu allem Überfluss ermeckerte sich der ansonsten bärenstarke Jano ter Horst auch noch seine fünfte Gelbe Karte und wird den Preußen so in Magdeburg fehlen. So blieb es schlussendlich beim 1:1. Die Darmstädter feierten mit ihren Fans den sicheren Klassenerhalt, Glückwunsch von dieser Stelle – das sah zu Saisonbeginn gar nicht danach aus – und die Preußen wirkten irgendwie ratlos. Zwar konnte man nach Punkten zu Ulm aufschließen und auch der Abstand zu Braunschweig hat sich nicht vergrößert, aber man verharrt auf dem unliebsamen direkten Abstiegsplatz, und am kommenden Freitag steht die schwierige Aufgabe beim Tabellendritten in Magdeburg an.
Demission des Aufstiegstrainers
Dann wird Sascha Hildmann nach über fünf erfolgreichen Jahren nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Am heutigen Vormittag verkündete der SC Preußen die sofortige Freistellung von Trainer Sascha Hildmann und Co-Trainer Louis Cordes sowie Videoanalyst Janis Cordes. Wer in den letzten fünf Jahren geglaubt hat, der SCP wäre der „etwas andere“ Verein und würde auf „Nachhaltigkeit und Kontinuität“ setzen, der sieht sich jetzt eines Besseren belehrt. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Sascha und Louis für fünf tolle Jahre und ihre super Arbeit bedanken und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschen!!! Der abschließende Satz hat gerade sehr viel von seiner Strahlkraft eingebüßt…
Alle zusammen für Preußen Münster!
Highlights
folgt
Ich muß schon sagen, das ist wirklich eine Sauerei, wie mit einem solchen erfahrenen und vor allem beliebten Trainer umgegangen wird. Und das gerade mal drei Spieltage vor Saisonende !
Ich wünsche jetzt diesem Verein und vor allem den Leuten, die die heutige Entlassung von Herrn Hildmann zu verantworten haben, daß sie jetzt erst recht in die 3. Liga wieder absteigen. Etwas anderes haben die Verantwortlichen nicht verdient und noch etwas: Herr Kittner sollte bitteschön auch seinen Hut nehmen. Im übrigen war er als Spieler auch nicht immer gut. Solche Leute sollten mal überlegen, wo sie herkommen, bevor sie solche Entscheidungen treffen.